Auf diese Art geschieht es, nach meiner Vermutung, daß bei Thieren die körperlichen Theile abnehmen, und endlich ganz und gar verschwinden. Dieses ereignet sich sehr oft (k), z. E. an den Floßfedern und den Schwän- zen der ausgebildeten Frösche, so wie an den Floßfedern der Mükke (l); ich bescheide mich aber auch, daß dieses weiter nichts, als eine Mutmassung ist.
§. 22. Ursachen, welche den Flüßigkeiten eigen sind.
Ueberflüßige Nahrungsstoffe gehen die Ableitung und sparsamer die Revulsion an. Von der erstern wer- den die Kinder grösser und fetter; von der andern wer- den Kinder, so wenig Nahrung geniessen, mager, und wenn eine Pressung dazu kömmt, aus der Gebärmutter verdrengt; ich habe einige so dünne als ein Pergament (a) gesehen, und dieses bestätigen auch andere.
Jst die Nahrung auf allerlei Art verdorben worden, so leidet die Ernährung auf mancherlei Weise. So ge- het die Nahrung, woraus sich Kröpfe erzeugen, von der Mutter, oder von der Amme, in die Kinder über, es wächset der Kopf und die Leber zu einer unnatürlichen Grösse, und es ergießt sich eine weisse gerinnende Limphe in die Drüsen der Kinder.
Auf eine andre Art legt sich das venerische Gift auf die Knochen, es zernagt die Haut, und es bringet Ge- schwüre hervor, welche mehrmalen wiederkommen.
Doch es bilden überhaupt, um von den Krankheiten wieder auf unsere Materie zu kommen, die flüßigen Theile des Körpers, nach Beschaffenheit ihrer Art, die festen Theile auf allerlei Art.
Es
(k)p. 123.
(l) An der Mükke DERHAM physic. theol. L. III. c 6.
(a)[Spaltenumbruch]p. 141. kaum 1/4 Zoll dikk am Kuchen eines reifen Kindes Nouv. de couv. sur. le medec. 1679. 12.
Die Frucht. XXIX. B.
Auf dieſe Art geſchieht es, nach meiner Vermutung, daß bei Thieren die koͤrperlichen Theile abnehmen, und endlich ganz und gar verſchwinden. Dieſes ereignet ſich ſehr oft (k), z. E. an den Floßfedern und den Schwaͤn- zen der ausgebildeten Froͤſche, ſo wie an den Floßfedern der Muͤkke (l); ich beſcheide mich aber auch, daß dieſes weiter nichts, als eine Mutmaſſung iſt.
§. 22. Urſachen, welche den Fluͤßigkeiten eigen ſind.
Ueberfluͤßige Nahrungsſtoffe gehen die Ableitung und ſparſamer die Revulſion an. Von der erſtern wer- den die Kinder groͤſſer und fetter; von der andern wer- den Kinder, ſo wenig Nahrung genieſſen, mager, und wenn eine Preſſung dazu koͤmmt, aus der Gebaͤrmutter verdrengt; ich habe einige ſo duͤnne als ein Pergament (a) geſehen, und dieſes beſtaͤtigen auch andere.
Jſt die Nahrung auf allerlei Art verdorben worden, ſo leidet die Ernaͤhrung auf mancherlei Weiſe. So ge- het die Nahrung, woraus ſich Kroͤpfe erzeugen, von der Mutter, oder von der Amme, in die Kinder uͤber, es waͤchſet der Kopf und die Leber zu einer unnatuͤrlichen Groͤſſe, und es ergießt ſich eine weiſſe gerinnende Limphe in die Druͤſen der Kinder.
Auf eine andre Art legt ſich das veneriſche Gift auf die Knochen, es zernagt die Haut, und es bringet Ge- ſchwuͤre hervor, welche mehrmalen wiederkommen.
Doch es bilden uͤberhaupt, um von den Krankheiten wieder auf unſere Materie zu kommen, die fluͤßigen Theile des Koͤrpers, nach Beſchaffenheit ihrer Art, die feſten Theile auf allerlei Art.
Es
(k)p. 123.
(l) An der Muͤkke DERHAM phyſic. theol. L. III. c 6.
