knorplig gewesen, da man ihn herausgeschnitten, zu ei- nem knochigen Wesen werden gesehen, da er nicht aus dem Knochenhäutchen, oder durch dessen Vermittelung entstanden (y).
So hat man einen knorpligen Körper in dem eigent- lichen Kniegelenke (z), und ein grosses Knochengewächse zwischen dem Schaamknochen und der Blase (a) wach- sen gesehen. Leugnet man, daß dieses wirkliche Knochen gewesen (b), so wollen diese Redensarten blos so viel sagen, daß der plattförmige und fasrige Bau unvollkom- men gewesen: daß aber beide Stükke nicht vom Kno- chenhäutchen herrühren können.
Es hat auch die Analogie der Zähne keine geringe Kraft, indem der härteste Theil derselben so offenbar, ohne ein Knochenhäutchen, aus einem Safte gerin- net (c). Und wenn man einwenden wollte, es stimme die Art dieses Fehlers nicht mit der Natur der Knochen überein, so lässet sich leichtlich zeigen, daß auch der Zahn der Elephanten (d) eben so, wie ein Knochen, blättrig gebaut sei, sich eben so vom Eßige auflössen lasse, und sich, ohne ein Knochenhäutchen, vermöge seines Saftes zu einem wirklichen Knochen bildet.
Man lieset auch von Exempeln, daß Zähne (e) ohne Beihülfe des Knochenhäutchens zusammen gewachsen.
Man fand das Horn von dem einhörnigen Wall- fische (f) so beschaffen, daß in die Hölung desselben ein neues Horn eingedrungen war, und dieses muste noth- wendig ohne Knochenhäutchen entstanden gewesen seyn.
Ganz
(y)[Spaltenumbruch]PECHLIN L. II. obs. 38.
(z)HENKEL III Samml. p. 10. REIMAR ferner artic. p. 31. 32. Ess. of a Societ. at Edimb. IV. n. 19. MONRO dropsy p. 170.
(a)Phil. trans. T. 51. P. 2. p. 665.
(b)MARTINI Streitschrift p. 14.
(c)L. XIX. p. 28. BOURDET. [Spaltenumbruch]
rechenhes p. 28. 29. den stein- machenden Saft der Zähne erwäh- net RAU l. c thes 13. ich weiß, daß eine weiche Wurzel der Zähne an der Luft fogleich hart geworden.
(d)p. 319.
(e)HENKEL VII Samml. p. 47.
(f)PEYRERE Relat. de la Grönland p. 103.
Die Frucht. XXIX. B.
knorplig geweſen, da man ihn herausgeſchnitten, zu ei- nem knochigen Weſen werden geſehen, da er nicht aus dem Knochenhaͤutchen, oder durch deſſen Vermittelung entſtanden (y).
So hat man einen knorpligen Koͤrper in dem eigent- lichen Kniegelenke (z), und ein groſſes Knochengewaͤchſe zwiſchen dem Schaamknochen und der Blaſe (a) wach- ſen geſehen. Leugnet man, daß dieſes wirkliche Knochen geweſen (b), ſo wollen dieſe Redensarten blos ſo viel ſagen, daß der plattfoͤrmige und faſrige Bau unvollkom- men geweſen: daß aber beide Stuͤkke nicht vom Kno- chenhaͤutchen herruͤhren koͤnnen.
Es hat auch die Analogie der Zaͤhne keine geringe Kraft, indem der haͤrteſte Theil derſelben ſo offenbar, ohne ein Knochenhaͤutchen, aus einem Safte gerin- net (c). Und wenn man einwenden wollte, es ſtimme die Art dieſes Fehlers nicht mit der Natur der Knochen uͤberein, ſo laͤſſet ſich leichtlich zeigen, daß auch der Zahn der Elephanten (d) eben ſo, wie ein Knochen, blaͤttrig gebaut ſei, ſich eben ſo vom Eßige aufloͤſſen laſſe, und ſich, ohne ein Knochenhaͤutchen, vermoͤge ſeines Saftes zu einem wirklichen Knochen bildet.
Man lieſet auch von Exempeln, daß Zaͤhne (e) ohne Beihuͤlfe des Knochenhaͤutchens zuſammen gewachſen.
