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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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Die Frucht. XXIX. B.
dasjenige, was er von den Gefässen noch nicht gebildet
zu seyn glaubte, war einzig und allein von einer gerin-
gern Menge rother Kügelchen bewässert (o).

Wir wissen nemlich, daß diejenigen Gefässe unsicht-
bar sind, welche nur von einer einzigen Reihe rother Kü-
gelchen durchströmt werden. Die ausserordentliche Zart-
heit verstekkt noch diese Membran, und es ist nicht un-
gewöhnlich, auch an erwachsenen Fröschen blos die Kü-
gelchen zu sehen (p). Und wenn der berühmte Mann
behauptet, daß die Gefässe an den Fröschen keine Wände
haben, so hat derselbe in der That nicht acht gegeben,
wie beständig der Strom der Blutkügelchen sey, welche
lange Zeit, so wohl in gerader als verkehrter Richtung,
immer einerlei Züge folgen.

Um also stükkweise zu gehen, so waren die Dotterge-
fässe, so die Blutaderfigur machen, längst und viel ehe
vorhanden, als das Blut mit seinen Kügelchen dahin
kam (q). Nur wurden sie von dem bleichen Safte mit
welchem sie angefüllt waren, unsichtbar gemacht. Da-
her entdekkt sie das Vergrösserungsglas, wenn sie einem
unbewafneten Auge entwischten (r).

Da ferner die Gefässe im Dotter Blutadern sind (s),
indem es keine Schlagader giebt, welche an dem Dotter
einen Kreis machen sollte, so bekommen sie ihre Bewe-
gung von den kleinen Würzelchen, und nicht von den
Stämmen, vermöge der allgemeinen Art, so die Blut-
adern an sich haben.

Folglich müssen nach der Theorie dieses berühmten
Mannes, die kleinsten Blutadern zu allererst entstehen,

und
(o) [Spaltenumbruch] Dieses habe ich hie und da
gesehen. Form. du poulet. I. p. 41.
45. 53. 55 61. 66 86 in der Stunde
69. p. 39.
(p) Oper. min. de potu sang.
diss. I. ex p.
11 124.
(q) Form. du poulet. I. obs.
24. Stunde 36. die weisse Blut-
[Spaltenumbruch] aderfigur erscheinet in der Stunde
52. p. 51. Stunde 60. p. 86. blas
in der Stunde 45. p. 56. Stunde
69. p. 98.
(r) p. 99.
(s) p. 70. 82. 88. 96. 107. &c.

Die Frucht. XXIX. B.
dasjenige, was er von den Gefaͤſſen noch nicht gebildet
zu ſeyn glaubte, war einzig und allein von einer gerin-
gern Menge rother Kuͤgelchen bewaͤſſert (o).

Wir wiſſen nemlich, daß diejenigen Gefaͤſſe unſicht-
bar ſind, welche nur von einer einzigen Reihe rother Kuͤ-
gelchen durchſtroͤmt werden. Die auſſerordentliche Zart-
heit verſtekkt noch dieſe Membran, und es iſt nicht un-
gewoͤhnlich, auch an erwachſenen Froͤſchen blos die Kuͤ-
gelchen zu ſehen (p). Und wenn der beruͤhmte Mann
behauptet, daß die Gefaͤſſe an den Froͤſchen keine Waͤnde
haben, ſo hat derſelbe in der That nicht acht gegeben,
wie beſtaͤndig der Strom der Blutkuͤgelchen ſey, welche
lange Zeit, ſo wohl in gerader als verkehrter Richtung,
immer einerlei Zuͤge folgen.

Um alſo ſtuͤkkweiſe zu gehen, ſo waren die Dotterge-
faͤſſe, ſo die Blutaderfigur machen, laͤngſt und viel ehe
vorhanden, als das Blut mit ſeinen Kuͤgelchen dahin
kam (q). Nur wurden ſie von dem bleichen Safte mit
welchem ſie angefuͤllt waren, unſichtbar gemacht. Da-
her entdekkt ſie das Vergroͤſſerungsglas, wenn ſie einem
unbewafneten Auge entwiſchten (r).

