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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Hochzeit-Gedichte.
Die liebe hindert uns nicht an der weisheit schätzen,
Wer an den künsten sich nur suchet zu ergetzen,
Den reitzt ihr feuer mehr zu fleiß und eifer an,
Und leitet seinen fuß auf einer freuden-bahn.
Diß kan die liebe thun; nicht weniger verdienen
Die weiber hohes lob, indem allein mit ihnen
Zugleich die liebe lebt, und auch zugleich erstirbt;
Sie sind das schöne volck, das alle gunst erwirbt;
Jhr angenehmer blick kan unsre brust erquicken,
Wenn uns der kummer fast die geister will ersticken;
Sie sind das edelste, womit die erde prangt,
Und der ist recht beglückt, der ihre gunst erlangt.
Wir wollen itzund nicht ihr gantzes lob bezeugen,
Doch dieses können wir von ihnen nicht verschweigen:
Wenn sie das alterthum aus unsern armen reißt,
Und einen weisen mann vor ihnen fliehen heist;
Weil sie den musen feind und unsern fleiß vermindern,
Ja gar durch ihren tand uns im studiren hindern;
So hat ihr eitler wahn nur dieses ausgedacht,
Jndem ein weib vielmehr uns alles leichter macht;
Sie nimmt die müh auf sich vor unser hauß zu sorgen,
Nur daß wir ungestört vom abend bis an morgen,
Und wieder bis zur nacht bey büchern können stehn;
Und nicht selbst in die küch und keller dürffen gehn;
Kommt sie bisweilen schon in unsre bücher-schrancken,
So störet sie uns doch nicht leicht in den gedancken,
Ja ihre liebe steigt wol gar die leiter nauf,
Und schläget selber uns die besten bücher auf;
Wenn wir denn müde seyn, so kan ihr hände-drücken,
Jhr kuß, ihr freundlich thun uns ungemein erquicken.
So muß es allezeit in diesem hause gehn,
Wo ein verständig weib und treue liebe stehn.
Drum, weisen! haltet nur mit eurem spott zurücke;
Glaubt ihr den worten nicht, so sind noch andre stücke,
Damit man euren sinn gewiß besiegen kan;
Seht! unsre meynung nimmt der kluge Schröer an,
Der will euch ingesamt durch sein exempel lehren,
Wie man die liebe soll und eine frau verehren;
Er
Hochzeit-Gedichte.
Die liebe hindert uns nicht an der weisheit ſchaͤtzen,
Wer an den kuͤnſten ſich nur ſuchet zu ergetzen,
Den reitzt ihr feuer mehr zu fleiß und eifer an,
Und leitet ſeinen fuß auf einer freuden-bahn.
Diß kan die liebe thun; nicht weniger verdienen
Die weiber hohes lob, indem allein mit ihnen
Zugleich die liebe lebt, und auch zugleich erſtirbt;
Sie ſind das ſchoͤne volck, das alle gunſt erwirbt;
Jhr angenehmer blick kan unſre bruſt erquicken,
Wenn uns der kummer faſt die geiſter will erſticken;
Sie ſind das edelſte, womit die erde prangt,
Und der iſt recht begluͤckt, der ihre gunſt erlangt.
Wir wollen itzund nicht ihr gantzes lob bezeugen,
Doch dieſes koͤnnen wir von ihnen nicht verſchweigen:
Wenn ſie das alterthum aus unſern armen reißt,
Und einen weiſen mann vor ihnen fliehen heiſt;
Weil ſie den muſen feind und unſern fleiß vermindern,
Ja gar durch ihren tand uns im ſtudiren hindern;
So hat ihr eitler wahn nur dieſes ausgedacht,
Jndem ein weib vielmehr uns alles leichter macht;
Sie nimmt die muͤh auf ſich vor unſer hauß zu ſorgen,
Nur daß wir ungeſtoͤrt vom abend bis an morgen,
Und wieder bis zur nacht bey buͤchern koͤnnen ſtehn;
Und nicht ſelbſt in die kuͤch und keller duͤrffen gehn;
Kommt ſie bisweilen ſchon in unſre buͤcher-ſchrancken,
So ſtoͤret ſie uns doch nicht leicht in den gedancken,
Ja ihre liebe ſteigt wol gar die leiter nauf,
Und ſchlaͤget ſelber uns die beſten buͤcher auf;
Wenn wir denn muͤde ſeyn, ſo kan ihr haͤnde-druͤcken,
Jhr kuß, ihr freundlich thun uns ungemein erquicken.
