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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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IV. Abs. Das Leben der Frucht.
grössern Widerstand thut. Folglich wächst alsdenn
die Lunge plözzlich (f), ob sie gleich bis dahin fast von
gar keiner Bedeutung war, es bilden sich die Eingeweide
des Bauches, die Natur sondert die Galle ab (g), der
Magen gewinnt nebst dem Gedärme ein starkes Wachs-
thum, und man kann nunmehr an der Niere schon mit
blossen Augen gelbrothe, schlangenförmig gewundene Ge-
fässe wahrnehmen. Von der Entwikkelung der Lunge
aber (h), erfolgt eine Veränderung an der Figur des
Herzens.

Die Revulsion ist das Gegentheil von der vorherge-
henden Spekulation. Es wendet sich nemlich das Blut
von einem körperlichen Theile weg, sobald der Zugang in
denselben beschwerlich gemacht wird, oder auch ganz und
gar aufhört.

Am Hühnchen wächst der Kopf wenig, wenn nun-
mehr die untern Gliedmaassen gros geworden, und das
Blut die Nabelmembran anfüllt.

Am allervollkommensten ist die Revulsion alsdenn,
wenn die Schlagader desjenigen Theiles, welcher abneh-
men soll, gebunden, oder genau gebunden wird: sie ist in-
dessen doch auch noch ziemlich vermögend, wenn das Blut
einen beschwerlichern Zugang, als zuvor vor sich findet.

Wenn an einem bebrüteten Hühnchen die Adermem-
bran das ganze Ey eingenommen, und ihre Gefässe bis
auf den höchsten Grad ausgedehnt sind, und sich diese
Bekleidung nicht weiter ausstrekken lässet, oder ihre Ge-
fässe nicht mehr Erweiterung an sich nehmen, so erfolgt
nicht allein eine Ableitung auf die Frucht, sondern es
werden auch die Gefässe der Adermembran nunmehr
gänzlich ausser Acht gelassen, und ausgeleert (i).

Auf
(f) Stunde 144. p. 118.
(g) Die Lebergefässe am neunten Tage roth, p. 124. die Galle
grün den 10 Tag p. 125.
(h) Ibid. p. 99. 100.
(i) [Spaltenumbruch] Ibid. p. 34.
H. Phisiol. 8. B. K k

IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
groͤſſern Widerſtand thut. Folglich waͤchſt alsdenn
die Lunge ploͤzzlich (f), ob ſie gleich bis dahin faſt von
gar keiner Bedeutung war, es bilden ſich die Eingeweide
des Bauches, die Natur ſondert die Galle ab (g), der
Magen gewinnt nebſt dem Gedaͤrme ein ſtarkes Wachs-
thum, und man kann nunmehr an der Niere ſchon mit
bloſſen Augen gelbrothe, ſchlangenfoͤrmig gewundene Ge-
faͤſſe wahrnehmen. Von der Entwikkelung der Lunge
aber (h), erfolgt eine Veraͤnderung an der Figur des
Herzens.

Die Revulſion iſt das Gegentheil von der vorherge-
henden Spekulation. Es wendet ſich nemlich das Blut
von einem koͤrperlichen Theile weg, ſobald der Zugang in
denſelben beſchwerlich gemacht wird, oder auch ganz und
gar aufhoͤrt.

Am Huͤhnchen waͤchſt der Kopf wenig, wenn nun-
mehr die untern Gliedmaaſſen gros geworden, und das
Blut die Nabelmembran anfuͤllt.

Am allervollkommenſten iſt die Revulſion alsdenn,
wenn die Schlagader desjenigen Theiles, welcher abneh-
men ſoll, gebunden, oder genau gebunden wird: ſie iſt in-
deſſen doch auch noch ziemlich vermoͤgend, wenn das Blut
einen beſchwerlichern Zugang, als zuvor vor ſich findet.

Wenn an einem bebruͤteten Huͤhnchen die Adermem-
bran das ganze Ey eingenommen, und ihre Gefaͤſſe bis
auf den hoͤchſten Grad ausgedehnt ſind, und ſich dieſe
Bekleidung nicht weiter ausſtrekken laͤſſet, oder ihre Ge-
faͤſſe nicht mehr Erweiterung an ſich nehmen, ſo erfolgt
nicht allein eine Ableitung auf die Frucht, ſondern es
werden auch die Gefaͤſſe der Adermembran nunmehr
gaͤnzlich auſſer Acht gelaſſen, und ausgeleert (i).

Auf
(f) Stunde 144. p. 118.
(g) Die Lebergefaͤſſe am neunten Tage roth, p. 124. die Galle
gruͤn den 10 Tag p. 125.
(h) Ibid. p. 99. 100.
(i) [Spaltenumbruch] Ibid. p. 34.
H. Phiſiol. 8. B. K k
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[511[513]/0565] IV. Abſ. Das Leben der Frucht. groͤſſern Widerſtand thut. Folglich waͤchſt alsdenn die Lunge ploͤzzlich (f), ob ſie gleich bis dahin faſt von gar keiner Bedeutung war, es bilden ſich die Eingeweide des Bauches, die Natur ſondert die Galle ab (g), der Magen gewinnt nebſt dem Gedaͤrme ein ſtarkes Wachs- thum, und man kann nunmehr an der Niere ſchon mit bloſſen Augen gelbrothe, ſchlangenfoͤrmig gewundene Ge- faͤſſe wahrnehmen. Von der Entwikkelung der Lunge aber (h), erfolgt eine Veraͤnderung an der Figur des Herzens. Die Revulſion iſt das Gegentheil von der vorherge- henden Spekulation. Es wendet ſich nemlich das Blut von einem koͤrperlichen Theile weg, ſobald der Zugang in denſelben beſchwerlich gemacht wird, oder auch ganz und gar aufhoͤrt. Am Huͤhnchen waͤchſt der Kopf wenig, wenn nun- mehr die untern Gliedmaaſſen gros geworden, und das Blut die Nabelmembran anfuͤllt. Am allervollkommenſten iſt die Revulſion alsdenn, wenn die Schlagader desjenigen Theiles, welcher abneh- men ſoll, gebunden, oder genau gebunden wird: ſie iſt in- deſſen doch auch noch ziemlich vermoͤgend, wenn das Blut einen beſchwerlichern Zugang, als zuvor vor ſich findet. Wenn an einem bebruͤteten Huͤhnchen die Adermem- bran das ganze Ey eingenommen, und ihre Gefaͤſſe bis auf den hoͤchſten Grad ausgedehnt ſind, und ſich dieſe Bekleidung nicht weiter ausſtrekken laͤſſet, oder ihre Ge- faͤſſe nicht mehr Erweiterung an ſich nehmen, ſo erfolgt nicht allein eine Ableitung auf die Frucht, ſondern es werden auch die Gefaͤſſe der Adermembran nunmehr gaͤnzlich auſſer Acht gelaſſen, und ausgeleert (i). Auf (f) Stunde 144. p. 118. (g) Die Lebergefaͤſſe am neunten Tage roth, p. 124. die Galle gruͤn den 10 Tag p. 125. (h) Ibid. p. 99. 100. (i) Ibid. p. 34. H. Phiſiol. 8. B. K k

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 511[513]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/565>, abgerufen am 23.11.2024.