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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.

Die meisten versuchten den ganzen Grund der Sa-
che zu schwächen.

Sie beschrieben das Herz der Schildkröte überhaupt
auf eine ganz andere Art, und sie behaupteten, daß es
fast drei (f), jedoch unvollkommne Kammern habe, wel-
che alle unter sich eine Gemeinschaft hätten, und deren
Kräfte sich verbänden, um das Blut durch drei Schlag-
adern zu versprizzen. Man hat fast eben diese Bauart
auch bei dem Menschen, und wenigstens von dreien
communicirenden Kammern (g) beobachtet. Ein be-
rühmter Mann sahe auch bei einem Kinde ein dreikamm-
riges Herz, mit zwo rechten Herzkammern, und zwo,
in eins laufenden Lungenschlagadern (h) vor sich.

Die Gegner des berühmten Mery gestanden auch
nicht ein, daß die Lungenschlagader grösser, als die Aorte
ist; andre machten sie mit der Aorte von gleicher Grösse
(i); und andere wieder kleiner (k), dabei man sich nur
darüber wundern muß, daß Mery diese, einander zu-
wider laufende Säzze, nicht undeutlich zu billigen scheint

(l).
(f) [Spaltenumbruch] PARIFINI in Mem. pour.
servir. a l'Histoire des Anim.
und
in der Zergliederung der Schild-
kröte DUVERNEY Mem. de 1699.
und am Krokodille not. ad. Mem.
de mathem. & de physic. p.
32.
ferner an der Schildkröte BUS-
SIERE Lettr. a BOURD. p. 39.
42. BAGLIVI fibr. motr. p. 35.
oper. p. 461. JENTY course of
anat. II. p.
361. und selbst MERY
Mem. de 1703. p. 343. 344. 369.
452. circulat. p.
4. von den Kam-
mern der Meerschildkröte, und von
den vier Kammern der Landschild-
kröte 462. So LISTER Memoir.
avant. ann.
1699. doch leugnet
solches wiederum MERYUS in
Reflexion de Mr. MERY Journ.
de Trevoux ann.
1713. Vor kur-
zem sezzt der Maler GAUTIER
zwischen den zwo Kammern der
[Spaltenumbruch] Schildkröte, wie er erzählt, eine
Klappe, die sie trennet obss. III. p.
426. doch es versichert der berühm-
te BUSSIERE daß die Schildkröte
eine einzige, und einfache Kammer
besizze Lettr. a Mr. BOURD. p.
39. 42. Phil. trans. n.
328. eine
emzige Kammer sezzen auch die
Autores, GREW mus. rar. p. 39.
JACOBAEUS p. 105. conf. L. IV.
p.
346. 347.
(g) Hist. de 1699. p. 37.
(h) KERKRING obs. 69.
(i) TAUVRY Reflexion p. 17.
(k) Idem. Preuves tirees des
observations p. 70. Reflexions p.
16. Mem. de 1699. p.
29. eben
dieses wird auch noch ferner be-
stätigt in nouvelle description du
coeur. de la tortüe Paris ann. 1713.
12. p.
42.
Die Frucht. XXIX. B.

Die meiſten verſuchten den ganzen Grund der Sa-
che zu ſchwaͤchen.

Sie beſchrieben das Herz der Schildkroͤte uͤberhaupt
auf eine ganz andere Art, und ſie behaupteten, daß es
faſt drei (f), jedoch unvollkommne Kammern habe, wel-
che alle unter ſich eine Gemeinſchaft haͤtten, und deren
Kraͤfte ſich verbaͤnden, um das Blut durch drei Schlag-
adern zu verſprizzen. Man hat faſt eben dieſe Bauart
auch bei dem Menſchen, und wenigſtens von dreien
communicirenden Kammern (g) beobachtet. Ein be-
ruͤhmter Mann ſahe auch bei einem Kinde ein dreikamm-
riges Herz, mit zwo rechten Herzkammern, und zwo,
in eins laufenden Lungenſchlagadern (h) vor ſich.

Die Gegner des beruͤhmten Mery geſtanden auch
nicht ein, daß die Lungenſchlagader groͤſſer, als die Aorte
iſt; andre machten ſie mit der Aorte von gleicher Groͤſſe
(i); und andere wieder kleiner (k), dabei man ſich nur
daruͤber wundern muß, daß Mery dieſe, einander zu-
wider laufende Saͤzze, nicht undeutlich zu billigen ſcheint

(l).
(f) [Spaltenumbruch] PARIFINI in Mem. pour.
ſervir. a l’Hiſtoire des Anim.
und
in der Zergliederung der Schild-
kroͤte DUVERNEY Mem. de 1699.
und am Krokodille not. ad. Mem.
de mathem. & de phyſic. p.
32.
ferner an der Schildkroͤte BUS-
SIERE Lettr. a BOURD. p. 39.
42. BAGLIVI fibr. motr. p. 35.
oper. p. 461. JENTY courſe of
anat. II. p.
361. und ſelbſt MERY
Mem. de 1703. p. 343. 344. 369.
452. circulat. p.
4. von den Kam-
mern der Meerſchildkroͤte, und von
den vier Kammern der Landſchild-
kroͤte 462. So LISTER Memoir.
avant. ann.
1699. doch leugnet
ſolches wiederum MERYUS in
Reflexion de Mr. MERY Journ.
de Trevoux ann.
1713. Vor kur-
zem ſezzt der Maler GAUTIER
zwiſchen den zwo Kammern der
[Spaltenumbruch] Schildkroͤte, wie er erzaͤhlt, eine
Klappe, die ſie trennet obſſ. III. p.
426. doch es verſichert der beruͤhm-
te BUSSIERE daß die Schildkroͤte
eine einzige, und einfache Kammer
beſizze Lettr. a Mr. BOURD. p.
39. 42. Phil. tranſ. n.
328. eine
emzige Kammer ſezzen auch die
Autores, GREW muſ. rar. p. 39.
JACOBAEUS p. 105. conf. L. IV.
p.
346. 347.
(g) Hiſt. de 1699. p. 37.
(h) KERKRING obſ. 69.
(i) TAUVRY Reflexion p. 17.
(k) Idem. Preuves tirees des
obſervations p. 70. Reflexions p.
16. Mem. de 1699. p.
29. eben
dieſes wird auch noch ferner be-
ſtaͤtigt in nouvelle deſcription du
coeur. de la tortüe Paris ann. 1713.
12. p.
42.
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[646[648]/0700] Die Frucht. XXIX. B. Die meiſten verſuchten den ganzen Grund der Sa- che zu ſchwaͤchen. Sie beſchrieben das Herz der Schildkroͤte uͤberhaupt auf eine ganz andere Art, und ſie behaupteten, daß es faſt drei (f), jedoch unvollkommne Kammern habe, wel- che alle unter ſich eine Gemeinſchaft haͤtten, und deren Kraͤfte ſich verbaͤnden, um das Blut durch drei Schlag- adern zu verſprizzen. Man hat faſt eben dieſe Bauart auch bei dem Menſchen, und wenigſtens von dreien communicirenden Kammern (g) beobachtet. Ein be- ruͤhmter Mann ſahe auch bei einem Kinde ein dreikamm- riges Herz, mit zwo rechten Herzkammern, und zwo, in eins laufenden Lungenſchlagadern (h) vor ſich. Die Gegner des beruͤhmten Mery geſtanden auch nicht ein, daß die Lungenſchlagader groͤſſer, als die Aorte iſt; andre machten ſie mit der Aorte von gleicher Groͤſſe (i); und andere wieder kleiner (k), dabei man ſich nur daruͤber wundern muß, daß Mery dieſe, einander zu- wider laufende Saͤzze, nicht undeutlich zu billigen ſcheint (l). (f) PARIFINI in Mem. pour. ſervir. a l’Hiſtoire des Anim. und in der Zergliederung der Schild- kroͤte DUVERNEY Mem. de 1699. und am Krokodille not. ad. Mem. de mathem. & de phyſic. p. 32. ferner an der Schildkroͤte BUS- SIERE Lettr. a BOURD. p. 39. 42. BAGLIVI fibr. motr. p. 35. oper. p. 461. JENTY courſe of anat. II. p. 361. und ſelbſt MERY Mem. de 1703. p. 343. 344. 369. 452. circulat. p. 4. von den Kam- mern der Meerſchildkroͤte, und von den vier Kammern der Landſchild- kroͤte 462. So LISTER Memoir. avant. ann. 1699. doch leugnet ſolches wiederum MERYUS in Reflexion de Mr. MERY Journ. de Trevoux ann. 1713. Vor kur- zem ſezzt der Maler GAUTIER zwiſchen den zwo Kammern der Schildkroͤte, wie er erzaͤhlt, eine Klappe, die ſie trennet obſſ. III. p. 426. doch es verſichert der beruͤhm- te BUSSIERE daß die Schildkroͤte eine einzige, und einfache Kammer beſizze Lettr. a Mr. BOURD. p. 39. 42. Phil. tranſ. n. 328. eine emzige Kammer ſezzen auch die Autores, GREW muſ. rar. p. 39. JACOBAEUS p. 105. conf. L. IV. p. 346. 347. (g) Hiſt. de 1699. p. 37. (h) KERKRING obſ. 69. (i) TAUVRY Reflexion p. 17. (k) Idem. Preuves tirees des obſervations p. 70. Reflexions p. 16. Mem. de 1699. p. 29. eben dieſes wird auch noch ferner be- ſtaͤtigt in nouvelle deſcription du coeur. de la tortüe Paris ann. 1713. 12. p. 42.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 646[648]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/700>, abgerufen am 22.11.2024.