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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.
der Abfluß desselben die Verzögerung des verhaltenen
Blutes nicht wieder ersezzen. Ja es erweiset auch das
Aufschwellen der Saamengefässe (i), und der Gefässe
des Unterleibes (k), welches in den lezzten Zeiten der
Schwangerschaft ungemein gros ist, daß nicht nur eben
diese, sondern noch stärkere Wirkungen erfolgen müssen,
als die sind, so auf das Verhalten der monatlichen Rei-
nigung folgen.

Wie also gemeiniglich die unzeitige Geburten bei
Gelegenheit der Monatsperioden vorfallen, eben so fällt
die gewöhnliche Geburt in das Ende der monatlichen
Reinigung ein (l). Daher beschleunigt nicht nur eine
Vollblütigkeit die Geburt (m), wie dieses sonst ein jedes
hizziges Fieber thut; sondern es zögert auch im Gegen-
theil die Schwächlichkeit und der Gram die Niederkunft.
Eine Schwangere hatte ihre Reinigung, und diese ge-
bar im zwölften, dreizehnten und vierzehnten Monate (n).
Das Saliviren verspäte die Geburt bis in den zwölften
Monat hinein (o). Um aber diese Sache nicht zu weit
zu treiben, so muß man sich erinnern, daß Thiere ge-
bären, ohne der monatlichen Reinigung unterworfen zu
seyn.

Man kann auch glauben, daß die Gebärmutter,
welche theils eine Empfindlichkeit, theils eine zusammen-
ziehende Kraft besizzt, von der Ausdehnung selbst (p),
vermittelst der anwachsenden ziemlich harten Masse, da-
von wenigstens ein Theil knochig ist, wie auch von ihrer
Zusammenziehung gegen eine widerstehende Frucht, fer-
ner von dem Drukke der Bauchmuskeln, so auf sie los

drük-
(i) [Spaltenumbruch] L. XXVIII. p. 167. L. XXIX.
p.
404.
(k) Ibid.
(l) BUFFON ad LOUIS sup-
plem. p.
98.
(m) STORCH Krankheit der
Schwangern p. 214.
(n) [Spaltenumbruch] CAMELLI Phil. trans. n.
307.
(o) PLEVIER p. 17.
(p) Die Ursache zur Geburt ist
der zu sehr ausgedehnte uterus
FLURANT II. p.
155.

Die Frucht. XXIX. B.
der Abfluß deſſelben die Verzoͤgerung des verhaltenen
Blutes nicht wieder erſezzen. Ja es erweiſet auch das
Aufſchwellen der Saamengefaͤſſe (i), und der Gefaͤſſe
des Unterleibes (k), welches in den lezzten Zeiten der
Schwangerſchaft ungemein gros iſt, daß nicht nur eben
dieſe, ſondern noch ſtaͤrkere Wirkungen erfolgen muͤſſen,
als die ſind, ſo auf das Verhalten der monatlichen Rei-
nigung folgen.

Wie alſo gemeiniglich die unzeitige Geburten bei
Gelegenheit der Monatsperioden vorfallen, eben ſo faͤllt
die gewoͤhnliche Geburt in das Ende der monatlichen
Reinigung ein (l). Daher beſchleunigt nicht nur eine
Vollbluͤtigkeit die Geburt (m), wie dieſes ſonſt ein jedes
hizziges Fieber thut; ſondern es zoͤgert auch im Gegen-
theil die Schwaͤchlichkeit und der Gram die Niederkunft.
Eine Schwangere hatte ihre Reinigung, und dieſe ge-
bar im zwoͤlften, dreizehnten und vierzehnten Monate (n).
Das Saliviren verſpaͤte die Geburt bis in den zwoͤlften
Monat hinein (o). Um aber dieſe Sache nicht zu weit
zu treiben, ſo muß man ſich erinnern, daß Thiere ge-
baͤren, ohne der monatlichen Reinigung unterworfen zu
ſeyn.

Man kann auch glauben, daß die Gebaͤrmutter,
welche theils eine Empfindlichkeit, theils eine zuſammen-
ziehende Kraft beſizzt, von der Ausdehnung ſelbſt (p),
vermittelſt der anwachſenden ziemlich harten Maſſe, da-
von wenigſtens ein Theil knochig iſt, wie auch von ihrer
Zuſammenziehung gegen eine widerſtehende Frucht, fer-
ner von dem Drukke der Bauchmuskeln, ſo auf ſie los

druͤk-
(i) [Spaltenumbruch] L. XXVIII. p. 167. L. XXIX.
p.
404.
(k) Ibid.
(l) BUFFON ad LOUIS ſup-
plem. p.
98.
(m) STORCH Krankheit der
Schwangern p. 214.
(n) [Spaltenumbruch] CAMELLI Phil. tranſ. n.
307.
(o) PLEVIER p. 17.
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FLURANT II. p.
155.
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[692[694]/0746] Die Frucht. XXIX. B. der Abfluß deſſelben die Verzoͤgerung des verhaltenen Blutes nicht wieder erſezzen. Ja es erweiſet auch das Aufſchwellen der Saamengefaͤſſe (i), und der Gefaͤſſe des Unterleibes (k), welches in den lezzten Zeiten der Schwangerſchaft ungemein gros iſt, daß nicht nur eben dieſe, ſondern noch ſtaͤrkere Wirkungen erfolgen muͤſſen, als die ſind, ſo auf das Verhalten der monatlichen Rei- nigung folgen. Wie alſo gemeiniglich die unzeitige Geburten bei Gelegenheit der Monatsperioden vorfallen, eben ſo faͤllt die gewoͤhnliche Geburt in das Ende der monatlichen Reinigung ein (l). Daher beſchleunigt nicht nur eine Vollbluͤtigkeit die Geburt (m), wie dieſes ſonſt ein jedes hizziges Fieber thut; ſondern es zoͤgert auch im Gegen- theil die Schwaͤchlichkeit und der Gram die Niederkunft. Eine Schwangere hatte ihre Reinigung, und dieſe ge- bar im zwoͤlften, dreizehnten und vierzehnten Monate (n). Das Saliviren verſpaͤte die Geburt bis in den zwoͤlften Monat hinein (o). Um aber dieſe Sache nicht zu weit zu treiben, ſo muß man ſich erinnern, daß Thiere ge- baͤren, ohne der monatlichen Reinigung unterworfen zu ſeyn. Man kann auch glauben, daß die Gebaͤrmutter, welche theils eine Empfindlichkeit, theils eine zuſammen- ziehende Kraft beſizzt, von der Ausdehnung ſelbſt (p), vermittelſt der anwachſenden ziemlich harten Maſſe, da- von wenigſtens ein Theil knochig iſt, wie auch von ihrer Zuſammenziehung gegen eine widerſtehende Frucht, fer- ner von dem Drukke der Bauchmuskeln, ſo auf ſie los druͤk- (i) L. XXVIII. p. 167. L. XXIX. p. 404. (k) Ibid. (l) BUFFON ad LOUIS ſup- plem. p. 98. (m) STORCH Krankheit der Schwangern p. 214. (n) CAMELLI Phil. tranſ. n. 307. (o) PLEVIER p. 17. (p) Die Urſache zur Geburt iſt der zu ſehr ausgedehnte uterus FLURANT II. p. 155.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 692[694]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/746>, abgerufen am 22.11.2024.