Es befinden sich in dem Schlagaderblute bei gesun- den Menschen erdige Theile, welche den Knochen ihre Härte geben. Sie mangeln einigen Sterblichen (b): und bei diesen bleiben oder werden die Knochen bieg- sam. Man sagt, daß man an den sumpfigen Orten um Comorra an den Eyern keine Schale findet; nothwen- dig mangelt also den Säften der Henne, die kalkartige Materie dazu: eben so behauptet man, daß in diesen Gegenden die Thiere keine feste Klauen haben (c).
Das Wegrauchen, so ein Werk der Ausdünstung ist, und entweder in die Luft verfliegt, oder durch die un- organische Schweislöcher eingesogen wird, machet das- jenige, was zuvor weich war, nunmehr hart. Die Ober- haut kan auf keine andere Art als aus einem flüßigen Leime entstehen, aus welchen die Luft dasjenige vertrie- ben, was darinnen zu wässrig war. Durch das Aus- dünsten werden die Flügel der Jnsekkten, die zuvor weich und wässrig waren, ziemlich hart, zum Fluge geschikkt (d), und die Schmetterlinge geben bei ihrem Auskriechen ei- nen Saft von sich, welchen sie kurz darauf nicht wieder von sich lassen können (e). So entsteht auch der Kalk der Eierschalen wie ein Leim, aus den Wärzchen der Ge- bärmutter, und er wird unter den Augen des forschen- den Philosophen hart (f). So werden die so biegsame Eyer der Schnekken an der Luft hart (g); eben so wer- den die weiche Eyer der Schmetterlinge so gleich zer- brechlich (h), wenn die Weibchen sie an die Luft legen: und es besteht die Schale der Schnekken aus kleinen Häutchen (i).
Eben
(b)[Spaltenumbruch]
Englische Krankheit ZEL- LER morb. ex strit. gland. p. n. GOOCH facts Phil. trans. T. XLVIII. n. 4. davon soll bald die Rede seyn
(c)DUVERNEY malad. des os II. p. 340.
(d)[Spaltenumbruch]Bloedelooze dierti II. p. 47.
(e)p. 48.
(f)SCHINZ. de calce n. 32.
(g)LISTER cochl. p. 133.
(h)Ibid. p. 141.
(i)SWAMMERDAM bibl. p. 144.
K k 2
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Es befinden ſich in dem Schlagaderblute bei geſun- den Menſchen erdige Theile, welche den Knochen ihre Haͤrte geben. Sie mangeln einigen Sterblichen (b): und bei dieſen bleiben oder werden die Knochen bieg- ſam. Man ſagt, daß man an den ſumpfigen Orten um Comorra an den Eyern keine Schale findet; nothwen- dig mangelt alſo den Saͤften der Henne, die kalkartige Materie dazu: eben ſo behauptet man, daß in dieſen Gegenden die Thiere keine feſte Klauen haben (c).
Das Wegrauchen, ſo ein Werk der Ausduͤnſtung iſt, und entweder in die Luft verfliegt, oder durch die un- organiſche Schweisloͤcher eingeſogen wird, machet das- jenige, was zuvor weich war, nunmehr hart. Die Ober- haut kan auf keine andere Art als aus einem fluͤßigen Leime entſtehen, aus welchen die Luft dasjenige vertrie- ben, was darinnen zu waͤſſrig war. Durch das Aus- duͤnſten werden die Fluͤgel der Jnſekkten, die zuvor weich und waͤſſrig waren, ziemlich hart, zum Fluge geſchikkt (d), und die Schmetterlinge geben bei ihrem Auskriechen ei- nen Saft von ſich, welchen ſie kurz darauf nicht wieder von ſich laſſen koͤnnen (e). So entſteht auch der Kalk der Eierſchalen wie ein Leim, aus den Waͤrzchen der Ge- baͤrmutter, und er wird unter den Augen des forſchen- den Philoſophen hart (f). So werden die ſo biegſame Eyer der Schnekken an der Luft hart (g); eben ſo wer- den die weiche Eyer der Schmetterlinge ſo gleich zer- brechlich (h), wenn die Weibchen ſie an die Luft legen: und es beſteht die Schale der Schnekken aus kleinen Haͤutchen (i).
Eben
(b)[Spaltenumbruch]
Engliſche Krankheit ZEL- LER morb. ex ſtrit. gland. p. n. GOOCH facts Phil. tranſ. T. XLVIII. n. 4. davon ſoll bald die Rede ſeyn
(c)DUVERNEY malad. des os II. p. 340.
(d)[Spaltenumbruch]Bloedelooze dierti II. p. 47.
(e)p. 48.
(f)SCHINZ. de calce n. 32.
(g)LISTER cochl. p. 133.
(h)Ibid. p. 141.
(i)SWAMMERDAM bibl. p. 144.
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[513[515]/0567]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
Es befinden ſich in dem Schlagaderblute bei geſun-
den Menſchen erdige Theile, welche den Knochen ihre
Haͤrte geben. Sie mangeln einigen Sterblichen (b):
und bei dieſen bleiben oder werden die Knochen bieg-
ſam. Man ſagt, daß man an den ſumpfigen Orten um
Comorra an den Eyern keine Schale findet; nothwen-
dig mangelt alſo den Saͤften der Henne, die kalkartige
Materie dazu: eben ſo behauptet man, daß in dieſen
Gegenden die Thiere keine feſte Klauen haben (c).
Das Wegrauchen, ſo ein Werk der Ausduͤnſtung
iſt, und entweder in die Luft verfliegt, oder durch die un-
organiſche Schweisloͤcher eingeſogen wird, machet das-
jenige, was zuvor weich war, nunmehr hart. Die Ober-
haut kan auf keine andere Art als aus einem fluͤßigen
Leime entſtehen, aus welchen die Luft dasjenige vertrie-
ben, was darinnen zu waͤſſrig war. Durch das Aus-
duͤnſten werden die Fluͤgel der Jnſekkten, die zuvor weich
und waͤſſrig waren, ziemlich hart, zum Fluge geſchikkt (d),
und die Schmetterlinge geben bei ihrem Auskriechen ei-
nen Saft von ſich, welchen ſie kurz darauf nicht wieder
von ſich laſſen koͤnnen (e). So entſteht auch der Kalk
der Eierſchalen wie ein Leim, aus den Waͤrzchen der Ge-
baͤrmutter, und er wird unter den Augen des forſchen-
den Philoſophen hart (f). So werden die ſo biegſame
Eyer der Schnekken an der Luft hart (g); eben ſo wer-
den die weiche Eyer der Schmetterlinge ſo gleich zer-
brechlich (h), wenn die Weibchen ſie an die Luft legen:
und es beſteht die Schale der Schnekken aus kleinen
Haͤutchen (i).
Eben
(b)
Engliſche Krankheit ZEL-
LER morb. ex ſtrit. gland. p. n.
GOOCH facts Phil. tranſ. T.
XLVIII. n. 4. davon ſoll bald die
Rede ſeyn
(c) DUVERNEY malad. des
os II. p. 340.
(d)
Bloedelooze dierti II. p. 47.
(e) p. 48.
(f) SCHINZ. de calce n. 32.
(g) LISTER cochl. p. 133.
(h) Ibid. p. 141.
(i) SWAMMERDAM bibl. p.
144.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 513[515]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/567>, abgerufen am 23.11.2024.
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