schen, so daß nach und nach, wenn der flüßige Theil herausgedrukkt worden, und die leimigen Theile einan- der immer näher berühren und sich anziehen, Membra- nen daraus werden.
So mag sich am Kopfe, das nun fester gewordene Gehirn, welches vermöge seiner Schlagadern mit wech- selnden Schlägen in die Höhe steigt, sich die Gehirnhäu- te zubereiten, fast so wie man aus dem, von zerstampften Tuche, Kraft der Ausdämpfung und des Widerstandes dieses Schleimmengsels, gegen die eiserne Form dasje- nige macht, so man Papier nennt. So macht man aus Leim (h), der mit Blut vermischt ist (i), aus dem Salz- wasser (k), und endlich aus blossem Leime vermittelst des Umrührens, Membranen, weil das Flüßige davon ver- jagt worden (l); dergleichen Membranen entstehen auch in den Röhren der Aorte, der Halsadern, und anderer Schlagadern (m) vom Blute, und dessen sero, indem sich von inwendig gleichsam neue Blätter anlegen: sol- che entstehen auch vom vertrokknetem Fischleime, und diese haben das Ansehen eines Pergamentes (n).
Jndessen will ich doch für diese Theorie nicht die Gewährschaft leisten.
Unsere Membranen enthalten nemlich Gefässe, die mit cellulösen Faden in das Wesen der Häute einge- webt sind, und es sind einige unter diesen Gefässen ge- wis keine Kleinigkeiten.
Es hält gewis sehr hart, dergleichen Gefässe, wie ich so gleich zeigen werde, einer rohen und blos mechanisch bil-
denden
(h)[Spaltenumbruch]DAVIES p. 24. KRO- NAUER l. c.
(i)RUYSGH thes. I. ass I. n. 3. thes. max. n. 108. cur. reuovat. n. 34. LOESCHER anthrop. p. 35. conf. L. V. p. 128. 129. Jm Sero der Wassersucht, werden geronnene Nezzstreife per paracentesin aus- gezogen. Hist. de l'Acad. ann. 1718.
(k)[Spaltenumbruch]MERRET post. BOYLE de frig. p. 5. L. V. p. 129.
(l)ALBIN beim GANZ. de humor. p. 169.
(m)L. VI. p. 319. 320.
(n)KLEIN pisc. miss. IV. p. 15. &c.
Die Frucht. XXIX. B.
ſchen, ſo daß nach und nach, wenn der fluͤßige Theil herausgedrukkt worden, und die leimigen Theile einan- der immer naͤher beruͤhren und ſich anziehen, Membra- nen daraus werden.
So mag ſich am Kopfe, das nun feſter gewordene Gehirn, welches vermoͤge ſeiner Schlagadern mit wech- ſelnden Schlaͤgen in die Hoͤhe ſteigt, ſich die Gehirnhaͤu- te zubereiten, faſt ſo wie man aus dem, von zerſtampften Tuche, Kraft der Ausdaͤmpfung und des Widerſtandes dieſes Schleimmengſels, gegen die eiſerne Form dasje- nige macht, ſo man Papier nennt. So macht man aus Leim (h), der mit Blut vermiſcht iſt (i), aus dem Salz- waſſer (k), und endlich aus bloſſem Leime vermittelſt des Umruͤhrens, Membranen, weil das Fluͤßige davon ver- jagt worden (l); dergleichen Membranen entſtehen auch in den Roͤhren der Aorte, der Halsadern, und anderer Schlagadern (m) vom Blute, und deſſen ſero, indem ſich von inwendig gleichſam neue Blaͤtter anlegen: ſol- che entſtehen auch vom vertrokknetem Fiſchleime, und dieſe haben das Anſehen eines Pergamentes (n).
Jndeſſen will ich doch fuͤr dieſe Theorie nicht die Gewaͤhrſchaft leiſten.
Unſere Membranen enthalten nemlich Gefaͤſſe, die mit celluloͤſen Faden in das Weſen der Haͤute einge- webt ſind, und es ſind einige unter dieſen Gefaͤſſen ge- wis keine Kleinigkeiten.
Es haͤlt gewis ſehr hart, dergleichen Gefaͤſſe, wie ich ſo gleich zeigen werde, einer rohen und blos mechaniſch bil-
denden
(h)[Spaltenumbruch]DAVIES p. 24. KRO- NAUER l. c.
(i)RUYSGH theſ. I. aſſ I. n. 3. theſ. max. n. 108. cur. reuovat. n. 34. LOESCHER anthrop. p. 35. conf. L. V. p. 128. 129. Jm Sero der Waſſerſucht, werden geronnene Nezzſtreife per paracenteſin aus- gezogen. Hiſt. de l’Acad. ann. 1718.
(k)[Spaltenumbruch]MERRET poſt. BOYLE de frig. p. 5. L. V. p. 129.
(l)ALBIN beim GANZ. de humor. p. 169.
(m)L. VI. p. 319. 320.
