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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Vermischte Gedichte.
Die ihr bey friede, krieg! bey kriegen, friede! schreyt:
Mit todten-knochen spielt, von blute truncken seyd:
Jhr habt kaum einen theil von einem wahren helden,
Was wird man, wenn ihr sterbt, von euch in büchern melden?
Nichts, als, daß ihr gesiegt; doch auch sehr viel gewagt:
Ein fremdes land zerstört; doch eures auch geplagt:
Und offt in einer nacht, da wir der ruh genoffen,
Ein gantzes fürstenthum vor einer stadt verschossen.
Wer so auf ehre denckt, der dencket nur auf schein.
Ein held muß lauter hertz, doch auch voll tugend seyn.
Dein König, Preussen-land! ist auch gewohnt zu siegen:
Allein sein sieg ist stets das ende von den kriegen:
Sein krieg ein friedens-schild: Sein schwerd der feder-kiel,
Der maas und regel schreibt, wenn man uns stören will.
Er schläget, wenn er muß: Doch mitten in den wellen
Der strengen krieges-flut, sieht man ihn rechte stellen:
Sieht man ihn städte baun, mit GOtt zu rathe gehn,
Und den halb-leeren thron durch neuen glantz erhöhn.
O ewig-großer Held! O Vater! möcht' ich sprechen:
Wo nehm' ich feuer her, so schleunig auszubrechen,
Als es dein lob erheischt? Dir ist es nur ein spiel,
Mit wundern umzugehn; Uns aber ists zuviel,
Sie nur recht anzuschaun. Wir dichten, wir beschreiben:
Doch weil wir gantz verrückt bey einem stehen bleiben,
So sieht dein auge schon, was dich noch größer macht:
So hat dir GOtt auch schon was höhers zugedacht.
So zieh' denn ein, o Held! zieh' ein, du Licht der Schönen!
Jhr seyd allein geschickt, euch nach verdienst zu crönen,
Eu'r eigner lohn zu seyn. Das donnernde geschütz'
Kracht abermals empor: Doch so kan nicht der blitz
Aus den canonen gehn, aus den carthaunen dringen,
Als wir von lauter wunsch frolockend wiederklingen.
Komm! rufft ein jeder, komm! Verlangte Königin!
Sieh nicht auf gold und pracht! nimm unsre hertzen hin!
Wenn dir das glücke wird in vollen ampeln brennen,
So glaube, daß wir dir noch weit ein mehrers gönnen.
Wenn Amor sprechen wird: Schlaf, Sonne! schlafe doch!
So dencke nur alsdenn, gantz Preussen wachet noch,
Und
Vermiſchte Gedichte.
Die ihr bey friede, krieg! bey kriegen, friede! ſchreyt:
Mit todten-knochen ſpielt, von blute truncken ſeyd:
Jhr habt kaum einen theil von einem wahren helden,
Was wird man, wenn ihr ſterbt, von euch in buͤchern melden?
Nichts, als, daß ihr geſiegt; doch auch ſehr viel gewagt:
Ein fremdes land zerſtoͤrt; doch eures auch geplagt:
Und offt in einer nacht, da wir der ruh genoffen,
Ein gantzes fuͤrſtenthum vor einer ſtadt verſchoſſen.
Wer ſo auf ehre denckt, der dencket nur auf ſchein.
Ein held muß lauter hertz, doch auch voll tugend ſeyn.
Dein Koͤnig, Preuſſen-land! iſt auch gewohnt zu ſiegen:
Allein ſein ſieg iſt ſtets das ende von den kriegen:
Sein krieg ein friedens-ſchild: Sein ſchwerd der feder-kiel,
Der maas und regel ſchreibt, wenn man uns ſtoͤren will.
Er ſchlaͤget, wenn er muß: Doch mitten in den wellen
Der ſtrengen krieges-flut, ſieht man ihn rechte ſtellen:
Sieht man ihn ſtaͤdte baun, mit GOtt zu rathe gehn,
Und den halb-leeren thron durch neuen glantz erhoͤhn.
