Zugleich soll sich der Muttermund, sobald als die Geburt geschehen ist (k), und zwar anfangs sehr stark, (l), so daß dieses sogar die Hand fühlen kann (m); hier- auf aber langsamer, nachdem seit der Geburt mehr Zeit verflossen ist (n), zusammenziehen; endlich fand man sie bisweilen bei der Mündung dergestalt verschlossen, daß man nicht einmal einen Griffel hindurch bringen konn- re (o).
Durch dieses Zusammenziehen der Mutter selbst be- wirkt die Natur so viel, daß sich der Blutstrom sogleich vermindert (p), und daß anstatt des Blutes nunmehr ein mit Blut vermischtes Salzwasser, und endlich dieses gelbliche (q) oder auch weißliche (r) Wasser allein fort- geht, und dieses pfleget man die Reinigung der Kind- betterinnen (Lochia) zu nennen (s).
Eben so wie sich die ganze Gebärmutter (t) in einen engern Raum zurükk begiebt, so verengern sich auch ihre Gefässe (v), und wenn dieselbe bis zum eilften Theile ihres Umfanges einkriecht, so wie sie bisher angewach- sen war, so behält auch dasjenige Gefäß, welches um eine Linie offen stand, zu seiner Oefnung nunmehr weiter nichts, als einen blossen Punkt.
Man hat daher auch die sogenannte Kaiserschnitte (x) ohne einen merklichen Verlust des Blutes vorgenommen,
in-
(k) Werden von Krämpfen zu sammengezogen. SIEGMUNDIN p. 11.
(l)[Spaltenumbruch]
So daß sie die Hand schwä- chet. BURTON p. 131. La MOT- TE L. V. c. 6. p. 767.
(m)DEVENTER p. 44.
(n)LEVRET Mem. de chir. III. p. 218. GIFFARD obs. 87. 99. 150. 163.
(o)HARVEI p. 275.
(p) Reines Blut fließt bis zu anderthalb hemines fort HIPPO- CRAT. Gynaik. a. MAURICEAU p. 411.
(q) Den zweyten oder dritten Tag werden die lochia bleich. MAURICEAU.
(r)[Spaltenumbruch]
Wie eine Milch anzusehen. MAURICEAU p. 411. 412. 413. vom fünften Tage ROUHAULT osserv. p. 44. Mem. de l'Acad. ann. 1708.
(s)HARVEI p. 274.
(t) Auch der Theil, welcher den festsitzenden Kuchen trägt. STORCH. Hebamm. p. 290.
(v)La MOTTE L. I. c. 6. MAURICEAU p. 421. 422.
(x)ROUSSET hysteroto mot. S. I. c. 8.
Die Frucht. XXIX. B.
Zugleich ſoll ſich der Muttermund, ſobald als die Geburt geſchehen iſt (k), und zwar anfangs ſehr ſtark, (l), ſo daß dieſes ſogar die Hand fuͤhlen kann (m); hier- auf aber langſamer, nachdem ſeit der Geburt mehr Zeit verfloſſen iſt (n), zuſammenziehen; endlich fand man ſie bisweilen bei der Muͤndung dergeſtalt verſchloſſen, daß man nicht einmal einen Griffel hindurch bringen konn- re (o).
Durch dieſes Zuſammenziehen der Mutter ſelbſt be- wirkt die Natur ſo viel, daß ſich der Blutſtrom ſogleich vermindert (p), und daß anſtatt des Blutes nunmehr ein mit Blut vermiſchtes Salzwaſſer, und endlich dieſes gelbliche (q) oder auch weißliche (r) Waſſer allein fort- geht, und dieſes pfleget man die Reinigung der Kind- betterinnen (Lochia) zu nennen (s).
Eben ſo wie ſich die ganze Gebaͤrmutter (t) in einen engern Raum zuruͤkk begiebt, ſo verengern ſich auch ihre Gefaͤſſe (v), und wenn dieſelbe bis zum eilften Theile ihres Umfanges einkriecht, ſo wie ſie bisher angewach- ſen war, ſo behaͤlt auch dasjenige Gefaͤß, welches um eine Linie offen ſtand, zu ſeiner Oefnung nunmehr weiter nichts, als einen bloſſen Punkt.
