Schreiben aus Paris, vom 13 Julii.
Seit dem vorigen Poſttage ſind hier große
Veraͤn-
derungen vorgegangen. Herr Necker iſt nicht
mehr
Directeur der Finanzen, und hat das Reich
verlaſſen
muͤſſen, auch ſind
noch andere Veraͤnderungen im Mi-
niſterio vorgefallen;
doch ich will ihnen die Sachen ſo
melden, wie ſie
ſich nach der Zeitfolge zugetragen haben:
Jn der Sitzung der National-Verſammlung vom
10ten dieſes
ward vorgeſchlagen, Ausſchuͤſſe zur
Unter-
ſuchung des Finanzweſens und des Commerciums
zu
ernennen. Des Abends uͤbergaben die Deputirten
der
Verſammlung dem Koͤnige die neulich gedachte
Addreſſe
wegen des Abmarſches der Truppen aus
dieſen Gegen-
den. Der Monarch gab die folgende Antwort:
“Je-
dermann weiß die aͤrgerlichen Auftritte, die zu
Paris
und Verſailles unter meinen Augen vorgegangen
und
erneuert worden. Es iſt nothwendig, daß ich von
den
in meiner Macht habenden Mitteln zur
Wiederher-
ſtellung der Ordnung in der Hauptſtadt und
deren Nach-
barſchaft Gebrauch mache. Es iſt eine
meiner vorzuͤg-
lichſten Pflichten, fuͤr die
oͤffentliche Sicherheit zu
wachen, und eben deshalb habe ich
Truppen um Paris
verſammelt. Sie koͤnnen der
Verſammlung der allge-
meinen Staͤnde die
Verſicherung geben, daß ſie bloß
zur Verhuͤtung
neuer Unordnungen, zur Erhaltung der
Ordnung, zum Schutz der
Geſetze und ſelbſt der Frey-
heit, die in ihren
Verſammlungen herrſchen muß, be-
ſtimmt
ſind. Alle Art von Zwang, ſo wie alle Furcht
von
Tumult und Gewalt muß aus ſelbigen verbannt
ſeyn. Nur
uͤbelgeſinnte Leute koͤnnen meinen
Unter-
thanen uͤber die Vorſichtigkeitsmittel, die ich
ergreife,
falſche Begriffe beybringen. Jch habe
beſtaͤndig ihr
Wohl geſucht, und ich habe immer
Urſache gehabt, von
ihrer Liebe und Treue verſichert
zu ſeyn. Sollte in-
deſſen die nothwendige
Gegenwart der Truppen in der
Nachbarſchaft von Paris noch
Argwohn verurſachen,
ſo will ich, wenn es die
Verſammlung verlangt, die
allgemeinen Staͤnde nach Noyon oder Soiſſon verle-
gen. Jch werde mich
alsdann nach Compiegne bege-
ben, um die Gemeinſchaft zu
unterhalten, welche
zwiſchen den Staͤnden und mir
Statt haben muß.”
Den 11ten ward dieſe Antwort in der National-
Verſammlung
vorgeleſen. Der Graf von Crillon ſagte,
man moͤchte
ſich auf die Koͤnigl. Verſicherung
verlaſſen,
und der Graf von Mirabeau fuͤgte noch
hinzu, der Koͤ-
nig habe nicht auf das, warum man gebeten,
geantwor-
tet: “Wir haben nicht (ſagte er) vor den
Truppen
fliehen wollen, ſondern wir haben die Flucht der
Trup-
pen ſelbſt verlangt.” Uebrigens ward die
Deliberation
uͤber dieſe Sache ausgeſetzt, doch
ſcheint die Verſamm-
lung
entſchloſſen zu ſeyn, Verſailles nicht zu
verlaſſen.
Der Marquis de la Fayette las ein Project
uͤber die
natuͤrlichen Rechte des Menſchen, als das
erſte Stuͤck
des Plans zur Conſtitution.
Am Donnerſtage wurden einige Huſaren-Officiers in
ihrer
Uniform in dem Garten des Koͤnigl. Palais vom
Poͤbel
wiederum gemißhandelt, ſie entkamen aber doch
der Wuth
deſſelben. Der Sohn des Herzogs von Po-
lignac war einer
dieſer Officiers.
