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Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 115, Hamburg, 21. Juli 1789.

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[Spaltenumbruch]

Am Sonnabend war abermals im Palais Royal eine
aufrührische Scene.

Unsere Kaufleute versichern, daß das Geld, welches
in einem Jahre für Korn, etc. aus dem Reiche gezogen,
50 Millionen betrage.

Der Marquis von Mirabeau, Vater des Grafen die-
ses Namens, ist gestorben. Man sagt, er habe seinen
Sohn enterbt.

Gestern ward folgendes öffentlich angeschlagen: "Da
der König die seit einiger Zeit durch übelgesinnte Leute
gestöhrte Ruhe auf eine dauerhafte Art aufrecht erhal-
ten will; so hat er Truppen bey seiner Person und in
der Nachbarschaft dieser Hauptstadt kommen lassen.
Weil aber die allgemeinen Stände hierüber einige Un-
ruhe bezeigt haben; so hat er selbige zu beruhigen ge-
sucht, und ihnen seine wohlthätigen Absichten bekannt
gemacht, die dahin gehen, die Freyheit und Ruhe ihrer
Versammlungen aufrecht zu erhalten. Der König, der
immer einerley Gesinnungen gegen sein Volk hegt,
dessen Wohl der beständige Wunsch seines Herzens ist,
erklärt, daß er sich nie seiner Macht, als bloß zur Auf-
rechthaltung der Ordnung und der Ruhe, bedienen
werde; zugleich aber erneuert er alle Verordnungen
gegen Zusammenrottirungen und gegen die Stöhrer
der öffentlichen Ruhe. Er versichert alle seine treue
Unterthanen, und besonders die Einwohner seiner
guten Stadt Paris, seiner Gewogenheit und seines
Schutzes."

Gestern Vormittag um 11 Uhr verbreitete sich zu
Versailles und hier das Gerücht, daß Herr Necker aus
dem Ministerio entlassen, auch wirklich schon abgegan-
gen sey. Erst des Nachmittags, zwischen 4 und 5 Uhr,
ward das Volk in Paris völlig von dieser Neuigkeit
unterrichtet. Ehe ich von der Wirkung rede, die sel-
bige hervorbrachte, muß ich die Art und Weise melden,
wie diese Entlassung des Herrn Necker bewirkt worden.
Am Sonnabend, gegen 3 Uhr, einen Augenblick vor-
her, ehe sich Herr Necker zur Tafel setzte, begab sich
der Graf de la Luzerne zu ihm, übergab ihm einen Brief,
den der König mit eigener Hand geschrieben, worinn der
Monarch ihm für seine Dienste dankte, ihm meldete, daß
er seine Entfernung aus dem Reiche für nothwendig
hielte, um die öffentliche Ruhe wieder herzustellen,
und ihm empfohl, über den Befehl, abzureisen, und
über seine Abreise selbst das tiefste Stillschweigen zu
beobachten. Herr Necker setzte sich mit seiner Ge-
mahlinn, seiner Tochter, seinem Bruder und einigen
Deputirten zur Tafel, und schien beym Essen ganz
munter. Nachmittags begaben sich seine Tochter und
sein Bruder nach Paris, und er selbst schlug seiner Ge-
mahlinn einen Spatziergang vor. Man stieg in die
Kutsche, und nun machte er derselben den Königl. Be-
sehl bekannt. Er sagte zum Kutscher, bis nach Seve
zu fahren, und als er da angekommen war, noch bis
zu seinem Landgut St. Ouen, von da er seinen Kut-
scher nach Paris zurück schickte. Er schrieb hierauf
einige Briefe, schickte einen Courier nach Versailles,
und einen andern nach Paris. Seine Tochter und
sein Bruder wurden von dem Vorfall erst gestern un-
terrichtet. Die erste begab sich sogleich auf den Weg
zu ihrem Vater, der aber mit seiner Gemahlinn schon
Postpferde genommen, um sich nach Beauvais zu bege-
ben; wenigstens will man sie auf diesem Wege ange-
troffen haben, von da sie sich vermuthlich nach Holland,
[Spaltenumbruch] und so weiter nach ihrem Landgut Copel, bey Genf-
begeben werden.

