Wenn die Frucht in der Geburt oft unbeweglich ist, und mit eingeklemmten Kopfe feste stekkt (a): wenn auch nicht selten ein an Tageslicht gebrachtes Kind (b) starrt, und mit dem Munde Athem zu holen versucht, und wenn endlich ein todtes Kind (c) mit gleicher Leichtigkeit an die Welt gebracht wird, so muß man die Frucht (d) nicht unter die thätige Ursachen der Geburt rechnen (e).
Die neuern Schriftsteller über die Hebammenkunst, und insonderheit der berühmte Levret(f) schreiben, nebst noch andern Franzosen (g), so wie der vortrefliche Rö- derer(h) die Geburt fast der Gebärmutter allein zu, indem die zusammenziehende Kräfte derselben die Sache dergestalt in Ordnung bringen, daß daraus für den Kör- per derselben, und den Mutterhals, zwo, sich einander entgegen laufende Anstrengungen (i) erwachsen.
Es entstehen nämlich daraus Kräfte, so den Grund (k) gegen den Hals hinabziehen, und dieses liesse sich von den geraden Fasern vermuthen, welche von dem Grunde gegen den Hals zu gehen. Diese Kräfte ziehen, so lange der Hals stark ist, in so fern den Grund und
zu-
(a)[Spaltenumbruch]WATTS painfall. lab. p. 18 COUNSELL. p. 117. SMELLIE cases p. 54.
(b) Von der Frucht SMELLIE p. 226. vom Hühnchen form. du poulet. Stunde 526. obs. 234.
(c)p. 419. SMELLIE cases p. 59.
(d)THEBES p. 252. PUZOS p. 33.
(e) Wenig DEIDIER anat rai- son. p. 409. Act. Helv. III. p. 282. daß sie dabei mit arbeite FLURENT II. p. 158.
(f)[Spaltenumbruch]p. 86. 91. ferner Mem. de chir. III. p. 221. vor ihm F. SCHRA- DER part. diffic. Helmstad. ann. 1685. da er eine todte Frucht er- wähnte, welche von einer schwa- chen Mutter dennoch bis drei Fuß weit fortgeworfen worden.
(g)PUZOS l. c.
(h)p. 41. u. s. w.
(i)LEVRET p. 86. 87. 91. 92. 93. ROEDERER Conf. auch PAR- SONS mot. musc. p. 74.
(k)ROED. p. 42. LEVRET.
Z z 4
V. Abſ. Die Geburt.
§. 11. Urſachen, ſo die Geburt bewerkſtelligen.
Wenn die Frucht in der Geburt oft unbeweglich iſt, und mit eingeklemmten Kopfe feſte ſtekkt (a): wenn auch nicht ſelten ein an Tageslicht gebrachtes Kind (b) ſtarrt, und mit dem Munde Athem zu holen verſucht, und wenn endlich ein todtes Kind (c) mit gleicher Leichtigkeit an die Welt gebracht wird, ſo muß man die Frucht (d) nicht unter die thaͤtige Urſachen der Geburt rechnen (e).
Die neuern Schriftſteller uͤber die Hebammenkunſt, und inſonderheit der beruͤhmte Levret(f) ſchreiben, nebſt noch andern Franzoſen (g), ſo wie der vortrefliche Roͤ- derer(h) die Geburt faſt der Gebaͤrmutter allein zu, indem die zuſammenziehende Kraͤfte derſelben die Sache dergeſtalt in Ordnung bringen, daß daraus fuͤr den Koͤr- per derſelben, und den Mutterhals, zwo, ſich einander entgegen laufende Anſtrengungen (i) erwachſen.
Es entſtehen naͤmlich daraus Kraͤfte, ſo den Grund (k) gegen den Hals hinabziehen, und dieſes lieſſe ſich von den geraden Faſern vermuthen, welche von dem Grunde gegen den Hals zu gehen. Dieſe Kraͤfte ziehen, ſo lange der Hals ſtark iſt, in ſo fern den Grund und
zu-
(a)[Spaltenumbruch]WATTS painfall. lab. p. 18 COUNSELL. p. 117. SMELLIE caſes p. 54.
(b) Von der Frucht SMELLIE p. 226. vom Huͤhnchen form. du poulet. Stunde 526. obſ. 234.
(c)p. 419. SMELLIE caſes p. 59.
(d)THEBES p. 252. PUZOS p. 33.
(e) Wenig DEIDIER anat rai- ſon. p. 409. Act. Helv. III. p. 282. daß ſie dabei mit arbeite FLURENT II. p. 158.
(f)[Spaltenumbruch]p. 86. 91. ferner Mem. de chir. III. p. 221. vor ihm F. SCHRA- DER part. diffic. Helmſtad. ann. 1685. da er eine todte Frucht er- waͤhnte, welche von einer ſchwa- chen Mutter dennoch bis drei Fuß weit fortgeworfen worden.
(g)PUZOS l. c.
(h)p. 41. u. ſ. w.
(i)LEVRET p. 86. 87. 91. 92. 93. ROEDERER Conf. auch PAR- SONS mot. muſc. p. 74.
(k)ROED. p. 42. LEVRET.
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[725[727]/0779]
V. Abſ. Die Geburt.
§. 11.
Urſachen, ſo die Geburt bewerkſtelligen.
Wenn die Frucht in der Geburt oft unbeweglich iſt,
und mit eingeklemmten Kopfe feſte ſtekkt (a): wenn auch
nicht ſelten ein an Tageslicht gebrachtes Kind (b) ſtarrt,
und mit dem Munde Athem zu holen verſucht, und wenn
endlich ein todtes Kind (c) mit gleicher Leichtigkeit an die
Welt gebracht wird, ſo muß man die Frucht (d) nicht
unter die thaͤtige Urſachen der Geburt rechnen (e).
Die neuern Schriftſteller uͤber die Hebammenkunſt,
und inſonderheit der beruͤhmte Levret (f) ſchreiben, nebſt
noch andern Franzoſen (g), ſo wie der vortrefliche Roͤ-
derer (h) die Geburt faſt der Gebaͤrmutter allein zu,
indem die zuſammenziehende Kraͤfte derſelben die Sache
dergeſtalt in Ordnung bringen, daß daraus fuͤr den Koͤr-
per derſelben, und den Mutterhals, zwo, ſich einander
entgegen laufende Anſtrengungen (i) erwachſen.
Es entſtehen naͤmlich daraus Kraͤfte, ſo den Grund
(k) gegen den Hals hinabziehen, und dieſes lieſſe ſich
von den geraden Faſern vermuthen, welche von dem
Grunde gegen den Hals zu gehen. Dieſe Kraͤfte ziehen,
ſo lange der Hals ſtark iſt, in ſo fern den Grund und
zu-
(a)
WATTS painfall. lab. p.
18 COUNSELL. p. 117. SMELLIE
caſes p. 54.
(b) Von der Frucht SMELLIE
p. 226. vom Huͤhnchen form. du
poulet. Stunde 526. obſ. 234.
(c) p. 419. SMELLIE caſes p.
59.
(d) THEBES p. 252. PUZOS
p. 33.
(e) Wenig DEIDIER anat rai-
ſon. p. 409. Act. Helv. III. p. 282.
daß ſie dabei mit arbeite FLURENT
II. p. 158.
(f)
p. 86. 91. ferner Mem. de
chir. III. p. 221. vor ihm F. SCHRA-
DER part. diffic. Helmſtad. ann.
1685. da er eine todte Frucht er-
waͤhnte, welche von einer ſchwa-
chen Mutter dennoch bis drei Fuß
weit fortgeworfen worden.
(g) PUZOS l. c.
(h) p. 41. u. ſ. w.
(i) LEVRET p. 86. 87. 91. 92.
93. ROEDERER Conf. auch PAR-
SONS mot. muſc. p. 74.
(k) ROED. p. 42. LEVRET.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 725[727]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/779>, abgerufen am 22.11.2024.
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