Da ferner die Gefaͤſſe im Dotter Blutadern ſind (s),
indem es keine Schlagader giebt, welche an dem Dotter
einen Kreis machen ſollte, ſo bekommen ſie ihre Bewe-
gung von den kleinen Wuͤrzelchen, und nicht von den
Staͤmmen, vermoͤge der allgemeinen Art, ſo die Blut-
adern an ſich haben.

Folglich muͤſſen nach der Theorie dieſes beruͤhmten
Mannes, die kleinſten Blutadern zu allererſt entſtehen,

und
(o) [Spaltenumbruch] Dieſes habe ich hie und da
geſehen. Form. du poulet. I. p. 41.
45. 53. 55 61. 66 86 in der Stunde
69. p. 39.
(p) Oper. min. de potu ſang.
diſſ. I. ex p.
11 124.
(q) Form. du poulet. I. obſ.
24. Stunde 36. die weiſſe Blut-
[Spaltenumbruch] aderfigur erſcheinet in der Stunde
52. p. 51. Stunde 60. p. 86. blas
in der Stunde 45. p. 56. Stunde
69. p. 98.
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[456[458]/0510] Die Frucht. XXIX. B. dasjenige, was er von den Gefaͤſſen noch nicht gebildet zu ſeyn glaubte, war einzig und allein von einer gerin- gern Menge rother Kuͤgelchen bewaͤſſert (o). Wir wiſſen nemlich, daß diejenigen Gefaͤſſe unſicht- bar ſind, welche nur von einer einzigen Reihe rother Kuͤ- gelchen durchſtroͤmt werden. Die auſſerordentliche Zart- heit verſtekkt noch dieſe Membran, und es iſt nicht un- gewoͤhnlich, auch an erwachſenen Froͤſchen blos die Kuͤ- gelchen zu ſehen (p). Und wenn der beruͤhmte Mann behauptet, daß die Gefaͤſſe an den Froͤſchen keine Waͤnde haben, ſo hat derſelbe in der That nicht acht gegeben, wie beſtaͤndig der Strom der Blutkuͤgelchen ſey, welche lange Zeit, ſo wohl in gerader als verkehrter Richtung, immer einerlei Zuͤge folgen. Um alſo ſtuͤkkweiſe zu gehen, ſo waren die Dotterge- faͤſſe, ſo die Blutaderfigur machen, laͤngſt und viel ehe vorhanden, als das Blut mit ſeinen Kuͤgelchen dahin kam (q). Nur wurden ſie von dem bleichen Safte mit welchem ſie angefuͤllt waren, unſichtbar gemacht. Da- her entdekkt ſie das Vergroͤſſerungsglas, wenn ſie einem unbewafneten Auge entwiſchten (r). Da ferner die Gefaͤſſe im Dotter Blutadern ſind (s), indem es keine Schlagader giebt, welche an dem Dotter einen Kreis machen ſollte, ſo bekommen ſie ihre Bewe- gung von den kleinen Wuͤrzelchen, und nicht von den Staͤmmen, vermoͤge der allgemeinen Art, ſo die Blut- adern an ſich haben. Folglich muͤſſen nach der Theorie dieſes beruͤhmten Mannes, die kleinſten Blutadern zu allererſt entſtehen, und (o) Dieſes habe ich hie und da geſehen. Form. du poulet. I. p. 41. 45. 53. 55 61. 66 86 in der Stunde 69. p. 39. (p) Oper. min. de potu ſang. diſſ. I. ex p. 11 124. (q) Form. du poulet. I. obſ. 24. Stunde 36. die weiſſe Blut- aderfigur erſcheinet in der Stunde 52. p. 51. Stunde 60. p. 86. blas in der Stunde 45. p. 56. Stunde 69. p. 98. (r) p. 99. (s) p. 70. 82. 88. 96. 107. &c.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 456[458]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/510>, abgerufen am 23.11.2024.