Die hier angekommene Artillerie-Brigade iſt im
Jn-
validenhauſe einquartiert. Am Freytage giengen
80
Artilleriſten von da nach dem Palais Royal. Herr
von Bellecombe,
ihr Oberſter, begegnete ihnen, zog
den Degen, drohete, und bat
ſie, zuruͤck zu kehren.
Alles war umſonſt.
Jm Garten des Palais wurden ſie
mit großem Jauchzen empfangen,
man tractirte ſie mit
Wein, Liqueurs, Schinken, Paſteten,
ꝛc. ꝛc. welches
bis 5 Uhr unter Muſik fortdauerte.
Nachher giengen
ſie mit dem Volke ſpatzieren, und um
Mitternacht be-
gaben ſie ſich wieder nach dem
Jnvalidenhauſe. Der
General Lieutenant von Narbonne Fritzlar
gieng dahin
mit einem Koͤnigl. Befehl an den Oberſten der
Artille-
riſten, ſich ſogleich wegzubegeben. Der
Oberſte mar-
ſchirte hierauf mit dem Bataillon nach
Luzarche. Den
Tag vorher war ein anderes Bataillon von 400
Kano-
niers angekommen, die wir jetzt hier haben.
Am Sonnabend war abermals im Palais Royal
eine
aufruͤhriſche Scene.
Unſere Kaufleute verſichern, daß das Geld, welches
in einem
Jahre fuͤr Korn, ꝛc. aus dem Reiche gezogen,
50 Millionen
betrage.
Der Marquis von Mirabeau, Vater des Grafen die-
ſes Namens,
iſt geſtorben. Man ſagt, er habe ſeinen
Sohn
enterbt.
Geſtern ward folgendes oͤffentlich angeſchlagen:
“Da
der Koͤnig die ſeit einiger Zeit durch
uͤbelgeſinnte Leute
geſtoͤhrte Ruhe auf
eine dauerhafte Art aufrecht erhal-
ten will; ſo hat er
Truppen bey ſeiner Perſon und in
der
Nachbarſchaft dieſer Hauptſtadt kommen
laſſen.
Weil aber die allgemeinen Staͤnde
hieruͤber einige Un-
ruhe bezeigt haben; ſo hat er
ſelbige zu beruhigen ge-
ſucht, und ihnen ſeine
wohlthaͤtigen Abſichten bekannt
gemacht, die dahin
gehen, die Freyheit und Ruhe ihrer
Verſammlungen aufrecht zu
erhalten. Der Koͤnig, der
immer einerley Geſinnungen
gegen ſein Volk hegt,
deſſen Wohl der
beſtaͤndige Wunſch ſeines Herzens
iſt,
erklaͤrt, daß er ſich nie ſeiner
Macht, als bloß zur Auf-
rechthaltung der Ordnung und der Ruhe,
bedienen
werde; zugleich aber erneuert er alle
Verordnungen
gegen Zuſammenrottirungen und gegen die
Stoͤhrer
der oͤffentlichen Ruhe. Er verſichert
alle ſeine treue
Unterthanen, und beſonders die
Einwohner ſeiner
guten Stadt Paris, ſeiner Gewogenheit
und ſeines
Schutzes.”
Geſtern Vormittag um 11 Uhr verbreitete ſich
zu
Verſailles und hier das Geruͤcht, daß Herr Necker
aus
dem Miniſterio entlaſſen, auch wirklich
ſchon abgegan-
gen ſey. Erſt des Nachmittags,
zwiſchen 4 und 5 Uhr,
ward das Volk in Paris voͤllig von
dieſer Neuigkeit
unterrichtet. Ehe ich von der Wirkung rede, die
ſel-
bige hervorbrachte, muß ich die Art und Weiſe
melden,
wie dieſe Entlaſſung des Herrn Necker
bewirkt worden.
Am Sonnabend, gegen 3 Uhr, einen Augenblick
vor-
her, ehe ſich Herr Necker zur Tafel ſetzte, begab
ſich
der Graf de la Luzerne zu ihm, uͤbergab ihm einen
Brief,
den der Koͤnig mit eigener Hand geſchrieben, worinn
der
Monarch ihm fuͤr ſeine Dienſte dankte, ihm
meldete, daß
er ſeine Entfernung aus dem Reiche fuͤr
nothwendig
hielte, um die oͤffentliche Ruhe wieder
herzuſtellen,
und ihm empfohl, uͤber den Befehl,
abzureiſen, und
uͤber ſeine Abreiſe
ſelbſt das tiefſte Stillſchweigen
zu
beobachten. Herr Necker ſetzte ſich mit ſeiner
Ge-
mahlinn, ſeiner Tochter, ſeinem Bruder und
einigen
Deputirten zur Tafel, und ſchien beym Eſſen
ganz
munter. Nachmittags begaben ſich ſeine Tochter
und
ſein Bruder nach Paris, und er ſelbſt
ſchlug ſeiner Ge-
mahlinn einen Spatziergang vor. Man
ſtieg in die
Kutſche, und nun machte er derſelben
den Koͤnigl. Be-
ſehl bekannt. Er ſagte zum
Kutſcher, bis nach Seve
zu fahren, und als er da angekommen war,
noch bis
zu ſeinem Landgut St. Ouen, von da er ſeinen
Kut-
ſcher nach Paris zuruͤck ſchickte. Er
ſchrieb hierauf
einige Briefe, ſchickte einen Courier nach
Verſailles,
und einen andern nach Paris. Seine Tochter
und
ſein Bruder wurden von dem Vorfall erſt geſtern
un-
terrichtet. Die erſte begab ſich ſogleich auf
den Weg
zu ihrem Vater, der aber mit ſeiner Gemahlinn
ſchon
Poſtpferde genommen, um ſich nach Beauvais zu
bege-
ben; wenigſtens will man ſie auf dieſem Wege
ange-
troffen haben, von da ſie ſich vermuthlich nach
Holland,
und ſo weiter nach ihrem Landgut Copel, bey
Genf-
begeben werden.
Zu Paris befanden ſich viele Deputirte, die ſogleich
nach
Empfang dieſer Nachricht nach Verſailles
zuruͤck-
giengen, wo ſie ſich geſtern Abend
um 6 Uhr haben
verſammeln wollen. Man befuͤrchtet, der Hof
werde
mit Nachdruck gegen die Verſammlung agiren, im
Fall
ſie gegen die Rechte des Monarchen handeln
ſollte.
Jndeſſen ſcheinen die Deputirten
entſchloſſen zu ſeyn,
die Rechte der Nation
auf Koſten ihres Lebens zu ver-
theidigen. Uebrigens iſt
der Eindruck und die Senſa-
tion, welche die Fortſchickung
des Herrn Neckers ver-
urſacht hat, unglaublich, und man zittert,
Nachrich-
ten aus den Provinzen zu hoͤren. Es iſt noch zu
vor-
eilig, dasjenige zu melden, was hier uͤber dieſe
Bege-
benheit geurtheilt wird. Die Zukunft wird es lehren,
was
fuͤr Folgen daraus entſtehen werden.
Ehe Herr Necker abreiſete, ſchickte er dem
Koͤnige
noch verſchiedene Papiere zuruͤck,
nebſt einem Briefe,
worinn er meldete, daß er im Schatze 12
Millionen
ließe, und daß bis zu Ende des Septembers fuͤr
Korn
hinlaͤnglich geſorgt ſey. Der Herr Baron von
Breteuil,
welcher ſeit einigen Tagen verſchiedene
Conferenzen mit
dem Koͤnige gehabt hat, iſt von Sr.
Majeſtaͤt zum Praͤ-
ſidenten der Finanzen
ernannt worden. Die Herren
Chaumont de la Galaiſiere, Jntendant
vom Elſaß,
und le Febure d’Ammecourt, Parlementsrath zu
Paris,
ſind Directeurs der Finanzen, unter dem Baron
von
Breteuil, geworden, der gleichſam
Principalminiſter
iſt. Der Marſchall von Broglio
hat an die Stelle des
Grafen von Puyſegur das Kriegsdepartement
erhalten.
Er wird den Staatsrath von Foulon unter ſich
haben.
Der Herzog de la Vauguyon, Ambaſſadeur zu
Madrid,
koͤmmt an die Stelle des Miniſters der
auswaͤrtigen
Angelegenheiten. Man ſagt auch, daß der
Staats-
rath, Herr de la Porte, Seeminiſter an die Stelle
des
Grafen de la Luzerne geworden ſey; doch dies bedarf
noch
Beſtaͤtigung.
Der Eindruck, welchen die Nachricht von der Ent-
fernung des Herrn Necker
auch auf das Volk in dieſer
Hauptſtadt machte, war
ganz außerordentlich. Eben
ſollten die Schauſpiele
angehen, aber das Volk ließ
alle
Schauſpielhaͤuſer ſchließen. Man nahm 2
Wachs-
figuren; die eine ſtellte den Herzog von Orleans,
die
andere Herrn Necker vor. Man fuͤhrte ſie in der
gan-
zen Stadt herum. Vor der Figur des Prinzen ward
eine weiße,
vor der des Herrn Necker eine ſchwarze
Fahne getragen. Jm
Palais-Royal hielt ein aufruͤhre-
riſcher
Schwaͤrmer eine Rede, nach deren Endigung er
ein
Piſtol aus der Taſche zog, die er nebſt einem
Degen
in der Hand hielt, und ſchwur, das Blut des
Mar-
ſchalls von Broglio zu vergießen. Seine Zuhoͤrer
ließ
er eben dieſen Schwur thun. Man hatte nach den
Platz
von Louis XV. Truppen und Kanonen
geſchickt,
wohin ſich viel Volk begeben hatte. Der
Prinz von
Lambeſe drang mit einem Detaſchement
Cavallerie
durch das Volk, welches auf die uͤbrigen Truppen
los-
gieng. Dieſe ſchoſſen hierauf, doch
nur bloß mit
Pulver. Man ſchoß auch einige Kanonen, bloß
mit
Pulver ab. Jndeſſen wurden einige Dragoner
und
Huſaren verwundet, auch nahm das Volk ein Pferd
weg,
welches im Triumph nach dem Garten des Palais
Royal gefuͤhrt
ward. Endlich nahm das Volk die
Flucht, und die Cavallerie verfolgte
es, bis 400 Schritte
in den Garten der Thuilleries. Von dem Volke iſt
keiner
getoͤdtet. Ein Particulier iſt verwundet; und
als
dieſer ſagte, der Prinz von Lambeſe habe es
mit
ſeinem Degen gethan, ſo ward deſſen
Tod geſchworen.
Es wollten keine Truppen in die Stadt Paris
ſelbſt
hinein, weil ſie befuͤrchteten,
man wuͤrde ſie aus den
Fenſtern
todtſchießen. Geſtern um 10 Uhr, und die
ganze Nacht
hindurch, ſtuͤrmte man in
verſchiedenen
Kirchſpielen, und der Laͤrm
dauerte unaufhoͤrlich fort.
Alle Laden,
Caffeehaͤuſer und Boutiquen ſind
ver-
ſchloſſen, — man wagt ſich
nicht, auszugehen, — und
man ſieht nichts als
bewaffnete Leute. — Jn der vori-
gen Nacht iſt es
ſehr unruhig hergegangen. Einer von
der
Franzoͤſiſchen Garde, der fuͤr das Volk
geweſen,
iſt getoͤdtet, auch 12 Dragoner und
Huſaren. — Der
Himmel ſey uns gnaͤdig,
und ſchenke uns bald die
Ruhe wieder!
Schreiben aus Stockholm, vom 10 Julii.
Es gehen von allen Seiten erwuͤnſchte Nachrichten
ein. Der
Herzog Carl von Suͤdermannland, iſt den
6ten dieſes
von Carlskrona mit der Flotte 21 Linien-
Schiffe, 9 ſchwere und 5
kleinere Fregatten, uͤber-
haupt 40 Segel ſtark,
ausgelaufen; eine See-
macht, die nicht in 100 Jahren ſo groß aus
einem
Schwediſchen Haven ausgelaufen iſt. Sie iſt
ſehr gut
bemannet, ſowol mit Land- als See-Truppen, und
mit
gehoͤriger Artillerie und Proviſion reichlich
verſehen.
Der Herzog iſt am Bord des
Admiral-Schiffes
Guſtav III. und hat bey ſich den
Contre-Admiral
Nordenſkioͤld.
Die Avantgarde ſtehet unter dem Be-
fehl des Contre-Admirals Liljehorn, welcher als
Vice-
Landmarſchall auf dem letzten ſo
merkwuͤrdigen Reichs-
tage das Wort fuͤhrte. Die
Arriergarde wird von dem
Herrn Oberſten oder Schoutbynacht Modee comman-
dirt. Unter den Schiffen,
ſo dieſe Flotte ausmacht,
ſind auch die 3
Rußiſchen, Wladislav, Jaroslav und
Hector, die verwichenes Jahr
von den Ruſſen genom-
men, und unſerer Seemacht
einverleibet wurden.
Es iſt nun zuverlaͤßig, das die Krone
Daͤnnemark
ſich verbunden hat, in dieſem ganzen
Nordiſchen
Kriege neutral zu verbleiben, und Rußland weder
zu
Lande noch zu Waſſer beyzuſtehen. Der
Daͤniſche
Envoyé, Graf Reventlow, wird eheſtens auf Urlaub
nach
Hauſe reiſen, welches auch als ein Merkmaal an-
gegeben
wird, daß die Zwiſtigkeiten zwiſchen den
beyden Reichen
beygelegt worden.
Der Koͤnig hat in dem Roßiſchen Finnland einen
doppelten
Sieg davon getragen. Die Armee paßirte
den 25ſten Junii die
Kymene, ſchlug die Rußiſchen
Poſtirungen, und drang
vor bis Davidsſtadt, einen
mitten im Rußiſchen Finnland
gelegenen Ort, wo ein
Rußiſches Corps auf dem Uttismalm oder Heide ſich
zur Gegenwehr geſetzt
hatte, aber es wurde nach einem
fuͤnfſtuͤndigen
Gefechte zuruͤckgeſchlagen. Dieſes
ge-
ſchahe den 28ſten dieſes. Der Koͤnig war
uͤberall mit-
ten im Feuer, und behauptete das Schlachtfeld,
wo
der Feind ſein Lager und Bagage uns uͤberließ.
Das
Weſtmannlaͤndiſche Regiment zeichnete
ſich hier durch
eine große Bravour aus. Nachdem marſchirte
der
Koͤnig weiter, und traf den 3ten Julii den Feind bey
Likala, einem Dorfe und Paß auf dem Wege
nach
Friedrichshamn, wo die Leibgarde den Paß mit
ſtuͤr-
mender Hand eroberte. Als der Courier mit
dieſen
Nachrichten abreiſete, ſtand der
Koͤnig noch anderthalb
Meilen von Friedrichshamn. Zur See machte
die
Finniſche Eskadre einen Beſuch nicht weit von
jetzt
benannter Veſtung, und nahm 20 Rußiſche
Haupt-
Fahrzeuge mit Mundproviſionen, welche, die Fahr-
zeuge
unberechnet, einen Werth von 25000 Thaler
ausmachten. An Gefangenen
haben wir keinen einzi-
gen verlohren, und von den Ruſſen
25 bis 30 erhal-
ten. An geſchlagenen Ruſſen auf
den beyden Wahl-
plaͤtzen haben wir ungefaͤhr 100
begraben.
Durch die Veranſtaltung des Herzogs von Suͤder-
mannland
iſt unſere Flotte mit vielen Drehbaſſen
ver-
ſehen, um dadurch dem Feind das Entern zu
erſchweren.
Alle Stellen in den hieſigen Scheeren, wo der Feind
eindringen
koͤnnte, ſind mit Batterien und
Mannſchaft
beſetzt, um die Hauptſtadt zu
ſichern.
Aus dem Jnneren des Reichs und von der Norwegi-
ſchen Grenze
kommen noch immer Truppen in den
Einſchiffungsoͤrtern an,
welche nach Finnland gebracht
werden.
