Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Leanders aus Schlesien Auf eine in ihrem busen steckende DJe blume, so aus deinen brüsten,rose. Aus dem welschen des Murtola. Als wie die morgenröth aus schönen wolcken lacht, Jst zwar dem scheine nach zur ros' allein gemacht; Jch aber schau in ihr die liebe selber nisten. Der helle purpur, der allhier Die weichen alabastev-hügel Mit seinem glantze crönt, stellt ihre fackel für, Die dsrnen sind die pfeil, die blätter sind die flügel. Auf ihre schönen augen. Aus was vor ungemeinem zeugeSind dieser sternen pracht, Vor welchen ich mein hertze beuge, O Liebe! doch gemacht? Jn wahrheit, so viel glantz in enge circkel bringen; Und eine solche glut in zartes fleisch zu zwingen, Jst etwas, das kein witz, der irdisch ist, erdenckt; Jedoch die lieb' ist blind, so kan ich sicher schlüßen: Daß du, o Amor! dir die augen ausgerissen, Und sie der Sylvia geschenckt. Auf den von seiner Daphne ge- GLückseliges crystall, es ziert dich keine kunst,liebten brunn. Und doch bestrahlet dich die sonne seltner gunst, Weil Daphne sich in dir den gantzen tag bespiegelt, Mir aber weg und thor zu ihrer huld verriegelt. Dein wasser ist so kalt, und hat gleichwol die krafft, Daß Daphne sich an dir, ich weiß nicht wie, vergafft. Hin-
Leanders aus Schleſien Auf eine in ihrem buſen ſteckende DJe blume, ſo aus deinen bruͤſten,roſe. Aus dem welſchen des Murtola. Als wie die morgenroͤth aus ſchoͤnen wolcken lacht, Jſt zwar dem ſcheine nach zur roſ’ allein gemacht; Jch aber ſchau in ihr die liebe ſelber niſten. Der helle purpur, der allhier Die weichen alabaſtev-huͤgel Mit ſeinem glantze croͤnt, ſtellt ihre fackel fuͤr, Die dsrnen ſind die pfeil, die blaͤtter ſind die fluͤgel. Auf ihre ſchoͤnen augen. Aus was vor ungemeinem zeugeSind dieſer ſternen pracht, Vor welchen ich mein hertze beuge, O Liebe! doch gemacht? Jn wahrheit, ſo viel glantz in enge circkel bringen; Und eine ſolche glut in zartes fleiſch zu zwingen, Jſt etwas, das kein witz, der irdiſch iſt, erdenckt; Jedoch die lieb’ iſt blind, ſo kan ich ſicher ſchluͤßen: Daß du, o Amor! dir die augen ausgeriſſen, Und ſie der Sylvia geſchenckt. Auf den von ſeiner Daphne ge- GLuͤckſeliges cryſtall, es ziert dich keine kunſt,liebten brunn. Und doch beſtrahlet dich die ſonne ſeltner gunſt, Weil Daphne ſich in dir den gantzen tag beſpiegelt, Mir aber weg und thor zu ihrer huld verriegelt. Dein waſſer iſt ſo kalt, und hat gleichwol die krafft, Daß Daphne ſich an dir, ich weiß nicht wie, vergafft. Hin-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0256" n="254"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Leanders aus Schleſien</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Auf eine in ihrem buſen ſteckende<lb/> roſe.<lb/> Aus dem welſchen des</hi> <hi rendition="#aq">Murtola.</hi> </hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>Je blume, ſo aus deinen bruͤſten,</l><lb/> <l>Als wie die morgenroͤth aus ſchoͤnen wolcken lacht,</l><lb/> <l>Jſt zwar dem ſcheine nach zur roſ’ allein gemacht;</l><lb/> <l>Jch aber ſchau in ihr die liebe ſelber niſten.</l><lb/> <l>Der helle purpur, der allhier</l><lb/> <l>Die weichen alabaſtev-huͤgel</l><lb/> <l>Mit ſeinem glantze croͤnt, ſtellt ihre fackel fuͤr,</l><lb/> <l>Die dsrnen ſind die pfeil, die blaͤtter ſind die fluͤgel.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Auf ihre ſchoͤnen augen.</hi> </hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">A</hi>us was vor ungemeinem zeuge</l><lb/> <l>Sind dieſer ſternen pracht,</l><lb/> <l>Vor welchen ich mein hertze beuge,</l><lb/> <l>O Liebe! doch gemacht?</l><lb/> <l>Jn wahrheit, ſo viel glantz in enge circkel bringen;</l><lb/> <l>Und eine ſolche glut in zartes fleiſch zu zwingen,</l><lb/> <l>Jſt etwas, das kein witz, der irdiſch iſt, erdenckt;</l><lb/> <l>Jedoch die lieb’ iſt blind, ſo kan ich ſicher ſchluͤßen:</l><lb/> <l>Daß du, o Amor! dir die augen ausgeriſſen,</l><lb/> <l>Und ſie der Sylvia geſchenckt.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Auf den von ſeiner Daphne ge-<lb/> liebten brunn.</hi> </hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">G</hi>Luͤckſeliges cryſtall, es ziert dich keine kunſt,</l><lb/> <l>Und doch beſtrahlet dich die ſonne ſeltner gunſt,</l><lb/> <l>Weil Daphne ſich in dir den gantzen tag beſpiegelt,</l><lb/> <l>Mir aber weg und thor zu ihrer huld verriegelt.</l><lb/> <l>Dein waſſer iſt ſo kalt, und hat gleichwol die krafft,</l><lb/> <l>Daß Daphne ſich an dir, ich weiß nicht wie, vergafft.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Hin-</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [254/0256]
Leanders aus Schleſien
Auf eine in ihrem buſen ſteckende
roſe.
Aus dem welſchen des Murtola.
DJe blume, ſo aus deinen bruͤſten,
Als wie die morgenroͤth aus ſchoͤnen wolcken lacht,
Jſt zwar dem ſcheine nach zur roſ’ allein gemacht;
Jch aber ſchau in ihr die liebe ſelber niſten.
Der helle purpur, der allhier
Die weichen alabaſtev-huͤgel
Mit ſeinem glantze croͤnt, ſtellt ihre fackel fuͤr,
Die dsrnen ſind die pfeil, die blaͤtter ſind die fluͤgel.
Auf ihre ſchoͤnen augen.
Aus was vor ungemeinem zeuge
Sind dieſer ſternen pracht,
Vor welchen ich mein hertze beuge,
O Liebe! doch gemacht?
Jn wahrheit, ſo viel glantz in enge circkel bringen;
Und eine ſolche glut in zartes fleiſch zu zwingen,
Jſt etwas, das kein witz, der irdiſch iſt, erdenckt;
Jedoch die lieb’ iſt blind, ſo kan ich ſicher ſchluͤßen:
Daß du, o Amor! dir die augen ausgeriſſen,
Und ſie der Sylvia geſchenckt.
Auf den von ſeiner Daphne ge-
liebten brunn.
GLuͤckſeliges cryſtall, es ziert dich keine kunſt,
Und doch beſtrahlet dich die ſonne ſeltner gunſt,
Weil Daphne ſich in dir den gantzen tag beſpiegelt,
Mir aber weg und thor zu ihrer huld verriegelt.
Dein waſſer iſt ſo kalt, und hat gleichwol die krafft,
Daß Daphne ſich an dir, ich weiß nicht wie, vergafft.
Hin-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |