Fr. Ruysch, welcher diese Sache wohl verstand, er- innert, daß dieses ein sehr gemeines Uebel sey (z), und er führet selbst davon viele Exempel an (a).
Jch habe ebenfalls Gelegenheit gehabt, dergleichen mit Augen zu sehen (b).
So rottete Ruysch einen, aus dem Muttermunde hervorhängenden Geschwulst aus, welcher aus wässrigen Fäserchen bestand; und man fand an einem todten Körper einen dergleichen Geschwulst, der sich an der Gebärmut- ter allenthalben angesezzthatte, sein Erfolg war aber töd- lich gewesen (d).
Jn den Bläschen findet sich ein gerinnbarer Saft (e), welcher wenigstens geschikkt ist, (l) sich verdikken zu lassen.
Es ist möglich, daß die Wasserbläschen bisweilen eine andere Ursache haben können.
Eine Frauensperson, in deren Körper man nach dem Tode einen vollständigen Mutterkuchen fand (g), hatte dergleichen von sich gegeben. Doch ist dieses, meiner Meinung nach, eine Seltenheit, und ich schreibe sie ent- weder einem Kuchen der vorhergehenden Frucht zu, der in der Mutter zurükke geblieben, oder es müssen die Blut- adern eine dergleichen Ausartung in der Mutter erfaren haben. Gemeiniglich rühren dergleichen Bläschen von dem Mutterkuchen her, und es behauptet der so erfarne Ruysch, daß sich die noch junge Kuchen in fleischige Mondkälber, die Kuchen hingegen vom siebenden und achten Monate in Wasserblasen ausartend, verwandeln (h). Allein ich habe eben jezzo einen zweimonatlichen, (c) (f)
von
(z)[Spaltenumbruch]Musc. uter.
(a)Thes. X. n. 63. 64. 65. Thes. max. n. 46. obs. 53.
(b)Opusc. patliolog. obs. 40.
(d)[Spaltenumbruch]Bresl. Samml. 1726. m. Mart. LOSS obs. 16. minerv. VI. p. 198.
(e)VALISNER.
(g)GIFFARD am Ende p. 528
(h)Obs. 28.
(c)Thes. VIII. p. 120. VA- LISNER Galer. minerv. VI. p. 198.
(f)Idem observ. var. p. 977. nicht gerinnbar MALPIGH p. 87.
Die Frucht. XXIX. B.
Fr. Ruyſch, welcher dieſe Sache wohl verſtand, er- innert, daß dieſes ein ſehr gemeines Uebel ſey (z), und er fuͤhret ſelbſt davon viele Exempel an (a).
Jch habe ebenfalls Gelegenheit gehabt, dergleichen mit Augen zu ſehen (b).
So rottete Ruyſch einen, aus dem Muttermunde hervorhaͤngenden Geſchwulſt aus, welcher aus waͤſſrigen Faͤſerchen beſtand; und man fand an einem todten Koͤrper einen dergleichen Geſchwulſt, der ſich an der Gebaͤrmut- ter allenthalben angeſezzthatte, ſein Erfolg war aber toͤd- lich geweſen (d).
Jn den Blaͤschen findet ſich ein gerinnbarer Saft (e), welcher wenigſtens geſchikkt iſt, (l) ſich verdikken zu laſſen.
Es iſt moͤglich, daß die Waſſerblaͤschen bisweilen eine andere Urſache haben koͤnnen.
