denden Natur zum Schöpfungsspiele zu überlassen; dieses leidet eine genaue Beobachtung bei den Bruthünerchen, so wenig als das abgemessene Verhältnis, nach wel- chem die Gefässe zu ihren jedesmaligen Häuten bestän- dig proportionirt sind; denn diese sind an manchen Stel- len gros, an andern klein, sie beobachten eigensinnig ihre Richtungslinien, und laufen in einerlei Thieren immer auf einerlei Art.
Diejenigen Membranen, welche keine Gefässe in sich fassen, Z. E. die Oberhaut und Hornhaut in Augen (o), ergänzen sich aus dem Safte wieder.
Aus einem losen Fadengewebe, welches mehr Säfte als gewöhnlich ist, annimmt, entstehen die Fleischschwäm- me, welche oft ansehnlich hart werden.
§. 9. Die Gefässe.
Es lehrete ehedem Kartesius(a), nach dem Sazze des alten Hippokrates, daß sich das Blut seine Mem- branen selbst mache; vor kurzen hat man diese Hipothe- sen wieder auf die Bahn zu bringen angefangen (c). Die Fasern der Gefässe, welches ihre Grundstoffe sind, neh- men aus dem Fadengewebe ihren Ursprung, und lösen sich zu demselben (d) auf.
Jnsonderheit schrieb der berühmte Wolf(e), ein Mann welchen ich hoch schäzze, und er glaubte es auch durch offenbare Versuche bewiesen zu haben, daß von den Kügelchen, welche sich durch die cellulöse Räume Plazz machten, die Gefässe gemacht werden, so, daß also
über-
(o)ESCHENBACH rarior. anat. med. n. 4.
(a)Conf. p. 107. 117. 118.
(c)L'homme physique p. 38. 122. les arteres se moulent. sur. le sang. conf. p. 117.
(d)BOEHMER l. c. p. 8. 9. 10.
(e)Theor. generat. lat. und deutsch conf. p. 116. u. s. w.
F f 4
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
denden Natur zum Schoͤpfungsſpiele zu uͤberlaſſen; dieſes leidet eine genaue Beobachtung bei den Bruthuͤnerchen, ſo wenig als das abgemeſſene Verhaͤltnis, nach wel- chem die Gefaͤſſe zu ihren jedesmaligen Haͤuten beſtaͤn- dig proportionirt ſind; denn dieſe ſind an manchen Stel- len gros, an andern klein, ſie beobachten eigenſinnig ihre Richtungslinien, und laufen in einerlei Thieren immer auf einerlei Art.
Diejenigen Membranen, welche keine Gefaͤſſe in ſich faſſen, Z. E. die Oberhaut und Hornhaut in Augen (o), ergaͤnzen ſich aus dem Safte wieder.
Aus einem loſen Fadengewebe, welches mehr Saͤfte als gewoͤhnlich iſt, annimmt, entſtehen die Fleiſchſchwaͤm- me, welche oft anſehnlich hart werden.
§. 9. Die Gefaͤſſe.
Es lehrete ehedem Karteſius(a), nach dem Sazze des alten Hippokrates, daß ſich das Blut ſeine Mem- branen ſelbſt mache; vor kurzen hat man dieſe Hipothe- ſen wieder auf die Bahn zu bringen angefangen (c). Die Faſern der Gefaͤſſe, welches ihre Grundſtoffe ſind, neh- men aus dem Fadengewebe ihren Urſprung, und loͤſen ſich zu demſelben (d) auf.
Jnſonderheit ſchrieb der beruͤhmte Wolf(e), ein Mann welchen ich hoch ſchaͤzze, und er glaubte es auch durch offenbare Verſuche bewieſen zu haben, daß von den Kuͤgelchen, welche ſich durch die celluloͤſe Raͤume Plazz machten, die Gefaͤſſe gemacht werden, ſo, daß alſo
uͤber-
(o)ESCHENBACH rarior. anat. med. n. 4.
(a)Conf. p. 107. 117. 118.
(c)L’homme phyſique p. 38. 122. les artéres ſe moulent. ſur. le ſang. conf. p. 117.
(d)BOEHMER l. c. p. 8. 9. 10.
(e)Theor. generat. lat. und deutſch conf. p. 116. u. ſ. w.
