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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Vermischte Gedichte.
Wenn sie nur vernunfft regiert.
Manchmal wird ein leichter nachen
Unter klippen, sturm und krachen
Jn den sichern port geführt.

6.
Muscheln öffnen ihre schaalen,
Bis das licht der morgen-strahlen
Sie mit glantz und thau erfüllt.
Zeit und witz kan perlen fangen
Und ein ruhiges verlangen
Bleibt gewiß nicht ungestillt.


Aria
Von der geduld.
1.
GEtrost, mein geist! wenn sturm und donner dräuen.
Die ungeduld hält keinen ab.
Ein gleicher sinn kan sich beständig freuen.
Die angst ist ein lebendig grab.
Und ein allzuharter mund
Wird endlich auch von einem kusse wund.
2.
Laß haß und neid, laß die verleumbdung blitzeu;
Die unschuld bleidet unverletzt.
So lange sie geduld und tugend schützen,
So wird der pfeil umsonst gewetzt.
Denn der wahrheit klarer schein
Wird doch einmal der falschheit dampff zerstrean.
3.
Aus ungeduld sein eigen hertze fressen;
Heist wider sich zu felde gehn.
Es
T 4

Vermiſchte Gedichte.
Wenn ſie nur vernunfft regiert.
Manchmal wird ein leichter nachen
Unter klippen, ſturm und krachen
Jn den ſichern port gefuͤhrt.

6.
Muſcheln oͤffnen ihre ſchaalen,
Bis das licht der morgen-ſtrahlen
Sie mit glantz und thau erfuͤllt.
Zeit und witz kan perlen fangen
Und ein ruhiges verlangen
Bleibt gewiß nicht ungeſtillt.


Aria
Von der geduld.
1.
GEtroſt, mein geiſt! wenn ſturm und donner draͤuen.
Die ungeduld haͤlt keinen ab.
Ein gleicher ſinn kan ſich beſtaͤndig freuen.
Die angſt iſt ein lebendig grab.
Und ein allzuharter mund
Wird endlich auch von einem kuſſe wund.
2.
Laß haß und neid, laß die verleumbdung blitzeu;
Die unſchuld bleidet unverletzt.
So lange ſie geduld und tugend ſchuͤtzen,
So wird der pfeil umſonſt gewetzt.
Denn der wahrheit klarer ſchein
Wird doch einmal der falſchheit dampff zerſtrean.
3.
Aus ungeduld ſein eigen hertze freſſen;
Heiſt wider ſich zu felde gehn.
Es
T 4
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[295/0297] Vermiſchte Gedichte. Wenn ſie nur vernunfft regiert. Manchmal wird ein leichter nachen Unter klippen, ſturm und krachen Jn den ſichern port gefuͤhrt. 6. Muſcheln oͤffnen ihre ſchaalen, Bis das licht der morgen-ſtrahlen Sie mit glantz und thau erfuͤllt. Zeit und witz kan perlen fangen Und ein ruhiges verlangen Bleibt gewiß nicht ungeſtillt. Aria Von der geduld. 1. GEtroſt, mein geiſt! wenn ſturm und donner draͤuen. Die ungeduld haͤlt keinen ab. Ein gleicher ſinn kan ſich beſtaͤndig freuen. Die angſt iſt ein lebendig grab. Und ein allzuharter mund Wird endlich auch von einem kuſſe wund. 2. Laß haß und neid, laß die verleumbdung blitzeu; Die unſchuld bleidet unverletzt. So lange ſie geduld und tugend ſchuͤtzen, So wird der pfeil umſonſt gewetzt. Denn der wahrheit klarer ſchein Wird doch einmal der falſchheit dampff zerſtrean. 3. Aus ungeduld ſein eigen hertze freſſen; Heiſt wider ſich zu felde gehn. Es T 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/297>, abgerufen am 12.05.2024.