der Widerstand der Knochen oder Knorpel, und die auf allerlei Art gradweise verschiedene Eigenschaft des Leim- saftes, so dieses Gewebe hervorbringt, nebst andern uns unbekannten Ursachen, die Dichtigkeit, oder das lose Wesen an diesem Gewebe, auf verschiedene Art bestimmen.
§. 8. Die Membranen.
Da die Membranen aus einem Fadengewebe, so gleichsam dichte geschlagen worden (a), keine einzige Mem- bran ausgenommen, bestehen, und sich schon in blossem Wasser, wieder in ein Fadengewebe (b) auflösen, wie- der keine einzige Membran ausgenommen (c); da auch die Membranen in Krankheiten zum Theil weich (d), zum Theil, wie man an den fehlerhaften Bändern sieht, fester (e), zum Theil an den Kröpfen dikk (f) werden; so bil- den sich endlich die dikksten und knorplige Bekleidungen aus einem Fadengewebe (g).
Glaublich ist es, daß auf eben diese Art auch in der Frucht die Membranen entstehen. So schliesset sich der Bauch, die Brust, so wohl vorne, als noch deutlicher, hinterwerts, blos durch das Fadengewebe. Aus diesem Fadengewebe erzeugen sich die grossen Membranen, das Ribbenfell, Darmfell, und die am Kopfe, aus dem zer- fliessenden Schleime, Z. E. die Schedelhaut, die harte Gehirnhaut.
Nun kann man sich vorstellen, daß die feste gewor- dene Eingeweide, und daß der Drukk des festewerdenden Herzens, und der Lunge, oder der Leber, diesen Schleim gegen die neuentstandene und steifere Wirbelbeine, quet-
schen,
(a)[Spaltenumbruch]L. I. p. 19. u. s. w.
(b)p. 20.
(c)p. 21.
(d) Vom Safte des Herzbeu- tels eine fleischige, schwammige Membran, DAM. SINOPEI pa- [Spaltenumbruch]
rerg. p. 46. 60. Vergl. L. IV. p 285. u. s. w.
(e)p. 270.
(f)L. I. p. 21.
(g)Ibid.
F f 3
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
der Widerſtand der Knochen oder Knorpel, und die auf allerlei Art gradweiſe verſchiedene Eigenſchaft des Leim- ſaftes, ſo dieſes Gewebe hervorbringt, nebſt andern uns unbekannten Urſachen, die Dichtigkeit, oder das loſe Weſen an dieſem Gewebe, auf verſchiedene Art beſtimmen.
§. 8. Die Membranen.
Da die Membranen aus einem Fadengewebe, ſo gleichſam dichte geſchlagen worden (a), keine einzige Mem- bran ausgenommen, beſtehen, und ſich ſchon in bloſſem Waſſer, wieder in ein Fadengewebe (b) aufloͤſen, wie- der keine einzige Membran ausgenommen (c); da auch die Membranen in Krankheiten zum Theil weich (d), zum Theil, wie man an den fehlerhaften Baͤndern ſieht, feſter (e), zum Theil an den Kroͤpfen dikk (f) werden; ſo bil- den ſich endlich die dikkſten und knorplige Bekleidungen aus einem Fadengewebe (g).
Glaublich iſt es, daß auf eben dieſe Art auch in der Frucht die Membranen entſtehen. So ſchlieſſet ſich der Bauch, die Bruſt, ſo wohl vorne, als noch deutlicher, hinterwerts, blos durch das Fadengewebe. Aus dieſem Fadengewebe erzeugen ſich die groſſen Membranen, das Ribbenfell, Darmfell, und die am Kopfe, aus dem zer- flieſſenden Schleime, Z. E. die Schedelhaut, die harte Gehirnhaut.
Nun kann man ſich vorſtellen, daß die feſte gewor- dene Eingeweide, und daß der Drukk des feſtewerdenden Herzens, und der Lunge, oder der Leber, dieſen Schleim gegen die neuentſtandene und ſteifere Wirbelbeine, quet-
ſchen,
(a)[Spaltenumbruch]L. I. p. 19. u. ſ. w.
(b)p. 20.
(c)p. 21.
(d) Vom Safte des Herzbeu- tels eine fleiſchige, ſchwammige Membran, DAM. SINOPEI pa- [Spaltenumbruch]
rerg. p. 46. 60. Vergl. L. IV. p 285. u. ſ. w.
(e)p. 270.
(f)L. I. p. 21.
(g)Ibid.