Zu Paris befanden sich viele Deputirte, die sogleich
nach Empfang dieser Nachricht nach Versailles zurück-
giengen, wo sie sich gestern Abend um 6 Uhr haben
versammeln wollen. Man befürchtet, der Hof werde
mit Nachdruck gegen die Versammlung agiren, im
Fall sie gegen die Rechte des Monarchen handeln sollte.
Jndessen scheinen die Deputirten entschlossen zu seyn,
die Rechte der Nation auf Kosten ihres Lebens zu ver-
theidigen. Uebrigens ist der Eindruck und die Sensa-
tion, welche die Fortschickung des Herrn Neckers ver-
ursacht hat, unglaublich, und man zittert, Nachrich-
ten aus den Provinzen zu hören. Es ist noch zu vor-
eilig, dasjenige zu melden, was hier über diese Bege-
benheit geurtheilt wird. Die Zukunft wird es lehren,
was für Folgen daraus entstehen werden.

Ehe Herr Necker abreisete, schickte er dem Könige
noch verschiedene Papiere zurück, nebst einem Briefe,
worinn er meldete, daß er im Schatze 12 Millionen
ließe, und daß bis zu Ende des Septembers für Korn
hinlänglich gesorgt sey. Der Herr Baron von Breteuil,
welcher seit einigen Tagen verschiedene Conferenzen mit
dem Könige gehabt hat, ist von Sr. Majestät zum Prä-
sidenten der Finanzen ernannt worden. Die Herren
Chaumont de la Galaisiere, Jntendant vom Elsaß,
und le Febure d'Ammecourt, Parlementsrath zu Paris,
sind Directeurs der Finanzen, unter dem Baron von
Breteuil, geworden, der gleichsam Principalminister
ist. Der Marschall von Broglio hat an die Stelle des
Grafen von Puysegur das Kriegsdepartement erhalten.
Er wird den Staatsrath von Foulon unter sich haben.
Der Herzog de la Vauguyon, Ambassadeur zu Madrid,
kömmt an die Stelle des Ministers der auswärtigen
Angelegenheiten. Man sagt auch, daß der Staats-
rath, Herr de la Porte, Seeminister an die Stelle des
Grafen de la Luzerne geworden sey; doch dies bedarf
noch Bestätigung.

Der Eindruck, welchen die Nachricht von der Ent-
fernung des Herrn Necker auch auf das Volk in dieser
Hauptstadt machte, war ganz außerordentlich. Eben
sollten die Schauspiele angehen, aber das Volk ließ
alle Schauspielhäuser schließen. Man nahm 2 Wachs-
figuren; die eine stellte den Herzog von Orleans, die
andere Herrn Necker vor. Man führte sie in der gan-
zen Stadt herum. Vor der Figur des Prinzen ward
eine weiße, vor der des Herrn Necker eine schwarze
Fahne getragen. Jm Palais-Royal hielt ein aufrühre-
rischer Schwärmer eine Rede, nach deren Endigung er
ein Pistol aus der Tasche zog, die er nebst einem Degen
in der Hand hielt, und schwur, das Blut des Mar-
schalls von Broglio zu vergießen. Seine Zuhörer ließ
er eben diesen Schwur thun. Man hatte nach den
Platz von Louis XV. Truppen und Kanonen geschickt,
wohin sich viel Volk begeben hatte. Der Prinz von
Lambese drang mit einem Detaschement Cavallerie
durch das Volk, welches auf die übrigen Truppen los-
gieng. Diese schossen hierauf, doch nur bloß mit
Pulver. Man schoß auch einige Kanonen, bloß mit
Pulver ab. Jndessen wurden einige Dragoner und
Husaren verwundet, auch nahm das Volk ein Pferd
weg, welches im Triumph nach dem Garten des Palais
Royal geführt ward. Endlich nahm das Volk die
Flucht, und die Cavallerie verfolgte es, bis 400 Schritte

[Spaltenumbruch]

Am Sonnabend war abermals im Palais Royal eine
aufruͤhriſche Scene.

Unſere Kaufleute verſichern, daß das Geld, welches
in einem Jahre fuͤr Korn, ꝛc. aus dem Reiche gezogen,
50 Millionen betrage.

Der Marquis von Mirabeau, Vater des Grafen die-
ſes Namens, iſt geſtorben. Man ſagt, er habe ſeinen
Sohn enterbt.

