Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Und alles feurig ist: Denn dringt sie durch das haus,
Greifft dach und giebel an, und schlägt in flammen aus:
So schleichet Amor auch: Erst reitzt er uns zum schauen;
Denn macht er unvermerckt, daß wir ihm weiter trauen:
Und endlich bricht er los. Der König kam und sah:
Er sah', er stutzt', und gleich war auch das feuer da,
Das Dido ehermals in dir die alten flammen
Mit neuen ausgelöscht: Wer, fragt er, kan verdammen,
Was GOtt und himmel will? Charlotte, gute nacht!
Das sey das letzte mal betrübt an dich gedacht.
Hinfort will ich erfreut dich in Sophien nennen,
Und in der Lebenden noch für die Todte brennen.
Was unser Held gesagt, das ist nunmehr vollbracht.
Er kommt und bringt den Schatz, der todte lebend macht.
Er bringt die Königin: Der stücke starckes knallen
Läst, Amor! deinen sieg hoch in der lufft erschallen:
Und Fama nimmt den schall, und trägt ihn durch die welt,
Viel weiter, als der Mohr, als Peru tafel hält.
Wir alle seynd erstaunt. Wir sehn das neue wunder,
Das unsern Held entzündt, und er mit gleichem zunder
Zum lieben angefeurt: Schaut! wie sie nach ihm blickt!
Schaut! wie auch ihn zugleich ihr holder blick erqvickt!
Sie zweiffelt, ob sie ihn; er, ob er sie recht höret:
Das ohr wird durch das hertz, dis durch den mund geftöret:
Und eines klaget stets das andre schertzend an,
Da keines doch für lust weiß, was es selbst gethan:
So lacht Aurora nicht, da sie auf ihrem wagen,
Dem keuschen Cephalus, Dich lieb ich, konte sagen:
So seufftzte Phöbus nicht, da er Boline, sprach,
Boline, fliehe nicht! Apollo folgt dir nach:
Als deine Fürstin jauchtzt, Held! daß sie dich bewogen;
Als dich, o Held! verlangt, eh' sie hier eingezogen.
Was ist unmöglich nun nach dieser neuen that?
Wer lebt, dem nur hiervon jemals geträumet hat?
Gleichwol ist es geschehn, mein König! und erfüllet.
Was keiner ie gehofft, hat unsern schmertz gestillet.
Wir dencken nun nicht mehr an die verrauchte zeit:
Wir dencken nur, wie du, auf süße fröligkeit:
Auf
Vermiſchte Gedichte.
Und alles feurig iſt: Denn dringt ſie durch das haus,
Greifft dach und giebel an, und ſchlaͤgt in flammen aus:
So ſchleichet Amor auch: Erſt reitzt er uns zum ſchauen;
Denn macht er unvermerckt, daß wir ihm weiter trauen:
Und endlich bricht er los. Der Koͤnig kam und ſah:
Er ſah’, er ſtutzt’, und gleich war auch das feuer da,
Das Dido ehermals in dir die alten flammen
Mit neuen ausgeloͤſcht: Wer, fragt er, kan verdammen,
Was GOtt und himmel will? Charlotte, gute nacht!
Das ſey das letzte mal betruͤbt an dich gedacht.
Hinfort will ich erfreut dich in Sophien nennen,
Und in der Lebenden noch fuͤr die Todte brennen.
Was unſer Held geſagt, das iſt nunmehr vollbracht.
Er kommt und bringt den Schatz, der todte lebend macht.
Er bringt die Koͤnigin: Der ſtuͤcke ſtarckes knallen
Laͤſt, Amor! deinen ſieg hoch in der lufft erſchallen:
Und Fama nimmt den ſchall, und traͤgt ihn durch die welt,
Viel weiter, als der Mohr, als Peru tafel haͤlt.
Wir alle ſeynd erſtaunt. Wir ſehn das neue wunder,
Das unſern Held entzuͤndt, und er mit gleichem zunder
Zum lieben angefeurt: Schaut! wie ſie nach ihm blickt!
Schaut! wie auch ihn zugleich ihr holder blick erqvickt!
