gen, und daß auf diese Weise die Männchen zusammen- gelokkt werden.
So sollen, nach dem Belieben dieses grossen Natur- forschers, auf eben diese Art auch die Fliege des Ufer- aasses (d), die Bienen (e), die Kröten, Frösche, und Salamanders (f), ohne eine Begattung, blos von dem, an ihre gelegte Eyer gesprizzten Saamen der Männ- chens empfangen. Einige schreiben sogar, daß die Weib- chen unter den Fischen die Milch überhaupt verschlin- gen (g), und sich solchergestalt durch die Kehle selbst schwängern.
Was die Uferaasfliege betrift, so stimmet in dem Punkte Reaumur(h) mit dem Swammerdam nicht überein, ob er gleich die Begattung selbst nicht gesehen. Es ist aber höchst wahrscheinlich, daß sich sowohl diese Art von Fliegen, welche mit den Libellen verwandt zu seyn scheint, als die übrigen Thiere, so eine männliche Ruthe haben, wirklich begatten: denn es würde schon hinlänglich seyn, den Saamen über die gelegte Eyer auszubreiten, und man siehet nicht, wozu die Manns- ruthe dienen sollte, wenn sie nicht dem Körper des Weib- chen inserirt würde. Endlich haben auch die Neuern den Fischen die Mannsruthe wieder zuerkannt, nämlich dem Rochen (i), wenigstens den Lachsen (k), und so auch andern mehr, und man hat offenbare Zeugnis vor sich, daß sie den Saamen der Gebärmutter beizubringen wis- sen (l). Jch sehe auch nicht, warum die männliche Fi-
sche
(d)[Spaltenumbruch]SWAMMERD. bibl. p. 235.
(e) Wurden vom Geruche des männlichen Saamens gereizt Idem p. 431. 514.
(f)DEMOURS. Trad. Edimb. Ess. p. 341.
(g)OPPIAN. L. I. Histoire des Poissons & Monstres marins p. 17. von der weiblichen Karpe Nov. Comm. Act. Petrop. T. III.
(h)T. VI. p. 500.
(i)[Spaltenumbruch]TIPTLAIGNE mers. Occi- dent. p. 168. 170.
(k)L. XXVII. p. 491. 492.
(l)BAYLE p. 596. Ehedem glaubte man, das Männchen reibe sich am Weibchen, um den Saa- men auszulassen SBARAGLI p. 322. & BRONZERIUS ibid. add. Phil. trans. T. XLVIII. P. 2. p. 166. DUVERN. anc. mem. T. II. p. 112.
Die Frucht. XXIX. Buch.
gen, und daß auf dieſe Weiſe die Maͤnnchen zuſammen- gelokkt werden.
So ſollen, nach dem Belieben dieſes groſſen Natur- forſchers, auf eben dieſe Art auch die Fliege des Ufer- aaſſes (d), die Bienen (e), die Kroͤten, Froͤſche, und Salamanders (f), ohne eine Begattung, blos von dem, an ihre gelegte Eyer geſprizzten Saamen der Maͤnn- chens empfangen. Einige ſchreiben ſogar, daß die Weib- chen unter den Fiſchen die Milch uͤberhaupt verſchlin- gen (g), und ſich ſolchergeſtalt durch die Kehle ſelbſt ſchwaͤngern.
Was die Uferaasfliege betrift, ſo ſtimmet in dem Punkte Reaumur(h) mit dem Swammerdam nicht uͤberein, ob er gleich die Begattung ſelbſt nicht geſehen. Es iſt aber hoͤchſt wahrſcheinlich, daß ſich ſowohl dieſe Art von Fliegen, welche mit den Libellen verwandt zu ſeyn ſcheint, als die uͤbrigen Thiere, ſo eine maͤnnliche Ruthe haben, wirklich begatten: denn es wuͤrde ſchon hinlaͤnglich ſeyn, den Saamen uͤber die gelegte Eyer auszubreiten, und man ſiehet nicht, wozu die Manns- ruthe dienen ſollte, wenn ſie nicht dem Koͤrper des Weib- chen inſerirt wuͤrde. Endlich haben auch die Neuern den Fiſchen die Mannsruthe wieder zuerkannt, naͤmlich dem Rochen (i), wenigſtens den Lachſen (k), und ſo auch andern mehr, und man hat offenbare Zeugnis vor ſich, daß ſie den Saamen der Gebaͤrmutter beizubringen wiſ- ſen (l). Jch ſehe auch nicht, warum die maͤnnliche Fi-
ſche
(d)[Spaltenumbruch]SWAMMERD. bibl. p. 235.
