Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
III. Abs. Die Nachgeburt.
§. 29.
Die Taschendrüsen (cotyledones), Thierkuchen.

Ausserdem führet man das Exempel der Taschendrü-
sen bei den wiederkäuenden Thieren an, an denen man
offenbar erlernen könne, daß zwischen der Mutter, und
zwischen der Frucht, kein Blut, sondern eine gewisse Milch
die Gemeinschaft unterhalte.

Jm Schafe, oder in der Kuh, findet man die Ta-
schendrüsen (a), welche aus der Gebärmutter zu derje-
nigen Zeit aufblühen, wenn sie bei schwangern Frauens-
personen, aus ihrem sehr kleinen Umfange, zu ihrer Grösse
wachsen (b), dennoch, nachdem bereits die Thiere ihre
Jungen an die Welt gebracht, noch übrig. Dergleichen
andere Fleischklümpe steigen aus dem chorio der Frucht
hervor, welche im Stande sind, sich an die Mutterdrüsen
anzuschliessen. Diese haben einige Grübchen, und im
Gegentheile auch Vorragungen, so aus kleinen Körnern
zusammengesezzt sind; die Gruben passen auf die Fibel-
chen der Mutter zu (c), und die Fibelchen auf die Grüb-
gen der Gebärmutter, und man sagt daher, daß die Ta-
schendrüsen durch ein Band (d) an die Mutter befestiget
würden. An den Schafen sind die Fleischklümpe offen-
bar hol, und davon rühret auch der Name her. Biswei-
len hängen sie auch gar zu feste an, und verursachen, wenn
sie zurükke bleiben, Krankheiten (e).

Wenn man nun diese Taschendrüsen aus der Gebär-
mutter mit allem Fleisse herausziehet, so kommen aus den
Grübchen des mütterlichen Theiles, und auch gegenseiti-
(f)

gen
(a) [Spaltenumbruch] TAUVRY p. 102. 163. HO-
BOKEN f.
30.
(b) SEVERIN. ZOOTOM. DE-
MOCRIT. p.
296.
(c) HOBOKEN p. 23. f. 5. 7. 8.
(d) [Spaltenumbruch] HOBOKEN f. 7. 15. 19. mit
dem Fadengewebe.
(e) LEOPOLD Hauswirthschaft
p. 395 396.
(f) HOBOKEN 16.
H. Phisiol. 8. B. C c
III. Abſ. Die Nachgeburt.
§. 29.
Die Taſchendruͤſen (cotyledones), Thierkuchen.

Auſſerdem fuͤhret man das Exempel der Taſchendruͤ-
ſen bei den wiederkaͤuenden Thieren an, an denen man
offenbar erlernen koͤnne, daß zwiſchen der Mutter, und
zwiſchen der Frucht, kein Blut, ſondern eine gewiſſe Milch
die Gemeinſchaft unterhalte.

Jm Schafe, oder in der Kuh, findet man die Ta-
ſchendruͤſen (a), welche aus der Gebaͤrmutter zu derje-
nigen Zeit aufbluͤhen, wenn ſie bei ſchwangern Frauens-
perſonen, aus ihrem ſehr kleinen Umfange, zu ihrer Groͤſſe
wachſen (b), dennoch, nachdem bereits die Thiere ihre
Jungen an die Welt gebracht, noch uͤbrig. Dergleichen
andere Fleiſchkluͤmpe ſteigen aus dem chorio der Frucht
hervor, welche im Stande ſind, ſich an die Mutterdruͤſen
anzuſchlieſſen. Dieſe haben einige Gruͤbchen, und im
Gegentheile auch Vorragungen, ſo aus kleinen Koͤrnern
zuſammengeſezzt ſind; die Gruben paſſen auf die Fibel-
chen der Mutter zu (c), und die Fibelchen auf die Gruͤb-
gen der Gebaͤrmutter, und man ſagt daher, daß die Ta-
ſchendruͤſen durch ein Band (d) an die Mutter befeſtiget
wuͤrden. An den Schafen ſind die Fleiſchkluͤmpe offen-
bar hol, und davon ruͤhret auch der Name her. Biswei-
len haͤngen ſie auch gar zu feſte an, und verurſachen, wenn
ſie zuruͤkke bleiben, Krankheiten (e).

