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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Leanders aus Schlesien
Ach aber, werthes Licht!
Denckst du denn an Narcissen nicht?
Laß seinen fall dir doch die grufft verriegeln,
Und schau nicht mehr hinein:
Willst du dich aber sicher spiegeln;
So laß mein nasses aug' an statt des brunnen seyn!


Auf eine hohe person, als sie einen
goldnen ring angestecket.
WAs macht der goldne ring in deiner netten hand?
Er ist zu schlecht den finger zu umschließen,
Den lieb und schönheit selbst begierig sind zu küssen;
Doch ist mir auch kein schönerer bekant.
Es wollte denn des himmels reiner creiß
Sich in dergleichen enge fassen,
Und vor den diamant durch wunder-vollen fleiß,
Der sonne mittel-punct darein versetzen lassen.


Aus dem welschen der Andreini.
CUpido ist in Sylvien entbrannt,
Drum opffert er mit demuth-voller hand,
Als einer göttin ihr mein hertze.
Es brennt auch schon als eine lichte kertze.
Doch, himmel! ist das recht? Cupido trägt den lohn,
Die Sylvia den ruhm, und ich nur schmertz davon.


* * *
ES satzte Sylvio sich zu Lisetten nieder,
Und sprach: Du hassest mich, weil mir ein schatz gebricht;
Allein weißt du denn nicht,
Daß die lieb' ein lohn der liebe, nicht ein lohn des goldes ist?
Wie? oder bin ich dir deswegen nur zuwider,
Dieweil dein aug' an mir nichts zierliches erkiest?
So
Leanders aus Schleſien
Ach aber, werthes Licht!
Denckſt du denn an Narciſſen nicht?
Laß ſeinen fall dir doch die grufft verriegeln,
Und ſchau nicht mehr hinein:
Willſt du dich aber ſicher ſpiegeln;
So laß mein naſſes aug’ an ſtatt des brunnen ſeyn!


Auf eine hohe perſon, als ſie einen
goldnen ring angeſtecket.
WAs macht der goldne ring in deiner netten hand?
Er iſt zu ſchlecht den finger zu umſchließen,
Den lieb und ſchoͤnheit ſelbſt begierig ſind zu kuͤſſen;
Doch iſt mir auch kein ſchoͤnerer bekant.
Es wollte denn des himmels reiner creiß
Sich in dergleichen enge faſſen,
Und vor den diamant durch wunder-vollen fleiß,
Der ſonne mittel-punct darein verſetzen laſſen.


Aus dem welſchen der Andreini.
CUpido iſt in Sylvien entbrannt,
Drum opffert er mit demuth-voller hand,
Als einer goͤttin ihr mein hertze.
Es brennt auch ſchon als eine lichte kertze.
Doch, himmel! iſt das recht? Cupido traͤgt den lohn,
Die Sylvia den ruhm, und ich nur ſchmertz davon.


* * *
ES ſatzte Sylvio ſich zu Liſetten nieder,
Und ſprach: Du haſſeſt mich, weil mir ein ſchatz gebricht;
Allein weißt du denn nicht,
Daß die lieb’ ein lohn der liebe, nicht ein lohn des goldes iſt?
Wie? oder bin ich dir deswegen nur zuwider,
Dieweil dein aug’ an mir nichts zierliches erkieſt?
So
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[264/0266] Leanders aus Schleſien Ach aber, werthes Licht! Denckſt du denn an Narciſſen nicht? Laß ſeinen fall dir doch die grufft verriegeln, Und ſchau nicht mehr hinein: Willſt du dich aber ſicher ſpiegeln; So laß mein naſſes aug’ an ſtatt des brunnen ſeyn! Auf eine hohe perſon, als ſie einen goldnen ring angeſtecket. WAs macht der goldne ring in deiner netten hand? Er iſt zu ſchlecht den finger zu umſchließen, Den lieb und ſchoͤnheit ſelbſt begierig ſind zu kuͤſſen; Doch iſt mir auch kein ſchoͤnerer bekant. Es wollte denn des himmels reiner creiß Sich in dergleichen enge faſſen, Und vor den diamant durch wunder-vollen fleiß, Der ſonne mittel-punct darein verſetzen laſſen. Aus dem welſchen der Andreini. CUpido iſt in Sylvien entbrannt, Drum opffert er mit demuth-voller hand, Als einer goͤttin ihr mein hertze. Es brennt auch ſchon als eine lichte kertze. Doch, himmel! iſt das recht? Cupido traͤgt den lohn, Die Sylvia den ruhm, und ich nur ſchmertz davon. * * * ES ſatzte Sylvio ſich zu Liſetten nieder, Und ſprach: Du haſſeſt mich, weil mir ein ſchatz gebricht; Allein weißt du denn nicht, Daß die lieb’ ein lohn der liebe, nicht ein lohn des goldes iſt? Wie? oder bin ich dir deswegen nur zuwider, Dieweil dein aug’ an mir nichts zierliches erkieſt? So

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/266>, abgerufen am 12.05.2024.