Eine Frauensperſon, in deren Koͤrper man nach dem Tode einen vollſtaͤndigen Mutterkuchen fand (g), hatte dergleichen von ſich gegeben. Doch iſt dieſes, meiner Meinung nach, eine Seltenheit, und ich ſchreibe ſie ent- weder einem Kuchen der vorhergehenden Frucht zu, der in der Mutter zuruͤkke geblieben, oder es muͤſſen die Blut- adern eine dergleichen Ausartung in der Mutter erfaren haben. Gemeiniglich ruͤhren dergleichen Blaͤschen von dem Mutterkuchen her, und es behauptet der ſo erfarne Ruyſch, daß ſich die noch junge Kuchen in fleiſchige Mondkaͤlber, die Kuchen hingegen vom ſiebenden und achten Monate in Waſſerblaſen ausartend, verwandeln (h). Allein ich habe eben jezzo einen zweimonatlichen, (c) (f)
von
(z)[Spaltenumbruch]Muſc. uter.
(a)Theſ. X. n. 63. 64. 65. Theſ. max. n. 46. obſ. 53.
(b)Opuſc. patliolog. obſ. 40.
(d)[Spaltenumbruch]Bresl. Samml. 1726. m. Mart. LOSS obſ. 16. minerv. VI. p. 198.
(e)VALISNER.
(g)GIFFARD am Ende p. 528
(h)Obſ. 28.
(c)Theſ. VIII. p. 120. VA- LISNER Galer. minerv. VI. p. 198.
(f)Idem obſerv. var. p. 977. nicht gerinnbar MALPIGH p. 87.
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[384[386]/0438]
Die Frucht. XXIX. B.
Fr. Ruyſch, welcher dieſe Sache wohl verſtand, er-
innert, daß dieſes ein ſehr gemeines Uebel ſey (z), und er
fuͤhret ſelbſt davon viele Exempel an (a).
Jch habe ebenfalls Gelegenheit gehabt, dergleichen
mit Augen zu ſehen (b).
So rottete Ruyſch einen, aus dem Muttermunde
hervorhaͤngenden Geſchwulſt aus, welcher aus waͤſſrigen
Faͤſerchen beſtand; und man fand an einem todten Koͤrper
einen dergleichen Geſchwulſt, der ſich an der Gebaͤrmut-
ter allenthalben angeſezzthatte, ſein Erfolg war aber toͤd-
lich geweſen (d).
Jn den Blaͤschen findet ſich ein gerinnbarer Saft
(e), welcher wenigſtens geſchikkt iſt, (l) ſich verdikken zu
laſſen.
Es iſt moͤglich, daß die Waſſerblaͤschen bisweilen eine
andere Urſache haben koͤnnen.
Eine Frauensperſon, in deren Koͤrper man nach dem
Tode einen vollſtaͤndigen Mutterkuchen fand (g), hatte
dergleichen von ſich gegeben. Doch iſt dieſes, meiner
Meinung nach, eine Seltenheit, und ich ſchreibe ſie ent-
weder einem Kuchen der vorhergehenden Frucht zu, der in
der Mutter zuruͤkke geblieben, oder es muͤſſen die Blut-
adern eine dergleichen Ausartung in der Mutter erfaren
haben. Gemeiniglich ruͤhren dergleichen Blaͤschen von
dem Mutterkuchen her, und es behauptet der ſo erfarne
Ruyſch, daß ſich die noch junge Kuchen in fleiſchige
Mondkaͤlber, die Kuchen hingegen vom ſiebenden und
achten Monate in Waſſerblaſen ausartend, verwandeln
(h). Allein ich habe eben jezzo einen zweimonatlichen,
von
(c)
(f)
(z)
Muſc. uter.
(a) Theſ. X. n. 63. 64. 65. Theſ.
max. n. 46. obſ. 53.
(b) Opuſc. patliolog. obſ. 40.
(d)
Bresl. Samml. 1726. m. Mart.
LOSS obſ. 16. minerv. VI. p. 198.
(e) VALISNER.
(g) GIFFARD am Ende p. 528
(h) Obſ. 28.
(c) Theſ. VIII. p. 120. VA-
LISNER Galer. minerv. VI. p. 198.
(f) Idem obſerv. var. p. 977.
nicht gerinnbar MALPIGH p. 87.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 384[386]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/438>, abgerufen am 23.11.2024.
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