Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Hochzeit-Gedichte. Mein schertz ward endlich ernst; doch diese kurtze zeitLieß weiter auch nichts mehr, als die gedancken schreiben: Der himmel laß euch stets in vollen flammen bleiben! So bricht kein winter-sturm euch eure liebligkeit. Auf die hochzeit DJe ihr im lazareth der eitlen liebe liegt,Herrn Theodor Steudners, Ph. & M. D. u. Physici zu Greiffenberg, Mit Jungfer Anna Barbara Kätzlerin, 1674. J. F. K. Die lüsternde begier euch last zu selaven machen, Verführte sterblichen! was ists, das euch vergnügt? Ein schatz, wo ach und weh mit tausend drachen wachen; Ein marckt, wo man mehr gifft als mareipan verkaufft; Ein meer, wo unser schiff offt mann und guth verlohren, Wo das bestrittne bot an klipp und felsen laufft, Wenn sich die strenge fluth auf unser haupt verschworen. Wie mancher hat die bahr, den dolch und strang erkiest, Den Cypris und ihr kind mit ihrer macht bestritten! Man weiß, wie fürst Anton zuletzt gefallen ist; Wie Jphis vor der zeit des lebens garn zerschnitten. Die achse Jlions klagt noch den rauhen fall, Sie flucht der Helenen den zunder ihrer flammen: Man hört um Jda noch den leichten widerschall Des Paris richt-urtheil und tolle brunst verdammen. So ists: wo man der lieb altär und tempel baut, Muß klugheit und verstand den seepter niederlegen; Das fern-glas der vernunfft wird schwehrlich augeschaut, Wo in befteckter brust sich geile flammen regen. Die motte sieht das licht und slieget dennoch drein; Der botsmann kennt die fluth der ungetreuen wellen; Der
Hochzeit-Gedichte. Mein ſchertz ward endlich ernſt; doch dieſe kurtze zeitLieß weiter auch nichts mehr, als die gedancken ſchreiben: Der himmel laß euch ſtets in vollen flammen bleiben! So bricht kein winter-ſturm euch eure liebligkeit. Auf die hochzeit DJe ihr im lazareth der eitlen liebe liegt,Herrn Theodor Steudners, Ph. & M. D. u. Phyſici zu Greiffenberg, Mit Jungfer Anna Barbara Kaͤtzlerin, 1674. J. F. K. Die luͤſternde begier euch laſt zu ſelaven machen, Verfuͤhrte ſterblichen! was iſts, das euch vergnuͤgt? Ein ſchatz, wo ach und weh mit tauſend drachen wachen; Ein marckt, wo man mehr gifft als mareipan verkaufft; Ein meer, wo unſer ſchiff offt mann und guth verlohren, Wo das beſtrittne bot an klipp und felſen laufft, Wenn ſich die ſtrenge fluth auf unſer haupt verſchworen. Wie mancher hat die bahr, den dolch und ſtrang erkieſt, Den Cypris und ihr kind mit ihrer macht beſtritten! Man weiß, wie fuͤrſt Anton zuletzt gefallen iſt; Wie Jphis vor der zeit des lebens garn zerſchnitten. Die achſe Jlions klagt noch den rauhen fall, Sie flucht der Helenen den zunder ihrer flammen: Man hoͤrt um Jda noch den leichten widerſchall Des Paris richt-urtheil und tolle brunſt verdammen. So iſts: wo man der lieb altaͤr und tempel baut, Muß klugheit und verſtand den ſeepter niederlegen; Das fern-glas der vernunfft wird ſchwehrlich augeſchaut, Wo in befteckter bruſt ſich geile flammen regen. Die motte ſieht das licht und ſlieget dennoch drein; Der botsmann kennt die fluth der ungetreuen wellen; Der
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Mein ſchertz ward endlich ernſt; doch dieſe kurtze zeit
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Der himmel laß euch ſtets in vollen flammen bleiben!
So bricht kein winter-ſturm euch eure liebligkeit.
Auf die hochzeit
Herrn Theodor Steudners, Ph. &
M. D. u. Phyſici zu Greiffenberg,
Mit Jungfer Anna Barbara
Kaͤtzlerin, 1674.
J. F. K.
DJe ihr im lazareth der eitlen liebe liegt,
Die luͤſternde begier euch laſt zu ſelaven machen,
Verfuͤhrte ſterblichen! was iſts, das euch vergnuͤgt?
Ein ſchatz, wo ach und weh mit tauſend drachen wachen;
Ein marckt, wo man mehr gifft als mareipan verkaufft;
Ein meer, wo unſer ſchiff offt mann und guth verlohren,
Wo das beſtrittne bot an klipp und felſen laufft,
Wenn ſich die ſtrenge fluth auf unſer haupt verſchworen.
Wie mancher hat die bahr, den dolch und ſtrang erkieſt,
Den Cypris und ihr kind mit ihrer macht beſtritten!
Man weiß, wie fuͤrſt Anton zuletzt gefallen iſt;
Wie Jphis vor der zeit des lebens garn zerſchnitten.
Die achſe Jlions klagt noch den rauhen fall,
Sie flucht der Helenen den zunder ihrer flammen:
Man hoͤrt um Jda noch den leichten widerſchall
Des Paris richt-urtheil und tolle brunſt verdammen.
So iſts: wo man der lieb altaͤr und tempel baut,
Muß klugheit und verſtand den ſeepter niederlegen;
Das fern-glas der vernunfft wird ſchwehrlich augeſchaut,
Wo in befteckter bruſt ſich geile flammen regen.
Die motte ſieht das licht und ſlieget dennoch drein;
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