und die Stämme erst zu allerlezzt zum Vorschein kommen, folglich die kleinen Blutadern, welches die Wurzeln der Nabelgefässe sind, zuerst sichtbar werden.
Es geschieht dieses aber nicht. Jch habe oft, und es hat auch Marcell Malpighi(t), den obern Theil des Blutadernezzes so unvollkommen gefunden, daß zwar die untern Aeste, so in dem kreisrunden Stamm inserirt wa- ren, deutlich genung, aber die obern Aeste, oder die Würzelchen ganz und gar nicht zu sehen waren (v). Dieses träfe ein, wenn die Blutäderchen wegen ihrer we- nigen Kügelchen unsichtbar sind: es liefe aber wider die Hipothese, wenn das kleine Gefäschen bis dahin liefe, bis so weit, als der erste Nachdrukk der Kügelchen seine Kraft behielte.
Noch deutlicher erhellet dieses an den andern Ge- fässen einer zarten Frucht.
So erscheint die Drosselblutader (x) ehe als die Hals- ader (carotis), nicht, weil sie ohne die Halsader vorhan- den seyn könnte, welches eine Blutader ist, die ihr Blut von keiner andern her haben könnte: sondern weil sie dikker ist, und von dem angehäuften Blute ehe, als die Schlagader gefärbt wird, um das Auge zu rühren, und zwar zu einer Zeit, da die Schlagader, so von einigen Kügelchen durchströmt wird, wegen ihrer blassen Farbe noch verstekkt liegt. Unsere Anmerkung ist an der Hüfte, Schienbeine, und andern Stellen vollkommen deutlich zu machen. Die Schlagadern erscheinen auch, nach dem gegründeten Zeugnisse des berühmten Wolfs(y), gleich
An-
(t)[Spaltenumbruch]Incubati ovi f. 20. 22. 24.
(v) Die Blutaderfigur ist voll- kommen, wenn blos die Anfänge der kleinsten Blutadern erscheinen. Form. du poulet. I. p. 66. Die figura venosa vollkommen, die Na- belarea klümpig p. 68. 87. 90. 93. 96. 98. 100. Die untere venae sind nur Gänge und Linien, da der Um- [Spaltenumbruch]
kreis der Figur vollkommen ist p 70. und p. 76. die Gefässe sind unten gelb, da die fig. venosa rot ist p. 77. So Stunde 64. p. 90.
(x)Form. I. p. 94.
(y) Keine Gefässe in der Nabel- fläche in der Stunde 44. Doch sind davor braune Stelien p. 261.
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
und die Staͤmme erſt zu allerlezzt zum Vorſchein kommen, folglich die kleinen Blutadern, welches die Wurzeln der Nabelgefaͤſſe ſind, zuerſt ſichtbar werden.
Es geſchieht dieſes aber nicht. Jch habe oft, und es hat auch Marcell Malpighi(t), den obern Theil des Blutadernezzes ſo unvollkommen gefunden, daß zwar die untern Aeſte, ſo in dem kreisrunden Stamm inſerirt wa- ren, deutlich genung, aber die obern Aeſte, oder die Wuͤrzelchen ganz und gar nicht zu ſehen waren (v). Dieſes traͤfe ein, wenn die Blutaͤderchen wegen ihrer we- nigen Kuͤgelchen unſichtbar ſind: es liefe aber wider die Hipotheſe, wenn das kleine Gefaͤschen bis dahin liefe, bis ſo weit, als der erſte Nachdrukk der Kuͤgelchen ſeine Kraft behielte.
Noch deutlicher erhellet dieſes an den andern Ge- faͤſſen einer zarten Frucht.