Geſtern ward folgendes oͤffentlich angeſchlagen: “Da
der Koͤnig die ſeit einiger Zeit durch uͤbelgeſinnte Leute
geſtoͤhrte Ruhe auf eine dauerhafte Art aufrecht erhal-
ten will; ſo hat er Truppen bey ſeiner Perſon und in
der Nachbarſchaft dieſer Hauptſtadt kommen laſſen.
Weil aber die allgemeinen Staͤnde hieruͤber einige Un-
ruhe bezeigt haben; ſo hat er ſelbige zu beruhigen ge-
ſucht, und ihnen ſeine wohlthaͤtigen Abſichten bekannt
gemacht, die dahin gehen, die Freyheit und Ruhe ihrer
Verſammlungen aufrecht zu erhalten. Der Koͤnig, der
immer einerley Geſinnungen gegen ſein Volk hegt,
deſſen Wohl der beſtaͤndige Wunſch ſeines Herzens iſt,
erklaͤrt, daß er ſich nie ſeiner Macht, als bloß zur Auf-
rechthaltung der Ordnung und der Ruhe, bedienen
werde; zugleich aber erneuert er alle Verordnungen
gegen Zuſammenrottirungen und gegen die Stoͤhrer
der oͤffentlichen Ruhe. Er verſichert alle ſeine treue
Unterthanen, und beſonders die Einwohner ſeiner
guten Stadt Paris, ſeiner Gewogenheit und ſeines
Schutzes.”

Geſtern Vormittag um 11 Uhr verbreitete ſich zu
Verſailles und hier das Geruͤcht, daß Herr Necker aus
dem Miniſterio entlaſſen, auch wirklich ſchon abgegan-
gen ſey. Erſt des Nachmittags, zwiſchen 4 und 5 Uhr,
ward das Volk in Paris voͤllig von dieſer Neuigkeit
unterrichtet. Ehe ich von der Wirkung rede, die ſel-
bige hervorbrachte, muß ich die Art und Weiſe melden,
wie dieſe Entlaſſung des Herrn Necker bewirkt worden.
Am Sonnabend, gegen 3 Uhr, einen Augenblick vor-
her, ehe ſich Herr Necker zur Tafel ſetzte, begab ſich
der Graf de la Luzerne zu ihm, uͤbergab ihm einen Brief,
den der Koͤnig mit eigener Hand geſchrieben, worinn der
Monarch ihm fuͤr ſeine Dienſte dankte, ihm meldete, daß
er ſeine Entfernung aus dem Reiche fuͤr nothwendig
hielte, um die oͤffentliche Ruhe wieder herzuſtellen,
und ihm empfohl, uͤber den Befehl, abzureiſen, und
uͤber ſeine Abreiſe ſelbſt das tiefſte Stillſchweigen zu
beobachten. Herr Necker ſetzte ſich mit ſeiner Ge-
mahlinn, ſeiner Tochter, ſeinem Bruder und einigen
Deputirten zur Tafel, und ſchien beym Eſſen ganz
munter. Nachmittags begaben ſich ſeine Tochter und
ſein Bruder nach Paris, und er ſelbſt ſchlug ſeiner Ge-
mahlinn einen Spatziergang vor. Man ſtieg in die
Kutſche, und nun machte er derſelben den Koͤnigl. Be-
ſehl bekannt. Er ſagte zum Kutſcher, bis nach Seve
zu fahren, und als er da angekommen war, noch bis
zu ſeinem Landgut St. Ouen, von da er ſeinen Kut-
ſcher nach Paris zuruͤck ſchickte. Er ſchrieb hierauf
einige Briefe, ſchickte einen Courier nach Verſailles,
und einen andern nach Paris. Seine Tochter und
ſein Bruder wurden von dem Vorfall erſt geſtern un-
terrichtet. Die erſte begab ſich ſogleich auf den Weg
zu ihrem Vater, der aber mit ſeiner Gemahlinn ſchon
Poſtpferde genommen, um ſich nach Beauvais zu bege-
ben; wenigſtens will man ſie auf dieſem Wege ange-
troffen haben, von da ſie ſich vermuthlich nach Holland,
[Spaltenumbruch] und ſo weiter nach ihrem Landgut Copel, bey Genf-
begeben werden.

