Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Leanders aus Schlesien
Jn solcher regung zu dem hertzen,
Dadurch sie, aber blos zu mehrung meiner schmertzen,
Das wunder-werck in dich gelegt,
Daß deine brust ein hertz aus diamanten trägt.


Als sie die hand vor ihr gesichte
hielt.
WEil deine finger schnee, und deiner augen licht
Zwey heisse sonnen seyn,
Ach so vermaure doch mit deiner weichen hand
Dein helles antlitz nicht.
Zeuch sie, eh' deine blicke
Den heissen strahl darauf gewandt,
Doch bald zurücke,
Weil deinem Damon zum verdruß
Bey diesen sonnen sonst ihr schnee zerschmeltzen muß.


Als er gelegenheit hatte, sie zu
küssen.
BRingt mich dein süßer blick, o Flavia! ums leben,
Was würde nicht ein kuß von deinem munde thun?
Doch schweig, du tummer mund, und laß den kummer ruhn!
Sie lacht ja deiner blöden schlüsse:
Es hat dann keine noth.
Drum schweig, und setze küß' auf küsse.
Denn giebt dir einer schon den tod;
So wird der andre doch das leben
Dir also gleich mit wucher wiedergeben.


Er entdeckt sein verlangen nach ei-
nem kuße.
JCh habe wol gehört, o Venus! daß dein sohn
Dir aus der schoos entflogen,
Und
Leanders aus Schleſien
Jn ſolcher regung zu dem hertzen,
Dadurch ſie, aber blos zu mehrung meiner ſchmertzen,
Das wunder-werck in dich gelegt,
Daß deine bruſt ein hertz aus diamanten traͤgt.


Als ſie die hand vor ihr geſichte
hielt.
WEil deine finger ſchnee, und deiner augen licht
Zwey heiſſe ſonnen ſeyn,
Ach ſo vermaure doch mit deiner weichen hand
Dein helles antlitz nicht.
Zeuch ſie, eh’ deine blicke
Den heiſſen ſtrahl darauf gewandt,
Doch bald zuruͤcke,
Weil deinem Damon zum verdruß
Bey dieſen ſonnen ſonſt ihr ſchnee zerſchmeltzen muß.


Als er gelegenheit hatte, ſie zu
kuͤſſen.
BRingt mich dein ſuͤßer blick, o Flavia! ums leben,
Was wuͤrde nicht ein kuß von deinem munde thun?
Doch ſchweig, du tummer mund, und laß den kummer ruhn!
Sie lacht ja deiner bloͤden ſchluͤſſe:
Es hat dann keine noth.
Drum ſchweig, und ſetze kuͤß’ auf kuͤſſe.
Denn giebt dir einer ſchon den tod;
So wird der andre doch das leben
Dir alſo gleich mit wucher wiedergeben.


Er entdeckt ſein verlangen nach ei-
nem kuße.
JCh habe wol gehoͤrt, o Venus! daß dein ſohn
Dir aus der ſchoos entflogen,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0268" n="266"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leanders aus Schle&#x017F;ien</hi> </fw><lb/>
            <l>Jn &#x017F;olcher regung zu dem hertzen,</l><lb/>
            <l>Dadurch &#x017F;ie, aber blos zu mehrung meiner &#x017F;chmertzen,</l><lb/>
            <l>Das wunder-werck in dich gelegt,</l><lb/>
            <l>Daß deine bru&#x017F;t ein hertz aus diamanten tra&#x0364;gt.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Als &#x017F;ie die hand vor ihr ge&#x017F;ichte<lb/>
hielt.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>Eil deine finger &#x017F;chnee, und deiner augen licht</l><lb/>
            <l>Zwey hei&#x017F;&#x017F;e &#x017F;onnen &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Ach &#x017F;o vermaure doch mit deiner weichen hand</l><lb/>
            <l>Dein helles antlitz nicht.</l><lb/>
            <l>Zeuch &#x017F;ie, eh&#x2019; deine blicke</l><lb/>
            <l>Den hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;trahl darauf gewandt,</l><lb/>
            <l>Doch bald zuru&#x0364;cke,</l><lb/>
            <l>Weil deinem Damon zum verdruß</l><lb/>
            <l>Bey die&#x017F;en &#x017F;onnen &#x017F;on&#x017F;t ihr &#x017F;chnee zer&#x017F;chmeltzen muß.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Als er gelegenheit hatte, &#x017F;ie zu<lb/>
ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">B</hi>Ringt mich dein &#x017F;u&#x0364;ßer blick, o Flavia! ums leben,</l><lb/>
            <l>Was wu&#x0364;rde nicht ein kuß von deinem munde thun?</l><lb/>
            <l>Doch &#x017F;chweig, du tummer mund, und laß den kummer ruhn!</l><lb/>
            <l>Sie lacht ja deiner blo&#x0364;den &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e:</l><lb/>
            <l>Es hat dann keine noth.</l><lb/>
            <l>Drum &#x017F;chweig, und &#x017F;etze ku&#x0364;ß&#x2019; auf ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.</l><lb/>
            <l>Denn giebt dir einer &#x017F;chon den tod;</l><lb/>
            <l>So wird der andre doch das leben</l><lb/>
            <l>Dir al&#x017F;o gleich mit wucher wiedergeben.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Er entdeckt &#x017F;ein verlangen nach ei-<lb/>
nem kuße.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch habe wol geho&#x0364;rt, o Venus! daß dein &#x017F;ohn</l><lb/>
            <l>Dir aus der &#x017F;choos entflogen,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0268] Leanders aus Schleſien Jn ſolcher regung zu dem hertzen, Dadurch ſie, aber blos zu mehrung meiner ſchmertzen, Das wunder-werck in dich gelegt, Daß deine bruſt ein hertz aus diamanten traͤgt. Als ſie die hand vor ihr geſichte hielt. WEil deine finger ſchnee, und deiner augen licht Zwey heiſſe ſonnen ſeyn, Ach ſo vermaure doch mit deiner weichen hand Dein helles antlitz nicht. Zeuch ſie, eh’ deine blicke Den heiſſen ſtrahl darauf gewandt, Doch bald zuruͤcke, Weil deinem Damon zum verdruß Bey dieſen ſonnen ſonſt ihr ſchnee zerſchmeltzen muß. Als er gelegenheit hatte, ſie zu kuͤſſen. BRingt mich dein ſuͤßer blick, o Flavia! ums leben, Was wuͤrde nicht ein kuß von deinem munde thun? Doch ſchweig, du tummer mund, und laß den kummer ruhn! Sie lacht ja deiner bloͤden ſchluͤſſe: Es hat dann keine noth. Drum ſchweig, und ſetze kuͤß’ auf kuͤſſe. Denn giebt dir einer ſchon den tod; So wird der andre doch das leben Dir alſo gleich mit wucher wiedergeben. Er entdeckt ſein verlangen nach ei- nem kuße. JCh habe wol gehoͤrt, o Venus! daß dein ſohn Dir aus der ſchoos entflogen, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/268
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/268>, abgerufen am 23.11.2024.