Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. Nr. 115, Hamburg, 21. Juli 1789.Mit allergnädigster Kayserlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgischen unpartheyischen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Dienstage, den 21 Julii.) Num. 115.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 13 Julii.
Seit dem vorigen Posttage sind hier große
Verän- Jn der Sitzung der National-Versammlung vom Den 11ten ward diese Antwort in der National- Am Donnerstage wurden einige Husaren-Officiers in Die hier angekommene Artillerie-Brigade ist im
Jn- Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen
Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung des Hamburgiſchen unpartheyiſchen CORRESPONDENTEN. Anno 1789. (Am Dienſtage, den 21 Julii.) Num. 115.
[Beginn Spaltensatz]
Schreiben aus Paris, vom 13 Julii.
Seit dem vorigen Poſttage ſind hier große
Veraͤn- Jn der Sitzung der National-Verſammlung vom Den 11ten ward dieſe Antwort in der National- Am Donnerſtage wurden einige Huſaren-Officiers in Die hier angekommene Artillerie-Brigade iſt im
Jn- <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <titlePage type="main"> <imprimatur> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.</hi> </hi> </imprimatur><lb/> <docTitle> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b">Staats- und <figure/> Gelehrte</hi><lb/> <hi rendition="#b #g"><hi rendition="#in">Z</hi>ei- tung</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">des Hamburgiſchen unpartheyiſchen</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i"><hi rendition="#in">C</hi>ORRESPONDENTEN.</hi> </hi> </hi> </titlePart> </docTitle><lb/> <docDate><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1789. <space dim="horizontal"/>(Am Dienſtage, den 21 Julii.)</docDate> <space dim="horizontal"/> <docTitle> <titlePart type="sub"><hi rendition="#aq">Num.</hi> 115.</titlePart> </docTitle> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </titlePage><lb/> </front> <body> <cb type="start"/> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Schreiben aus Paris, vom 13 Julii.</hi> </hi> </dateline><lb/> <p>Seit dem vorigen Poſttage ſind hier große Veraͤn-<lb/> derungen vorgegangen. Herr Necker iſt nicht mehr<lb/> Directeur der Finanzen, und hat das Reich verlaſſen<lb/> muͤſſen, auch ſind noch andere Veraͤnderungen im Mi-<lb/> niſterio vorgefallen; doch ich will ihnen die Sachen ſo<lb/> melden, wie ſie ſich nach der Zeitfolge zugetragen haben:</p><lb/> <p>Jn der Sitzung der National-Verſammlung vom<lb/> 10ten dieſes ward vorgeſchlagen, Ausſchuͤſſe zur Unter-<lb/> ſuchung des Finanzweſens und des Commerciums zu<lb/> ernennen. Des Abends uͤbergaben die Deputirten der<lb/> Verſammlung dem Koͤnige die neulich gedachte Addreſſe<lb/> wegen des Abmarſches der Truppen aus dieſen Gegen-<lb/> den. Der Monarch gab die folgende Antwort: “Je-<lb/> dermann weiß die aͤrgerlichen Auftritte, die zu Paris<lb/> und Verſailles unter meinen Augen vorgegangen und<lb/> erneuert worden. Es iſt nothwendig, daß ich von den<lb/> in meiner Macht habenden Mitteln zur Wiederher-<lb/> ſtellung der Ordnung in der Hauptſtadt und deren Nach-<lb/> barſchaft Gebrauch mache. Es iſt eine meiner vorzuͤg-<lb/> lichſten Pflichten, fuͤr die oͤffentliche Sicherheit zu<lb/> wachen, und eben deshalb habe ich Truppen um Paris<lb/> verſammelt. Sie koͤnnen