Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Begräbniß-Gedichte. Und wolte nun auch solche früchte tragen.Allein des Höchsten hand Hat alles umgewandt, Und mit der frucht den baum selbst umgeschlagen. 8. So dencken wir, wenn wir die erd ansehn,Und was auf ihr geschehn: Ein anders ist im himmel zu erblicken. Ach sehet! seht geschwind, Wie mutter und ihr kind Jn Christi schoos mit lust zusammen rücken. 9. Da leben sie und sterben nimmermehr;Und hier bleibt ruhm und ehr Jn vollem glantz, den sie hat hinterlassen. Es wird ihr tugend-schein An statt der kinder seyn: Wer wolte nicht auch diese frucht umfassen? Ruhe im alter auf unruh in der jugend, Bey Herrn J. M. Leichen-begängniß. D. V. A. 1. WEr in dem frühling seiner jahreGar wenig still gesessen hat, Und kömmt im alter auf die bahre, Der schwitzet früh und ruhet spat. Er weiß sich in die zeit zu schicken, Und wenn sie kommt, auch abzudrücken. 2. Wie,
Begraͤbniß-Gedichte. Und wolte nun auch ſolche fruͤchte tragen.Allein des Hoͤchſten hand Hat alles umgewandt, Und mit der frucht den baum ſelbſt umgeſchlagen. 8. So dencken wir, wenn wir die erd anſehn,Und was auf ihr geſchehn: Ein anders iſt im himmel zu erblicken. Ach ſehet! ſeht geſchwind, Wie mutter und ihr kind Jn Chriſti ſchoos mit luſt zuſammen ruͤcken. 9. Da leben ſie und ſterben nimmermehr;Und hier bleibt ruhm und ehr Jn vollem glantz, den ſie hat hinterlaſſen. Es wird ihr tugend-ſchein An ſtatt der kinder ſeyn: Wer wolte nicht auch dieſe frucht umfaſſen? Ruhe im alter auf unruh in der jugend, Bey Herrn J. M. Leichen-begaͤngniß. D. V. A. 1. WEr in dem fruͤhling ſeiner jahreGar wenig ſtill geſeſſen hat, Und koͤmmt im alter auf die bahre, Der ſchwitzet fruͤh und ruhet ſpat. Er weiß ſich in die zeit zu ſchicken, Und wenn ſie kommt, auch abzudruͤcken. 2. Wie,
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Begraͤbniß-Gedichte.
Und wolte nun auch ſolche fruͤchte tragen.
Allein des Hoͤchſten hand
Hat alles umgewandt,
Und mit der frucht den baum ſelbſt umgeſchlagen.
8.
So dencken wir, wenn wir die erd anſehn,
Und was auf ihr geſchehn:
Ein anders iſt im himmel zu erblicken.
Ach ſehet! ſeht geſchwind,
Wie mutter und ihr kind
Jn Chriſti ſchoos mit luſt zuſammen ruͤcken.
9.
Da leben ſie und ſterben nimmermehr;
Und hier bleibt ruhm und ehr
Jn vollem glantz, den ſie hat hinterlaſſen.
Es wird ihr tugend-ſchein
An ſtatt der kinder ſeyn:
Wer wolte nicht auch dieſe frucht umfaſſen?
Ruhe im alter auf unruh in der jugend,
Bey
Herrn J. M. Leichen-begaͤngniß.
D. V. A.
1.
WEr in dem fruͤhling ſeiner jahre
Gar wenig ſtill geſeſſen hat,
Und koͤmmt im alter auf die bahre,
Der ſchwitzet fruͤh und ruhet ſpat.
Er weiß ſich in die zeit zu ſchicken,
Und wenn ſie kommt, auch abzudruͤcken.
2. Wie,
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