Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Begräbniß-Gedichte. Paris gestunde sich in seinem wahn betrogen,Hier stach der wahre glantz die falschen farben ab. Die pral-sucht hat ihr wort beschimpfft zurück gezogen, Als ihr ein Sachsen-Printz der klugheit proben gab. Verstand und artigkeit die waren hier verbunden, Gleich als der zwillings-stern in seinem creise blinckt: Der Gallier hat hier ein wahres muster funden, Daß noch kein deutsches blut vor seinem hochmuth sinckt. Jndessen da Paris mit seinen liebligkeiten Die deutsche tugend sonst mit schlauen netzen fängt, Wilst du, Behertzter Printz! nicht auf dem eise gleiten, Jndem dein helden-muth auf große wercke denckt. Der Schweden zwölffter Carl ließ spieß und schwerdter klingen, Dort wo der Düna-strom die kalten felder netzt; Er wolte fremde macht, mit eigner macht verdringen, Die Wolg' und Weichsel ihm in seine reiche setzt. Jan Willhelm ruhet nicht; er will dem großen Helden, Der nichts als siege kennt und seiner thaten preiß Durch erd und himmel trägt, auch seinen muth vermelden, Ob schon die gantze welt davon zu sagen weiß. Das wilde Russen-volck hat deine faust empfunden, Die als ein donner-keil auf ihre häupter fiel, Wo sich die dickste schlacht mit glied auf glied verbunden, Da ist dein sieges-platz, der dich beerönen will. Du kontest Carlens geist nach seinem wunsch vergnügen, Und stundest in der reih der helden oben an. Du kontst der feinde macht und Carlens hertz besiegen, Daß jene liegt, und dieß dich innig lieben kan. Will ihn die billigkeit dem Alexander gleichen, Must du Hephästion an seiner seite seyn; Will ihm die danckbarkeit verbundne cronen reichen, So slicht sie deinen ruhm als diamanten drein. Alleine soll mein kiel den rauhen fall vergessen, Als dich ein wilder schlag an jene klippen warff? Kan meine schwachheit schon den helden-lauf nicht messen, So weiß ich, daß ich doch dis wunder melden darff: Du bist durch mord und glut, als überwinder, gangen; Doch wiegelt nun die see die stoltzen wellen auf. Ach
Begraͤbniß-Gedichte. Paris geſtunde ſich in ſeinem wahn betrogen,Hier ſtach der wahre glantz die falſchen farben ab. Die pral-ſucht hat ihr wort beſchimpfft zuruͤck gezogen, Als ihr ein Sachſen-Printz der klugheit proben gab. Verſtand und artigkeit die waren hier verbunden, Gleich als der zwillings-ſtern in ſeinem creiſe blinckt: Der Gallier hat hier ein wahres muſter funden, Daß noch kein deutſches blut vor ſeinem hochmuth ſinckt. Jndeſſen da Paris mit ſeinen liebligkeiten Die deutſche tugend ſonſt mit ſchlauen netzen faͤngt, Wilſt du, Behertzter Printz! nicht auf dem eiſe gleiten, Jndem dein helden-muth auf große wercke denckt. Der Schweden zwoͤlffter Carl ließ ſpieß und ſchwerdter klingen, Dort wo der Duͤna-ſtrom die kalten felder netzt; Er wolte fremde macht, mit eigner macht verdringen, Die Wolg’ und Weichſel ihm in ſeine reiche ſetzt. Jan Willhelm ruhet nicht; er will dem großen Helden, Der nichts als ſiege kennt und ſeiner thaten preiß Durch erd und himmel traͤgt, auch ſeinen muth vermelden, Ob ſchon die gantze welt davon zu ſagen weiß. Das wilde Ruſſen-volck hat deine fauſt empfunden, Die als ein donner-keil auf ihre haͤupter fiel, Wo ſich die dickſte ſchlacht mit glied auf glied verbunden, Da iſt dein ſieges-platz, der dich beeroͤnen will. Du konteſt Carlens geiſt nach ſeinem wunſch vergnuͤgen, Und ſtundeſt in der reih der helden oben an. Du kontſt der feinde macht und Carlens hertz beſiegen, Daß jene liegt, und dieß dich innig lieben kan. Will ihn die billigkeit dem Alexander gleichen, Muſt du Hephaͤſtion an ſeiner ſeite ſeyn; Will ihm die danckbarkeit verbundne cronen reichen, So ſlicht ſie deinen ruhm als diamanten drein. Alleine ſoll mein kiel den rauhen fall vergeſſen, Als dich ein wilder ſchlag an jene klippen warff? Kan meine ſchwachheit ſchon den helden-lauf nicht meſſen, So weiß ich, daß ich doch dis wunder melden darff: Du biſt durch mord und glut, als uͤberwinder, gangen; Doch wiegelt nun die ſee die ſtoltzen wellen auf. Ach