der Verſammlung der allge-<lb/> meinen Staͤnde die Verſicherung geben, daß ſie bloß<lb/> zur Verhuͤtung neuer Unordnungen, zur Erhaltung der<lb/> Ordnung, zum Schutz der Geſetze und ſelbſt der Frey-<lb/> heit, die in ihren Verſammlungen herrſchen muß, be-<lb/> ſtimmt ſind. Alle Art von Zwang, ſo wie alle Furcht<lb/> von Tumult und Gewalt muß aus ſelbigen verbannt<lb/> ſeyn. Nur uͤbelgeſinnte Leute koͤnnen meinen Unter-<lb/> thanen uͤber die Vorſichtigkeitsmittel, die ich ergreife,<lb/> falſche Begriffe beybringen. Jch habe beſtaͤndig ihr<lb/> Wohl geſucht, und ich habe immer Urſache gehabt, von<lb/> ihrer Liebe und Treue verſichert zu ſeyn. Sollte in-<lb/> deſſen die nothwendige Gegenwart der Truppen in der<lb/> Nachbarſchaft von Paris noch Argwohn verurſachen,<lb/> ſo will ich, wenn es die Verſammlung verlangt, die<lb/> allgemeinen Staͤnde nach <hi rendition="#fr">Noyon</hi> oder <hi rendition="#fr">Soiſſon</hi> verle-<lb/><cb/> gen. Jch werde mich alsdann nach Compiegne bege-<lb/> ben, um die Gemeinſchaft zu unterhalten, welche<lb/> zwiſchen den Staͤnden und mir Statt haben muß.”</p><lb/> <p>Den 11ten ward dieſe Antwort in der National-<lb/> Verſammlung vorgeleſen. Der Graf von Crillon ſagte,<lb/> man moͤchte ſich auf die Koͤnigl. Verſicherung verlaſſen,<lb/> und der Graf von Mirabeau fuͤgte noch hinzu, der Koͤ-<lb/> nig habe nicht auf das, warum man gebeten, geantwor-<lb/> tet: “Wir haben nicht (ſagte er) vor den Truppen<lb/> fliehen wollen, ſondern wir haben die Flucht der Trup-<lb/> pen ſelbſt verlangt.” Uebrigens ward die Deliberation<lb/> uͤber dieſe Sache ausgeſetzt, doch ſcheint die Verſamm-<lb/> lung entſchloſſen zu ſeyn, Verſailles nicht zu verlaſſen.<lb/> Der Marquis de la Fayette las ein Project uͤber die<lb/> natuͤrlichen Rechte des Menſchen, als das erſte Stuͤck<lb/> des Plans zur Conſtitution.</p><lb/> <p>Am Donnerſtage wurden einige Huſaren-Officiers in<lb/> ihrer Uniform in dem Garten des Koͤnigl. Palais vom<lb/> Poͤbel wiederum gemißhandelt, ſie entkamen aber doch<lb/> der Wuth deſſelben. Der Sohn des Herzogs von Po-<lb/> lignac war einer dieſer Officiers.</p><lb/> <p>Die hier angekommene Artillerie-Brigade iſt im Jn-<lb/> validenhauſe einquartiert. Am Freytage giengen<lb/> 80 Artilleriſten von da nach dem Palais Royal. Herr<lb/> von Bellecombe, ihr Oberſter, begegnete ihnen, zog<lb/> den Degen, drohete, und bat ſie, zuruͤck zu kehren.<lb/> Alles war umſonſt. Jm Garten des Palais wurden ſie<lb/> mit großem Jauchzen empfangen, man tractirte ſie mit<lb/> Wein, Liqueurs, Schinken, Paſteten, ꝛc. ꝛc. welches<lb/> bis 5 Uhr unter Muſik fortdauerte. Nachher giengen<lb/> ſie mit dem Volke ſpatzieren, und um Mitternacht be-<lb/> gaben ſie ſich wieder nach dem Jnvalidenhauſe. Der<lb/> General Lieutenant von Narbonne Fritzlar gieng dahin<lb/> mit einem Koͤnigl. Befehl an den Oberſten der Artille-<lb/> riſten, ſich ſogleich wegzubegeben. Der Oberſte mar-<lb/> ſchirte hierauf mit dem Bataillon nach Luzarche. Den<lb/> Tag vorher war ein anderes Bataillon von 400 Kano-<lb/> niers angekommen, die wir jetzt hier haben.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Mit allergnaͤdigſter Kayſerlichen Freyheit.
Staats- und
[Abbildung]
Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheyiſchen
CORRESPONDENTEN.
Anno 1789. (Am Dienſtage, den 21 Julii.) Num. 115.
Schreiben aus Paris, vom 13 Julii.