St. Petersburg, den 3 Julii.
Jn einer Beylage zur heutigen Zeitung iſt der
aus-
fuͤhrliche Bericht von der Eroberung von St.
Michael,
wo man nach Loͤſchung der Feuersbrunſt
in den Maga-
zinen viele Lebensmittel, Butter, Schinken,
Grau-
pen, Mehl, Branntewein, mehr als 300 Tonnen
Heeringe, viel
Kriegsgeraͤth, Kugeln, 46 Tonnen
Pulver, Flinten,
Piſtolen, Degen, ꝛc. vorfand. Wir
haben eine Standarte
und 2 Fahnen erobert. Gefan-
gen genommen ſind 2 Majors, 5
Oberofficiers, 2 Staabs-
Chirurgi, 1 Chirurgus und uͤber 100
Gemeine, nach
deren Ausſage ſich das in St. Michael
geſtandene
feindliche Corps auf 3000 Mann belief. Außer
dem,
ſind die bey der erſten Action fuͤr todt
erklaͤrte Ver-
wundete und in den feindlichen Haͤnden
gebliebene:
Der Secondmajor Schleevoigt und 37 Gemeine
wieder
gefunden. Von den Schweden ſind bis 400 Mann
auf
der Stelle geblieben, die ausgenommen, die ſich
in
Kaͤhne warfen, und wegen zu großer Schwere
verſan-
ken, wie auch die, welche im Walde Rettung
ſuchten,
und daſelbſt von den Jaͤgern
erſchoſſen wurden. Unſer
Verluſt
beſteht in 5 Todten und 30 Verwundeten.
Nunmehr iſt
dem feindlichen Savolakskiſchen Corps die
Vereinigung mit der
Schwediſchen Hauptarmee abge-
ſchnitten. Nach
Erhaltung des Sieges bey St. Mi-
chael ſetzte der
General-Lieutenant Michelſon ſeinen
Weg nach Jokas
fort, wohin ſich der Feind fluͤchten
mußte, der bey
dieſer Gelegenheit einen nicht gerin-
gen Verluſt an
Gebliebenen erlitt, darunter ſich ein
Officier befindet,
wobey noch 19 Mann gefangen ge-
nommen ſind. (Das
Mehrere morgen.)
Schreiben aus Wien, vom 11 Julii.
Wir koͤnnen nunmehr die frohe und zuverlaͤßige Nach-
richt
mittheilen, daß die Geſundheitsumſtaͤnde
des
Kayſers auf das gluͤcklichſte ſich
geaͤndert haben, und
Se. Majeſtaͤt auf dem Wege der
Geneſung die er-
wuͤnſchteſten
Fortſchritte machen. Es zeigt ſich nicht
der
geringſte Anfall der Krankheit mehr, und in der
Maaße, wie
ſich die beſchwerliche Mattigkeit in den
Gliedern
verlohren, nehmen auch die Kraͤfte wieder zu.
Seine beyden
Aerzte, den Leibmedicus, Freyherrn von
Stoͤrk, und den Wundarzt,
Herrn Hofrath von Bram-
billa, hat der Monarch bereits am 8ten wieder
von
ſich entlaſſen, ſo daß ſie nunmehr
auch ihre Geſchaͤffte
in der Stadt wieder verrichten
koͤnnen, und nicht
mehr die Obliegenheit haben, ihren Aufenthalt
in
Laxenburg bey der Perſon des Kayſers zu nehmen.
Die-
ſer Umſtand ſcheint es zu verbuͤrgen,
daß kein Ruͤckfall
mehr zu befuͤrchten ſey.
Von dem Kriegs-Theater im Bannat hat man keine
weitere
Privat-Nachrichten, als daß die Haupt-Armee
gegenwaͤrtig damit zu
thun habe, ihre großen Maga-
zine in Sicherheit zu bringen, damit
ſie den Verwuͤ-
ſtungen des Feindes weniger
ausgeſetzt ſeyn. Es hat
das Anſehen, der
Feldmarſchall Haddick finde es eben
ſo wenig
rathſam, ſich dem Eindringen des Feindes in
dieſen
gefaͤhrlichen Gegenden zu widerſetzen, als man
es im
vorigen Jahre thunlich gefunden hatte.