Wenn man nun dieſe Taſchendruͤſen aus der Gebaͤr-
mutter mit allem Fleiſſe herausziehet, ſo kommen aus den
Gruͤbchen des muͤtterlichen Theiles, und auch gegenſeiti-
(f)

gen
(a) [Spaltenumbruch] TAUVRY p. 102. 163. HO-
BOKEN f.
30.
(b) SEVERIN. ZOOTOM. DE-
MOCRIT. p.
296.
(c) HOBOKEN p. 23. f. 5. 7. 8.
(d) [Spaltenumbruch] HOBOKEN f. 7. 15. 19. mit
dem Fadengewebe.
(e) LEOPOLD Hauswirthſchaft
p. 395 396.
(f) HOBOKEN 16.
H. Phiſiol. 8. B. C c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0453" n="399[401]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">III.</hi> Ab&#x017F;. Die Nachgeburt.</hi> </fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 29.<lb/><hi rendition="#b">Die Ta&#x017F;chendru&#x0364;&#x017F;en (<hi rendition="#aq">cotyledones</hi>), Thierkuchen.</hi></head><lb/>
              <p>Au&#x017F;&#x017F;erdem fu&#x0364;hret man das Exempel der Ta&#x017F;chendru&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en bei den wiederka&#x0364;uenden Thieren an, an denen man<lb/>
offenbar erlernen ko&#x0364;nne, daß zwi&#x017F;chen der Mutter, und<lb/>
zwi&#x017F;chen der Frucht, kein Blut, &#x017F;ondern eine gewi&#x017F;&#x017F;e Milch<lb/>
die Gemein&#x017F;chaft unterhalte.</p><lb/>
              <p>Jm Schafe, oder in der Kuh, findet man die Ta-<lb/>
&#x017F;chendru&#x0364;&#x017F;en <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">TAUVRY p. 102. 163. HO-<lb/>
BOKEN f.</hi> 30.</note>, welche aus der Geba&#x0364;rmutter zu derje-<lb/>
nigen Zeit aufblu&#x0364;hen, wenn &#x017F;ie bei &#x017F;chwangern Frauens-<lb/>
per&#x017F;onen, aus ihrem &#x017F;ehr kleinen Umfange, zu ihrer Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
wach&#x017F;en <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">SEVERIN. ZOOTOM. DE-<lb/>
MOCRIT. p.</hi> 296.</note>, dennoch, nachdem bereits die Thiere ihre<lb/>
Jungen an die Welt gebracht, noch u&#x0364;brig. Dergleichen<lb/>
andere Flei&#x017F;chklu&#x0364;mpe &#x017F;teigen aus dem <hi rendition="#aq">chorio</hi> der Frucht<lb/>
hervor, welche im Stande &#x017F;ind, &#x017F;ich an die Mutterdru&#x0364;&#x017F;en<lb/>
anzu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;e haben einige Gru&#x0364;bchen, und im<lb/>
Gegentheile auch Vorragungen, &#x017F;o aus kleinen Ko&#x0364;rnern<lb/>
zu&#x017F;ammenge&#x017F;ezzt &#x017F;ind; die Gruben pa&#x017F;&#x017F;en auf die Fibel-<lb/>
chen der Mutter zu <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">HOBOKEN p. 23. f.</hi> 5. 7. 8.</note>, und die Fibelchen auf die Gru&#x0364;b-<lb/>
gen der Geba&#x0364;rmutter, und man &#x017F;agt daher, daß die Ta-<lb/>
&#x017F;chendru&#x0364;&#x017F;en durch ein Band <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq">HOBOKEN f.</hi> 7. 15. 19. mit<lb/>
dem Fadengewebe.</note> an die Mutter befe&#x017F;tiget<lb/>
