Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Vermischte Gedichte. Auf lorbeern, die dich, Held! als Sieger, crönen sollen:Auf rosen, die wir dir, Sophia! streuen wollen. O Preussen! preise GOtt! da Mars sonst alles drückt, Bellona rast und tobt, die hölle fast erschrickt, Die tieffe sich bewegt, und die verdammten seelen Kaum für der bomben last, in ihren jammer-hölen Hinweiter sicher seyn; so sitzest du in ruh: So werffen wir vergnügt einander blumen zu: Wie etwan, Salomo! zu deiner zeit geschehen, Da man nur fried und gold, nicht krieg und blut gesehen: Da Thyrsis nicht geklagt: Mein König fällt mir schwer; Und alle welt noch rieff: Mehr Salomonen her! GOtt hat uns zwar versucht; doch nur auf wenig stunden. Was uns das grab entrückt, das ist auch schon verwunden. Nun Friedrich wieder liebt, nun er so glücklich liebt, Scheint alles nur ein traum, was uns iemals betrübt. Das war es, was wir offt von ihm erbitten wolten: Allein wir wusten nicht, ob wir es bitten solten. Jtzt kommt er uns zuvor, und bringt auf einen tag Mehr, als wir ie gedacht, als keiner bitten mag. Was Amphitrite soll und Pallas seyn gewesen: Was uns Diana scheint, wenn wir die fabeln leseu; Jst nicht mehr fabel-werck. Heut wird es offenbar. Jn dir, Sophie! allein stellt er sie alle dar. Du bist mehr als das heer der heydnischen göttinnen: Dort muste der poet die tugend nur ersinnen; Hier tritt sie lebend auf. Wir schauen dich nicht an Als eine Königin, die uns gebieten kan: Nicht als ein Ober-haupt, das ieder muß verehren: Nein; sondern als ein bild, das uns die demuth lehren, Und künfftig der vernunfft zur regel dienen soll: So war nicht Griechenland von Hectors thaten voll, Nicht von Alcidens ruhm; als wir von deinen strahlen. Man darff nicht, ruffen wir, erst Preussens siege mahlen! Was Friderich in dir dem lande zugewandt, Jst mehr, als was sein arm durch alle siege fand. Weicht, stoltzen herrscher! weicht! die ihr mit falschen waffen, Wie Pyrrhus, alles denckt in euren schoos zu raffen! Die M 3
Vermiſchte Gedichte. Auf lorbeern, die dich, Held! als Sieger, croͤnen ſollen:Auf roſen, die wir dir, Sophia! ſtreuen wollen. O Preuſſen! preiſe GOtt! da Mars ſonſt alles druͤckt, Bellona raſt und tobt, die hoͤlle faſt erſchrickt, Die tieffe ſich bewegt, und die verdammten ſeelen Kaum fuͤr der bomben laſt, in ihren jammer-hoͤlen Hinweiter ſicher ſeyn; ſo ſitzeſt du in ruh: So werffen wir vergnuͤgt einander blumen zu: Wie etwan, Salomo! zu deiner zeit geſchehen, Da man nur fried und gold, nicht krieg und blut geſehen: Da Thyrſis nicht geklagt: Mein Koͤnig faͤllt mir ſchwer; Und alle welt noch rieff: Mehr Salomonen her! GOtt hat uns zwar verſucht; doch nur auf wenig ſtunden. Was uns das grab entruͤckt, das iſt auch ſchon verwunden. Nun Friedrich wieder liebt, nun er ſo gluͤcklich liebt, Scheint alles nur ein traum, was uns iemals betruͤbt. Das war es, was wir offt von ihm erbitten wolten: Allein wir wuſten nicht, ob wir es bitten ſolten. Jtzt kommt er uns zuvor, und bringt auf einen tag Mehr, als wir ie