sucht (l), als die wirkliche Tollheit (m), durch den Ge- brauch der Liebe gehoben. Es giebt daher Nardius den klugen Rath (n), lieber den Ammen der Genuß der Liebe zu versiatten, als sie zu bewachen, und schmachten zu lassen. So thaten auch schon die äussern Reizmit- tel (o) an einer histerischen Person ihre gute Dienste. So erlangen die Kanarienvögel ihre Gesundheit wieder, wenn man ihnen ihre Gatten zuführt (p).
§. 9. Die Begattung; ob selbige bei allen Thieren mit zweierlei Geschlechtern statt finde.
Es ist von den Fischen die gemeine Meinung, daß sie sich nicht wirklich unter einander begatten, sondern daß sie sich blos mit dem Bauche gegen die seichte Stelle der Ströme bewegten, und vermittelst des Reibens ihre, mit einer Saamenmilch angefüllte Gefässe nöthigen, den befruchtenden Saft von sich zu lassen: es soll aber dieses vermöge einer bewundernswürdigen Naturregel eben zu der Zeit geschehen, wenn das Weibchen kurz darauf, vermittelst eines ähnlichen Reibens am Bauche seine Eyer von sich streift: und so würden die Eyer ausserhalb dem Leibe der Mutter befruchtet (a). Buffon sagt, daß sich die Männchen niemals begatten, und er behauptet, daß sie vielmehr den Eyern als der Mutter nachgehen (b). Es berichtet aber Escher dagegen (c), daß seine Landes- leute, wenn sie Lachse fangen wollten, die Gewohnheit hätten, die weibliche Lachsen an einem Strikke aufzuhän-
gen,
(l)[Spaltenumbruch]PANAROLUS Pentec. III. obs. 4.
(m)LEONI p. 105 BARTHO- LIN. hist 69. Cent. II.
(n)Lact. analys. p. 122.
(o)Onanisme p. 196. nämlich das Reiben der Zeugungstheile conf. GALENUS Sem. L. II. AVI- [Spaltenumbruch]
CENNA fen. I. p. 649. vom schar- fen Mutterzäpfchen ZACUT. Prax. admirab. L. II. obs. 94.
(p)HARVIEUX p. 232.
(a)Conf. SWAMMERDAM. Bibl. p. 431. BUFFON. II p. 311.
(b)Idem ibid. II. p. 311.
(c)Zürichsee p. 116. 117.
I. Abſchn. Empfaͤngnis.
ſucht (l), als die wirkliche Tollheit (m), durch den Ge- brauch der Liebe gehoben. Es giebt daher Nardius den klugen Rath (n), lieber den Ammen der Genuß der Liebe zu verſiatten, als ſie zu bewachen, und ſchmachten zu laſſen. So thaten auch ſchon die aͤuſſern Reizmit- tel (o) an einer hiſteriſchen Perſon ihre gute Dienſte. So erlangen die Kanarienvoͤgel ihre Geſundheit wieder, wenn man ihnen ihre Gatten zufuͤhrt (p).
§. 9. Die Begattung; ob ſelbige bei allen Thieren mit zweierlei Geſchlechtern ſtatt finde.
Es iſt von den Fiſchen die gemeine Meinung, daß ſie ſich nicht wirklich unter einander begatten, ſondern daß ſie ſich blos mit dem Bauche gegen die ſeichte Stelle der Stroͤme bewegten, und vermittelſt des Reibens ihre, mit einer Saamenmilch angefuͤllte Gefaͤſſe noͤthigen, den befruchtenden Saft von ſich zu laſſen: es ſoll aber dieſes vermoͤge einer bewundernswuͤrdigen Naturregel eben zu der Zeit geſchehen, wenn das Weibchen kurz darauf, vermittelſt eines aͤhnlichen Reibens am Bauche ſeine Eyer von ſich ſtreift: und ſo wuͤrden die Eyer auſſerhalb dem Leibe der Mutter befruchtet (a). Buffon ſagt, daß ſich die Maͤnnchen niemals begatten, und er behauptet, daß ſie vielmehr den Eyern als der Mutter nachgehen (b). Es berichtet aber Eſcher dagegen (c), daß ſeine Landes- leute, wenn ſie Lachſe fangen wollten, die Gewohnheit haͤtten, die weibliche Lachſen an einem Strikke aufzuhaͤn-
gen,
(l)[Spaltenumbruch]PANAROLUS Pentec. III. obſ. 4.
