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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Aria
Von der hoffnung.
1.
WAs beginnt ihr? ihr gedancken!
Sollen eure finstre schrancken
Lauter labyrinthe seyn?
Knüpfft ihr nichts, als zweiffels-knoten?
Nein, ach nein! mit diesen noten
Stimmt mein hertze gar nicht ein.
2.
Jch will hoffen; ob die sternen
Sich gleich itzt von mir entfernen,
Und nicht scheinen, wie ich will.
Die geduld kan alles beugen:
Offt bringt ein gelaßnes schweigen
Uns am besten an das ziel.
3.
Darum weicht, ihr phantasien!
Euer ängstliches bemühen
Schifft auf lauter Syrten zu.
Nur beständigkeit, mein hertze!
Steiffer hoffnung lichte kertze
Zeigt die beste bahn zur ruh!
4.
Laß die wilden wellen toben,
Schwimmt dein schiff doch immer oben!
Jst dein ancker doch noch gantz.
Auf den stillen wohllust-bäthen,
Wo wir sanfft und sicher treten,
Crönet uns kein sieges-crantz.
5.
Fürchtest du dich für dem stranden:
Hoffnung macht niemals zu schanden/
Wenn
Leanders aus Schleſien
Aria
Von der hoffnung.
1.
WAs beginnt ihr? ihr gedancken!
Sollen eure finſtre ſchrancken
Lauter labyrinthe ſeyn?
Knuͤpfft ihr nichts, als zweiffels-knoten?
Nein, ach nein! mit dieſen noten
Stimmt mein hertze gar nicht ein.
2.
Jch will hoffen; ob die ſternen
Sich gleich itzt von mir entfernen,
Und nicht ſcheinen, wie ich will.
Die geduld kan alles beugen:
Offt bringt ein gelaßnes ſchweigen
Uns am beſten an das ziel.
3.
Darum weicht, ihr phantaſien!
Euer aͤngſtliches bemuͤhen
Schifft auf lauter Syrten zu.
Nur beſtaͤndigkeit, mein hertze!
Steiffer hoffnung lichte kertze
Zeigt die beſte bahn zur ruh!
4.
Laß die wilden wellen toben,
Schwimmt dein ſchiff doch immer oben!
Jſt dein ancker doch noch gantz.
Auf den ſtillen wohlluſt-baͤthen,
Wo wir ſanfft und ſicher treten,
Croͤnet uns kein ſieges-crantz.
5.
Fuͤrchteſt du dich fuͤr dem ſtranden:
Hoffnung macht niemals zu ſchanden/
Wenn
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[294/0296] Leanders aus Schleſien Aria Von der hoffnung. 1. WAs beginnt ihr? ihr gedancken! Sollen eure finſtre ſchrancken Lauter labyrinthe ſeyn? Knuͤpfft ihr nichts, als zweiffels-knoten? Nein, ach nein! mit dieſen noten Stimmt mein hertze gar nicht ein. 2. Jch will hoffen; ob die ſternen Sich gleich itzt von mir entfernen, Und nicht ſcheinen, wie ich will. Die geduld kan alles beugen: Offt bringt ein gelaßnes ſchweigen Uns am beſten an das ziel. 3. Darum weicht, ihr phantaſien! Euer aͤngſtliches bemuͤhen Schifft auf lauter Syrten zu. Nur beſtaͤndigkeit, mein hertze! Steiffer hoffnung lichte kertze Zeigt die beſte bahn zur ruh! 4. Laß die wilden wellen toben, Schwimmt dein ſchiff doch immer oben! Jſt dein ancker doch noch gantz. Auf den ſtillen wohlluſt-baͤthen, Wo wir ſanfft und ſicher treten, Croͤnet uns kein ſieges-crantz. 5. Fuͤrchteſt du dich fuͤr dem ſtranden: Hoffnung macht niemals zu ſchanden/ Wenn

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/296>, abgerufen am 12.05.2024.