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0141" n="139"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begraͤbniß-Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Paris geſtunde ſich in ſeinem wahn betrogen,</l><lb/> <l>Hier ſtach der wahre glantz die falſchen farben ab.</l><lb/> <l>Die pral-ſucht hat ihr wort beſchimpfft zuruͤck gezogen,</l><lb/> <l>Als ihr ein Sachſen-Printz der klugheit proben gab.</l><lb/> <l>Verſtand und artigkeit die waren hier verbunden,</l><lb/> <l>Gleich als der zwillings-ſtern in ſeinem creiſe blinckt:</l><lb/> <l>Der Gallier hat hier ein wahres muſter funden,</l><lb/> <l>Daß noch kein deutſches blut vor ſeinem hochmuth ſinckt.</l><lb/> <l>Jndeſſen da Paris mit ſeinen liebligkeiten</l><lb/> <l>Die deutſche tugend ſonſt mit ſchlauen netzen faͤngt,</l><lb/> <l>Wilſt du, Behertzter Printz! nicht auf dem eiſe gleiten,</l><lb/> <l>Jndem dein helden-muth auf große wercke denckt.</l><lb/> <l>Der Schweden zwoͤlffter Carl ließ ſpieß und ſchwerdter klingen,</l><lb/> <l>Dort wo der Duͤna-ſtrom die kalten felder netzt;</l><lb/> <l>Er wolte fremde macht, mit eigner macht verdringen,</l><lb/> <l>Die Wolg’ und Weichſel ihm in ſeine reiche ſetzt.</l><lb/> <l>Jan Willhelm ruhet nicht; er will dem großen Helden,</l><lb/> <l>Der nichts als ſiege kennt und ſeiner thaten preiß</l><lb/> <l>Durch erd und himmel traͤgt, auch ſeinen muth vermelden,</l><lb/> <l>Ob ſchon die gantze welt davon zu ſagen weiß.</l><lb/> <l>Das wilde Ruſſen-volck hat deine fauſt empfunden,</l><lb/> <l>Die als ein donner-keil auf ihre haͤupter fiel,</l><lb/> <l>Wo ſich die dickſte ſchlacht mit glied auf glied verbunden,</l><lb/> <l>Da iſt dein ſieges-platz, der dich beeroͤnen will.</l><lb/> <l>Du konteſt Carlens geiſt nach ſeinem wunſch vergnuͤgen,</l><lb/> <l>Und ſtundeſt in der reih der helden oben an.</l><lb/> <l>Du kontſt der feinde macht und Carlens hertz beſiegen,</l><lb/> <l>Daß jene liegt, und dieß dich innig lieben kan.</l><lb/> <l>Will ihn die billigkeit dem Alexander gleichen,</l><lb/> <l>Muſt du Hephaͤſtion an ſeiner ſeite ſeyn;</l><lb/> <l>Will ihm die danckbarkeit verbundne cronen reichen,</l><lb/> <l>So ſlicht ſie deinen ruhm als diamanten drein.</l><lb/> <l>Alleine ſoll mein kiel den rauhen fall vergeſſen,</l><lb/> <l>Als dich ein wilder ſchlag an jene klippen warff?</l><lb/> <l>Kan meine ſchwachheit ſchon den helden-lauf nicht meſſen,</l><lb/> <l>So weiß ich, daß ich doch dis wunder melden darff:</l><lb/> <l>Du biſt durch mord und glut, als uͤberwinder, gangen;</l><lb/> <l>Doch wiegelt nun die ſee die ſtoltzen wellen auf.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ach</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [139/0141]
Begraͤbniß-Gedichte.
Paris geſtunde ſich in ſeinem wahn betrogen,
Hier ſtach der wahre glantz die falſchen farben ab.
Die pral-ſucht hat ihr wort beſchimpfft zuruͤck gezogen,
Als ihr ein Sachſen-Printz der klugheit proben gab.
Verſtand und artigkeit die waren hier verbunden,
Gleich als der zwillings-ſtern in ſeinem creiſe blinckt:
Der Gallier hat hier ein wahres muſter funden,
Daß noch kein deutſches blut vor ſeinem hochmuth ſinckt.
Jndeſſen da Paris mit ſeinen liebligkeiten
Die deutſche tugend ſonſt mit ſchlauen netzen faͤngt,
Wilſt du, Behertzter Printz! nicht auf dem eiſe gleiten,
Jndem dein helden-muth auf große wercke denckt.
Der Schweden zwoͤlffter Carl ließ ſpieß und ſchwerdter klingen,
Dort wo der Duͤna-ſtrom die kalten felder netzt;
Er wolte fremde macht, mit eigner macht verdringen,
Die Wolg’ und Weichſel ihm in ſeine reiche ſetzt.
Jan Willhelm ruhet nicht; er will dem großen Helden,
Der nichts als ſiege kennt und ſeiner thaten preiß
Durch erd und himmel traͤgt, auch ſeinen muth vermelden,
Ob ſchon die gantze welt davon zu ſagen weiß.
Das wilde Ruſſen-volck hat deine fauſt empfunden,
Die als ein donner-keil auf ihre haͤupter fiel,
Wo ſich die dickſte ſchlacht mit glied auf glied verbunden,
Da iſt dein ſieges-platz, der dich beeroͤnen will.
Du konteſt Carlens geiſt nach ſeinem wunſch vergnuͤgen,
Und ſtundeſt in der reih der helden oben an.
Du kontſt der feinde macht und Carlens hertz beſiegen,
Daß jene liegt, und dieß dich innig lieben kan.
Will ihn die billigkeit dem Alexander gleichen,
Muſt du Hephaͤſtion an ſeiner ſeite ſeyn;
Will ihm die danckbarkeit verbundne cronen reichen,
So ſlicht ſie deinen ruhm als diamanten drein.
Alleine ſoll mein kiel den rauhen fall vergeſſen,
Als dich ein wilder ſchlag an jene klippen warff?
Kan meine ſchwachheit ſchon den helden-lauf nicht meſſen,
So weiß ich, daß ich doch dis wunder melden darff:
Du biſt durch mord und glut, als uͤberwinder, gangen;
Doch wiegelt nun die ſee die ſtoltzen wellen auf.
Ach
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |