Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733.und thätigen Wahrheit. Die erste bestehet in der Ubereinstimmung unser Empfindung mit der Ordnung derjenigen Dinge, welche an sich selbst zur Ausübung der Tugend nichts beytragen. Jedennoch ist keine beschauliche Wahrheit so gering, welche nicht in der Zusammensetzung verschiedener dergleichen Wahrheiten mit der Ausübung der Tugend zusammen hänget, oder wenigstens dazu angewendet werden kan. Es würden keine unnützliche Wahrheiten statt finden, wenn wir einsehen könnten, was eine jede Sache vor eine Verhältnis gegen unsern innerlichen und äusserlichen Zustand hätte. Die thätige Wahrheit bestehet in der Empfindung der Ordnung solcher Dinge, welche an sich selbst zur Ausübung der Tugend gehören. Wenn die erkannte Wahrheit so starck und nachdrücklich in der Seele dargestellet wird, daß eine Liebe dagegen, und eine Bereitwilligkeit, sich derselben in seinem Leben gemäß zu bezeigen, entstehet, so ist der Anfang einer lebendigen Erkänntnis da. Man würde sich aber leicht zum Irrthum und zur Abweichung von der erkannten Wahrheit lencken und fähig machen, wenn man die Sachen nicht gehörig unter einander, ferner nach ihren Theilen oder Kräften, wenigstens so weit solches zu unserer Glückseeligkeit etwas beyträget, unterschiede. Denn man würde in solchen Umständen Gift mit gesunder Artzney, GOtt mit der Welt, unmögliche Dinge mit möglichen, mögliche mit würcklichen, gewisse mit ungewissen, gute mit bösen, und so fort verwechseln. Hieraus erkennet man gar leicht, wie viel an einer deutlichen Erkänntnis und thätigen Wahrheit. Die erste bestehet in der Ubereinstimmung unser Empfindung mit der Ordnung derjenigen Dinge, welche an sich selbst zur Ausübung der Tugend nichts beytragen. Jedennoch ist keine beschauliche Wahrheit so gering, welche nicht in der Zusammensetzung verschiedener dergleichen Wahrheiten mit der Ausübung der Tugend zusammen hänget, oder wenigstens dazu angewendet werden kan. Es würden keine unnützliche Wahrheiten statt finden, wenn wir einsehen könnten, was eine jede Sache vor eine Verhältnis gegen unsern innerlichen und äusserlichen Zustand hätte. Die thätige Wahrheit bestehet in der Empfindung der Ordnung solcher Dinge, welche an sich selbst zur Ausübung der Tugend gehören. Wenn die erkannte Wahrheit so starck und nachdrücklich in der Seele dargestellet wird, daß eine Liebe dagegen, und eine Bereitwilligkeit, sich derselben in seinem Leben gemäß zu bezeigen, entstehet, so ist der Anfang einer lebendigen Erkänntnis da. Man würde sich aber leicht zum Irrthum und zur Abweichung von der erkannten Wahrheit lencken und fähig machen, wenn man die Sachen nicht gehörig unter einander, ferner nach ihren Theilen oder Kräften, wenigstens so weit solches zu unserer Glückseeligkeit etwas beyträget, unterschiede. Denn man würde in solchen Umständen Gift mit gesunder Artzney, GOtt mit der Welt, unmögliche Dinge mit möglichen, mögliche mit würcklichen, gewisse mit ungewissen, gute mit bösen, und so fort verwechseln. Hieraus erkennet man gar leicht, wie viel an einer deutlichen Erkänntnis <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0082" n="84"/> und thätigen Wahrheit. Die erste bestehet in der Ubereinstimmung unser Empfindung mit der Ordnung derjenigen Dinge, welche an sich selbst zur Ausübung der Tugend nichts beytragen. Jedennoch ist keine beschauliche Wahrheit so gering, welche nicht in der Zusammensetzung verschiedener dergleichen Wahrheiten mit der Ausübung der Tugend zusammen hänget, oder wenigstens dazu angewendet werden kan. Es würden keine unnützliche Wahrheiten statt finden, wenn wir einsehen könnten, was eine jede Sache vor eine Verhältnis gegen unsern innerlichen und äusserlichen Zustand hätte. Die thätige Wahrheit bestehet in der Empfindung der Ordnung solcher Dinge, welche an sich selbst zur Ausübung der Tugend gehören. Wenn die erkannte Wahrheit so starck und nachdrücklich in der Seele dargestellet wird, daß eine Liebe dagegen, und eine Bereitwilligkeit, sich derselben in seinem Leben gemäß zu bezeigen, entstehet, so ist der Anfang einer lebendigen Erkänntnis da. Man würde sich aber leicht zum Irrthum und zur Abweichung von der erkannten Wahrheit lencken und fähig machen, wenn man die Sachen nicht gehörig unter einander, ferner nach ihren Theilen oder Kräften, wenigstens so weit solches zu unserer Glückseeligkeit etwas beyträget, unterschiede. Denn man würde in solchen Umständen Gift mit gesunder Artzney, GOtt mit der Welt, unmögliche Dinge mit möglichen, mögliche mit würcklichen, gewisse mit ungewissen, gute mit bösen, und so fort verwechseln. Hieraus erkennet man gar leicht, wie viel an einer deutlichen Erkänntnis </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0082]
und thätigen Wahrheit. Die erste bestehet in der Ubereinstimmung unser Empfindung mit der Ordnung derjenigen Dinge, welche an sich selbst zur Ausübung der Tugend nichts beytragen. Jedennoch ist keine beschauliche Wahrheit so gering, welche nicht in der Zusammensetzung verschiedener dergleichen Wahrheiten mit der Ausübung der Tugend zusammen hänget, oder wenigstens dazu angewendet werden kan. Es würden keine unnützliche Wahrheiten statt finden, wenn wir einsehen könnten, was eine jede Sache vor eine Verhältnis gegen unsern innerlichen und äusserlichen Zustand hätte. Die thätige Wahrheit bestehet in der Empfindung der Ordnung solcher Dinge, welche an sich selbst zur Ausübung der Tugend gehören. Wenn die erkannte Wahrheit so starck und nachdrücklich in der Seele dargestellet wird, daß eine Liebe dagegen, und eine Bereitwilligkeit, sich derselben in seinem Leben gemäß zu bezeigen, entstehet, so ist der Anfang einer lebendigen Erkänntnis da. Man würde sich aber leicht zum Irrthum und zur Abweichung von der erkannten Wahrheit lencken und fähig machen, wenn man die Sachen nicht gehörig unter einander, ferner nach ihren Theilen oder Kräften, wenigstens so weit solches zu unserer Glückseeligkeit etwas beyträget, unterschiede. Denn man würde in solchen Umständen Gift mit gesunder Artzney, GOtt mit der Welt, unmögliche Dinge mit möglichen, mögliche mit würcklichen, gewisse mit ungewissen, gute mit bösen, und so fort verwechseln. Hieraus erkennet man gar leicht, wie viel an einer deutlichen Erkänntnis
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Zitationshilfe: | Harenberg, Johann Christoph: Vernünftige und Christliche Gedancken Uber die VAMPIRS Oder Bluhtsaugende Todten. Wolfenbüttel, 1733, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harenberg_vampirs_1733/82>, abgerufen am 16.07.2024. |