F f 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0505"n="451[453]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IV.</hi> Abſ. Das Leben der Frucht.</hi></fw><lb/>
der Widerſtand der Knochen oder Knorpel, und die auf<lb/>
allerlei Art gradweiſe verſchiedene Eigenſchaft des Leim-<lb/>ſaftes, ſo dieſes Gewebe hervorbringt, nebſt andern uns<lb/>
unbekannten Urſachen, die Dichtigkeit, oder das loſe<lb/>
Weſen an dieſem Gewebe, auf verſchiedene Art beſtimmen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 8.<lb/><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die Membranen.</hi></hi></head><lb/><p>Da die Membranen aus einem Fadengewebe, ſo<lb/>
gleichſam dichte geſchlagen worden <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">L. I. p.</hi> 19. u. ſ. w.</note>, keine einzige Mem-<lb/>
bran ausgenommen, beſtehen, und ſich ſchon in bloſſem<lb/>
Waſſer, wieder in ein Fadengewebe <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq">p.</hi> 20.</note> aufloͤſen, wie-<lb/>
der keine einzige Membran ausgenommen <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">p.</hi> 21.</note>; da auch<lb/>
die Membranen in Krankheiten zum Theil weich <noteplace="foot"n="(d)">Vom Safte des Herzbeu-<lb/>
tels eine fleiſchige, ſchwammige<lb/>
Membran, <hirendition="#aq">DAM. SINOPEI pa-<lb/><cb/>
rerg. p.</hi> 46. 60. Vergl. <hirendition="#aq">L. IV. p</hi><lb/>
285. u. ſ. w.</note>, zum<lb/>
Theil, wie man an den fehlerhaften Baͤndern ſieht, feſter<lb/><noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">p.</hi> 270.</note>, zum Theil an den Kroͤpfen dikk <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">L. I. p.</hi> 21.</note> werden; ſo bil-<lb/>
den ſich endlich die dikkſten und knorplige Bekleidungen<lb/>
aus einem Fadengewebe <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">Ibid.</hi></note>.</p><lb/><p>Glaublich iſt es, daß auf eben dieſe Art auch in der<lb/>
Frucht die Membranen entſtehen. So ſchlieſſet ſich der<lb/>
Bauch, die Bruſt, ſo wohl vorne, als noch deutlicher,<lb/>
hinterwerts, blos durch das Fadengewebe. Aus dieſem<lb/>
Fadengewebe erzeugen ſich die groſſen Membranen, das<lb/>
Ribbenfell, Darmfell, und die am Kopfe, aus dem zer-<lb/>
flieſſenden Schleime, Z. E. die Schedelhaut, die harte<lb/>
Gehirnhaut.</p><lb/><p>Nun kann man ſich vorſtellen, daß die feſte gewor-<lb/>
dene Eingeweide, und daß der Drukk des feſtewerdenden<lb/>
Herzens, und der Lunge, oder der Leber, dieſen Schleim<lb/>
gegen die neuentſtandene und ſteifere Wirbelbeine, quet-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſchen,</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[451[453]/0505]
IV. Abſ. Das Leben der Frucht.
der Widerſtand der Knochen oder Knorpel, und die auf
allerlei Art gradweiſe verſchiedene Eigenſchaft des Leim-
ſaftes, ſo dieſes Gewebe hervorbringt, nebſt andern uns
unbekannten Urſachen, die Dichtigkeit, oder das loſe
Weſen an dieſem Gewebe, auf verſchiedene Art beſtimmen.
§. 8.
Die Membranen.
Da die Membranen aus einem Fadengewebe, ſo
gleichſam dichte geſchlagen worden (a), keine einzige Mem-
bran ausgenommen, beſtehen, und ſich ſchon in bloſſem
Waſſer, wieder in ein Fadengewebe (b) aufloͤſen, wie-
der keine einzige Membran ausgenommen (c); da auch
die Membranen in Krankheiten zum Theil weich (d), zum
Theil, wie man an den fehlerhaften Baͤndern ſieht, feſter
(e), zum Theil an den Kroͤpfen dikk (f) werden; ſo bil-
den ſich endlich die dikkſten und knorplige Bekleidungen
aus einem Fadengewebe (g).
Glaublich iſt es, daß auf eben dieſe Art auch in der
Frucht die Membranen entſtehen. So ſchlieſſet ſich der
Bauch, die Bruſt, ſo wohl vorne, als noch deutlicher,
hinterwerts, blos durch das Fadengewebe. Aus dieſem
Fadengewebe erzeugen ſich die groſſen Membranen, das
Ribbenfell, Darmfell, und die am Kopfe, aus dem zer-
flieſſenden Schleime, Z. E. die Schedelhaut, die harte
Gehirnhaut.
Nun kann man ſich vorſtellen, daß die feſte gewor-
dene Eingeweide, und daß der Drukk des feſtewerdenden
Herzens, und der Lunge, oder der Leber, dieſen Schleim
gegen die neuentſtandene und ſteifere Wirbelbeine, quet-
ſchen,
(a)
L. I. p. 19. u. ſ. w.
(b) p. 20.
(c) p. 21.
(d) Vom Safte des Herzbeu-
tels eine fleiſchige, ſchwammige
Membran, DAM. SINOPEI pa-
rerg. p. 46. 60. Vergl. L. IV. p
285. u. ſ. w.
(e) p. 270.
(f) L. I. p. 21.
(g) Ibid.
F f 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 451[453]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/505>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.