Sie zweiffelt, ob ſie ihn; er, ob er ſie recht hoͤret:
Das ohr wird durch das hertz, dis durch den mund geftoͤret:
Und eines klaget ſtets das andre ſchertzend an,
Da keines doch fuͤr luſt weiß, was es ſelbſt gethan:
So lacht Aurora nicht, da ſie auf ihrem wagen,
Dem keuſchen Cephalus, Dich lieb ich, konte ſagen:
So ſeufftzte Phoͤbus nicht, da er Boline, ſprach,
Boline, fliehe nicht! Apollo folgt dir nach:
Als deine Fuͤrſtin jauchtzt, Held! daß ſie dich bewogen;
Als dich, o Held! verlangt, eh’ ſie hier eingezogen.
Was iſt unmoͤglich nun nach dieſer neuen that?
Wer lebt, dem nur hiervon jemals getraͤumet hat?
Gleichwol iſt es geſchehn, mein Koͤnig! und erfuͤllet.
Was keiner ie gehofft, hat unſern ſchmertz geſtillet.
Wir dencken nun nicht mehr an die verrauchte zeit:
Wir dencken nur, wie du, auf ſuͤße froͤligkeit:
Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0182" n="180"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und alles feurig i&#x017F;t: Denn dringt &#x017F;ie durch das haus,</l><lb/>
          <l>Greifft dach und giebel an, und &#x017F;chla&#x0364;gt in flammen aus:</l><lb/>
          <l>So &#x017F;chleichet Amor auch: Er&#x017F;t reitzt er uns zum &#x017F;chauen;</l><lb/>
          <l>Denn macht er unvermerckt, daß wir ihm weiter trauen:</l><lb/>
          <l>Und endlich bricht er los. Der Ko&#x0364;nig kam und &#x017F;ah:</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ah&#x2019;, er &#x017F;tutzt&#x2019;, und gleich war auch das feuer da,</l><lb/>
          <l>Das Dido ehermals in dir die alten flammen</l><lb/>
          <l>Mit neuen ausgelo&#x0364;&#x017F;cht: Wer, fragt er, kan verdammen,</l><lb/>
          <l>Was GOtt und himmel will? Charlotte, gute nacht!</l><lb/>
          <l>Das &#x017F;ey das letzte mal betru&#x0364;bt an dich gedacht.</l><lb/>
          <l>Hinfort will ich erfreut dich in Sophien nennen,</l><lb/>
          <l>Und in der Lebenden noch fu&#x0364;r die Todte brennen.</l><lb/>
          <l>Was un&#x017F;er Held ge&#x017F;agt, das i&#x017F;t nunmehr vollbracht.</l><lb/>
          <l>Er kommt und bringt den Schatz, der todte lebend macht.</l><lb/>
          <l>Er bringt die Ko&#x0364;nigin: Der &#x017F;tu&#x0364;cke &#x017F;tarckes knallen</l><lb/>
          <l>La&#x0364;&#x017F;t, Amor! deinen &#x017F;ieg hoch in der lufft er&#x017F;challen:</l><lb/>
          <l>Und Fama nimmt den &#x017F;chall, und tra&#x0364;gt ihn durch die welt,</l><lb/>
          <l>Viel weiter, als der Mohr, als Peru tafel ha&#x0364;lt.</l><lb/>
          <l>Wir alle &#x017F;eynd er&#x017F;taunt. Wir &#x017F;ehn das neue wunder,</l><lb/>
          <l>Das un&#x017F;ern Held entzu&#x0364;ndt, und er mit gleichem zunder</l><lb/>
          <l>Zum lieben angefeurt: Schaut! wie &#x017F;ie nach ihm blickt!</l><lb/>
          <l>Schaut! wie auch ihn zugleich ihr holder blick erqvickt!</l><lb/>
          <l>Sie zweiffelt, ob &#x017F;ie ihn; er, ob er &#x017F;ie recht ho&#x0364;ret:</l><lb/>
          <l>Das ohr wird durch das hertz, dis durch den mund gefto&#x0364;ret:</l><lb/>
          <l>Und eines klaget &#x017F;tets das andre &#x017F;chertzend an,</l><lb/>
          <l>Da keines doch fu&#x0364;r lu&#x017F;t weiß, was es &#x017F;elb&#x017F;t gethan:</l><lb/>
