Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Frucht. XXIX. Buch.
gen, und daß auf diese Weise die Männchen zusammen-
gelokkt werden.

So sollen, nach dem Belieben dieses grossen Natur-
forschers, auf eben diese Art auch die Fliege des Ufer-
aasses (d), die Bienen (e), die Kröten, Frösche, und
Salamanders (f), ohne eine Begattung, blos von
dem, an ihre gelegte Eyer gesprizzten Saamen der Männ-
chens empfangen. Einige schreiben sogar, daß die Weib-
chen unter den Fischen die Milch überhaupt verschlin-
gen (g), und sich solchergestalt durch die Kehle selbst
schwängern.

Was die Uferaasfliege betrift, so stimmet in dem
Punkte Reaumur (h) mit dem Swammerdam nicht
überein, ob er gleich die Begattung selbst nicht gesehen.
Es ist aber höchst wahrscheinlich, daß sich sowohl diese
Art von Fliegen, welche mit den Libellen verwandt zu
seyn scheint, als die übrigen Thiere, so eine männliche
Ruthe haben, wirklich begatten: denn es würde schon
hinlänglich seyn, den Saamen über die gelegte Eyer
auszubreiten, und man siehet nicht, wozu die Manns-
ruthe dienen sollte, wenn sie nicht dem Körper des Weib-
chen inserirt würde. Endlich haben auch die Neuern
den Fischen die Mannsruthe wieder zuerkannt, nämlich
dem Rochen (i), wenigstens den Lachsen (k), und so auch
andern mehr, und man hat offenbare Zeugnis vor sich,
daß sie den Saamen der Gebärmutter beizubringen wis-
sen (l). Jch sehe auch nicht, warum die männliche Fi-

sche
(d) [Spaltenumbruch] SWAMMERD. bibl. p. 235.
(e) Wurden vom Geruche des
männlichen Saamens gereizt Idem
p.
431. 514.
(f) DEMOURS. Trad. Edimb.
Ess. p.
341.
(g) OPPIAN. L. I. Histoire des
Poissons & Monstres marins p.
17.
von der weiblichen Karpe Nov.
Comm. Act. Petrop. T. III.
(h) T. VI. p. 500.
(i) [Spaltenumbruch] TIPTLAIGNE mers. Occi-
dent. p.
168. 170.
(k) L. XXVII. p. 491. 492.
(l) BAYLE p. 596. Ehedem
glaubte man, das Männchen reibe
sich am Weibchen, um den Saa-
men auszulassen SBARAGLI p.
322. & BRONZERIUS ibid. add.
Phil. trans. T. XLVIII. P. 2. p. 166.
DUVERN. anc. mem. T. II. p.
112.

Die Frucht. XXIX. Buch.
gen, und daß auf dieſe Weiſe die Maͤnnchen zuſammen-
gelokkt werden.

So ſollen, nach dem Belieben dieſes groſſen Natur-
forſchers, auf eben dieſe Art auch die Fliege des Ufer-
aaſſes (d), die Bienen (e), die Kroͤten, Froͤſche, und
Salamanders (f), ohne eine Begattung, blos von
dem, an ihre gelegte Eyer geſprizzten Saamen der Maͤnn-
chens empfangen. Einige ſchreiben ſogar, daß die Weib-
chen unter den Fiſchen die Milch uͤberhaupt verſchlin-
gen (g), und ſich ſolchergeſtalt durch die Kehle ſelbſt
ſchwaͤngern.

Was die Uferaasfliege betrift, ſo ſtimmet in dem
Punkte Reaumur (h) mit dem Swammerdam nicht
uͤberein, ob er gleich die Begattung ſelbſt nicht geſehen.
Es iſt aber hoͤchſt wahrſcheinlich, daß ſich ſowohl dieſe
Art von Fliegen, welche mit den Libellen verwandt zu
ſeyn ſcheint, als die uͤbrigen Thiere, ſo eine maͤnnliche
Ruthe haben, wirklich begatten: denn es wuͤrde ſchon
hinlaͤnglich ſeyn, den Saamen uͤber die gelegte Eyer
auszubreiten, und man ſiehet nicht, wozu die Manns-
ruthe dienen ſollte, wenn ſie nicht dem Koͤrper des Weib-
chen inſerirt wuͤrde. Endlich haben auch die Neuern
den Fiſchen die Mannsruthe wieder zuerkannt, naͤmlich
dem Rochen (i), wenigſtens den Lachſen (k), und ſo auch
andern mehr, und man hat offenbare Zeugnis vor ſich,
daß ſie den Saamen der Gebaͤrmutter beizubringen wiſ-
ſen (l). Jch ſehe auch nicht, warum die maͤnnliche Fi-