(n)KLEIN piſc. miſſ. IV. p. 15. &c.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0506"n="452[454]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Frucht. <hirendition="#aq">XXIX.</hi> B.</hi></fw><lb/>ſchen, ſo daß nach und nach, wenn der fluͤßige Theil<lb/>
herausgedrukkt worden, und die leimigen Theile einan-<lb/>
der immer naͤher beruͤhren und ſich anziehen, Membra-<lb/>
nen daraus werden.</p><lb/><p>So mag ſich am Kopfe, das nun feſter gewordene<lb/>
Gehirn, welches vermoͤge ſeiner Schlagadern mit wech-<lb/>ſelnden Schlaͤgen in die Hoͤhe ſteigt, ſich die Gehirnhaͤu-<lb/>
te zubereiten, faſt ſo wie man aus dem, von zerſtampften<lb/>
Tuche, Kraft der Ausdaͤmpfung und des Widerſtandes<lb/>
dieſes Schleimmengſels, gegen die eiſerne Form dasje-<lb/>
nige macht, ſo man Papier nennt. So macht man aus<lb/>
Leim <noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">DAVIES</hi> p. 24. KRO-<lb/>
NAUER l. c.</hi></note>, der mit Blut vermiſcht iſt <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">RUYSGH theſ. I. aſſ I. n. 3.<lb/>
theſ. max. n. 108. cur. reuovat.<lb/>
n. 34. LOESCHER anthrop. p. 35.<lb/>
conf. L. V. p.</hi> 128. 129. Jm <hirendition="#aq">Sero</hi><lb/>
der Waſſerſucht, werden geronnene<lb/>
Nezzſtreife <hirendition="#aq">per paracenteſin</hi> aus-<lb/>
gezogen. <hirendition="#aq">Hiſt. de l’Acad. ann.</hi> 1718.</note>, aus dem Salz-<lb/>
waſſer <noteplace="foot"n="(k)"><cb/><hirendition="#aq">MERRET poſt. BOYLE de<lb/>
frig. p. 5. L. V. p.</hi> 129.</note>, und endlich aus bloſſem Leime vermittelſt des<lb/>
Umruͤhrens, Membranen, weil das Fluͤßige davon ver-<lb/>
jagt worden <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">ALBIN</hi> beim <hirendition="#aq">GANZ. de<lb/>
humor. p.</hi> 169.</note>; dergleichen Membranen entſtehen auch<lb/>
in den Roͤhren der Aorte, der Halsadern, und anderer<lb/>
Schlagadern <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">L. VI. p.</hi> 319. 320.</note> vom Blute, und deſſen <hirendition="#aq">ſero,</hi> indem<lb/>ſich von inwendig gleichſam neue Blaͤtter anlegen: ſol-<lb/>
che entſtehen auch vom vertrokknetem Fiſchleime, und dieſe<lb/>
haben das Anſehen eines Pergamentes <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">KLEIN piſc. miſſ. IV. p.<lb/>
15. &c.</hi></note>.</p><lb/><p>Jndeſſen will ich doch fuͤr dieſe Theorie nicht die<lb/>
Gewaͤhrſchaft leiſten.</p><lb/><p>Unſere Membranen enthalten nemlich Gefaͤſſe, die<lb/>
mit celluloͤſen Faden in das Weſen der Haͤute einge-<lb/>
webt ſind, und es ſind einige unter dieſen Gefaͤſſen ge-<lb/>
wis keine Kleinigkeiten.</p><lb/><p>Es haͤlt gewis ſehr hart, dergleichen Gefaͤſſe, wie ich<lb/>ſo gleich zeigen werde, einer rohen und blos mechaniſch bil-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">denden</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[452[454]/0506]
Die Frucht. XXIX. B.
ſchen, ſo daß nach und nach, wenn der fluͤßige Theil
herausgedrukkt worden, und die leimigen Theile einan-
der immer naͤher beruͤhren und ſich anziehen, Membra-
nen daraus werden.
So mag ſich am Kopfe, das nun feſter gewordene
Gehirn, welches vermoͤge ſeiner Schlagadern mit wech-
ſelnden Schlaͤgen in die Hoͤhe ſteigt, ſich die Gehirnhaͤu-
te zubereiten, faſt ſo wie man aus dem, von zerſtampften
Tuche, Kraft der Ausdaͤmpfung und des Widerſtandes
dieſes Schleimmengſels, gegen die eiſerne Form dasje-
nige macht, ſo man Papier nennt. So macht man aus
Leim (h), der mit Blut vermiſcht iſt (i), aus dem Salz-
waſſer (k), und endlich aus bloſſem Leime vermittelſt des
Umruͤhrens, Membranen, weil das Fluͤßige davon ver-
jagt worden (l); dergleichen Membranen entſtehen auch
in den Roͤhren der Aorte, der Halsadern, und anderer
Schlagadern (m) vom Blute, und deſſen ſero, indem
ſich von inwendig gleichſam neue Blaͤtter anlegen: ſol-
che entſtehen auch vom vertrokknetem Fiſchleime, und dieſe
haben das Anſehen eines Pergamentes (n).
Jndeſſen will ich doch fuͤr dieſe Theorie nicht die
Gewaͤhrſchaft leiſten.
Unſere Membranen enthalten nemlich Gefaͤſſe, die
mit celluloͤſen Faden in das Weſen der Haͤute einge-
webt ſind, und es ſind einige unter dieſen Gefaͤſſen ge-
wis keine Kleinigkeiten.
Es haͤlt gewis ſehr hart, dergleichen Gefaͤſſe, wie ich
ſo gleich zeigen werde, einer rohen und blos mechaniſch bil-
denden
(h)
DAVIES p. 24. KRO-
NAUER l. c.
(i) RUYSGH theſ. I. aſſ I. n. 3.
theſ. max. n. 108. cur. reuovat.
n. 34. LOESCHER anthrop. p. 35.
conf. L. V. p. 128. 129. Jm Sero
der Waſſerſucht, werden geronnene
Nezzſtreife per paracenteſin aus-
gezogen. Hiſt. de l’Acad. ann. 1718.
(k)
MERRET poſt. BOYLE de
frig. p. 5. L. V. p. 129.
(l) ALBIN beim GANZ. de
humor. p. 169.
(m) L. VI. p. 319. 320.
(n) KLEIN piſc. miſſ. IV. p.
15. &c.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 452[454]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/506>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.