Man hat daher auch die ſogenannte Kaiſerſchnitte (x) ohne einen merklichen Verluſt des Blutes vorgenommen,
in-
(k) Werden von Kraͤmpfen zu ſammengezogen. SIEGMUNDIN p. 11.
(l)[Spaltenumbruch]
So daß ſie die Hand ſchwaͤ- chet. BURTON p. 131. La MOT- TE L. V. c. 6. p. 767.
(m)DEVENTER p. 44.
(n)LEVRET Mem. de chir. III. p. 218. GIFFARD obſ. 87. 99. 150. 163.
(o)HARVEI p. 275.
(p) Reines Blut fließt bis zu anderthalb hemines fort HIPPO- CRAT. Gynaik. a. MAURICEAU p. 411.
(q) Den zweyten oder dritten Tag werden die lochia bleich. MAURICEAU.
(r)[Spaltenumbruch]
Wie eine Milch anzuſehen. MAURICEAU p. 411. 412. 413. vom fuͤnften Tage ROUHAULT oſſerv. p. 44. Mem. de l’Acad. ann. 1708.
(s)HARVEI p. 274.
(t) Auch der Theil, welcher den feſtſitzenden Kuchen traͤgt. STORCH. Hebamm. p. 290.
(v)La MOTTE L. I. c. 6. MAURICEAU p. 421. 422.
(x)ROUSSET hyſteroto mot. S. I. c. 8.
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[752[754]/0806]
Die Frucht. XXIX. B.
Zugleich ſoll ſich der Muttermund, ſobald als die
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(l), ſo daß dieſes ſogar die Hand fuͤhlen kann (m); hier-
auf aber langſamer, nachdem ſeit der Geburt mehr Zeit
verfloſſen iſt (n), zuſammenziehen; endlich fand man ſie
bisweilen bei der Muͤndung dergeſtalt verſchloſſen, daß
man nicht einmal einen Griffel hindurch bringen konn-
re (o).
Durch dieſes Zuſammenziehen der Mutter ſelbſt be-
wirkt die Natur ſo viel, daß ſich der Blutſtrom ſogleich
vermindert (p), und daß anſtatt des Blutes nunmehr
ein mit Blut vermiſchtes Salzwaſſer, und endlich dieſes
gelbliche (q) oder auch weißliche (r) Waſſer allein fort-
geht, und dieſes pfleget man die Reinigung der Kind-
betterinnen (Lochia) zu nennen (s).
Eben ſo wie ſich die ganze Gebaͤrmutter (t) in einen
engern Raum zuruͤkk begiebt, ſo verengern ſich auch ihre
Gefaͤſſe (v), und wenn dieſelbe bis zum eilften Theile
ihres Umfanges einkriecht, ſo wie ſie bisher angewach-
ſen war, ſo behaͤlt auch dasjenige Gefaͤß, welches um
eine Linie offen ſtand, zu ſeiner Oefnung nunmehr weiter
nichts, als einen bloſſen Punkt.
Man hat daher auch die ſogenannte Kaiſerſchnitte (x)
ohne einen merklichen Verluſt des Blutes vorgenommen,
in-
(k) Werden von Kraͤmpfen zu
ſammengezogen. SIEGMUNDIN
p. 11.
(l)
So daß ſie die Hand ſchwaͤ-
chet. BURTON p. 131. La MOT-
TE L. V. c. 6. p. 767.
(m) DEVENTER p. 44.
(n) LEVRET Mem. de chir. III.
p. 218. GIFFARD obſ. 87. 99.
150. 163.
(o) HARVEI p. 275.
(p) Reines Blut fließt bis zu
anderthalb hemines fort HIPPO-
CRAT. Gynaik. a. MAURICEAU
p. 411.
(q) Den zweyten oder dritten
Tag werden die lochia bleich.
MAURICEAU.
(r)
Wie eine Milch anzuſehen.
MAURICEAU p. 411. 412. 413.
vom fuͤnften Tage ROUHAULT
oſſerv. p. 44. Mem. de l’Acad.
ann. 1708.
(s) HARVEI p. 274.
(t) Auch der Theil, welcher
den feſtſitzenden Kuchen traͤgt.
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(v) La MOTTE L. I. c. 6.
MAURICEAU p. 421. 422.
(x) ROUSSET hyſteroto mot.
S. I. c. 8.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 752[754]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/806>, abgerufen am 22.11.2024.
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