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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Verliebte und Galante Gedichte.
So führ es doch nur auf mein hertze,
Das sich so schön, als dein gesichte, schätzt,
Nachdem der liebe faust, die offtmals pfeil und kertze,
Zu kiel und griffel macht, dein bild darein geätzt.
Steht dir nun dieses, was dir gleichet,
Und dem sonst alle schönheit weichet,
Lisette! nicht an meinem hertzen an;
Was ist denn in der welt, so dir gefallen kan?


Als sie eine schlange in den hän-
den hielt.
DAs, was du mir in deinen händen weisest,
Jst keine wahre schlange nicht:
Es will nur deine grausamkeit,
Damit du meine liebe speisest,
Unter dieses ungeziefers schein
Uns sichtbar und handgreifflich seyn.
Zwar weil dein angesicht
Ein feld voll rosen heissen kan,
Und deine weisse faust nur lilgen von sich streut,
So geht es endlich an,
Daß unter dieser blumen-decke
Auch eine wahre schlange stecke.


An Sylvien, von der härtigkeit
ihres hertzens.
ALs, strenge Sylvia! dich deine schöne mutter
Noch unter ihrem hertzen trug;
So fügt' es sich, daß ihr ein theurer diamant
Recht kräfftig in die augen blitzte:
Weil nun desselben lichter zug
Die lust darnach ie mehr und mehr in ihr erhitzte,
So führte sie von ohngefehr die hand
Jn
R 5
Verliebte und Galante Gedichte.
So fuͤhr es doch nur auf mein hertze,
Das ſich ſo ſchoͤn, als dein geſichte, ſchaͤtzt,
Nachdem der liebe fauſt, die offtmals pfeil und kertze,
Zu kiel und griffel macht, dein bild darein geaͤtzt.
Steht dir nun dieſes, was dir gleichet,
Und dem ſonſt alle ſchoͤnheit weichet,
Liſette! nicht an meinem hertzen an;
Was iſt denn in der welt, ſo dir gefallen kan?


Als ſie eine ſchlange in den haͤn-
den hielt.
DAs, was du mir in deinen haͤnden weiſeſt,
Jſt keine wahre ſchlange nicht:
Es will nur deine grauſamkeit,
Damit du meine liebe ſpeiſeſt,
Unter dieſes ungeziefers ſchein
Uns ſichtbar und handgreifflich ſeyn.
Zwar weil dein angeſicht
Ein feld voll roſen heiſſen kan,
Und deine weiſſe fauſt nur lilgen von ſich ſtreut,
So geht es endlich an,
Daß unter dieſer blumen-decke
Auch eine wahre ſchlange ſtecke.


An Sylvien, von der haͤrtigkeit
ihres hertzens.
ALs, ſtrenge Sylvia! dich deine ſchoͤne mutter
Noch unter ihrem hertzen trug;
So fuͤgt’ es ſich, daß ihr ein theurer diamant
Recht kraͤfftig in die augen blitzte:
Weil nun deſſelben lichter zug
Die luſt darnach ie mehr und mehr in ihr erhitzte,
So fuͤhrte ſie von ohngefehr die hand
Jn
R 5
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[265/0267] Verliebte und Galante Gedichte. So fuͤhr es doch nur auf mein hertze, Das ſich ſo ſchoͤn, als dein geſichte, ſchaͤtzt, Nachdem der liebe fauſt, die offtmals pfeil und kertze, Zu kiel und griffel macht, dein bild darein geaͤtzt. Steht dir nun dieſes, was dir gleichet, Und dem ſonſt alle ſchoͤnheit weichet, Liſette! nicht an meinem hertzen an; Was iſt denn in der welt, ſo dir gefallen kan? Als ſie eine ſchlange in den haͤn- den hielt. DAs, was du mir in deinen haͤnden weiſeſt, Jſt keine wahre ſchlange nicht: Es will nur deine grauſamkeit, Damit du meine liebe ſpeiſeſt, Unter dieſes ungeziefers ſchein Uns ſichtbar und handgreifflich ſeyn. Zwar weil dein angeſicht Ein feld voll roſen heiſſen kan, Und deine weiſſe fauſt nur lilgen von ſich ſtreut, So geht es endlich an, Daß unter dieſer blumen-decke Auch eine wahre ſchlange ſtecke. An Sylvien, von der haͤrtigkeit ihres hertzens. ALs, ſtrenge Sylvia! dich deine ſchoͤne mutter Noch unter ihrem hertzen trug; So fuͤgt’ es ſich, daß ihr ein theurer diamant Recht kraͤfftig in die augen blitzte: Weil nun deſſelben lichter zug Die luſt darnach ie mehr und mehr in ihr erhitzte, So fuͤhrte ſie von ohngefehr die hand Jn R 5

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/267>, abgerufen am 11.05.2024.