gedacht, als keiner bitten mag. Was Amphitrite ſoll und Pallas ſeyn geweſen: Was uns Diana ſcheint, wenn wir die fabeln leſeu; Jſt nicht mehr fabel-werck. Heut wird es offenbar. Jn dir, Sophie! allein ſtellt er ſie alle dar. Du biſt mehr als das heer der heydniſchen goͤttinnen: Dort muſte der poet die tugend nur erſinnen; Hier tritt ſie lebend auf. Wir ſchauen dich nicht an Als eine Koͤnigin, die uns gebieten kan: Nicht als ein Ober-haupt, das ieder muß verehren: Nein; ſondern als ein bild, das uns die demuth lehren, Und kuͤnfftig der vernunfft zur regel dienen ſoll: So war nicht Griechenland von Hectors thaten voll, Nicht von Alcidens ruhm; als wir von deinen ſtrahlen. Man darff nicht, ruffen wir, erſt Preuſſens ſiege mahlen! Was Friderich in dir dem lande zugewandt, Jſt mehr, als was ſein arm durch alle ſiege fand. Weicht, ſtoltzen herrſcher! weicht! die ihr mit falſchen waffen, Wie Pyrrhus, alles denckt in euren ſchoos zu raffen! Die M 3
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Vermiſchte Gedichte.
Auf lorbeern, die dich, Held! als Sieger, croͤnen ſollen:
Auf roſen, die wir dir, Sophia! ſtreuen wollen.
O Preuſſen! preiſe GOtt! da Mars ſonſt alles druͤckt,
Bellona raſt und tobt, die hoͤlle faſt erſchrickt,
Die tieffe ſich bewegt, und die verdammten ſeelen
Kaum fuͤr der bomben laſt, in ihren jammer-hoͤlen
Hinweiter ſicher ſeyn; ſo ſitzeſt du in ruh:
So werffen wir vergnuͤgt einander blumen zu:
Wie etwan, Salomo! zu deiner zeit geſchehen,
Da man nur fried und gold, nicht krieg und blut geſehen:
Da Thyrſis nicht geklagt: Mein Koͤnig faͤllt mir ſchwer;
Und alle welt noch rieff: Mehr Salomonen her!
GOtt hat uns zwar verſucht; doch nur auf wenig ſtunden.
Was uns das grab entruͤckt, das iſt auch ſchon verwunden.
Nun Friedrich wieder liebt, nun er ſo gluͤcklich liebt,
Scheint alles nur ein traum, was uns iemals betruͤbt.
Das war es, was wir offt von ihm erbitten wolten:
Allein wir wuſten nicht, ob wir es bitten ſolten.
Jtzt kommt er uns zuvor, und bringt auf einen tag
Mehr, als wir ie gedacht, als keiner bitten mag.
Was Amphitrite ſoll und Pallas ſeyn geweſen:
Was uns Diana ſcheint, wenn wir die fabeln leſeu;
Jſt nicht mehr fabel-werck. Heut wird es offenbar.
Jn dir, Sophie! allein ſtellt er ſie alle dar.
Du biſt mehr als das heer der heydniſchen goͤttinnen:
Dort muſte der poet die tugend nur erſinnen;
Hier tritt ſie lebend auf. Wir ſchauen dich nicht an
Als eine Koͤnigin, die uns gebieten kan:
Nicht als ein Ober-haupt, das ieder muß verehren:
Nein; ſondern als ein bild, das uns die demuth lehren,
Und kuͤnfftig der vernunfft zur regel dienen ſoll:
So war nicht Griechenland von Hectors thaten voll,
Nicht von Alcidens ruhm; als wir von deinen ſtrahlen.
Man darff nicht, ruffen wir, erſt Preuſſens ſiege mahlen!
Was Friderich in dir dem lande zugewandt,
Jſt mehr, als was ſein arm durch alle ſiege fand.
Weicht, ſtoltzen herrſcher! weicht! die ihr mit falſchen waffen,
Wie Pyrrhus, alles denckt in euren ſchoos zu raffen!
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