          <l>So lacht Aurora nicht, da &#x017F;ie auf ihrem wagen,</l><lb/>
          <l>Dem keu&#x017F;chen Cephalus, Dich lieb ich, konte &#x017F;agen:</l><lb/>
          <l>So &#x017F;eufftzte Pho&#x0364;bus nicht, da er Boline, &#x017F;prach,</l><lb/>
          <l>Boline, fliehe nicht! Apollo folgt dir nach:</l><lb/>
          <l>Als deine Fu&#x0364;r&#x017F;tin jauchtzt, Held! daß &#x017F;ie dich bewogen;</l><lb/>
          <l>Als dich, o Held! verlangt, eh&#x2019; &#x017F;ie hier eingezogen.</l><lb/>
          <l>Was i&#x017F;t unmo&#x0364;glich nun nach die&#x017F;er neuen that?</l><lb/>
          <l>Wer lebt, dem nur hiervon jemals getra&#x0364;umet hat?</l><lb/>
          <l>Gleichwol i&#x017F;t es ge&#x017F;chehn, mein Ko&#x0364;nig! und erfu&#x0364;llet.</l><lb/>
          <l>Was keiner ie gehofft, hat un&#x017F;ern &#x017F;chmertz ge&#x017F;tillet.</l><lb/>
          <l>Wir dencken nun nicht mehr an die verrauchte zeit:</l><lb/>
          <l>Wir dencken nur, wie du, auf &#x017F;u&#x0364;ße fro&#x0364;ligkeit:</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Auf</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0182] Vermiſchte Gedichte. Und alles feurig iſt: Denn dringt ſie durch das haus, Greifft dach und giebel an, und ſchlaͤgt in flammen aus: So ſchleichet Amor auch: Erſt reitzt er uns zum ſchauen; Denn macht er unvermerckt, daß wir ihm weiter trauen: Und endlich bricht er los. Der Koͤnig kam und ſah: Er ſah’, er ſtutzt’, und gleich war auch das feuer da, Das Dido ehermals in dir die alten flammen Mit neuen ausgeloͤſcht: Wer, fragt er, kan verdammen, Was GOtt und himmel will? Charlotte, gute nacht! Das ſey das letzte mal betruͤbt an dich gedacht. Hinfort will ich erfreut dich in Sophien nennen, Und in der Lebenden noch fuͤr die Todte brennen. Was unſer Held geſagt, das iſt nunmehr vollbracht. Er kommt und bringt den Schatz, der todte lebend macht. Er bringt die Koͤnigin: Der ſtuͤcke ſtarckes knallen Laͤſt, Amor! deinen ſieg hoch in der lufft erſchallen: Und Fama nimmt den ſchall, und traͤgt ihn durch die welt, Viel weiter, als der Mohr, als Peru tafel haͤlt. Wir alle ſeynd erſtaunt. Wir ſehn das neue wunder, Das unſern Held entzuͤndt, und er mit gleichem zunder Zum lieben angefeurt: Schaut! wie ſie nach ihm blickt! Schaut! wie auch ihn zugleich ihr holder blick erqvickt! Sie zweiffelt, ob ſie ihn; er, ob er ſie recht hoͤret: Das ohr wird durch das hertz, dis durch den mund geftoͤret: Und eines klaget ſtets das andre ſchertzend an, Da keines doch fuͤr luſt weiß, was es ſelbſt gethan: So lacht Aurora nicht, da ſie auf ihrem wagen, Dem keuſchen Cephalus, Dich lieb ich, konte ſagen: So ſeufftzte Phoͤbus nicht, da er Boline, ſprach, Boline, fliehe nicht! Apollo folgt dir nach: Als deine Fuͤrſtin jauchtzt, Held! daß ſie dich bewogen; Als dich, o Held! verlangt, eh’ ſie hier eingezogen. Was iſt unmoͤglich nun nach dieſer neuen that? Wer lebt, dem nur hiervon jemals getraͤumet hat? Gleichwol iſt es geſchehn, mein Koͤnig! und erfuͤllet. Was keiner ie gehofft, hat unſern ſchmertz geſtillet. Wir dencken nun nicht mehr an die verrauchte zeit: Wir dencken nur, wie du, auf ſuͤße froͤligkeit: Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/182
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/182>, abgerufen am 08.05.2024.