ſche
(d) [Spaltenumbruch] SWAMMERD. bibl. p. 235.
(e) Wurden vom Geruche des
maͤnnlichen Saamens gereizt Idem
p.
431. 514.
(f) DEMOURS. Trad. Edimb.
Eſſ. p.
341.
(g) OPPIAN. L. I. Hiſtoire des
Poiſſons & Monſtres marins p.
17.
von der weiblichen Karpe Nov.
Comm. Act. Petrop. T. III.
(h) T. VI. p. 500.
(i) [Spaltenumbruch] TIPTLAIGNE merſ. Occi-
dent. p.
168. 170.
(k) L. XXVII. p. 491. 492.
(l) BAYLE p. 596. Ehedem
glaubte man, das Maͤnnchen reibe
ſich am Weibchen, um den Saa-
men auszulaſſen SBARAGLI p.
322. & BRONZERIUS ibid. add.
Phil. tranſ. T. XLVIII. P. 2. p. 166.
DUVERN. anc. mem. T. II. p.
112.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0080" n="28"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Frucht. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
gen, und daß auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e die Ma&#x0364;nnchen zu&#x017F;ammen-<lb/>
gelokkt werden.</p><lb/>
              <p>So &#x017F;ollen, nach dem Belieben die&#x017F;es gro&#x017F;&#x017F;en Natur-<lb/>
for&#x017F;chers, auf eben die&#x017F;e Art auch die Fliege des Ufer-<lb/>
aa&#x017F;&#x017F;es <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq">SWAMMERD. bibl. p.</hi> 235.</note>, die Bienen <note place="foot" n="(e)">Wurden vom Geruche des<lb/>
ma&#x0364;nnlichen Saamens gereizt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Idem</hi><lb/>
p.</hi> 431. 514.</note>, die Kro&#x0364;ten, Fro&#x0364;&#x017F;che, und<lb/>
Salamanders <note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">DEMOURS. Trad. Edimb.<lb/>
E&#x017F;&#x017F;. p.</hi> 341.</note>, ohne eine Begattung, blos von<lb/>
dem, an ihre gelegte Eyer ge&#x017F;prizzten Saamen der Ma&#x0364;nn-<lb/>
chens empfangen. Einige &#x017F;chreiben &#x017F;ogar, daß die Weib-<lb/>
chen unter den Fi&#x017F;chen die Milch u&#x0364;berhaupt ver&#x017F;chlin-<lb/>
gen <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">OPPIAN. L. I. Hi&#x017F;toire des<lb/>
Poi&#x017F;&#x017F;ons &amp; Mon&#x017F;tres marins p.</hi> 17.<lb/>
von der weiblichen Karpe <hi rendition="#aq">Nov.<lb/>
Comm. Act. Petrop. T. III.</hi></note>, und &#x017F;ich &#x017F;olcherge&#x017F;talt durch die Kehle &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;ngern.</p><lb/>
              <p>Was die Uferaasfliege betrift, &#x017F;o &#x017F;timmet in dem<lb/>
Punkte <hi rendition="#fr">Reaumur</hi> <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">T. VI. p.</hi> 500.</note> mit dem <hi rendition="#fr">Swammerdam</hi> nicht<lb/>
u&#x0364;berein, ob er gleich die Begattung &#x017F;elb&#x017F;t nicht ge&#x017F;ehen.<lb/>
Es i&#x017F;t aber ho&#x0364;ch&#x017F;t wahr&#x017F;cheinlich, daß &#x017F;ich &#x017F;owohl die&#x017F;e<lb/>
Art von Fliegen, welche mit den Libellen verwandt zu<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;cheint, als die u&#x0364;brigen Thiere, &#x017F;o eine ma&#x0364;nnliche<lb/>
Ruthe haben, wirklich begatten: denn es wu&#x0364;rde &#x017F;chon<lb/>
hinla&#x0364;nglich &#x017F;eyn, den Saamen u&#x0364;ber die gelegte Eyer<lb/>
auszubreiten, und man &#x017F;iehet nicht, wozu die Manns-<lb/>
ruthe dienen &#x017F;ollte, wenn &#x017F;ie nicht dem Ko&#x0364;rper des Weib-<lb/>