(e) Wurden vom Geruche des maͤnnlichen Saamens gereizt Idem p. 431. 514.
(f)DEMOURS. Trad. Edimb. Eſſ. p. 341.
(g)OPPIAN. L. I. Hiſtoire des Poiſſons & Monſtres marins p. 17. von der weiblichen Karpe Nov. Comm. Act. Petrop. T. III.
(h)T. VI. p. 500.
(i)[Spaltenumbruch]TIPTLAIGNE merſ. Occi- dent. p. 168. 170.
(k)L. XXVII. p. 491. 492.
(l)BAYLE p. 596. Ehedem glaubte man, das Maͤnnchen reibe ſich am Weibchen, um den Saa- men auszulaſſen SBARAGLI p. 322. & BRONZERIUS ibid. add. Phil. tranſ. T. XLVIII. P. 2. p. 166. DUVERN. anc. mem. T. II. p. 112.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0080"n="28"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
gen, und daß auf dieſe Weiſe die Maͤnnchen zuſammen-<lb/>
gelokkt werden.</p><lb/><p>So ſollen, nach dem Belieben dieſes groſſen Natur-<lb/>
forſchers, auf eben dieſe Art auch die Fliege des Ufer-<lb/>
aaſſes <noteplace="foot"n="(d)"><cb/><hirendition="#aq">SWAMMERD. bibl. p.</hi> 235.</note>, die Bienen <noteplace="foot"n="(e)">Wurden vom Geruche des<lb/>
maͤnnlichen Saamens gereizt <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Idem</hi><lb/>
p.</hi> 431. 514.</note>, die Kroͤten, Froͤſche, und<lb/>
Salamanders <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">DEMOURS. Trad. Edimb.<lb/>
Eſſ. p.</hi> 341.</note>, ohne eine Begattung, blos von<lb/>
dem, an ihre gelegte Eyer geſprizzten Saamen der Maͤnn-<lb/>
chens empfangen. Einige ſchreiben ſogar, daß die Weib-<lb/>
chen unter den Fiſchen die Milch uͤberhaupt verſchlin-<lb/>
gen <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">OPPIAN. L. I. Hiſtoire des<lb/>
Poiſſons & Monſtres marins p.</hi> 17.<lb/>
von der weiblichen Karpe <hirendition="#aq">Nov.<lb/>
Comm. Act. Petrop. T. III.</hi></note>, und ſich ſolchergeſtalt durch die Kehle ſelbſt<lb/>ſchwaͤngern.</p><lb/><p>Was die Uferaasfliege betrift, ſo ſtimmet in dem<lb/>
Punkte <hirendition="#fr">Reaumur</hi><noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">T. VI. p.</hi> 500.</note> mit dem <hirendition="#fr">Swammerdam</hi> nicht<lb/>
uͤberein, ob er gleich die Begattung ſelbſt nicht geſehen.<lb/>
Es iſt aber hoͤchſt wahrſcheinlich, daß ſich ſowohl dieſe<lb/>
Art von Fliegen, welche mit den Libellen verwandt zu<lb/>ſeyn ſcheint, als die uͤbrigen Thiere, ſo eine maͤnnliche<lb/>
Ruthe haben, wirklich begatten: denn es wuͤrde ſchon<lb/>
hinlaͤnglich ſeyn, den Saamen uͤber die gelegte Eyer<lb/>
auszubreiten, und man ſiehet nicht, wozu die Manns-<lb/>
ruthe dienen ſollte, wenn ſie nicht dem Koͤrper des Weib-<lb/>
chen inſerirt wuͤrde. Endlich haben auch die Neuern<lb/>
den Fiſchen die Mannsruthe wieder zuerkannt, naͤmlich<lb/>
dem Rochen <noteplace="foot"n="(i)"><cb/><hirendition="#aq">TIPTLAIGNE merſ. Occi-<lb/>
dent. p.</hi> 168. 170.</note>, wenigſtens den Lachſen <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">L. XXVII. p.</hi> 491. 492.</note>, und ſo auch<lb/>
andern mehr, und man hat offenbare Zeugnis vor ſich,<lb/>
daß ſie den Saamen der Gebaͤrmutter beizubringen wiſ-<lb/>ſen <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">BAYLE p.</hi> 596. Ehedem<lb/>
glaubte man, das Maͤnnchen reibe<lb/>ſich am Weibchen, um den Saa-<lb/>
men auszulaſſen <hirendition="#aq">SBARAGLI p.<lb/>
322. & BRONZERIUS ibid. add.<lb/>
Phil. tranſ. T. XLVIII. P. 2. p. 166.<lb/>
DUVERN. anc. mem. T. II. p.</hi> 112.</note>. Jch ſehe auch nicht, warum die maͤnnliche Fi-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſche</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[28/0080]
Die Frucht. XXIX. Buch.