So erſcheint die Droſſelblutader (x) ehe als die Hals- ader (carotis), nicht, weil ſie ohne die Halsader vorhan- den ſeyn koͤnnte, welches eine Blutader iſt, die ihr Blut von keiner andern her haben koͤnnte: ſondern weil ſie dikker iſt, und von dem angehaͤuften Blute ehe, als die Schlagader gefaͤrbt wird, um das Auge zu ruͤhren, und zwar zu einer Zeit, da die Schlagader, ſo von einigen Kuͤgelchen durchſtroͤmt wird, wegen ihrer blaſſen Farbe noch verſtekkt liegt. Unſere Anmerkung iſt an der Huͤfte, Schienbeine, und andern Stellen vollkommen deutlich zu machen. Die Schlagadern erſcheinen auch, nach dem gegruͤndeten Zeugniſſe des beruͤhmten Wolfs(y), gleich
An-
(t)[Spaltenumbruch]Incubati ovi f. 20. 22. 24.
(v) Die Blutaderfigur iſt voll- kommen, wenn blos die Anfaͤnge der kleinſten Blutadern erſcheinen. Form. du poulet. I. p. 66. Die figura venoſa vollkommen, die Na- belarea kluͤmpig p. 68. 87. 90. 93. 96. 98. 100. Die untere venae ſind nur Gaͤnge und Linien, da der Um- [Spaltenumbruch]
kreis der Figur vollkommen iſt p 70. und p. 76. die Gefaͤſſe ſind unten gelb, da die fig. venoſa rot iſt p. 77. So Stunde 64. p. 90.
(x)Form. I. p. 94.
(y) Keine Gefaͤſſe in der Nabel- flaͤche in der Stunde 44. Doch ſind davor braune Stelien p. 261.
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[457[459]/0511]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
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Nabelgefaͤſſe ſind, zuerſt ſichtbar werden.
Es geſchieht dieſes aber nicht. Jch habe oft, und
es hat auch Marcell Malpighi (t), den obern Theil des
Blutadernezzes ſo unvollkommen gefunden, daß zwar die
untern Aeſte, ſo in dem kreisrunden Stamm inſerirt wa-
ren, deutlich genung, aber die obern Aeſte, oder die
Wuͤrzelchen ganz und gar nicht zu ſehen waren (v).
Dieſes traͤfe ein, wenn die Blutaͤderchen wegen ihrer we-
nigen Kuͤgelchen unſichtbar ſind: es liefe aber wider die
Hipotheſe, wenn das kleine Gefaͤschen bis dahin liefe,
bis ſo weit, als der erſte Nachdrukk der Kuͤgelchen ſeine
Kraft behielte.
Noch deutlicher erhellet dieſes an den andern Ge-
faͤſſen einer zarten Frucht.
So erſcheint die Droſſelblutader (x) ehe als die Hals-
ader (carotis), nicht, weil ſie ohne die Halsader vorhan-
den ſeyn koͤnnte, welches eine Blutader iſt, die ihr Blut
von keiner andern her haben koͤnnte: ſondern weil ſie
dikker iſt, und von dem angehaͤuften Blute ehe, als die
Schlagader gefaͤrbt wird, um das Auge zu ruͤhren, und
zwar zu einer Zeit, da die Schlagader, ſo von einigen
Kuͤgelchen durchſtroͤmt wird, wegen ihrer blaſſen Farbe
noch verſtekkt liegt. Unſere Anmerkung iſt an der Huͤfte,
Schienbeine, und andern Stellen vollkommen deutlich
zu machen. Die Schlagadern erſcheinen auch, nach dem
gegruͤndeten Zeugniſſe des beruͤhmten Wolfs (y), gleich
An-
(t)
Incubati ovi f. 20. 22. 24.
(v) Die Blutaderfigur iſt voll-
kommen, wenn blos die Anfaͤnge
der kleinſten Blutadern erſcheinen.
Form. du poulet. I. p. 66. Die
figura venoſa vollkommen, die Na-
belarea kluͤmpig p. 68. 87. 90. 93.
96. 98. 100. Die untere venae ſind
nur Gaͤnge und Linien, da der Um-
kreis der Figur vollkommen iſt p
70. und p. 76. die Gefaͤſſe ſind
unten gelb, da die fig. venoſa rot
iſt p. 77. So Stunde 64. p. 90.
(x) Form. I. p. 94.
(y) Keine Gefaͤſſe in der Nabel-
flaͤche in der Stunde 44. Doch
ſind davor braune Stelien p. 261.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 457[459]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/511>, abgerufen am 23.11.2024.
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