Zu Paris befanden ſich viele Deputirte, die ſogleich
nach Empfang dieſer Nachricht nach Verſailles zuruͤck-
giengen, wo ſie ſich geſtern Abend um 6 Uhr haben
verſammeln wollen. Man befuͤrchtet, der Hof werde
mit Nachdruck gegen die Verſammlung agiren, im
Fall ſie gegen die Rechte des Monarchen handeln ſollte.
Jndeſſen ſcheinen die Deputirten entſchloſſen zu ſeyn,
die Rechte der Nation auf Koſten ihres Lebens zu ver-
theidigen. Uebrigens iſt der Eindruck und die Senſa-
tion, welche die Fortſchickung des Herrn Neckers ver-
urſacht hat, unglaublich, und man zittert, Nachrich-
ten aus den Provinzen zu hoͤren. Es iſt noch zu vor-
eilig, dasjenige zu melden, was hier uͤber dieſe Bege-
benheit geurtheilt wird. Die Zukunft wird es lehren,
was fuͤr Folgen daraus entſtehen werden.

Ehe Herr Necker abreiſete, ſchickte er dem Koͤnige
noch verſchiedene Papiere zuruͤck, nebſt einem Briefe,
worinn er meldete, daß er im Schatze 12 Millionen
ließe, und daß bis zu Ende des Septembers fuͤr Korn
hinlaͤnglich geſorgt ſey. Der Herr Baron von Breteuil,
welcher ſeit einigen Tagen verſchiedene Conferenzen mit
dem Koͤnige gehabt hat, iſt von Sr. Majeſtaͤt zum Praͤ-
ſidenten der Finanzen ernannt worden. Die Herren
Chaumont de la Galaiſiere, Jntendant vom Elſaß,
und le Febure d’Ammecourt, Parlementsrath zu Paris,
ſind Directeurs der Finanzen, unter dem Baron von
Breteuil, geworden, der gleichſam Principalminiſter
iſt. Der Marſchall von Broglio hat an die Stelle des
Grafen von Puyſegur das Kriegsdepartement erhalten.
Er wird den Staatsrath von Foulon unter ſich haben.
Der Herzog de la Vauguyon, Ambaſſadeur zu Madrid,
koͤmmt an die Stelle des Miniſters der auswaͤrtigen
Angelegenheiten. Man ſagt auch, daß der Staats-
rath, Herr de la Porte, Seeminiſter an die Stelle des
Grafen de la Luzerne geworden ſey; doch dies bedarf
noch Beſtaͤtigung.

Der Eindruck, welchen die Nachricht von der Ent-
fernung des Herrn Necker auch auf das Volk in dieſer
Hauptſtadt machte, war ganz außerordentlich. Eben
ſollten die Schauſpiele angehen, aber das Volk ließ
alle Schauſpielhaͤuſer ſchließen. Man nahm 2 Wachs-
figuren; die eine ſtellte den Herzog von Orleans, die
andere Herrn Necker vor. Man fuͤhrte ſie in der gan-
zen Stadt herum. Vor der Figur des Prinzen ward
eine weiße, vor der des Herrn Necker eine ſchwarze
Fahne getragen. Jm Palais-Royal hielt ein aufruͤhre-
riſcher Schwaͤrmer eine Rede, nach deren Endigung er
ein Piſtol aus der Taſche zog, die er nebſt einem Degen
in der Hand hielt, und ſchwur, das Blut des Mar-
ſchalls von Broglio zu vergießen. Seine Zuhoͤrer ließ
er eben dieſen Schwur thun. Man hatte nach den
Platz von Louis XV. Truppen und Kanonen geſchickt,
wohin ſich viel Volk begeben hatte. Der Prinz von
Lambeſe drang mit einem Detaſchement Cavallerie
durch das Volk, welches auf die uͤbrigen Truppen los-
gieng. Dieſe ſchoſſen hierauf, doch nur bloß mit
Pulver. Man ſchoß auch einige Kanonen, bloß mit
Pulver ab. Jndeſſen wurden einige Dragoner und
Huſaren verwundet, auch nahm das Volk ein Pferd
weg, welches im Triumph nach dem Garten des Palais
Royal gefuͤhrt ward. Endlich nahm das Volk die
Flucht, und die Cavallerie verfolgte es, bis 400 Schritte

