Jedermann weis von der Verschlagenheit des Ja- kobs, wenn er den Schafmüttern weisse und buntge- schälte Stäbe vorwarf, um geflekkte Jungen zu be- kommen.
Man kann darauf antworten, daß auch die Pflan- zenblumen, auf welche man doch keinen Verdacht we- gen der Muttermäler werfen kann, in eine weisse Farbe übergehen, und daß man hin und wieder zweierlei ge- mischte Farben daran gefunden; und daß eine Frauens- person ein weisses Gesicht, Hals und weisse Gliedmassen gehabt haben könne, ohngeachtet ihr übriger Körper, ohne allen Verdacht eines Muttermales, schwarz gewe- sen (r). So war die Haut weis, und die Stirn schwarz (s).
Man hat endlich die Erfahrung, daß unter Zwil- lingen die eine Frucht weis, und die andere schwarz ge- wesen, weil eine Frauensperson Mannspersonen von beiderlei Farben kurz hinter einander zu ihrer Bedienung gebraucht hatte (t); daß hingegen die keuschere Sul- taninnen mitten unter einer Menge häßlicher Negern die schönsten und weisseste Kinder zur Welt bringen (u). Eine andere, welche sich eingebildet hatte, nach dem Schrekken über einen erbikkten Mohren einen jungen Mohren zu gebären, brachte blos in einer schweren Ge- burt ein schwarzblaues Kind zur Welt (x). Daß die bunte Bökke des Jakobs von bunten Bökken entstan- den (y); und daß eben dieses von den bunten Schafen wahr sei (z).
Es
(r)[Spaltenumbruch]LABAT. Voyage d'Italie T. I. p. 177. Conf. L. XII. p. 25.
(s)Mus. petrop. T. I. p. 294.
(u)HERVIEUX T. IV. p. 546.
(x)[Spaltenumbruch]MAURICEAU p. 301. ROE- DERER p 81.
(y)BLONDEL p. 33. u. s. f. 36.
(z)Oecon. Nachricht IV. p. 23
Die Frucht. XXIX. B.
Jedermann weis von der Verſchlagenheit des Ja- kobs, wenn er den Schafmuͤttern weiſſe und buntge- ſchaͤlte Staͤbe vorwarf, um geflekkte Jungen zu be- kommen.
Man kann darauf antworten, daß auch die Pflan- zenblumen, auf welche man doch keinen Verdacht we- gen der Muttermaͤler werfen kann, in eine weiſſe Farbe uͤbergehen, und daß man hin und wieder zweierlei ge- miſchte Farben daran gefunden; und daß eine Frauens- perſon ein weiſſes Geſicht, Hals und weiſſe Gliedmaſſen gehabt haben koͤnne, ohngeachtet ihr uͤbriger Koͤrper, ohne allen Verdacht eines Muttermales, ſchwarz gewe- ſen (r). So war die Haut weis, und die Stirn ſchwarz (s).
Man hat endlich die Erfahrung, daß unter Zwil- lingen die eine Frucht weis, und die andere ſchwarz ge- weſen, weil eine Frauensperſon Mannsperſonen von beiderlei Farben kurz hinter einander zu ihrer Bedienung gebraucht hatte (t); daß hingegen die keuſchere Sul- taninnen mitten unter einer Menge haͤßlicher Negern die ſchoͤnſten und weiſſeſte Kinder zur Welt bringen (u). Eine andere, welche ſich eingebildet hatte, nach dem Schrekken uͤber einen erbikkten Mohren einen jungen Mohren zu gebaͤren, brachte blos in einer ſchweren Ge- burt ein ſchwarzblaues Kind zur Welt (x). Daß die bunte Boͤkke des Jakobs von bunten Boͤkken entſtan- den (y); und daß eben dieſes von den bunten Schafen wahr ſei (z).
Es
(r)[Spaltenumbruch]LABAT. Voyage d’Italie T. I. p. 177. Conf. L. XII. p. 25.
(s)Muſ. petrop. T. I. p. 294.
(u)HERVIEUX T. IV. p. 546.
(x)[Spaltenumbruch]MAURICEAU p. 301. ROE- DERER p 81.
(y)BLONDEL p. 33. u. ſ. f. 36.
(z)Oecon. Nachricht IV. p. 23
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Die Frucht. XXIX. B.
Jedermann weis von der Verſchlagenheit des Ja-
kobs, wenn er den Schafmuͤttern weiſſe und buntge-
ſchaͤlte Staͤbe vorwarf, um geflekkte Jungen zu be-
kommen.
Man kann darauf antworten, daß auch die Pflan-
zenblumen, auf welche man doch keinen Verdacht we-
gen der Muttermaͤler werfen kann, in eine weiſſe Farbe
uͤbergehen, und daß man hin und wieder zweierlei ge-
miſchte Farben daran gefunden; und daß eine Frauens-
perſon ein weiſſes Geſicht, Hals und weiſſe Gliedmaſſen
gehabt haben koͤnne, ohngeachtet ihr uͤbriger Koͤrper,
ohne allen Verdacht eines Muttermales, ſchwarz gewe-
ſen (r). So war die Haut weis, und die Stirn
ſchwarz (s).
Man hat endlich die Erfahrung, daß unter Zwil-
lingen die eine Frucht weis, und die andere ſchwarz ge-
weſen, weil eine Frauensperſon Mannsperſonen von
beiderlei Farben kurz hinter einander zu ihrer Bedienung
gebraucht hatte (t); daß hingegen die keuſchere Sul-
taninnen mitten unter einer Menge haͤßlicher Negern
die ſchoͤnſten und weiſſeſte Kinder zur Welt bringen (u).
Eine andere, welche ſich eingebildet hatte, nach dem
Schrekken uͤber einen erbikkten Mohren einen jungen
Mohren zu gebaͤren, brachte blos in einer ſchweren Ge-
burt ein ſchwarzblaues Kind zur Welt (x). Daß die
bunte Boͤkke des Jakobs von bunten Boͤkken entſtan-
den (y); und daß eben dieſes von den bunten Schafen
wahr ſei (z).
Es
(r)
LABAT. Voyage d’Italie
T. I. p. 177. Conf. L. XII. p. 25.
(s) Muſ. petrop. T. I. p. 294.
(u) HERVIEUX T. IV. p. 546.
(x)
MAURICEAU p. 301. ROE-
DERER p 81.
(y) BLONDEL p. 33. u. ſ. f. 36.
(z) Oecon. Nachricht IV. p. 23
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/278>, abgerufen am 23.11.2024.
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