Ganz offenbar siehet man an den Knorpeln des Luft- röhrenknopfes, daß sich das Knochenwesen durch das Jnnerste in dem Knorpel hinein begiebt, und zwar nicht von der Oberfläche her, und daß dazu kein Knochen- häutchen erfordert werde, um dieses Wesen in den Knor- pel einzuführen (g). Hieher gehört die Anmerkung des Ruysch von einem zerbrochnen Knochen, an welchem, da die Oberfläche mangelte, und an selbiger ohne Zwei- fel kein Knochenhäutchen da war, dennoch aus dem Jn- nersten des Knochens, als aus einer entstandenen Mit- telknochensubstanz der Bruch zusammen heilete (h). So wächset auch, nach dem Zeugnisse eines sehr erfahrnen Zergliederers, um das durch dem Gehirnbohrer gemachte Loch zu verschliessen, die Materie, welches dieses Loch ausfüllet, weder aus der harten Gehirnhaut, noch aus Häutchen der Hirnschale, sondern aus der Mittelsubstanz der Hirnschaletafeln herkömmt (i).
So entstehen fehlerhafte Knochen, ohne ein Kno- chenhäutchen an den Schlagadern (k), und an den membranösen Wänden der grossen Schlagader, ohne daß eine eigentliche Anlage zu dem Knochenbau darinnen befindlich wäre, wie auch an den Sehnen und den al- lerzärtesten Membranen z. E. an dem Nezzhäutchen im Auge, und der dünnen Gehirnhaut.
Man weiß auch, daß es innerliche Gelenksteifigkeiten z. E. an der Hüfte mit ihrer Pfanne giebt, welche man keinem Knochenhäutchen Schuld geben kann, weil da- selbst keins zugegen ist (l).
Allezeit endigen sich lange Knochen von allen Seiten her mit einem Knorpel, und dennoch ist niemals an die-
ser
(g)[Spaltenumbruch]BORDENAVE p. 214.
(h)Thes. IX. n. 49.
(i)HUNAULD Mem. de l'Acad. [Spaltenumbruch]
ann. 1740. p. 373. add. p. 349. not. m. RUYSCHY insonderheit.
(k)RAVATON.
(l)p. 343.
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Ganz offenbar ſiehet man an den Knorpeln des Luft- roͤhrenknopfes, daß ſich das Knochenweſen durch das Jnnerſte in dem Knorpel hinein begiebt, und zwar nicht von der Oberflaͤche her, und daß dazu kein Knochen- haͤutchen erfordert werde, um dieſes Weſen in den Knor- pel einzufuͤhren (g). Hieher gehoͤrt die Anmerkung des Ruyſch von einem zerbrochnen Knochen, an welchem, da die Oberflaͤche mangelte, und an ſelbiger ohne Zwei- fel kein Knochenhaͤutchen da war, dennoch aus dem Jn- nerſten des Knochens, als aus einer entſtandenen Mit- telknochenſubſtanz der Bruch zuſammen heilete (h). So waͤchſet auch, nach dem Zeugniſſe eines ſehr erfahrnen Zergliederers, um das durch dem Gehirnbohrer gemachte Loch zu verſchlieſſen, die Materie, welches dieſes Loch ausfuͤllet, weder aus der harten Gehirnhaut, noch aus Haͤutchen der Hirnſchale, ſondern aus der Mittelſubſtanz der Hirnſchaletafeln herkoͤmmt (i).
So entſtehen fehlerhafte Knochen, ohne ein Kno- chenhaͤutchen an den Schlagadern (k), und an den membranoͤſen Waͤnden der groſſen Schlagader, ohne daß eine eigentliche Anlage zu dem Knochenbau darinnen befindlich waͤre, wie auch an den Sehnen und den al- lerzaͤrteſten Membranen z. E. an dem Nezzhaͤutchen im Auge, und der duͤnnen Gehirnhaut.
Man weiß auch, daß es innerliche Gelenkſteifigkeiten z. E. an der Huͤfte mit ihrer Pfanne giebt, welche man keinem Knochenhaͤutchen Schuld geben kann, weil da- ſelbſt keins zugegen iſt (l).
Allezeit endigen ſich lange Knochen von allen Seiten her mit einem Knorpel, und dennoch iſt niemals an die-
ſer
(g)[Spaltenumbruch]BORDENAVE p. 214.
(h)Theſ. IX. n. 49.
(i)HUNAULD Mem. de l’Acad. [Spaltenumbruch]
ann. 1740. p. 373. add. p. 349. not. m. RUYSCHY inſonderheit.
(k)RAVATON.
(l)p. 343.
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[585[587]/0639]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Ganz offenbar ſiehet man an den Knorpeln des Luft-
roͤhrenknopfes, daß ſich das Knochenweſen durch das
Jnnerſte in dem Knorpel hinein begiebt, und zwar nicht
von der Oberflaͤche her, und daß dazu kein Knochen-
haͤutchen erfordert werde, um dieſes Weſen in den Knor-
pel einzufuͤhren (g). Hieher gehoͤrt die Anmerkung des
Ruyſch von einem zerbrochnen Knochen, an welchem,
da die Oberflaͤche mangelte, und an ſelbiger ohne Zwei-
fel kein Knochenhaͤutchen da war, dennoch aus dem Jn-
nerſten des Knochens, als aus einer entſtandenen Mit-
telknochenſubſtanz der Bruch zuſammen heilete (h). So
waͤchſet auch, nach dem Zeugniſſe eines ſehr erfahrnen
Zergliederers, um das durch dem Gehirnbohrer gemachte
Loch zu verſchlieſſen, die Materie, welches dieſes Loch
ausfuͤllet, weder aus der harten Gehirnhaut, noch aus
Haͤutchen der Hirnſchale, ſondern aus der Mittelſubſtanz
der Hirnſchaletafeln herkoͤmmt (i).
So entſtehen fehlerhafte Knochen, ohne ein Kno-
chenhaͤutchen an den Schlagadern (k), und an den
membranoͤſen Waͤnden der groſſen Schlagader, ohne
daß eine eigentliche Anlage zu dem Knochenbau darinnen
befindlich waͤre, wie auch an den Sehnen und den al-
lerzaͤrteſten Membranen z. E. an dem Nezzhaͤutchen im
Auge, und der duͤnnen Gehirnhaut.
Man weiß auch, daß es innerliche Gelenkſteifigkeiten
z. E. an der Huͤfte mit ihrer Pfanne giebt, welche man
keinem Knochenhaͤutchen Schuld geben kann, weil da-
ſelbſt keins zugegen iſt (l).
Allezeit endigen ſich lange Knochen von allen Seiten
her mit einem Knorpel, und dennoch iſt niemals an die-
ſer
(g)
BORDENAVE p. 214.
(h) Theſ. IX. n. 49.
(i) HUNAULD Mem. de l’Acad.
ann. 1740. p. 373. add. p. 349.
not. m. RUYSCHY inſonderheit.
(k) RAVATON.
(l) p. 343.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 585[587]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/639>, abgerufen am 23.11.2024.
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