Aus einem Handbillet zu urtheilen, das der Monarch
vor einigen Tagen an
die Ungariſch-Siebenbuͤrgiſche
Hof-Kanzley
erlaſſen, hat man keine Hoffnung zu
einem nahen Frieden.
Se. Majeſtaͤt geben naͤmlich
dieſer hohen
Stelle darinn den Auftrag, bey Zeiten
und unverweilt fuͤr den
Einkauf und die Lieferungen
der Lebensmittel und Fourage fuͤr den
kuͤnftigen Feld-
zu ſorgen, und dazu beſſere
Anſtalten zu treffen, als
bisher geſchehen iſt.
Obſchon mein Koͤrper krank iſt,
ſagt der
Monarch in dieſem Schreiben, ſo iſt doch
mein
Geiſt geſund, und gar wol im Stande, fuͤr
die
Befolgung meiner Befehle und guten Ordnung zu wachen.
Die heutige Wiener-Zeitung hat eine Beylage von
Kriegsvorfaͤllen,
worinn gemeldet wird, 1) daß der
Prinz von Coburg mit ſeinem
Corps nach Parava vor-
geruͤckt, und daß den 23ſten des
vorigen Monats bey einer
Recognoſcirung 25 Tuͤrken
niedergehauen, mehrere
verwundet, und 3 gefangen genommen worden;
2)
daß der Feldmarſchall Laudon die noͤthigen
Batterien
vor Berbir errichtet, und die Veſtung in Brand
ge-
ſchoſſen habe. Dieſe Nachricht geht bis
zum 4ten dieſes.
Dieſer Tagen kam ein von den aufgehobenen Bra-
bantſchen
Staͤnden abgefertigter Courier in Laxenburg
an, der den Auftrag
hatte, ſeine Depeſchen unmittel-
bar dem Kayſer zu
uͤbergeben. Der Monarch nahm
ihm ſein Packet ab, und
ſagte: Graf Trautmannsdorf
wird die Antwort darauf ertheilen;
indeſſen melde er
den Staͤnden von Brabant, daß ich
weder todt ſey,
noch auf den Tod liege.
Es beſtaͤtigt ſich, daß das Lager bey
Weißkirchen
den 29ſten des v. M. durch ein großes
Hagelwetter
gleichſam unter Waſſer geſetzt
worden.
Schreiben aus Warſchau, vom 11
Julii.
So eben geht die Nachricht ein, daß die Ruſſen un-
weit
Bender ein anſehnliches Tuͤrkiſches Corps
gaͤnzlich
geſchlagen haben. Es ſollen viele
Tuͤrken geblieben,
und auch einige Gefangene gemacht worder
ſeyn. Den
Ruſſen ſind unter andern 2 Fahnen
in die Haͤnde ge-
fallen.
Der Koͤnig iſt dieſe Nacht von Kozienice wieder
nach
ſeiner Sommer Reſidenz Lazienki zuruͤck
gekehrt.
Aus Volhynien wird unterm 7ten dieſes geſchrieben,
daß den
1ſten zwey Tuͤrkiſche Compagnien nach Olvio-
pol,
wo ſich der Fuͤrſt Potemkin gegenwaͤrtig
aufhaͤlt,
gebracht werden.
Der Fuͤrſt Poninski wird gegenwaͤrtig in den
Ca-
ſernen der Kron-Artillerie aufbewahrt. Der Officier,
der
den Fuͤrſten zuruͤckgebracht hat, ein junger
Faͤhnrich,
hat ſich gegen ſeine Collegen,
naͤmlich diejenigen Offi-
ciers, die die Wache bey dem
Fuͤrſten gehabt haben,
als er entlief, und die jetzt
arretirt ſind, ſehr groß-
muͤthig bewieſen,
indem er die ihm von der Kriegs-
Commißion zugedachte Belohnung
ausſchlug, und ſich
dagegen die Erlaſſung
der Strafe ſeiner Collegen ausbat.