(m)LEONI p. 105 BARTHO- LIN. hiſt 69. Cent. II.
(n)Lact. analyſ. p. 122.
(o)Onaniſme p. 196. naͤmlich das Reiben der Zeugungstheile conf. GALENUS Sem. L. II. AVI- [Spaltenumbruch]
CENNA fen. I. p. 649. vom ſchar- fen Mutterzaͤpfchen ZACUT. Prax. admirab. L. II. obſ. 94.
(p)HARVIEUX p. 232.
(a)Conf. SWAMMERDAM. Bibl. p. 431. BUFFON. II p. 311.
(b)Idem ibid. II. p. 311.
(c)Zürichſee p. 116. 117.
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ſucht (l), als die wirkliche Tollheit (m), durch den Ge-
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den klugen Rath (n), lieber den Ammen der Genuß der
Liebe zu verſiatten, als ſie zu bewachen, und ſchmachten
zu laſſen. So thaten auch ſchon die aͤuſſern Reizmit-
tel (o) an einer hiſteriſchen Perſon ihre gute Dienſte.
So erlangen die Kanarienvoͤgel ihre Geſundheit wieder,
wenn man ihnen ihre Gatten zufuͤhrt (p).
§. 9.
Die Begattung; ob ſelbige bei allen Thieren mit
zweierlei Geſchlechtern ſtatt finde.
Es iſt von den Fiſchen die gemeine Meinung, daß
ſie ſich nicht wirklich unter einander begatten, ſondern
daß ſie ſich blos mit dem Bauche gegen die ſeichte Stelle
der Stroͤme bewegten, und vermittelſt des Reibens ihre,
mit einer Saamenmilch angefuͤllte Gefaͤſſe noͤthigen, den
befruchtenden Saft von ſich zu laſſen: es ſoll aber dieſes
vermoͤge einer bewundernswuͤrdigen Naturregel eben zu
der Zeit geſchehen, wenn das Weibchen kurz darauf,
vermittelſt eines aͤhnlichen Reibens am Bauche ſeine Eyer
von ſich ſtreift: und ſo wuͤrden die Eyer auſſerhalb dem
Leibe der Mutter befruchtet (a). Buffon ſagt, daß
ſich die Maͤnnchen niemals begatten, und er behauptet,
daß ſie vielmehr den Eyern als der Mutter nachgehen (b).
Es berichtet aber Eſcher dagegen (c), daß ſeine Landes-
leute, wenn ſie Lachſe fangen wollten, die Gewohnheit
haͤtten, die weibliche Lachſen an einem Strikke aufzuhaͤn-
gen,
(l)
PANAROLUS Pentec. III.
obſ. 4.
(m) LEONI p. 105 BARTHO-
LIN. hiſt 69. Cent. II.
(n) Lact. analyſ. p. 122.
(o) Onaniſme p. 196. naͤmlich
das Reiben der Zeugungstheile
conf. GALENUS Sem. L. II. AVI-
CENNA fen. I. p. 649. vom ſchar-
fen Mutterzaͤpfchen ZACUT.
Prax. admirab. L. II. obſ. 94.
(p) HARVIEUX p. 232.
(a) Conf. SWAMMERDAM.
Bibl. p. 431. BUFFON. II p. 311.
(b) Idem ibid. II. p. 311.
(c) Zürichſee p. 116. 117.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/79>, abgerufen am 25.11.2024.
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