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[[2]/0002] Am Sonnabend war abermals im Palais Royal eine aufruͤhriſche Scene. Unſere Kaufleute verſichern, daß das Geld, welches in einem Jahre fuͤr Korn, ꝛc. aus dem Reiche gezogen, 50 Millionen betrage. Der Marquis von Mirabeau, Vater des Grafen die- ſes Namens, iſt geſtorben. Man ſagt, er habe ſeinen Sohn enterbt. Geſtern ward folgendes oͤffentlich angeſchlagen: “Da der Koͤnig die ſeit einiger Zeit durch uͤbelgeſinnte Leute geſtoͤhrte Ruhe auf eine dauerhafte Art aufrecht erhal- ten will; ſo hat er Truppen bey ſeiner Perſon und in der Nachbarſchaft dieſer Hauptſtadt kommen laſſen. Weil aber die allgemeinen Staͤnde hieruͤber einige Un- ruhe bezeigt haben; ſo hat er ſelbige zu beruhigen ge- ſucht, und ihnen ſeine wohlthaͤtigen Abſichten bekannt gemacht, die dahin gehen, die Freyheit und Ruhe ihrer Verſammlungen aufrecht zu erhalten. Der Koͤnig, der immer einerley Geſinnungen gegen ſein Volk hegt, deſſen Wohl der beſtaͤndige Wunſch ſeines Herzens iſt, erklaͤrt, daß er ſich nie ſeiner Macht, als bloß zur Auf- rechthaltung der Ordnung und der Ruhe, bedienen werde; zugleich aber erneuert er alle Verordnungen gegen Zuſammenrottirungen und gegen die Stoͤhrer der oͤffentlichen Ruhe. Er verſichert alle ſeine treue Unterthanen, und beſonders die Einwohner ſeiner guten Stadt Paris, ſeiner Gewogenheit und ſeines Schutzes.” Geſtern Vormittag um 11 Uhr verbreitete ſich zu Verſailles und hier das Geruͤcht, daß Herr Necker aus dem Miniſterio entlaſſen, auch wirklich ſchon abgegan- gen ſey. Erſt des Nachmittags, zwiſchen 4 und 5 Uhr, ward das Volk in Paris voͤllig von dieſer Neuigkeit unterrichtet. Ehe ich von der Wirkung rede, die ſel- bige hervorbrachte, muß ich die Art und Weiſe melden, wie dieſe Entlaſſung des Herrn Necker bewirkt worden. Am Sonnabend, gegen 3 Uhr, einen Augenblick vor- her, ehe ſich Herr Necker zur Tafel ſetzte, begab ſich der Graf de la Luzerne zu ihm, uͤbergab ihm einen Brief, den der Koͤnig mit eigener Hand geſchrieben, worinn der Monarch ihm fuͤr ſeine Dienſte dankte, ihm meldete, daß er ſeine Entfernung aus dem Reiche fuͤr nothwendig hielte, um die oͤffentliche Ruhe wieder herzuſtellen, und ihm empfohl, uͤber den Befehl, abzureiſen, und uͤber ſeine Abreiſe ſelbſt das tiefſte Stillſchweigen zu beobachten. Herr Necker ſetzte ſich mit ſeiner Ge- mahlinn, ſeiner Tochter, ſeinem Bruder und einigen Deputirten zur Tafel, und ſchien beym Eſſen ganz munter. Nachmittags begaben ſich ſeine Tochter und ſein Bruder nach Paris, und er ſelbſt ſchlug ſeiner Ge- mahlinn einen Spatziergang vor. Man ſtieg in die Kutſche, und nun machte er derſelben den Koͤnigl. Be- ſehl bekannt. Er ſagte zum Kutſcher, bis nach Seve zu fahren, und als er da angekommen war, noch bis zu ſeinem Landgut St. Ouen, von da er ſeinen Kut- ſcher nach Paris zuruͤck ſchickte. Er ſchrieb hierauf einige Briefe, ſchickte einen Courier nach Verſailles, und einen andern nach Paris. Seine Tochter und ſein Bruder wurden von dem Vorfall erſt geſtern un- terrichtet. Die erſte begab ſich ſogleich auf den Weg zu ihrem Vater, der aber mit ſeiner Gemahlinn ſchon Poſtpferde genommen, um ſich nach Beauvais zu bege- ben; wenigſtens will man ſie auf dieſem Wege ange- troffen haben, von da ſie ſich vermuthlich nach Holland, und ſo weiter nach ihrem Landgut Copel, bey Genf- begeben werden. Zu Paris befanden ſich viele Deputirte, die ſogleich nach Empfang dieſer Nachricht nach Verſailles zuruͤck- giengen, wo ſie ſich geſtern