Berlin, den 18 Julii.
Der Prinz Carl von Heſſen und die Daͤniſchen
Majors,
Graf von Bernſtorf und von Koͤppern, ſind
aus Copen-
hagen hier angekommen.
Den 14ten dieſes nahm die Prinzeßinn von Oranien
den
Marſtall in Augenſchein, gieng von da nach
der
Ritter-Academie, ritte ſelbſt 2 Pferde, und erhob
ſich
von da zu Pferde in Begleitung der Graͤfinn
von
Dohna, des Hollaͤndiſchen Geſandten, des
Ober Stall-
meiſters, Grafen von Lindenau, und
verſchiedener der
Koͤnigl. Stallmeiſter nach
dem Thiergarten Mittags
war bey der vetwittweten Koͤniginn,
und Abends bey
der regierenden Koͤniginn große Tafel, wo auch
der
Herzog von Mecklenburg-Strelitz und der Prinz Carl
von
Heſſen zugegen waren.
Geſtern Morgen gab die verwittwete Koͤniginn
in
Schoͤnhauſen ein großes Dejeuner. Die Frau
Erbſtatt-
halterinn erhoben ſich in dieſer
Abſicht mit ihren beyden
Prinzen von hieraus dahin zu Pferde, und
wurden von
dem Kronprinzen und dem Prinzen Louis begleitet.
Die
regierende Koͤniginn, die Prinzeß inn Friderike
und
ſaͤmmtliche Prinzeßinnen des Koͤnigl.
Hauſes folgten
in ihren Wagen. Auch der
Oberſtallmeiſter, Graf von
Lindenau, die Graͤfinn
von Dohna, und viele der
Koͤnigl. Stallmeiſter begleiteten
dieſen Zug ſaͤmmtlich
zu Pferde.
Am vergangenen Donnerſtage hielt die Koͤnigl. Aca-
demie
der Wiſſenſchaften zu Ehren der Frau
Erbſtatt-
halterinn eine oͤffentliche
Verſammlung, welche gebachte
Jhro Koͤnigl. Hoheit, die
Prinzeßinn Wilhelmine, die
Erbprinzeßinn von Oranien, der Kronprinz,
der Prinz
Louis, die Herren Soͤhne des Prinzen Ferdinand,
der
Prinz Carl von Heſſen, der Herzog Friedrich von
Braun-
ſchweig und der Erbprinz von Oranien nebſt
deſſen Herrn
Bruder, mit Dero hohen Gegenwart
beehrten.
Schreiben aus Berlin, vom 18 Julii.
Geſtern, gegen Abend, trafen Se. Koͤnigl. Hoheit,
der Prinz
Heinrich, aus Rheinsberg hier ein. Heute
haben Jhro Koͤn. Hoheit,
die Prinzeßinn von Oranien,
ſich nach Charlottenburg erhoben. Der
Zulauf des
Volks war ungemein groß, um den Einzug
dieſer
Fuͤrſtinn zu ſehen. Sie ward von der
Buͤrgerſchaft
eingeholt. Am kuͤnftigen
Dienſtag wird daſelbſt bey
Sr.
Majeſtaͤt, dem Koͤnige, Ball und Sopper
ſeyn,
wohin alle Prinzen und Prinzeßinnen, ſo wie alle
Per-
ſonen vom Stande eingeladen ſind. Selbigen
Abend
wird daſelbſt ein Feuerwerk abgebrannt. Zum
Behuf
deſſelben ſind 6000 Thaler angewieſen
worden.
Wie verlautet, wird die Prinzeßinn von Oranien bis
zum 10ten
Auguſt bey Jhrem Koͤnigl. Bruder verbleiben.
Hamburg, den 20 Julii.
Den 17ten gieng ein von Petersburg kommender
Rußiſcher Courier
hier durch nach Copenhagen.
Schiffer Pauw iſt mit 163 Tonnen neuer Preußi-
ſchen; Heith
mit 29 Tonnen Engliſcher, und Kes
mit 145 Tonnen
Daͤniſcher Heeringe aus der Nord-
See angekommen.
(Hierbey folgt eine Beylage.)