(l). Andre nahmen diese Erklärungen zwar an, sie be- stritten aber den grössern Widerstand der Lunge (m), wel- cher das Blut von der Lungenschlagader schwerlich ein- lassen könnte: und es bezog sich ein anderer berühmter Mann auf die Schwäche der linken Kammer (n).
Man wandte auch ein, es liege in der Meinung des Harvey(o) die Ursache, warum die Natur das Blut durch besondere Wege geleitet habe: es sei nämlich die Absicht bei dem besonderen Baue die gewesen, daß die Lunge nicht mit einer grössern Quantität Bluts über- laden werden möge, als ihr von einem dichten und schwer zu durchströmenden Eingeweide zugeführt werden könnte. Daher wären bei einer Frucht, die kein eirundes Loch gehabt, die rechte Herzkammer, die Schlagader, und die Gefässe der Lunge, von einem sehr weitem Umfange gewesen (p), und es sei in einem andern Exempel, auch davon der Todt erfolgt (q).
Es sei überhaupt bei der Meryschen Hypothese (r) sehr dunkel, was die Natur mit einer so grossen Anstalt haben wollen, indem sie sich vielmehr selbst Schaden thäte, und die Lunge, welche sich sonst einer so grossen Menge Blutes nicht öffne, durch einen neuen Zufluß von der linken Gegend her, nur noch mehr überschwem- me. Dieser Bau würde, wofern das wahr wäre, was dieser berühmte Mann vorbringt, bei einem erwachsenen Menschen noch viel nothwendiger werden (s).
Nunmehr wandten sie sich zu der Structur. Sie sagten, es sei die eiförmige Grube offenbar so niederge-
drükkt
(l)[Spaltenumbruch]Circulat. p. 139.
(m)Hist. de 1699 p. 29. Ob- jections & Reponses p. 77. VER- HEYEN Lettre p. 4. Anat. L. II. p. 419. FANTON p. 347. 348. LEMERY Mem. de 1739.
(n)SENAC. p. 378. 379.
(o)[Spaltenumbruch]DUVERNEYI II. p. 420. 421.
(p)VIEUSSENS du coeur. p. 35.
(q)LIEUTAUD l. c.
(r)VERHEYEN Lettre p. 34.
(s)SYLVESTRE nouv. Lettre p. 6.
S s 5
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
(l). Andre nahmen dieſe Erklaͤrungen zwar an, ſie be- ſtritten aber den groͤſſern Widerſtand der Lunge (m), wel- cher das Blut von der Lungenſchlagader ſchwerlich ein- laſſen koͤnnte: und es bezog ſich ein anderer beruͤhmter Mann auf die Schwaͤche der linken Kammer (n).
Man wandte auch ein, es liege in der Meinung des Harvey(o) die Urſache, warum die Natur das Blut durch beſondere Wege geleitet habe: es ſei naͤmlich die Abſicht bei dem beſonderen Baue die geweſen, daß die Lunge nicht mit einer groͤſſern Quantitaͤt Bluts uͤber- laden werden moͤge, als ihr von einem dichten und ſchwer zu durchſtroͤmenden Eingeweide zugefuͤhrt werden koͤnnte. Daher waͤren bei einer Frucht, die kein eirundes Loch gehabt, die rechte Herzkammer, die Schlagader, und die Gefaͤſſe der Lunge, von einem ſehr weitem Umfange geweſen (p), und es ſei in einem andern Exempel, auch davon der Todt erfolgt (q).
Es ſei uͤberhaupt bei der Meryſchen Hypotheſe (r) ſehr dunkel, was die Natur mit einer ſo groſſen Anſtalt haben wollen, indem ſie ſich vielmehr ſelbſt Schaden thaͤte, und die Lunge, welche ſich ſonſt einer ſo groſſen Menge Blutes nicht oͤffne, durch einen neuen Zufluß von der linken Gegend her, nur noch mehr uͤberſchwem- me. Dieſer Bau wuͤrde, wofern das wahr waͤre, was dieſer beruͤhmte Mann vorbringt, bei einem erwachſenen Menſchen noch viel nothwendiger werden (s).
Nunmehr wandten ſie ſich zu der Structur. Sie ſagten, es ſei die eifoͤrmige Grube offenbar ſo niederge-
druͤkkt
(l)[Spaltenumbruch]Circulat. p. 139.
(m)Hiſt. de 1699 p. 29. Ob- jections & Reponſes p. 77. VER- HEYEN Lettre p. 4. Anat. L. II. p. 419. FANTON p. 347. 348. LEMERY Mem. de 1739.
(n)SENAC. p. 378. 379.
(o)[Spaltenumbruch]DUVERNEYI II. p. 420. 421.
(p)VIEUSSENS du coeur. p. 35.
(q)LIEUTAUD l. c.
(r)VERHEYEN Lettre p. 34.
(s)SYLVESTRE nouv. Lettre p. 6.
S s 5
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[647[649]/0701]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
(l). Andre nahmen dieſe Erklaͤrungen zwar an, ſie be-
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cher das Blut von der Lungenſchlagader ſchwerlich ein-
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Mann auf die Schwaͤche der linken Kammer (n).
Man wandte auch ein, es liege in der Meinung des
Harvey (o) die Urſache, warum die Natur das Blut
durch beſondere Wege geleitet habe: es ſei naͤmlich die
Abſicht bei dem beſonderen Baue die geweſen, daß die
Lunge nicht mit einer groͤſſern Quantitaͤt Bluts uͤber-
laden werden moͤge, als ihr von einem dichten und ſchwer
zu durchſtroͤmenden Eingeweide zugefuͤhrt werden koͤnnte.
Daher waͤren bei einer Frucht, die kein eirundes Loch
gehabt, die rechte Herzkammer, die Schlagader, und
die Gefaͤſſe der Lunge, von einem ſehr weitem Umfange
geweſen (p), und es ſei in einem andern Exempel, auch
davon der Todt erfolgt (q).
Es ſei uͤberhaupt bei der Meryſchen Hypotheſe (r)
ſehr dunkel, was die Natur mit einer ſo groſſen Anſtalt
haben wollen, indem ſie ſich vielmehr ſelbſt Schaden
thaͤte, und die Lunge, welche ſich ſonſt einer ſo groſſen
Menge Blutes nicht oͤffne, durch einen neuen Zufluß
von der linken Gegend her, nur noch mehr uͤberſchwem-
me. Dieſer Bau wuͤrde, wofern das wahr waͤre, was
dieſer beruͤhmte Mann vorbringt, bei einem erwachſenen
Menſchen noch viel nothwendiger werden (s).
Nunmehr wandten ſie ſich zu der Structur. Sie
ſagten, es ſei die eifoͤrmige Grube offenbar ſo niederge-
druͤkkt
(l)
Circulat. p. 139.
(m) Hiſt. de 1699 p. 29. Ob-
jections & Reponſes p. 77. VER-
HEYEN Lettre p. 4. Anat. L. II.
p. 419. FANTON p. 347. 348.
LEMERY Mem. de 1739.
(n) SENAC. p. 378. 379.
(o)
DUVERNEYI II. p. 420.
421.
(p) VIEUSSENS du coeur. p. 35.
(q) LIEUTAUD l. c.
(r) VERHEYEN Lettre p. 34.
(s) SYLVESTRE nouv. Lettre
p. 6.
S s 5
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 647[649]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/701>, abgerufen am 22.11.2024.
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