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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Verliebte und Galante Gedichte.
So laß nur einen blick in meine sterne gehn,
Dann wirst du sie schon zu erkennen wissen,
Und durch den trieb erbarmnis-voller glut
Mein eigen hertze sehn in deinen thränen fließen.


Als sie graue haare bekam, und
doch noch schön war.
Aus dem welschen.
ES ist kein wunder nicht,
Daß bey dir der kalte winter andrer schönen lentz absticht,
Weil offt die ros' im Jenner blühet,
Da man noch schnee in dem Aprille siehet.
Das aber ist ein werck, das etwas höher steigt,
Und der verwundrung werth zu achten,
Wenn wir den Jenner itzt in deinem haar betrachten,
Da der April sich im gesichte zeiget.


Als sie in großen schmertzen da-
nieder lag.
JNdem ich einen blick nach deinen sternen sende,
Und schaue, wie die qval dir fast die augen bricht,
So denck ich fernerweit an meine wunden nicht.
Daß sich dein jammer nur zu meinem hertzen wende!
So seuffz' ich, Flavia! blos um dich zu befreyn:
Ach wolte mich, o innigstes ergetzen!
Der himmel doch so würdig schätzen,
Und ließ in deiner angst mich gleich des todes seyn!


Als sie sich in einem brunnen
spiegelte.
CLimene wirfft den blick nur einem brunnen zu,
Und lässet mich in guter ruh.
Ach
R 4
Verliebte und Galante Gedichte.
So laß nur einen blick in meine ſterne gehn,
Dann wirſt du ſie ſchon zu erkennen wiſſen,
Und durch den trieb erbarmnis-voller glut
Mein eigen hertze ſehn in deinen thraͤnen fließen.


Als ſie graue haare bekam, und
doch noch ſchoͤn war.
Aus dem welſchen.
ES iſt kein wunder nicht,
Daß bey dir der kalte winter andrer ſchoͤnen lentz abſticht,
Weil offt die roſ’ im Jenner bluͤhet,
Da man noch ſchnee in dem Aprille ſiehet.
Das aber iſt ein werck, das etwas hoͤher ſteigt,
Und der verwundrung werth zu achten,
Wenn wir den Jenner itzt in deinem haar betrachten,
Da der April ſich im geſichte zeiget.


Als ſie in großen ſchmertzen da-
nieder lag.
JNdem ich einen blick nach deinen ſternen ſende,
Und ſchaue, wie die qval dir faſt die augen bricht,
So denck ich fernerweit an meine wunden nicht.
Daß ſich dein jammer nur zu meinem hertzen wende!
So ſeuffz’ ich, Flavia! blos um dich zu befreyn:
Ach wolte mich, o innigſtes ergetzen!
Der himmel doch ſo wuͤrdig ſchaͤtzen,
Und ließ in deiner angſt mich gleich des todes ſeyn!


Als ſie ſich in einem brunnen
ſpiegelte.
CLimene wirfft den blick nur einem brunnen zu,
Und laͤſſet mich in guter ruh.
Ach
R 4
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[263/0265] Verliebte und Galante Gedichte. So laß nur einen blick in meine ſterne gehn, Dann wirſt du ſie ſchon zu erkennen wiſſen, Und durch den trieb erbarmnis-voller glut Mein eigen hertze ſehn in deinen thraͤnen fließen. Als ſie graue haare bekam, und doch noch ſchoͤn war. Aus dem welſchen. ES iſt kein wunder nicht, Daß bey dir der kalte winter andrer ſchoͤnen lentz abſticht, Weil offt die roſ’ im Jenner bluͤhet, Da man noch ſchnee in dem Aprille ſiehet. Das aber iſt ein werck, das etwas hoͤher ſteigt, Und der verwundrung werth zu achten, Wenn wir den Jenner itzt in deinem haar betrachten, Da der April ſich im geſichte zeiget. Als ſie in großen ſchmertzen da- nieder lag. JNdem ich einen blick nach deinen ſternen ſende, Und ſchaue, wie die qval dir faſt die augen bricht, So denck ich fernerweit an meine wunden nicht. Daß ſich dein jammer nur zu meinem hertzen wende! So ſeuffz’ ich, Flavia! blos um dich zu befreyn: Ach wolte mich, o innigſtes ergetzen! Der himmel doch ſo wuͤrdig ſchaͤtzen, Und ließ in deiner angſt mich gleich des todes ſeyn! Als ſie ſich in einem brunnen ſpiegelte. CLimene wirfft den blick nur einem brunnen zu, Und laͤſſet mich in guter ruh. Ach R 4

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/265>, abgerufen am 11.05.2024.