O ewig-großer Held! O Vater! moͤcht’ ich ſprechen:
Wo nehm’ ich feuer her, ſo ſchleunig auszubrechen,
Als es dein lob erheiſcht? Dir iſt es nur ein ſpiel,
Mit wundern umzugehn; Uns aber iſts zuviel,
Sie nur recht anzuſchaun. Wir dichten, wir beſchreiben:
Doch weil wir gantz verruͤckt bey einem ſtehen bleiben,
So ſieht dein auge ſchon, was dich noch groͤßer macht:
So hat dir GOtt auch ſchon was hoͤhers zugedacht.
So zieh’ denn ein, o Held! zieh’ ein, du Licht der Schoͤnen!
Jhr ſeyd allein geſchickt, euch nach verdienſt zu croͤnen,
Eu’r eigner lohn zu ſeyn. Das donnernde geſchuͤtz’
Kracht abermals empor: Doch ſo kan nicht der blitz
Aus den canonen gehn, aus den carthaunen dringen,
Als wir von lauter wunſch frolockend wiederklingen.
Komm! rufft ein jeder, komm! Verlangte Koͤnigin!
Sieh nicht auf gold und pracht! nimm unſre hertzen hin!
Wenn dir das gluͤcke wird in vollen ampeln brennen,
So glaube, daß wir dir noch weit ein mehrers goͤnnen.
Wenn Amor ſprechen wird: Schlaf, Sonne! ſchlafe doch!
So dencke nur alsdenn, gantz Preuſſen wachet noch,
Und
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[182/0184] Vermiſchte Gedichte. Die ihr bey friede, krieg! bey kriegen, friede! ſchreyt: Mit todten-knochen ſpielt, von blute truncken ſeyd: Jhr habt kaum einen theil von einem wahren helden, Was wird man, wenn ihr ſterbt, von euch in buͤchern melden? Nichts, als, daß ihr geſiegt; doch auch ſehr viel gewagt: Ein fremdes land zerſtoͤrt; doch eures auch geplagt: Und offt in einer nacht, da wir der ruh genoffen, Ein gantzes fuͤrſtenthum vor einer ſtadt verſchoſſen. Wer ſo auf ehre denckt, der dencket nur auf ſchein. Ein held muß lauter hertz, doch auch voll tugend ſeyn. Dein Koͤnig, Preuſſen-land! iſt auch gewohnt zu ſiegen: Allein ſein ſieg iſt ſtets das ende von den kriegen: Sein krieg ein friedens-ſchild: Sein ſchwerd der feder-kiel, Der maas und regel ſchreibt, wenn man uns ſtoͤren will. Er ſchlaͤget, wenn er muß: Doch mitten in den wellen Der ſtrengen krieges-flut, ſieht man ihn rechte ſtellen: Sieht man ihn ſtaͤdte baun, mit GOtt zu rathe gehn, Und den halb-leeren thron durch neuen glantz erhoͤhn. O ewig-großer Held! O Vater! moͤcht’ ich ſprechen: Wo nehm’ ich feuer her, ſo ſchleunig auszubrechen, Als es dein lob erheiſcht? Dir iſt es nur ein ſpiel, Mit wundern umzugehn; Uns aber iſts zuviel, Sie nur recht anzuſchaun. Wir dichten, wir beſchreiben: Doch weil wir gantz verruͤckt bey einem ſtehen bleiben, So ſieht dein auge ſchon, was dich noch groͤßer macht: So hat dir GOtt auch ſchon was hoͤhers zugedacht. So zieh’ denn ein, o Held! zieh’ ein, du Licht der Schoͤnen! Jhr ſeyd allein geſchickt, euch nach verdienſt zu croͤnen, Eu’r eigner lohn zu ſeyn. Das donnernde geſchuͤtz’ Kracht abermals empor: Doch ſo kan nicht der blitz Aus den canonen gehn, aus den carthaunen dringen, Als wir von lauter wunſch frolockend wiederklingen. Komm! rufft ein jeder, komm! Verlangte Koͤnigin! Sieh nicht auf gold und pracht! nimm unſre hertzen hin! Wenn dir das gluͤcke wird in vollen ampeln brennen, So glaube, daß wir dir noch weit ein mehrers goͤnnen. Wenn Amor ſprechen wird: Schlaf, Sonne! ſchlafe doch! So dencke nur alsdenn, gantz Preuſſen wachet noch, Und

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/184>, abgerufen am 23.11.2024.