Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte und Galante Gedichte.
Geh, zünde sie alsbald von ihren augen an!
Vielleichte kanst du noch dein hohes ziel erlangen;
Allein du folgest nicht, ich finde kein gehör:
Du lässest dich den blitz in ihren augen schrecken;
Doch komme nicht zu mir, die fackel anzustecken,
Was asche worden ist, das giebt kein feuer mehr.


* * *
NJchts kan des lebens sauren wein
Mehr versüssen,
Als lieben, und geliebet seyn
Und es wissen.


* * *
SO in mienen, als im hertzen
Jmmer frölich seyn und lachen,
Und kein traurig auge machen,
Heißt nicht lieben, sondern schertzen.


Vertheidigung der biene, so Syl-
vien gestochen hatte.
DU hast die arme bien' ohn alles recht erdrückt,
Ob gleich ihr zarter stich dein süßes fleisch verletzet.
Denn als sie deinen mund, den schönen mund, erblickt,
So hat sie freylich wol den stachel angesetzet;
Doch finne nur recht nach, warum sie es gethan?
Sie sahe deinen mund vor frische rosen an.


Aria aus einer frantzösischen opera.
O Nachtigall! entfleuch doch nicht!
Laß deine lieder sicher hören.
Jch
P 3
Verliebte und Galante Gedichte.
Geh, zuͤnde ſie alsbald von ihren augen an!
Vielleichte kanſt du noch dein hohes ziel erlangen;
Allein du folgeſt nicht, ich finde kein gehoͤr:
Du laͤſſeſt dich den blitz in ihren augen ſchrecken;
Doch komme nicht zu mir, die fackel anzuſtecken,
Was aſche worden iſt, das giebt kein feuer mehr.


* * *
NJchts kan des lebens ſauren wein
Mehr verſuͤſſen,
Als lieben, und geliebet ſeyn
Und es wiſſen.


* * *
SO in mienen, als im hertzen
Jmmer froͤlich ſeyn und lachen,
Und kein traurig auge machen,
Heißt nicht lieben, ſondern ſchertzen.


Vertheidigung der biene, ſo Syl-
vien geſtochen hatte.
DU haſt die arme bien’ ohn alles recht erdruͤckt,
Ob gleich ihr zarter ſtich dein ſuͤßes fleiſch verletzet.
Denn als ſie deinen mund, den ſchoͤnen mund, erblickt,
So hat ſie freylich wol den ſtachel angeſetzet;
Doch finne nur recht nach, warum ſie es gethan?
Sie ſahe deinen mund vor friſche roſen an.


Aria aus einer frantzoͤſiſchen opera.
O Nachtigall! entfleuch doch nicht!
Laß deine lieder ſicher hoͤren.
Jch
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0231" n="229"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Geh, zu&#x0364;nde &#x017F;ie alsbald von ihren augen an!</l><lb/>
            <l>Vielleichte kan&#x017F;t du noch dein hohes ziel erlangen;</l><lb/>
            <l>Allein du folge&#x017F;t nicht, ich finde kein geho&#x0364;r:</l><lb/>
            <l>Du la&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t dich den blitz in ihren augen &#x017F;chrecken;</l><lb/>
            <l>Doch komme nicht zu mir, die fackel anzu&#x017F;tecken,</l><lb/>
            <l>Was a&#x017F;che worden i&#x017F;t, das giebt kein feuer mehr.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c">* * *</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">N</hi>Jchts kan des lebens &#x017F;auren wein</l><lb/>
            <l>Mehr ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Als lieben, und geliebet &#x017F;eyn</l><lb/>
            <l>Und es wi&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c">* * *</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">S</hi>O in mienen, als im hertzen</l><lb/>
            <l>Jmmer fro&#x0364;lich &#x017F;eyn und lachen,</l><lb/>
            <l>Und kein traurig auge machen,</l><lb/>
            <l>Heißt nicht lieben, &#x017F;ondern &#x017F;chertzen.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Vertheidigung der biene, &#x017F;o Syl-<lb/>
vien ge&#x017F;tochen hatte.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">D</hi>U ha&#x017F;t die arme bien&#x2019; ohn alles recht erdru&#x0364;ckt,</l><lb/>
            <l>Ob gleich ihr zarter &#x017F;tich dein &#x017F;u&#x0364;ßes flei&#x017F;ch verletzet.</l><lb/>
            <l>Denn als &#x017F;ie deinen mund, den &#x017F;cho&#x0364;nen mund, erblickt,</l><lb/>
            <l>So hat &#x017F;ie freylich wol den &#x017F;tachel ange&#x017F;etzet;</l><lb/>
            <l>Doch finne nur recht nach, warum &#x017F;ie es gethan?</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;ahe deinen mund vor fri&#x017F;che ro&#x017F;en an.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Aria aus einer frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">opera.</hi></hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">O</hi> Nachtigall! entfleuch doch nicht!</l><lb/>
            <l>Laß deine lieder &#x017F;icher ho&#x0364;ren.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">P 3</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0231] Verliebte und Galante Gedichte. Geh, zuͤnde ſie alsbald von ihren augen an! Vielleichte kanſt du noch dein hohes ziel erlangen; Allein du folgeſt nicht, ich finde kein gehoͤr: Du laͤſſeſt dich den blitz in ihren augen ſchrecken; Doch komme nicht zu mir, die fackel anzuſtecken, Was aſche worden iſt, das giebt kein feuer mehr. * * * NJchts kan des lebens ſauren wein Mehr verſuͤſſen, Als lieben, und geliebet ſeyn Und es wiſſen. * * * SO in mienen, als im hertzen Jmmer froͤlich ſeyn und lachen, Und kein traurig auge machen, Heißt nicht lieben, ſondern ſchertzen. Vertheidigung der biene, ſo Syl- vien geſtochen hatte. DU haſt die arme bien’ ohn alles recht erdruͤckt, Ob gleich ihr zarter ſtich dein ſuͤßes fleiſch verletzet. Denn als ſie deinen mund, den ſchoͤnen mund, erblickt, So hat ſie freylich wol den ſtachel angeſetzet; Doch finne nur recht nach, warum ſie es gethan? Sie ſahe deinen mund vor friſche roſen an. Aria aus einer frantzoͤſiſchen opera. O Nachtigall! entfleuch doch nicht! Laß deine lieder ſicher hoͤren. Jch P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/231
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/231>, abgerufen am 23.11.2024.