bringt und zerrt. Daß auch an der Gebärmutter eine Art von Entzündung entstehen müsse, wenn nunmehr die Frucht ihr völliges Wachsthum erreicht hat, und sie kann nicht mehr mit voriger Leichtigkeit, von den Kräf- ten ihres Herzens, in dieser Lage weiter hin aus einander gedehnt werden. Ferner, daß der Gang des Blutes, von der Gebärmutter nach dem Kuchen mühsam gemacht werden muß (b), da derselbe bisher, vermöge der Kräfte der Ableitung, in die weichere Frucht viel leichter gebahnt war. Daß sich auf solche Weise, wie bei den übrigen Hindernissen im Blutstrome das Blut in den innersten Membranen der Gebärmutter anhäufe. Daß auch die Schwere der sich niederbükkenden Frucht, die am Ku- chen hängt, diesen herabziehe (c), und auf solche Weise die Membran der Gebärmutter reize, und die Nerven veranlasse, den Anfang mit Krämpfen zu machen.
Dieses Argument findet, da es vom Drelincourt widerlegt worden (d), dadurch eine Stüzze, daß über- haupt sehr oft Streife von der äussern Fruchthaut in der Gebärmutter der Kindbetterin zurükke bleiben (e). Es gehet aber der Kuchen fort, und die Gebärmutter bleibt zurükke; und Thiere gebären, welche keinen Kuchen haben.
§. 7. Ursachen der Geburt.
Wir haben von den verschiedenen Unbequemlichkeiten gehandelt, welche die Mutter zu der Geburt anreizen. Jch glaube, daß sie endlich die Geburt wirklich verur- sachen, wenn selbige nunmehr so gros geworden, daß sie der Mutter unerträglich zu seyn scheinen. Es ist näm-
lich
(b)[Spaltenumbruch]
Eine Geburt von gar zu geschwollenen Kuchengefässen, wel- che nun los gehen DEIDIER hum. p. 79.
(c)[Spaltenumbruch]HARVEI p. 241. ROU- HAULT obs. VI. p. 94.
(d)Perioch. 55. 57.
(e)Conf. p. 405.
Die Frucht. XXIX. B.
bringt und zerrt. Daß auch an der Gebaͤrmutter eine Art von Entzuͤndung entſtehen muͤſſe, wenn nunmehr die Frucht ihr voͤlliges Wachsthum erreicht hat, und ſie kann nicht mehr mit voriger Leichtigkeit, von den Kraͤf- ten ihres Herzens, in dieſer Lage weiter hin aus einander gedehnt werden. Ferner, daß der Gang des Blutes, von der Gebaͤrmutter nach dem Kuchen muͤhſam gemacht werden muß (b), da derſelbe bisher, vermoͤge der Kraͤfte der Ableitung, in die weichere Frucht viel leichter gebahnt war. Daß ſich auf ſolche Weiſe, wie bei den uͤbrigen Hinderniſſen im Blutſtrome das Blut in den innerſten Membranen der Gebaͤrmutter anhaͤufe. Daß auch die Schwere der ſich niederbuͤkkenden Frucht, die am Ku- chen haͤngt, dieſen herabziehe (c), und auf ſolche Weiſe die Membran der Gebaͤrmutter reize, und die Nerven veranlaſſe, den Anfang mit Kraͤmpfen zu machen.
Dieſes Argument findet, da es vom Drelincourt widerlegt worden (d), dadurch eine Stuͤzze, daß uͤber- haupt ſehr oft Streife von der aͤuſſern Fruchthaut in der Gebaͤrmutter der Kindbetterin zuruͤkke bleiben (e). Es gehet aber der Kuchen fort, und die Gebaͤrmutter bleibt zuruͤkke; und Thiere gebaͤren, welche keinen Kuchen haben.
§. 7. Urſachen der Geburt.
Wir haben von den verſchiedenen Unbequemlichkeiten gehandelt, welche die Mutter zu der Geburt anreizen. Jch glaube, daß ſie endlich die Geburt wirklich verur- ſachen, wenn ſelbige nunmehr ſo gros geworden, daß ſie der Mutter unertraͤglich zu ſeyn ſcheinen. Es iſt naͤm-
lich
(b)[Spaltenumbruch]
Eine Geburt von gar zu geſchwollenen Kuchengefaͤſſen, wel- che nun los gehen DEIDIER hum. p. 79.
(c)[Spaltenumbruch]HARVEI p. 241. ROU- HAULT obſ. VI. p. 94.
(d)Perioch. 55. 57.
(e)Conf. p. 405.
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[694[696]/0748]
Die Frucht. XXIX. B.
bringt und zerrt. Daß auch an der Gebaͤrmutter eine
Art von Entzuͤndung entſtehen muͤſſe, wenn nunmehr
die Frucht ihr voͤlliges Wachsthum erreicht hat, und ſie
kann nicht mehr mit voriger Leichtigkeit, von den Kraͤf-
ten ihres Herzens, in dieſer Lage weiter hin aus einander
gedehnt werden. Ferner, daß der Gang des Blutes, von
der Gebaͤrmutter nach dem Kuchen muͤhſam gemacht
werden muß (b), da derſelbe bisher, vermoͤge der Kraͤfte
der Ableitung, in die weichere Frucht viel leichter gebahnt
war. Daß ſich auf ſolche Weiſe, wie bei den uͤbrigen
Hinderniſſen im Blutſtrome das Blut in den innerſten
Membranen der Gebaͤrmutter anhaͤufe. Daß auch die
Schwere der ſich niederbuͤkkenden Frucht, die am Ku-
chen haͤngt, dieſen herabziehe (c), und auf ſolche Weiſe
die Membran der Gebaͤrmutter reize, und die Nerven
veranlaſſe, den Anfang mit Kraͤmpfen zu machen.
Dieſes Argument findet, da es vom Drelincourt
widerlegt worden (d), dadurch eine Stuͤzze, daß uͤber-
haupt ſehr oft Streife von der aͤuſſern Fruchthaut in der
Gebaͤrmutter der Kindbetterin zuruͤkke bleiben (e). Es
gehet aber der Kuchen fort, und die Gebaͤrmutter bleibt
zuruͤkke; und Thiere gebaͤren, welche keinen Kuchen
haben.
§. 7.
Urſachen der Geburt.
Wir haben von den verſchiedenen Unbequemlichkeiten
gehandelt, welche die Mutter zu der Geburt anreizen.
Jch glaube, daß ſie endlich die Geburt wirklich verur-
ſachen, wenn ſelbige nunmehr ſo gros geworden, daß
ſie der Mutter unertraͤglich zu ſeyn ſcheinen. Es iſt naͤm-
lich
(b)
Eine Geburt von gar zu
geſchwollenen Kuchengefaͤſſen, wel-
che nun los gehen DEIDIER hum.
p. 79.
(c)
HARVEI p. 241. ROU-
HAULT obſ. VI. p. 94.
(d) Perioch. 55. 57.
(e) Conf. p. 405.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 694[696]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/748>, abgerufen am 22.11.2024.
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