Abend um 6 Uhr haben verſammeln wollen. Man befuͤrchtet, der Hof werde mit Nachdruck gegen die Verſammlung agiren, im Fall ſie gegen die Rechte des Monarchen handeln ſollte. Jndeſſen ſcheinen die Deputirten entſchloſſen zu ſeyn, die Rechte der Nation auf Koſten ihres Lebens zu ver- theidigen. Uebrigens iſt der Eindruck und die Senſa- tion, welche die Fortſchickung des Herrn Neckers ver- urſacht hat, unglaublich, und man zittert, Nachrich- ten aus den Provinzen zu hoͤren. Es iſt noch zu vor- eilig, dasjenige zu melden, was hier uͤber dieſe Bege- benheit geurtheilt wird. Die Zukunft wird es lehren, was fuͤr Folgen daraus entſtehen werden. Ehe Herr Necker abreiſete, ſchickte er dem Koͤnige noch verſchiedene Papiere zuruͤck, nebſt einem Briefe, worinn er meldete, daß er im Schatze 12 Millionen ließe, und daß bis zu Ende des Septembers fuͤr Korn hinlaͤnglich geſorgt ſey. Der Herr Baron von Breteuil, welcher ſeit einigen Tagen verſchiedene Conferenzen mit dem Koͤnige gehabt hat, iſt von Sr. Majeſtaͤt zum Praͤ- ſidenten der Finanzen ernannt worden. Die Herren Chaumont de la Galaiſiere, Jntendant vom Elſaß, und le Febure d’Ammecourt, Parlementsrath zu Paris, ſind Directeurs der Finanzen, unter dem Baron von Breteuil, geworden, der gleichſam Principalminiſter iſt. Der Marſchall von Broglio hat an die Stelle des Grafen von Puyſegur das Kriegsdepartement erhalten. Er wird den Staatsrath von Foulon unter ſich haben. Der Herzog de la Vauguyon, Ambaſſadeur zu Madrid, koͤmmt an die Stelle des Miniſters der auswaͤrtigen Angelegenheiten. Man ſagt auch, daß der Staats- rath, Herr de la Porte, Seeminiſter an die Stelle des Grafen de la Luzerne geworden ſey; doch dies bedarf noch Beſtaͤtigung. Der Eindruck, welchen die Nachricht von der Ent- fernung des Herrn Necker auch auf das Volk in dieſer Hauptſtadt machte, war ganz außerordentlich. Eben ſollten die Schauſpiele angehen, aber das Volk ließ alle Schauſpielhaͤuſer ſchließen. Man nahm 2 Wachs- figuren; die eine ſtellte den Herzog von Orleans, die andere Herrn Necker vor. Man fuͤhrte ſie in der gan- zen Stadt herum. Vor der Figur des Prinzen ward eine weiße, vor der des Herrn Necker eine ſchwarze Fahne getragen. Jm Palais-Royal hielt ein aufruͤhre- riſcher Schwaͤrmer eine Rede, nach deren Endigung er ein Piſtol aus der Taſche zog, die er nebſt einem Degen in der Hand hielt, und ſchwur, das Blut des Mar- ſchalls von Broglio zu vergießen. Seine Zuhoͤrer ließ er eben dieſen Schwur thun. Man hatte nach den Platz von Louis XV. Truppen und Kanonen geſchickt, wohin ſich viel Volk begeben hatte. Der Prinz von Lambeſe drang mit einem Detaſchement Cavallerie durch das Volk, welches auf die uͤbrigen Truppen los- gieng. Dieſe ſchoſſen hierauf, doch nur bloß mit Pulver. Man ſchoß auch einige Kanonen, bloß mit Pulver ab. Jndeſſen wurden einige Dragoner und Huſaren verwundet, auch nahm das Volk ein Pferd weg, welches im Triumph nach dem Garten des Palais Royal gefuͤhrt ward. Endlich nahm das Volk die Flucht, und die Cavallerie verfolgte es, bis 400 Schritte

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Britt-Marie Schuster, Manuel Wille, Arnika Lutz: Bereitstellung der Texttranskription. (2014-07-07T10:32:49Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.

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Zitationshilfe: Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 115, Hamburg, 21. Juli 1789, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1152107_1789/2>, abgerufen am 28.03.2024.