drükken (q), diejenigen Schmerzen leide (r), welche ihr gemeiniglich im lezzten Monate der Schwangerschaft be- schwerlich werden, und zwar nachlassen, dennoch aber auch mit grösserer Heftigkeit wiederkommen, und oft- mals, wie ich solches gesehen, fast funfzehn Tage lang vor der Geburt eine nahe Entbindung befürchten lassen.
Man kann leicht denken, daß diese Unbequemlichkei- ten um desto grösser seyn werden, weil zugleich die Flüs- sigkeit des amnii, nach Proportion der Frucht sehr ver- mindert worden (s), und nunmehr die Gebärmutter viel schlechter, als vormals gegen diesen Drukk schüzzt.
Man pflegt hierbei auch die anfangende Fäulniß des Kuchens, und der Wasser (t), so wie die Gewalt des vom abgestorbnen Kuchen zurükke getriebnen Mutterblu- tes in Anschlag zu bringen, welches die Gefässe der Ge- bärmutter ausdehnt (v). Man wird aber diese Fäul- niß schwerlich für was beständiges ansehen können.
Man kann sich dabei vorstellen, daß die Gebärmut- ter, mit dem Laufe der Schwangerschaft immer weicher werden müsse, sie wird immer gefäsreicher, und es lassen sich nunmehr zum ersten male an ihrer innern Membran die Gefässe deutlich sehen (x). Man siehet ebenfalls, daß der Kuchen gegentheils, und die ganze Frucht im- mer fester wird (y): und mit der Zunahme seines Ge- wichtes, die erwähnte zarte Membran (a) aus ihrer Lage
bringt
(q)[Spaltenumbruch]METTEL Journ. period. ann. 1756. m. Octobr.
(r) Wir werden zeigen, daß die- ses geschehe.
(s)HARVEI p. 264.
(t)J. HORN praelect. p. 98. 99. HUWE onderwyzing. der vroedvrouwen p. 35.
(v)HUWE' p. 52. 53.
(x)p. 405. ROEDERER tab. 6. f. 3.
(y)[Spaltenumbruch]
Der Mutterkuchen vertrok- kene RAYMOND l. c.
(a)Ergo avulsis ab utero ma- turae placentae radiculis partus naturalis necessitas Raymond. Pa- ris 1765. daß die Gefässe des Ku- chens vom utero los gehen, der Kuchen sich zusammenziehe, und so gleich die Geburt folge. LOUIS des accouchem. tardiss p. 56. doch gehet der Kuchen ohne Schmerzen von der Mutter los. POUTEAU p. 402.
X x 4
V. Abſ. Die Geburt.
druͤkken (q), diejenigen Schmerzen leide (r), welche ihr gemeiniglich im lezzten Monate der Schwangerſchaft be- ſchwerlich werden, und zwar nachlaſſen, dennoch aber auch mit groͤſſerer Heftigkeit wiederkommen, und oft- mals, wie ich ſolches geſehen, faſt funfzehn Tage lang vor der Geburt eine nahe Entbindung befuͤrchten laſſen.
Man kann leicht denken, daß dieſe Unbequemlichkei- ten um deſto groͤſſer ſeyn werden, weil zugleich die Fluͤſ- ſigkeit des amnii, nach Proportion der Frucht ſehr ver- mindert worden (s), und nunmehr die Gebaͤrmutter viel ſchlechter, als vormals gegen dieſen Drukk ſchuͤzzt.
Man pflegt hierbei auch die anfangende Faͤulniß des Kuchens, und der Waſſer (t), ſo wie die Gewalt des vom abgeſtorbnen Kuchen zuruͤkke getriebnen Mutterblu- tes in Anſchlag zu bringen, welches die Gefaͤſſe der Ge- baͤrmutter ausdehnt (v). Man wird aber dieſe Faͤul- niß ſchwerlich fuͤr was beſtaͤndiges anſehen koͤnnen.
Man kann ſich dabei vorſtellen, daß die Gebaͤrmut- ter, mit dem Laufe der Schwangerſchaft immer weicher werden muͤſſe, ſie wird immer gefaͤsreicher, und es laſſen ſich nunmehr zum erſten male an ihrer innern Membran die Gefaͤſſe deutlich ſehen (x). Man ſiehet ebenfalls, daß der Kuchen gegentheils, und die ganze Frucht im- mer feſter wird (y): und mit der Zunahme ſeines Ge- wichtes, die erwaͤhnte zarte Membran (a) aus ihrer Lage
bringt
(q)[Spaltenumbruch]METTEL Journ. period. ann. 1756. m. Octobr.
(r) Wir werden zeigen, daß die- ſes geſchehe.
(s)HARVEI p. 264.
(t)J. HORN prælect. p. 98. 99. HUWE onderwyzing. der vroedvrouwen p. 35.
(v)HUWE’ p. 52. 53.
(x)p. 405. ROEDERER tab. 6. f. 3.
(y)[Spaltenumbruch]
Der Mutterkuchen vertrok- kene RAYMOND l. c.
(a)Ergo avulſis ab utero ma- turae placentae radiculis partus naturalis neceſſitas Raymond. Pa- ris 1765. daß die Gefaͤſſe des Ku- chens vom utero los gehen, der Kuchen ſich zuſammenziehe, und ſo gleich die Geburt folge. LOUIS des accouchem. tardiſs p. 56. doch gehet der Kuchen ohne Schmerzen von der Mutter los. POUTEAU p. 402.
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[693[695]/0747]
V. Abſ. Die Geburt.
druͤkken (q), diejenigen Schmerzen leide (r), welche ihr
gemeiniglich im lezzten Monate der Schwangerſchaft be-
ſchwerlich werden, und zwar nachlaſſen, dennoch aber
auch mit groͤſſerer Heftigkeit wiederkommen, und oft-
mals, wie ich ſolches geſehen, faſt funfzehn Tage lang
vor der Geburt eine nahe Entbindung befuͤrchten laſſen.
Man kann leicht denken, daß dieſe Unbequemlichkei-
ten um deſto groͤſſer ſeyn werden, weil zugleich die Fluͤſ-
ſigkeit des amnii, nach Proportion der Frucht ſehr ver-
mindert worden (s), und nunmehr die Gebaͤrmutter
viel ſchlechter, als vormals gegen dieſen Drukk ſchuͤzzt.
Man pflegt hierbei auch die anfangende Faͤulniß des
Kuchens, und der Waſſer (t), ſo wie die Gewalt des
vom abgeſtorbnen Kuchen zuruͤkke getriebnen Mutterblu-
tes in Anſchlag zu bringen, welches die Gefaͤſſe der Ge-
baͤrmutter ausdehnt (v). Man wird aber dieſe Faͤul-
niß ſchwerlich fuͤr was beſtaͤndiges anſehen koͤnnen.
Man kann ſich dabei vorſtellen, daß die Gebaͤrmut-
ter, mit dem Laufe der Schwangerſchaft immer weicher
werden muͤſſe, ſie wird immer gefaͤsreicher, und es laſſen
ſich nunmehr zum erſten male an ihrer innern Membran
die Gefaͤſſe deutlich ſehen (x). Man ſiehet ebenfalls,
daß der Kuchen gegentheils, und die ganze Frucht im-
mer feſter wird (y): und mit der Zunahme ſeines Ge-
wichtes, die erwaͤhnte zarte Membran (a) aus ihrer Lage
bringt
(q)
METTEL Journ. period.
ann. 1756. m. Octobr.
(r) Wir werden zeigen, daß die-
ſes geſchehe.
(s) HARVEI p. 264.
(t) J. HORN prælect. p. 98.
99. HUWE onderwyzing. der
vroedvrouwen p. 35.
(v) HUWE’ p. 52. 53.
(x) p. 405. ROEDERER tab. 6.
f. 3.
(y)
Der Mutterkuchen vertrok-
kene RAYMOND l. c.
(a) Ergo avulſis ab utero ma-
turae placentae radiculis partus
naturalis neceſſitas Raymond. Pa-
ris 1765. daß die Gefaͤſſe des Ku-
chens vom utero los gehen, der
Kuchen ſich zuſammenziehe, und
ſo gleich die Geburt folge. LOUIS
des accouchem. tardiſs p. 56. doch
gehet der Kuchen ohne Schmerzen
von der Mutter los. POUTEAU
p. 402.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 693[695]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/747>, abgerufen am 22.11.2024.
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