Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
lich vor Augen, wie es bey solchen Leuten in
ihren Absichten und Gemühts-Neigungen ge-
gründet seyn müsse, daß sie von allen Seiten,
wie die Ketten-Hunde, um sich beissen, um al-
so etliche zu schrecken, etliche an sich zu ziehen,
ihnenselbst aber Durchbruch und Raum zu ma-
chen: und um des Willen, wird es mich um
destoweniger kräncken, da ich weiß, daß es nach
dem Zusammenhang ihrer Neigungen also
geschehen muß. Was in dergleichen Fällen
die Pflichte des Christenthums erfordern, sol-
ches habe ich in meinen Betrachtungen vom
Tugendhaften Leben Part. II. p. 56. 177. und
275. mit wenigen abgehandelt, und solches
werde ich mir selbst zur Richtschnur dienen
lassen. Solte es unterdessen Joh. Conr. Dippeln
gefallen meine Grund-Fragen zu beantwor-
ten; so kan solches auf eine zwiefache Art, da
bey einer jeglichen ein besonderer Vorsatz seyn
wird, geschehen. Entweder mit einer Empfin-
dung der Warheit oder mit einem Gefühl des
Verdrusses und Widerwillens. Jst das Letz-
tere, so wird er sich nicht bemühen meinen Ge-
dancken zu folgen; sondern vielmehr hin und
wieder einen oder den andern Satz aus der
Connexion herausbrechen, solchen mit stachlich-
ten Wörtern und heillosen Redens-Arten un-

ter

Vorrede.
lich vor Augen, wie es bey ſolchen Leuten in
ihren Abſichten und Gemuͤhts-Neigungen ge-
gruͤndet ſeyn muͤſſe, daß ſie von allen Seiten,
wie die Ketten-Hunde, um ſich beiſſen, um al-
ſo etliche zu ſchrecken, etliche an ſich zu ziehen,
ihnenſelbſt aber Durchbruch und Raum zu ma-
chen: und um des Willen, wird es mich um
deſtoweniger kraͤncken, da ich weiß, daß es nach
dem Zuſammenhang ihrer Neigungen alſo
geſchehen muß. Was in dergleichen Faͤllen
die Pflichte des Chriſtenthums erfordern, ſol-
ches habe ich in meinen Betrachtungen vom
Tugendhaften Leben Part. II. p. 56. 177. und
275. mit wenigen abgehandelt, und ſolches
werde ich mir ſelbſt zur Richtſchnur dienen
laſſen. Solte es unterdeſſen Joh. Conr. Dippeln
gefallen meine Grund-Fragen zu beantwor-
ten; ſo kan ſolches auf eine zwiefache Art, da
bey einer jeglichen ein beſonderer Vorſatz ſeyn
wird, geſchehen. Entweder mit einer Empfin-
dung der Warheit oder mit einem Gefuͤhl des
Verdruſſes und Widerwillens. Jſt das Letz-
tere, ſo wird er ſich nicht bemuͤhen meinen Ge-
dancken zu folgen; ſondern vielmehr hin und
wieder einen oder den andern Satz aus der
Connexion herausbrechen, ſolchen mit ſtachlich-
ten Woͤrtern und heilloſen Redens-Arten un-

ter
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0048" n="36"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
lich vor Augen, wie es bey &#x017F;olchen Leuten in<lb/>
ihren Ab&#x017F;ichten und Gemu&#x0364;hts-Neigungen ge-<lb/>
gru&#x0364;ndet &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, daß &#x017F;ie von allen Seiten,<lb/>
wie die Ketten-Hunde, um &#x017F;ich bei&#x017F;&#x017F;en, um al-<lb/>
&#x017F;o etliche zu &#x017F;chrecken, etliche an &#x017F;ich zu ziehen,<lb/>
ihnen&#x017F;elb&#x017F;t aber Durchbruch und Raum zu ma-<lb/>
chen: und um des Willen, wird es mich um<lb/>
de&#x017F;toweniger kra&#x0364;ncken, da ich weiß, daß es nach<lb/>
dem Zu&#x017F;ammenhang ihrer Neigungen al&#x017F;o<lb/>
ge&#x017F;chehen muß. Was in dergleichen Fa&#x0364;llen<lb/>
die Pflichte des Chri&#x017F;tenthums erfordern, &#x017F;ol-<lb/>
ches habe ich in meinen Betrachtungen vom<lb/>
Tugendhaften Leben <hi rendition="#aq">Part. II. p.</hi> 56. 177. und<lb/>
275. mit wenigen abgehandelt, und &#x017F;olches<lb/>
werde ich mir &#x017F;elb&#x017F;t zur Richt&#x017F;chnur dienen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Solte es unterde&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Joh. Conr. Dippeln</hi><lb/>
gefallen meine Grund-Fragen zu beantwor-<lb/>
ten; &#x017F;o kan &#x017F;olches auf eine zwiefache Art, da<lb/>
bey einer jeglichen ein be&#x017F;onderer Vor&#x017F;atz &#x017F;eyn<lb/>
wird, ge&#x017F;chehen. Entweder mit einer Empfin-<lb/>
dung der Warheit oder mit einem Gefu&#x0364;hl des<lb/>
Verdru&#x017F;&#x017F;es und Widerwillens. J&#x017F;t das Letz-<lb/>
tere, &#x017F;o wird er &#x017F;ich nicht bemu&#x0364;hen meinen Ge-<lb/>
dancken zu folgen; &#x017F;ondern vielmehr hin und<lb/>
wieder einen oder den andern Satz aus der<lb/><hi rendition="#aq">Connexion</hi> herausbrechen, &#x017F;olchen mit &#x017F;tachlich-<lb/>
ten Wo&#x0364;rtern und heillo&#x017F;en Redens-Arten un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[36/0048] Vorrede. lich vor Augen, wie es bey ſolchen Leuten in ihren Abſichten und Gemuͤhts-Neigungen ge- gruͤndet ſeyn muͤſſe, daß ſie von allen Seiten, wie die Ketten-Hunde, um ſich beiſſen, um al- ſo etliche zu ſchrecken, etliche an ſich zu ziehen, ihnenſelbſt aber Durchbruch und Raum zu ma- chen: und um des Willen, wird es mich um deſtoweniger kraͤncken, da ich weiß, daß es nach dem Zuſammenhang ihrer Neigungen alſo geſchehen muß. Was in dergleichen Faͤllen die Pflichte des Chriſtenthums erfordern, ſol- ches habe ich in meinen Betrachtungen vom Tugendhaften Leben Part. II. p. 56. 177. und 275. mit wenigen abgehandelt, und ſolches werde ich mir ſelbſt zur Richtſchnur dienen laſſen. Solte es unterdeſſen Joh. Conr. Dippeln gefallen meine Grund-Fragen zu beantwor- ten; ſo kan ſolches auf eine zwiefache Art, da bey einer jeglichen ein beſonderer Vorſatz ſeyn wird, geſchehen. Entweder mit einer Empfin- dung der Warheit oder mit einem Gefuͤhl des Verdruſſes und Widerwillens. Jſt das Letz- tere, ſo wird er ſich nicht bemuͤhen meinen Ge- dancken zu folgen; ſondern vielmehr hin und wieder einen oder den andern Satz aus der Connexion herausbrechen, ſolchen mit ſtachlich- ten Woͤrtern und heilloſen Redens-Arten un- ter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/48
Zitationshilfe: Hanssen, Petrus: Achtzig erläuterte Grund-Fragen. Lübeck u. a., 1731, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hanssen_grundfragen_1731/48>, abgerufen am 28.03.2024.