F f 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0507"n="453[455]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Abſ. Das Leben der Frucht.</hi></fw><lb/>
denden Natur zum Schoͤpfungsſpiele zu uͤberlaſſen; dieſes<lb/>
leidet eine genaue Beobachtung bei den Bruthuͤnerchen,<lb/>ſo wenig als das abgemeſſene Verhaͤltnis, nach wel-<lb/>
chem die Gefaͤſſe zu ihren jedesmaligen Haͤuten beſtaͤn-<lb/>
dig proportionirt ſind; denn dieſe ſind an manchen Stel-<lb/>
len gros, an andern klein, ſie beobachten eigenſinnig ihre<lb/>
Richtungslinien, und laufen in einerlei Thieren immer<lb/>
auf einerlei Art.</p><lb/><p>Diejenigen Membranen, welche keine Gefaͤſſe in ſich<lb/>
faſſen, Z. E. die Oberhaut und Hornhaut in Augen <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">ESCHENBACH rarior. anat. med. n.</hi> 4.</note>,<lb/>
ergaͤnzen ſich aus dem Safte wieder.</p><lb/><p>Aus einem loſen Fadengewebe, welches mehr Saͤfte<lb/>
als gewoͤhnlich iſt, annimmt, entſtehen die Fleiſchſchwaͤm-<lb/>
me, welche oft anſehnlich hart werden.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 9.<lb/><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die Gefaͤſſe.</hi></hi></head><lb/><p>Es lehrete ehedem <hirendition="#fr">Karteſius</hi><noteplace="foot"n="(a)"><hirendition="#aq">Conf. p.</hi> 107. 117. 118.</note>, nach dem Sazze<lb/>
des alten <hirendition="#fr">Hippokrates,</hi> daß ſich das Blut ſeine Mem-<lb/>
branen ſelbſt mache; vor kurzen hat man dieſe Hipothe-<lb/>ſen wieder auf die Bahn zu bringen angefangen <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">L’homme phyſique p. 38. 122. les artéres ſe moulent. ſur.<lb/>
le ſang. conf. p.</hi> 117.</note>. Die<lb/>
Faſern der Gefaͤſſe, welches ihre Grundſtoffe ſind, neh-<lb/>
men aus dem Fadengewebe ihren Urſprung, und loͤſen<lb/>ſich zu demſelben <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">BOEHMER l. c. p.</hi> 8. 9. 10.</note> auf.</p><lb/><p>Jnſonderheit ſchrieb der beruͤhmte <hirendition="#fr">Wolf</hi><noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">Theor. generat.</hi> lat. und deutſch <hirendition="#aq">conf. p.</hi> 116. u. ſ. w.</note>, ein<lb/>
Mann welchen ich hoch ſchaͤzze, und er glaubte es auch<lb/>
durch offenbare Verſuche bewieſen zu haben, daß von<lb/>
den Kuͤgelchen, welche ſich durch die celluloͤſe Raͤume<lb/>
Plazz machten, die Gefaͤſſe gemacht werden, ſo, daß alſo<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">uͤber-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[453[455]/0507]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
denden Natur zum Schoͤpfungsſpiele zu uͤberlaſſen; dieſes
leidet eine genaue Beobachtung bei den Bruthuͤnerchen,
ſo wenig als das abgemeſſene Verhaͤltnis, nach wel-
chem die Gefaͤſſe zu ihren jedesmaligen Haͤuten beſtaͤn-
dig proportionirt ſind; denn dieſe ſind an manchen Stel-
len gros, an andern klein, ſie beobachten eigenſinnig ihre
Richtungslinien, und laufen in einerlei Thieren immer
auf einerlei Art.
Diejenigen Membranen, welche keine Gefaͤſſe in ſich
faſſen, Z. E. die Oberhaut und Hornhaut in Augen (o),
ergaͤnzen ſich aus dem Safte wieder.
Aus einem loſen Fadengewebe, welches mehr Saͤfte
als gewoͤhnlich iſt, annimmt, entſtehen die Fleiſchſchwaͤm-
me, welche oft anſehnlich hart werden.
§. 9.
Die Gefaͤſſe.
Es lehrete ehedem Karteſius (a), nach dem Sazze
des alten Hippokrates, daß ſich das Blut ſeine Mem-
branen ſelbſt mache; vor kurzen hat man dieſe Hipothe-
ſen wieder auf die Bahn zu bringen angefangen (c). Die
Faſern der Gefaͤſſe, welches ihre Grundſtoffe ſind, neh-
men aus dem Fadengewebe ihren Urſprung, und loͤſen
ſich zu demſelben (d) auf.
Jnſonderheit ſchrieb der beruͤhmte Wolf (e), ein
Mann welchen ich hoch ſchaͤzze, und er glaubte es auch
durch offenbare Verſuche bewieſen zu haben, daß von
den Kuͤgelchen, welche ſich durch die celluloͤſe Raͤume
Plazz machten, die Gefaͤſſe gemacht werden, ſo, daß alſo
uͤber-
(o) ESCHENBACH rarior. anat. med. n. 4.
(a) Conf. p. 107. 117. 118.
(c) L’homme phyſique p. 38. 122. les artéres ſe moulent. ſur.
le ſang. conf. p. 117.
(d) BOEHMER l. c. p. 8. 9. 10.
(e) Theor. generat. lat. und deutſch conf. p. 116. u. ſ. w.
F f 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 453[455]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/507>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.