wu&#x0364;rden. An den Schafen &#x017F;ind die Flei&#x017F;chklu&#x0364;mpe offen-<lb/>
bar hol, und davon ru&#x0364;hret auch der Name her. Biswei-<lb/>
len ha&#x0364;ngen &#x017F;ie auch gar zu fe&#x017F;te an, und verur&#x017F;achen, wenn<lb/>
&#x017F;ie zuru&#x0364;kke bleiben, Krankheiten <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">LEOPOLD</hi> Hauswirth&#x017F;chaft<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 395 396.</note>.</p><lb/>
              <p>Wenn man nun die&#x017F;e Ta&#x017F;chendru&#x0364;&#x017F;en aus der Geba&#x0364;r-<lb/>
mutter mit allem Flei&#x017F;&#x017F;e herausziehet, &#x017F;o kommen aus den<lb/>
Gru&#x0364;bchen des mu&#x0364;tterlichen Theiles, und auch gegen&#x017F;eiti-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/><note place="foot" n="(f)"><hi rendition="#aq">HOBOKEN</hi> 16.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 8. B.</hi> C c</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399[401]/0453] III. Abſ. Die Nachgeburt. §. 29. Die Taſchendruͤſen (cotyledones), Thierkuchen. Auſſerdem fuͤhret man das Exempel der Taſchendruͤ- ſen bei den wiederkaͤuenden Thieren an, an denen man offenbar erlernen koͤnne, daß zwiſchen der Mutter, und zwiſchen der Frucht, kein Blut, ſondern eine gewiſſe Milch die Gemeinſchaft unterhalte. Jm Schafe, oder in der Kuh, findet man die Ta- ſchendruͤſen (a), welche aus der Gebaͤrmutter zu derje- nigen Zeit aufbluͤhen, wenn ſie bei ſchwangern Frauens- perſonen, aus ihrem ſehr kleinen Umfange, zu ihrer Groͤſſe wachſen (b), dennoch, nachdem bereits die Thiere ihre Jungen an die Welt gebracht, noch uͤbrig. Dergleichen andere Fleiſchkluͤmpe ſteigen aus dem chorio der Frucht hervor, welche im Stande ſind, ſich an die Mutterdruͤſen anzuſchlieſſen. Dieſe haben einige Gruͤbchen, und im Gegentheile auch Vorragungen, ſo aus kleinen Koͤrnern zuſammengeſezzt ſind; die Gruben paſſen auf die Fibel- chen der Mutter zu (c), und die Fibelchen auf die Gruͤb- gen der Gebaͤrmutter, und man ſagt daher, daß die Ta- ſchendruͤſen durch ein Band (d) an die Mutter befeſtiget wuͤrden. An den Schafen ſind die Fleiſchkluͤmpe offen- bar hol, und davon ruͤhret auch der Name her. Biswei- len haͤngen ſie auch gar zu feſte an, und verurſachen, wenn ſie zuruͤkke bleiben, Krankheiten (e). Wenn man nun dieſe Taſchendruͤſen aus der Gebaͤr- mutter mit allem Fleiſſe herausziehet, ſo kommen aus den Gruͤbchen des muͤtterlichen Theiles, und auch gegenſeiti- gen (f) (a) TAUVRY p. 102. 163. HO- BOKEN f. 30. (b) SEVERIN. ZOOTOM. DE- MOCRIT. p. 296. (c) HOBOKEN p. 23. f. 5. 7. 8. (d) HOBOKEN f. 7. 15. 19. mit dem Fadengewebe. (e) LEOPOLD Hauswirthſchaft p. 395 396. (f) HOBOKEN 16. H. Phiſiol. 8. B. C c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/453
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 399[401]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/453>, abgerufen am 23.11.2024.