Seit dem vorigen Poſttage ſind hier große Veraͤn-
derungen vorgegangen. Herr Necker iſt nicht mehr
Directeur der Finanzen, und hat das Reich verlaſſen
muͤſſen, auch ſind noch andere Veraͤnderungen im Mi-
niſterio vorgefallen; doch ich will ihnen die Sachen ſo
melden, wie ſie ſich nach der Zeitfolge zugetragen haben:
Jn der Sitzung der National-Verſammlung vom
10ten dieſes ward vorgeſchlagen, Ausſchuͤſſe zur Unter-
ſuchung des Finanzweſens und des Commerciums zu
ernennen. Des Abends uͤbergaben die Deputirten der
Verſammlung dem Koͤnige die neulich gedachte Addreſſe
wegen des Abmarſches der Truppen aus dieſen Gegen-
den. Der Monarch gab die folgende Antwort: “Je-
dermann weiß die aͤrgerlichen Auftritte, die zu Paris
und Verſailles unter meinen Augen vorgegangen und
erneuert worden. Es iſt nothwendig, daß ich von den
in meiner Macht habenden Mitteln zur Wiederher-
ſtellung der Ordnung in der Hauptſtadt und deren Nach-
barſchaft Gebrauch mache. Es iſt eine meiner vorzuͤg-
lichſten Pflichten, fuͤr die oͤffentliche Sicherheit zu
wachen, und eben deshalb habe ich Truppen um Paris
verſammelt. Sie koͤnnen der Verſammlung der allge-
meinen Staͤnde die Verſicherung geben, daß ſie bloß
zur Verhuͤtung neuer Unordnungen, zur Erhaltung der
Ordnung, zum Schutz der Geſetze und ſelbſt der Frey-
heit, die in ihren Verſammlungen herrſchen muß, be-
ſtimmt ſind. Alle Art von Zwang, ſo wie alle Furcht
von Tumult und Gewalt muß aus ſelbigen verbannt
ſeyn. Nur uͤbelgeſinnte Leute koͤnnen meinen Unter-
thanen uͤber die Vorſichtigkeitsmittel, die ich ergreife,
falſche Begriffe beybringen. Jch habe beſtaͤndig ihr
Wohl geſucht, und ich habe immer Urſache gehabt, von
ihrer Liebe und Treue verſichert zu ſeyn. Sollte in-
deſſen die nothwendige Gegenwart der Truppen in der
Nachbarſchaft von Paris noch Argwohn verurſachen,
ſo will ich, wenn es die Verſammlung verlangt, die
allgemeinen Staͤnde nach Noyon oder Soiſſon verle-
gen. Jch werde mich alsdann nach Compiegne bege-
ben, um die Gemeinſchaft zu unterhalten, welche
zwiſchen den Staͤnden und mir Statt haben muß.”
Den 11ten ward dieſe Antwort in der National-
Verſammlung vorgeleſen. Der Graf von Crillon ſagte,
man moͤchte ſich auf die Koͤnigl. Verſicherung verlaſſen,
und der Graf von Mirabeau fuͤgte noch hinzu, der Koͤ-
nig habe nicht auf das, warum man gebeten, geantwor-
tet: “Wir haben nicht (ſagte er) vor den Truppen
fliehen wollen, ſondern wir haben die Flucht der Trup-
pen ſelbſt verlangt.” Uebrigens ward die Deliberation
uͤber dieſe Sache ausgeſetzt, doch ſcheint die Verſamm-
lung entſchloſſen zu ſeyn, Verſailles nicht zu verlaſſen.
Der Marquis de la Fayette las ein Project uͤber die
natuͤrlichen Rechte des Menſchen, als das erſte Stuͤck
des Plans zur Conſtitution.
Am Donnerſtage wurden einige Huſaren-Officiers in
ihrer Uniform in dem Garten des Koͤnigl. Palais vom
Poͤbel wiederum gemißhandelt, ſie entkamen aber doch
der Wuth deſſelben. Der Sohn des Herzogs von Po-
lignac war einer dieſer Officiers.
Die hier angekommene Artillerie-Brigade iſt im Jn-
validenhauſe einquartiert. Am Freytage giengen
80 Artilleriſten von da nach dem Palais Royal. Herr
von Bellecombe, ihr Oberſter, begegnete ihnen, zog
den Degen, drohete, und bat ſie, zuruͤck zu kehren.
Alles war umſonſt. Jm Garten des Palais wurden ſie
mit großem Jauchzen empfangen, man tractirte ſie mit
Wein, Liqueurs, Schinken, Paſteten, ꝛc. ꝛc. welches
bis 5 Uhr unter Muſik fortdauerte. Nachher giengen
ſie mit dem Volke ſpatzieren, und um Mitternacht be-
gaben ſie ſich wieder nach dem Jnvalidenhauſe. Der
General Lieutenant von Narbonne Fritzlar gieng dahin
mit einem Koͤnigl. Befehl an den Oberſten der Artille-
riſten, ſich ſogleich wegzubegeben. Der Oberſte mar-
ſchirte hierauf mit dem Bataillon nach Luzarche. Den
Tag vorher war ein anderes Bataillon von 400 Kano-
niers angekommen, die wir jetzt hier haben.
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