Man fand das Horn von dem einhoͤrnigen Wall- fiſche (f) ſo beſchaffen, daß in die Hoͤlung deſſelben ein neues Horn eingedrungen war, und dieſes muſte noth- wendig ohne Knochenhaͤutchen entſtanden geweſen ſeyn.
Ganz
(y)[Spaltenumbruch]PECHLIN L. II. obſ. 38.
(z)HENKEL III Samml. p. 10. REIMAR ferner artic. p. 31. 32. Eſſ. of a Societ. at Edimb. IV. n. 19. MONRO dropſy p. 170.
(a)Phil. tranſ. T. 51. P. 2. p. 665.
(b)MARTINI Streitſchrift p. 14.
(c)L. XIX. p. 28. BOURDET. [Spaltenumbruch]
rechenhes p. 28. 29. den ſtein- machenden Saft der Zaͤhne erwaͤh- net RAU l. c theſ 13. ich weiß, daß eine weiche Wurzel der Zaͤhne an der Luft fogleich hart geworden.
(d)p. 319.
(e)HENKEL VII Samml. p. 47.
(f)PEYRERE Relat. de la Grönland p. 103.
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[584[586]/0638]
Die Frucht. XXIX. B.
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nem knochigen Weſen werden geſehen, da er nicht aus
dem Knochenhaͤutchen, oder durch deſſen Vermittelung
entſtanden (y).
So hat man einen knorpligen Koͤrper in dem eigent-
lichen Kniegelenke (z), und ein groſſes Knochengewaͤchſe
zwiſchen dem Schaamknochen und der Blaſe (a) wach-
ſen geſehen. Leugnet man, daß dieſes wirkliche Knochen
geweſen (b), ſo wollen dieſe Redensarten blos ſo viel
ſagen, daß der plattfoͤrmige und faſrige Bau unvollkom-
men geweſen: daß aber beide Stuͤkke nicht vom Kno-
chenhaͤutchen herruͤhren koͤnnen.
Es hat auch die Analogie der Zaͤhne keine geringe
Kraft, indem der haͤrteſte Theil derſelben ſo offenbar,
ohne ein Knochenhaͤutchen, aus einem Safte gerin-
net (c). Und wenn man einwenden wollte, es ſtimme
die Art dieſes Fehlers nicht mit der Natur der Knochen
uͤberein, ſo laͤſſet ſich leichtlich zeigen, daß auch der Zahn
der Elephanten (d) eben ſo, wie ein Knochen, blaͤttrig
gebaut ſei, ſich eben ſo vom Eßige aufloͤſſen laſſe, und
ſich, ohne ein Knochenhaͤutchen, vermoͤge ſeines Saftes
zu einem wirklichen Knochen bildet.
Man lieſet auch von Exempeln, daß Zaͤhne (e) ohne
Beihuͤlfe des Knochenhaͤutchens zuſammen gewachſen.
Man fand das Horn von dem einhoͤrnigen Wall-
fiſche (f) ſo beſchaffen, daß in die Hoͤlung deſſelben ein
neues Horn eingedrungen war, und dieſes muſte noth-
wendig ohne Knochenhaͤutchen entſtanden geweſen ſeyn.
Ganz
(y)
PECHLIN L. II. obſ. 38.
(z) HENKEL III Samml. p. 10.
REIMAR ferner artic. p. 31. 32.
Eſſ. of a Societ. at Edimb. IV. n.
19. MONRO dropſy p. 170.
(a) Phil. tranſ. T. 51. P. 2. p.
665.
(b) MARTINI Streitſchrift
p. 14.
(c) L. XIX. p. 28. BOURDET.
rechenhes p. 28. 29. den ſtein-
machenden Saft der Zaͤhne erwaͤh-
net RAU l. c theſ 13. ich weiß,
daß eine weiche Wurzel der Zaͤhne
an der Luft fogleich hart geworden.
(d) p. 319.
(e) HENKEL VII Samml. p. 47.
(f) PEYRERE Relat. de la
Grönland p. 103.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 584[586]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/638>, abgerufen am 23.11.2024.
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