chen in&#x017F;erirt wu&#x0364;rde. Endlich haben auch die Neuern<lb/>
den Fi&#x017F;chen die Mannsruthe wieder zuerkannt, na&#x0364;mlich<lb/>
dem Rochen <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq">TIPTLAIGNE mer&#x017F;. Occi-<lb/>
dent. p.</hi> 168. 170.</note>, wenig&#x017F;tens den Lach&#x017F;en <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq">L. XXVII. p.</hi> 491. 492.</note>, und &#x017F;o auch<lb/>
andern mehr, und man hat offenbare Zeugnis vor &#x017F;ich,<lb/>
daß &#x017F;ie den Saamen der Geba&#x0364;rmutter beizubringen wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">BAYLE p.</hi> 596. Ehedem<lb/>
glaubte man, das Ma&#x0364;nnchen reibe<lb/>
&#x017F;ich am Weibchen, um den Saa-<lb/>
men auszula&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">SBARAGLI p.<lb/>
322. &amp; BRONZERIUS ibid. add.<lb/>
Phil. tran&#x017F;. T. XLVIII. P. 2. p. 166.<lb/>
DUVERN. anc. mem. T. II. p.</hi> 112.</note>. Jch &#x017F;ehe auch nicht, warum die ma&#x0364;nnliche Fi-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;che</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0080] Die Frucht. XXIX. Buch. gen, und daß auf dieſe Weiſe die Maͤnnchen zuſammen- gelokkt werden. So ſollen, nach dem Belieben dieſes groſſen Natur- forſchers, auf eben dieſe Art auch die Fliege des Ufer- aaſſes (d), die Bienen (e), die Kroͤten, Froͤſche, und Salamanders (f), ohne eine Begattung, blos von dem, an ihre gelegte Eyer geſprizzten Saamen der Maͤnn- chens empfangen. Einige ſchreiben ſogar, daß die Weib- chen unter den Fiſchen die Milch uͤberhaupt verſchlin- gen (g), und ſich ſolchergeſtalt durch die Kehle ſelbſt ſchwaͤngern. Was die Uferaasfliege betrift, ſo ſtimmet in dem Punkte Reaumur (h) mit dem Swammerdam nicht uͤberein, ob er gleich die Begattung ſelbſt nicht geſehen. Es iſt aber hoͤchſt wahrſcheinlich, daß ſich ſowohl dieſe Art von Fliegen, welche mit den Libellen verwandt zu ſeyn ſcheint, als die uͤbrigen Thiere, ſo eine maͤnnliche Ruthe haben, wirklich begatten: denn es wuͤrde ſchon hinlaͤnglich ſeyn, den Saamen uͤber die gelegte Eyer auszubreiten, und man ſiehet nicht, wozu die Manns- ruthe dienen ſollte, wenn ſie nicht dem Koͤrper des Weib- chen inſerirt wuͤrde. Endlich haben auch die Neuern den Fiſchen die Mannsruthe wieder zuerkannt, naͤmlich dem Rochen (i), wenigſtens den Lachſen (k), und ſo auch andern mehr, und man hat offenbare Zeugnis vor ſich, daß ſie den Saamen der Gebaͤrmutter beizubringen wiſ- ſen (l). Jch ſehe auch nicht, warum die maͤnnliche Fi- ſche (d) SWAMMERD. bibl. p. 235. (e) Wurden vom Geruche des maͤnnlichen Saamens gereizt Idem p. 431. 514. (f) DEMOURS. Trad. Edimb. Eſſ. p. 341. (g) OPPIAN. L. I. Hiſtoire des Poiſſons & Monſtres marins p. 17. von der weiblichen Karpe Nov. Comm. Act. Petrop. T. III. (h) T. VI. p. 500. (i) TIPTLAIGNE merſ. Occi- dent. p. 168. 170. (k) L. XXVII. p. 491. 492. (l) BAYLE p. 596. Ehedem glaubte man, das Maͤnnchen reibe ſich am Weibchen, um den Saa- men auszulaſſen SBARAGLI p. 322. & BRONZERIUS ibid. add. Phil. tranſ. T. XLVIII. P. 2. p. 166. DUVERN. anc. mem. T. II. p. 112.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/80
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/80>, abgerufen am 25.11.2024.