So muß es allezeit in dieſem hauſe gehn,
Wo ein verſtaͤndig weib und treue liebe ſtehn.
Drum, weiſen! haltet nur mit eurem ſpott zuruͤcke;
Glaubt ihr den worten nicht, ſo ſind noch andre ſtuͤcke,
Damit man euren ſinn gewiß beſiegen kan;
Seht! unſre meynung nimmt der kluge Schroͤer an,
Der will euch ingeſamt durch ſein exempel lehren,
Wie man die liebe ſoll und eine frau verehren;
Er
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[77/0079] Hochzeit-Gedichte. Die liebe hindert uns nicht an der weisheit ſchaͤtzen, Wer an den kuͤnſten ſich nur ſuchet zu ergetzen, Den reitzt ihr feuer mehr zu fleiß und eifer an, Und leitet ſeinen fuß auf einer freuden-bahn. Diß kan die liebe thun; nicht weniger verdienen Die weiber hohes lob, indem allein mit ihnen Zugleich die liebe lebt, und auch zugleich erſtirbt; Sie ſind das ſchoͤne volck, das alle gunſt erwirbt; Jhr angenehmer blick kan unſre bruſt erquicken, Wenn uns der kummer faſt die geiſter will erſticken; Sie ſind das edelſte, womit die erde prangt, Und der iſt recht begluͤckt, der ihre gunſt erlangt. Wir wollen itzund nicht ihr gantzes lob bezeugen, Doch dieſes koͤnnen wir von ihnen nicht verſchweigen: Wenn ſie das alterthum aus unſern armen reißt, Und einen weiſen mann vor ihnen fliehen heiſt; Weil ſie den muſen feind und unſern fleiß vermindern, Ja gar durch ihren tand uns im ſtudiren hindern; So hat ihr eitler wahn nur dieſes ausgedacht, Jndem ein weib vielmehr uns alles leichter macht; Sie nimmt die muͤh auf ſich vor unſer hauß zu ſorgen, Nur daß wir ungeſtoͤrt vom abend bis an morgen, Und wieder bis zur nacht bey buͤchern koͤnnen ſtehn; Und nicht ſelbſt in die kuͤch und keller duͤrffen gehn; Kommt ſie bisweilen ſchon in unſre buͤcher-ſchrancken, So ſtoͤret ſie uns doch nicht leicht in den gedancken, Ja ihre liebe ſteigt wol gar die leiter nauf, Und ſchlaͤget ſelber uns die beſten buͤcher auf; Wenn wir denn muͤde ſeyn, ſo kan ihr haͤnde-druͤcken, Jhr kuß, ihr freundlich thun uns ungemein erquicken. So muß es allezeit in dieſem hauſe gehn, Wo ein verſtaͤndig weib und treue liebe ſtehn. Drum, weiſen! haltet nur mit eurem ſpott zuruͤcke; Glaubt ihr den worten nicht, ſo ſind noch andre ſtuͤcke, Damit man euren ſinn gewiß beſiegen kan; Seht! unſre meynung nimmt der kluge Schroͤer an, Der will euch ingeſamt durch ſein exempel lehren, Wie man die liebe ſoll und eine frau verehren; Er

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/79>, abgerufen am 24.11.2024.