(a)[Spaltenumbruch]p. 141. kaum ¼ Zoll dikk am Kuchen eines reifen Kindes Nouv. de couv. ſur. le medec. 1679. 12.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0566"n="512[514]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/><p>Auf dieſe Art geſchieht es, nach meiner Vermutung,<lb/>
daß bei Thieren die koͤrperlichen Theile abnehmen, und<lb/>
endlich ganz und gar verſchwinden. Dieſes ereignet ſich<lb/>ſehr oft <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">p.</hi> 123.</note>, z. E. an den Floßfedern und den Schwaͤn-<lb/>
zen der ausgebildeten Froͤſche, ſo wie an den Floßfedern<lb/>
der Muͤkke <noteplace="foot"n="(l)">An der Muͤkke <hirendition="#aq">DERHAM<lb/>
phyſic. theol. L. III. c</hi> 6.</note>; ich beſcheide mich aber auch, daß dieſes<lb/>
weiter nichts, als eine Mutmaſſung iſt.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 22.<lb/>
Urſachen, welche den Fluͤßigkeiten eigen ſind.</head><lb/><p>Ueberfluͤßige Nahrungsſtoffe gehen die Ableitung<lb/>
und ſparſamer die Revulſion an. Von der erſtern wer-<lb/>
den die Kinder groͤſſer und fetter; von der andern wer-<lb/>
den Kinder, ſo wenig Nahrung genieſſen, mager, und<lb/>
wenn eine Preſſung dazu koͤmmt, aus der Gebaͤrmutter<lb/>
verdrengt; ich habe einige ſo duͤnne als ein Pergament<lb/><noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">p.</hi> 141. kaum ¼ Zoll dikk am<lb/>
Kuchen eines reifen Kindes <hirendition="#aq">Nouv.<lb/>
de couv. ſur. le medec.</hi> 1679. 12.</note> geſehen, und dieſes beſtaͤtigen auch andere.</p><lb/><p>Jſt die Nahrung auf allerlei Art verdorben worden,<lb/>ſo leidet die Ernaͤhrung auf mancherlei Weiſe. So ge-<lb/>
het die Nahrung, woraus ſich Kroͤpfe erzeugen, von der<lb/>
Mutter, oder von der Amme, in die Kinder uͤber, es<lb/>
waͤchſet der Kopf und die Leber zu einer unnatuͤrlichen<lb/>
Groͤſſe, und es ergießt ſich eine weiſſe gerinnende Limphe<lb/>
in die Druͤſen der Kinder.</p><lb/><p>Auf eine andre Art legt ſich das veneriſche Gift auf<lb/>
die Knochen, es zernagt die Haut, und es bringet Ge-<lb/>ſchwuͤre hervor, welche mehrmalen wiederkommen.</p><lb/><p>Doch es bilden uͤberhaupt, um von den Krankheiten<lb/>
wieder auf unſere Materie zu kommen, die fluͤßigen Theile<lb/>
des Koͤrpers, nach Beſchaffenheit ihrer Art, die feſten<lb/>
Theile auf allerlei Art.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[512[514]/0566]
Die Frucht. XXIX. B.
Auf dieſe Art geſchieht es, nach meiner Vermutung,
daß bei Thieren die koͤrperlichen Theile abnehmen, und
endlich ganz und gar verſchwinden. Dieſes ereignet ſich
ſehr oft (k), z. E. an den Floßfedern und den Schwaͤn-
zen der ausgebildeten Froͤſche, ſo wie an den Floßfedern
der Muͤkke (l); ich beſcheide mich aber auch, daß dieſes
weiter nichts, als eine Mutmaſſung iſt.
§. 22.
Urſachen, welche den Fluͤßigkeiten eigen ſind.
Ueberfluͤßige Nahrungsſtoffe gehen die Ableitung
und ſparſamer die Revulſion an. Von der erſtern wer-
den die Kinder groͤſſer und fetter; von der andern wer-
den Kinder, ſo wenig Nahrung genieſſen, mager, und
wenn eine Preſſung dazu koͤmmt, aus der Gebaͤrmutter
verdrengt; ich habe einige ſo duͤnne als ein Pergament
(a) geſehen, und dieſes beſtaͤtigen auch andere.
Jſt die Nahrung auf allerlei Art verdorben worden,
ſo leidet die Ernaͤhrung auf mancherlei Weiſe. So ge-
het die Nahrung, woraus ſich Kroͤpfe erzeugen, von der
Mutter, oder von der Amme, in die Kinder uͤber, es
waͤchſet der Kopf und die Leber zu einer unnatuͤrlichen
Groͤſſe, und es ergießt ſich eine weiſſe gerinnende Limphe
in die Druͤſen der Kinder.
Auf eine andre Art legt ſich das veneriſche Gift auf
die Knochen, es zernagt die Haut, und es bringet Ge-
ſchwuͤre hervor, welche mehrmalen wiederkommen.
Doch es bilden uͤberhaupt, um von den Krankheiten
wieder auf unſere Materie zu kommen, die fluͤßigen Theile
des Koͤrpers, nach Beſchaffenheit ihrer Art, die feſten
Theile auf allerlei Art.
Es
(k) p. 123.
(l) An der Muͤkke DERHAM
phyſic. theol. L. III. c 6.
(a)
p. 141. kaum ¼ Zoll dikk am
Kuchen eines reifen Kindes Nouv.
de couv. ſur. le medec. 1679. 12.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 512[514]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/566>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.