Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

Begräbniß-Gedichte.
Wenn sie zuvor fein wohl bedienet worden.
Herr Schamberg ist der mann,
Der zeugniß geben kan:
Ost-Jndien ist ihm gefolgt in Norden.

3.
Die Pleiße sieht, was dort die see gethan,
Allhier mit freuden an,
Wie die uatur und kunst beysammen stehen.
Sie selber giebt den thau
Zum schönen garten-bau,
Und schämt sich nicht durch sein revier zu gehen.
4.
Was wunder, daß Hamadryas hier wohnt,
Die nymphe, die dem lohnt,
Der sie geliebt, mit obst aus seinem garten.
Der bäume große zahl
Löst sich auch diesesmal
Durch ihre frucht von vielen hundert arten.
5.
Wer aber setzt die axt den bäumen an,
Die ihr amt wohl gethan?
Wer raubt ihr obst, und reißt sie aus der erden?
Die frucht mag von sich gehn,
Sie aber bleiben stehn,
Und können offt von neuem fruchtbar werden.
6.
Ach aber! ach! was ist itzund geschehn,
Ach! da wir, leyder! sehn,
Wie mit der frucht der stamm selbst ist verdorben.
Wer hat den riß gethan?
Wen geht der schaden an?
Jn Schambergs hauß ist frau und kind gestorben.
7.
Es war ein reiß von einer edlen art,
Mit gleicher art gepaart,
Und
H 2

Begraͤbniß-Gedichte.
Wenn ſie zuvor fein wohl bedienet worden.
Herr Schamberg iſt der mann,
Der zeugniß geben kan:
Oſt-Jndien iſt ihm gefolgt in Norden.

3.
Die Pleiße ſieht, was dort die ſee gethan,
Allhier mit freuden an,
Wie die uatur und kunſt beyſammen ſtehen.
Sie ſelber giebt den thau
Zum ſchoͤnen garten-bau,
Und ſchaͤmt ſich nicht durch ſein revier zu gehen.
4.
Was wunder, daß Hamadryas hier wohnt,
Die nymphe, die dem lohnt,
Der ſie geliebt, mit obſt aus ſeinem garten.
Der baͤume große zahl
Loͤſt ſich auch dieſesmal
Durch ihre frucht von vielen hundert arten.
5.
Wer aber ſetzt die axt den baͤumen an,
Die ihr amt wohl gethan?
Wer raubt ihr obſt, und reißt ſie aus der erden?
Die frucht mag von ſich gehn,
Sie aber bleiben ſtehn,
Und koͤnnen offt von neuem fruchtbar werden.
6.
Ach aber! ach! was iſt itzund geſchehn,
Ach! da wir, leyder! ſehn,
Wie mit der frucht der ſtamm ſelbſt iſt verdorben.
Wer hat den riß gethan?
Wen geht der ſchaden an?
Jn Schambergs hauß iſt frau und kind geſtorben.
7.
Es war ein reiß von einer edlen art,
Mit gleicher art gepaart,
Und
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="2">
            <pb facs="#f0117" n="115"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ie zuvor fein wohl bedienet worden.</l><lb/>
            <l>Herr Schamberg i&#x017F;t der mann,</l><lb/>
            <l>Der zeugniß geben kan:</l><lb/>
            <l>O&#x017F;t-Jndien i&#x017F;t ihm gefolgt in Norden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/>
            <l>Die Pleiße &#x017F;ieht, was dort die &#x017F;ee gethan,</l><lb/>
            <l>Allhier mit freuden an,</l><lb/>
            <l>Wie die uatur und kun&#x017F;t bey&#x017F;ammen &#x017F;tehen.</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;elber giebt den thau</l><lb/>
            <l>Zum &#x017F;cho&#x0364;nen garten-bau,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;cha&#x0364;mt &#x017F;ich nicht durch &#x017F;ein revier zu gehen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head> <hi rendition="#c">4.</hi> </head><lb/>
            <l>Was wunder, daß Hamadryas hier wohnt,</l><lb/>
            <l>Die nymphe, die dem lohnt,</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;ie geliebt, mit ob&#x017F;t aus &#x017F;einem garten.</l><lb/>
            <l>Der ba&#x0364;ume große zahl</l><lb/>
            <l>Lo&#x0364;&#x017F;t &#x017F;ich auch die&#x017F;esmal</l><lb/>
            <l>Durch ihre frucht von vielen hundert arten.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head><lb/>
            <l>Wer aber &#x017F;etzt die axt den ba&#x0364;umen an,</l><lb/>
            <l>Die ihr amt wohl gethan?</l><lb/>
            <l>Wer raubt ihr ob&#x017F;t, und reißt &#x017F;ie aus der erden?</l><lb/>
            <l>Die frucht mag von &#x017F;ich gehn,</l><lb/>
            <l>Sie aber bleiben &#x017F;tehn,</l><lb/>
            <l>Und ko&#x0364;nnen offt von neuem fruchtbar werden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head> <hi rendition="#c">6.</hi> </head><lb/>
            <l>Ach aber! ach! was i&#x017F;t itzund ge&#x017F;chehn,</l><lb/>
            <l>Ach! da wir, leyder! &#x017F;ehn,</l><lb/>
            <l>Wie mit der frucht der &#x017F;tamm &#x017F;elb&#x017F;t i&#x017F;t verdorben.</l><lb/>
            <l>Wer hat den riß gethan?</l><lb/>
            <l>Wen geht der &#x017F;chaden an?</l><lb/>
            <l>Jn Schambergs hauß i&#x017F;t frau und kind ge&#x017F;torben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <head> <hi rendition="#c">7.</hi> </head><lb/>
            <l>Es war ein reiß von einer edlen art,</l><lb/>
            <l>Mit gleicher art gepaart,</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">H 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0117] Begraͤbniß-Gedichte. Wenn ſie zuvor fein wohl bedienet worden. Herr Schamberg iſt der mann, Der zeugniß geben kan: Oſt-Jndien iſt ihm gefolgt in Norden. 3. Die Pleiße ſieht, was dort die ſee gethan, Allhier mit freuden an, Wie die uatur und kunſt beyſammen ſtehen. Sie ſelber giebt den thau Zum ſchoͤnen garten-bau, Und ſchaͤmt ſich nicht durch ſein revier zu gehen. 4. Was wunder, daß Hamadryas hier wohnt, Die nymphe, die dem lohnt, Der ſie geliebt, mit obſt aus ſeinem garten. Der baͤume große zahl Loͤſt ſich auch dieſesmal Durch ihre frucht von vielen hundert arten. 5. Wer aber ſetzt die axt den baͤumen an, Die ihr amt wohl gethan? Wer raubt ihr obſt, und reißt ſie aus der erden? Die frucht mag von ſich gehn, Sie aber bleiben ſtehn, Und koͤnnen offt von neuem fruchtbar werden. 6. Ach aber! ach! was iſt itzund geſchehn, Ach! da wir, leyder! ſehn, Wie mit der frucht der ſtamm ſelbſt iſt verdorben. Wer hat den riß gethan? Wen geht der ſchaden an? Jn Schambergs hauß iſt frau und kind geſtorben. 7. Es war ein reiß von einer edlen art, Mit gleicher art gepaart, Und H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/117
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/117>, abgerufen am 05.05.2024.