Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.Vorrede. ckel dencken, fürnemlich, wenn sie dabey viel Ein-bildung haben, schwer auszukommen. Kön- te ich mir immittelst die Hoffnung machen, daß an J. C. Dippels Seele irrgends etwas aus- zurichten und selbige der Uberzeugung fähig wäre; so wolte ich mir die Mühe nicht ver- driessen lassen, die hierin verhandelte Lehre nach der Methode, welche bey denen Mathematicis ge- brauchlich, so viel es die Beschaffenheit der Materie leiden will, vorzustellen. Er spricht doch hin und wieder von Mathematischen Demon- strationen, ob gleich der Begriff, so er biß hie- her davon hat, noch düster und unvollstän- dig. Allein es ist zu befürchten, daß diese Arbeit mit aller übrigen bey ihm dürfte ver- lohren seyn. Gegen Empfindungen, die aus einem bösen Willen kommen, können die bün- digsten Vernunft Schlüsse und klarsten Zeug- nüsse der Schrift nichts ausrichten. Uber- dem sind die Wunden der Einbildung ge- meiniglich unheilbar. Um ihm gleichwohl Gelegenheit zu geben, seinen erwählten Lehr- sätzen gründlicher nachzusinnen und durch ei- ne genauere Betrachtung derselben auf bessere Gedancken zu kommen, will ich ihm schließ- lich diese Frage, welche aus der innersten Natur und Beschaffenheit seiner Lehre ge- nom-
Vorrede. ckel dencken, fuͤrnemlich, wenn ſie dabey viel Ein-bildung haben, ſchwer auszukommen. Koͤn- te ich mir immittelſt die Hoffnung machen, daß an J. C. Dippels Seele irrgends etwas aus- zurichten und ſelbige der Uberzeugung faͤhig waͤre; ſo wolte ich mir die Muͤhe nicht ver- drieſſen laſſen, die hierin verhandelte Lehre nach der Methode, welche bey denen Mathematicis ge- brauchlich, ſo viel es die Beſchaffenheit der Materie leiden will, vorzuſtellen. Er ſpricht doch hin und wieder von Mathematiſchen Demon- ſtrationen, ob gleich der Begriff, ſo er biß hie- her davon hat, noch duͤſter und unvollſtaͤn- dig. Allein es iſt zu befuͤrchten, daß dieſe Arbeit mit aller uͤbrigen bey ihm duͤrfte ver- lohren ſeyn. Gegen Empfindungen, die aus einem boͤſen Willen kommen, koͤnnen die buͤn- digſten Vernunft Schluͤſſe und klarſten Zeug- nuͤſſe der Schrift nichts ausrichten. Uber- dem ſind die Wunden der Einbildung ge- meiniglich unheilbar. Um ihm gleichwohl Gelegenheit zu geben, ſeinen erwaͤhlten Lehr- ſaͤtzen gruͤndlicher nachzuſinnen und durch ei- ne genauere Betrachtung derſelben auf beſſere Gedancken zu kommen, will ich ihm ſchließ- lich dieſe Frage, welche aus der innerſten Natur und Beſchaffenheit ſeiner Lehre ge- nom-
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Vorrede.
ckel dencken, fuͤrnemlich, wenn ſie dabey viel Ein-
bildung haben, ſchwer auszukommen. Koͤn-
te ich mir immittelſt die Hoffnung machen,
daß an J. C. Dippels Seele irrgends etwas aus-
zurichten und ſelbige der Uberzeugung faͤhig
waͤre; ſo wolte ich mir die Muͤhe nicht ver-
drieſſen laſſen, die hierin verhandelte Lehre nach
der Methode, welche bey denen Mathematicis ge-
brauchlich, ſo viel es die Beſchaffenheit der
Materie leiden will, vorzuſtellen. Er ſpricht
doch hin und wieder von Mathematiſchen Demon-
ſtrationen, ob gleich der Begriff, ſo er biß hie-
her davon hat, noch duͤſter und unvollſtaͤn-
dig. Allein es iſt zu befuͤrchten, daß dieſe
Arbeit mit aller uͤbrigen bey ihm duͤrfte ver-
lohren ſeyn. Gegen Empfindungen, die aus
einem boͤſen Willen kommen, koͤnnen die buͤn-
digſten Vernunft Schluͤſſe und klarſten Zeug-
nuͤſſe der Schrift nichts ausrichten. Uber-
dem ſind die Wunden der Einbildung ge-
meiniglich unheilbar. Um ihm gleichwohl
Gelegenheit zu geben, ſeinen erwaͤhlten Lehr-
ſaͤtzen gruͤndlicher nachzuſinnen und durch ei-
ne genauere Betrachtung derſelben auf beſſere
Gedancken zu kommen, will ich ihm ſchließ-
lich dieſe Frage, welche aus der innerſten
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