gen, und daß auf dieſe Weiſe die Maͤnnchen zuſammen-
gelokkt werden.
So ſollen, nach dem Belieben dieſes groſſen Natur-
forſchers, auf eben dieſe Art auch die Fliege des Ufer-
aaſſes (d), die Bienen (e), die Kroͤten, Froͤſche, und
Salamanders (f), ohne eine Begattung, blos von
dem, an ihre gelegte Eyer geſprizzten Saamen der Maͤnn-
chens empfangen. Einige ſchreiben ſogar, daß die Weib-
chen unter den Fiſchen die Milch uͤberhaupt verſchlin-
gen (g), und ſich ſolchergeſtalt durch die Kehle ſelbſt
ſchwaͤngern.
Was die Uferaasfliege betrift, ſo ſtimmet in dem
Punkte Reaumur (h) mit dem Swammerdam nicht
uͤberein, ob er gleich die Begattung ſelbſt nicht geſehen.
Es iſt aber hoͤchſt wahrſcheinlich, daß ſich ſowohl dieſe
Art von Fliegen, welche mit den Libellen verwandt zu
ſeyn ſcheint, als die uͤbrigen Thiere, ſo eine maͤnnliche
Ruthe haben, wirklich begatten: denn es wuͤrde ſchon
hinlaͤnglich ſeyn, den Saamen uͤber die gelegte Eyer
auszubreiten, und man ſiehet nicht, wozu die Manns-
ruthe dienen ſollte, wenn ſie nicht dem Koͤrper des Weib-
chen inſerirt wuͤrde. Endlich haben auch die Neuern
den Fiſchen die Mannsruthe wieder zuerkannt, naͤmlich
dem Rochen (i), wenigſtens den Lachſen (k), und ſo auch
andern mehr, und man hat offenbare Zeugnis vor ſich,
daß ſie den Saamen der Gebaͤrmutter beizubringen wiſ-
ſen (l). Jch ſehe auch nicht, warum die maͤnnliche Fi-
ſche
(d)
SWAMMERD. bibl. p. 235.
(e) Wurden vom Geruche des
maͤnnlichen Saamens gereizt Idem
p. 431. 514.
(f) DEMOURS. Trad. Edimb.
Eſſ. p. 341.
(g) OPPIAN. L. I. Hiſtoire des
Poiſſons & Monſtres marins p. 17.
von der weiblichen Karpe Nov.
Comm. Act. Petrop. T. III.
(h) T. VI. p. 500.
(i)
TIPTLAIGNE merſ. Occi-
dent. p. 168. 170.
(k) L. XXVII. p. 491. 492.
(l) BAYLE p. 596. Ehedem
glaubte man, das Maͤnnchen reibe
ſich am Weibchen, um den Saa-
men auszulaſſen SBARAGLI p.
322. & BRONZERIUS ibid. add.
Phil. tranſ. T. XLVIII. P. 2. p. 166.
DUVERN. anc. mem. T. II. p. 112.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/80>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.