nommen, zur Erörterung aufgeben: Auf welche Art nemlich das Jrrdische in dem innersten Grunde müsse verleug- net und vor nichts geachtet werden, damit GOtt die Nahrung oder wie dieDippelsche Art zu reden ist, das Fut- ter unsers unsterblichen Geistes wer- den möge?
Gefällt es ihm, dieselbe zu beantworten und seine davon habende Einsicht der Welt kund zu machen; so kan er solches gelegentlich mir eröfnen: und verpflichte ich mich ein gleiches zu thun. Jch überlaß es seiner Wahl, ob wir diese Abhandlung in der gemeinen Lehr-Art, oder nach der, so unter denen Mathe- maticis angenommen, vortragen wollen. Jm- mittelst könten diese unsere Betrachtungen zu einer von ihm zu bestimmenden Zeit zugleich ans Licht treten und sich dem Urtheil der Welt unterwerffen. Vielleicht ist dieß noch ein Weg ihm seine Vorurtheile zu benehmen und von der Religion, die er bißhero so hef- tig verfolget, bessere Gedancken beyzubringen. Die Einbildungs-Krafft kan uns ungemein betriegen. Uns kommen oft Dinge so deut- lich und gewis vor, daß man sich ehe sollte das Leben nehmen, als des Jrrthums über-
reden
Vorrede.
nommen, zur Eroͤrterung aufgeben: Auf welche Art nemlich das Jrrdiſche in dem innerſten Grunde muͤſſe verleug- net und vor nichts geachtet werden, damit GOtt die Nahrung oder wie dieDippelſche Art zu reden iſt, das Fut- ter unſers unſterblichen Geiſtes wer- den moͤge?
Gefaͤllt es ihm, dieſelbe zu beantworten und ſeine davon habende Einſicht der Welt kund zu machen; ſo kan er ſolches gelegentlich mir eroͤfnen: und verpflichte ich mich ein gleiches zu thun. Jch uͤberlaß es ſeiner Wahl, ob wir dieſe Abhandlung in der gemeinen Lehr-Art, oder nach der, ſo unter denen Mathe- maticis angenommen, vortragen wollen. Jm- mittelſt koͤnten dieſe unſere Betrachtungen zu einer von ihm zu beſtimmenden Zeit zugleich ans Licht treten und ſich dem Urtheil der Welt unterwerffen. Vielleicht iſt dieß noch ein Weg ihm ſeine Vorurtheile zu benehmen und von der Religion, die er bißhero ſo hef- tig verfolget, beſſere Gedancken beyzubringen. Die Einbildungs-Krafft kan uns ungemein betriegen. Uns kommen oft Dinge ſo deut- lich und gewis vor, daß man ſich ehe ſollte das Leben nehmen, als des Jrrthums uͤber-
reden
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Vorrede.
nommen, zur Eroͤrterung aufgeben: Auf
welche Art nemlich das Jrrdiſche in
dem innerſten Grunde muͤſſe verleug-
net und vor nichts geachtet werden,
damit GOtt die Nahrung oder wie
die Dippelſche Art zu reden iſt, das Fut-
ter unſers unſterblichen Geiſtes wer-
den moͤge?
Gefaͤllt es ihm, dieſelbe zu beantworten
und ſeine davon habende Einſicht der Welt
kund zu machen; ſo kan er ſolches gelegentlich
mir eroͤfnen: und verpflichte ich mich ein
gleiches zu thun. Jch uͤberlaß es ſeiner Wahl,
ob wir dieſe Abhandlung in der gemeinen
Lehr-Art, oder nach der, ſo unter denen Mathe-
maticis angenommen, vortragen wollen. Jm-
mittelſt koͤnten dieſe unſere Betrachtungen zu
einer von ihm zu beſtimmenden Zeit zugleich
ans Licht treten und ſich dem Urtheil der
Welt unterwerffen. Vielleicht iſt dieß noch
ein Weg ihm ſeine Vorurtheile zu benehmen
und von der Religion, die er bißhero ſo hef-
tig verfolget, beſſere Gedancken beyzubringen.
Die Einbildungs-Krafft kan uns ungemein
betriegen. Uns kommen oft Dinge ſo deut-
lich und gewis vor, daß man ſich ehe ſollte
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Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/51>, abgerufen am 16.02.2025.
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