Das nächste ist, daß die Farben einer Frucht von der Einbildungskraft der Mutter bestimmt werden.
Vormals erdichtete schon Heliodor(i), daß eine Mohrin, welche oftmals die weisse Farbe einer marmor- nen Bildsäule bewunderte, ein sehr weisses Kind zur Welt gebracht habe. Doch welche Freiheiten nehmen sich Fabeldichter nicht heraus.
So sollen weisse Pfauen von den weissen Wänden werden, zwischen denen die Aeltern derselben ihren Auf- enthalt haben (k).
Dahingegen wurde eins von den Zwillingen, nach dem Schrekken (l) in einen Mohren verwandelt, und es entstand ein lächerliches Zeichen an einer weissen Frucht (m), nachdem die Mutter einen Mohren erblikkt hatte, so wie ein andermal ein schwarzer Flekken, von dem vielen Nachsinnen an der Stirn des Kindes (n) heraus gefah- ren seyn soll. Die Tochter einer Negerin bekam von dem Anblikke einer eben so geflekkten Hündin, eine aus weis und schwarz geflekkte Leibesfarbe (o).
So lieset man, daß man in den Stuttereyen isabell- farbige Pferde, vermittelst eben so gefärbter Tapeten er- halte, womit man die Stutte behängt (p).
So hätten so gar Eidechse, diese kalte Thiere von kleinem Gehirne, da sie ihre Eyer in einem Bette mit kostbaren und bunten Vorhängen gelegt, Junge her- ausgebracht (q), welche bunt gewesen.
Jeder-
(i)[Spaltenumbruch]
Jn der Liebe Theagenes und charicleae.
(k)Eph. Nat. Cur Dec II. ann. 10. obs. 4. de SERRE p. 437.
(l)Eph Nat. Cur. Vol. I. obs. 71. BOURGUET L. III. p. 99. BLANCHAARD. Jaarreg. c. VII. n. 5.
(m)D. v. der BECKE p. 285. SWAMMERDAM prodet. p. 30. [Spaltenumbruch]
ein Halbmohr MEKERN p. 350. 351. ZYPESTEIN post. LICETUM p. 306.
(n)DYGBY l. c. p. 209.
(o)GUMILLA Historia natu- relle de Orinoq. I. p. 150. u. s. f.
(p)A. KRAUSE.
(q)ROCHEFORT Antilles p. 149.
H. Phisiol. 8. B. P
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
Das naͤchſte iſt, daß die Farben einer Frucht von der Einbildungskraft der Mutter beſtimmt werden.
Vormals erdichtete ſchon Heliodor(i), daß eine Mohrin, welche oftmals die weiſſe Farbe einer marmor- nen Bildſaͤule bewunderte, ein ſehr weiſſes Kind zur Welt gebracht habe. Doch welche Freiheiten nehmen ſich Fabeldichter nicht heraus.
So ſollen weiſſe Pfauen von den weiſſen Waͤnden werden, zwiſchen denen die Aeltern derſelben ihren Auf- enthalt haben (k).
Dahingegen wurde eins von den Zwillingen, nach dem Schrekken (l) in einen Mohren verwandelt, und es entſtand ein laͤcherliches Zeichen an einer weiſſen Frucht (m), nachdem die Mutter einen Mohren erblikkt hatte, ſo wie ein andermal ein ſchwarzer Flekken, von dem vielen Nachſinnen an der Stirn des Kindes (n) heraus gefah- ren ſeyn ſoll. Die Tochter einer Negerin bekam von dem Anblikke einer eben ſo geflekkten Huͤndin, eine aus weis und ſchwarz geflekkte Leibesfarbe (o).
So lieſet man, daß man in den Stuttereyen iſabell- farbige Pferde, vermittelſt eben ſo gefaͤrbter Tapeten er- halte, womit man die Stutte behaͤngt (p).
So haͤtten ſo gar Eidechſe, dieſe kalte Thiere von kleinem Gehirne, da ſie ihre Eyer in einem Bette mit koſtbaren und bunten Vorhaͤngen gelegt, Junge her- ausgebracht (q), welche bunt geweſen.
Jeder-
(i)[Spaltenumbruch]
Jn der Liebe Theagenes und charicleae.
(k)Eph. Nat. Cur Dec II. ann. 10. obſ. 4. de SERRE p. 437.
(l)Eph Nat. Cur. Vol. I. obſ. 71. BOURGUET L. III. p. 99. BLANCHAARD. Jaarreg. c. VII. n. 5.
(m)D. v. der BECKE p. 285. SWAMMERDAM prodet. p. 30. [Spaltenumbruch]
ein Halbmohr MEKERN p. 350. 351. ZYPESTEIN poſt. LICETUM p. 306.
(n)DYGBY l. c. p. 209.
(o)GUMILLA Hiſtoria natu- relle de Orinoq. I. p. 150. u. ſ. f.
(p)A. KRAUSE.
(q)ROCHEFORT Antilles p. 149.
H. Phiſiol. 8. B. P
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[225/0277]
II. Abſ. Anfaͤnge des Thieres.
Das naͤchſte iſt, daß die Farben einer Frucht von
der Einbildungskraft der Mutter beſtimmt werden.
Vormals erdichtete ſchon Heliodor (i), daß eine
Mohrin, welche oftmals die weiſſe Farbe einer marmor-
nen Bildſaͤule bewunderte, ein ſehr weiſſes Kind zur
Welt gebracht habe. Doch welche Freiheiten nehmen
ſich Fabeldichter nicht heraus.
So ſollen weiſſe Pfauen von den weiſſen Waͤnden
werden, zwiſchen denen die Aeltern derſelben ihren Auf-
enthalt haben (k).
Dahingegen wurde eins von den Zwillingen, nach
dem Schrekken (l) in einen Mohren verwandelt, und es
entſtand ein laͤcherliches Zeichen an einer weiſſen Frucht
(m), nachdem die Mutter einen Mohren erblikkt hatte, ſo
wie ein andermal ein ſchwarzer Flekken, von dem vielen
Nachſinnen an der Stirn des Kindes (n) heraus gefah-
ren ſeyn ſoll. Die Tochter einer Negerin bekam von
dem Anblikke einer eben ſo geflekkten Huͤndin, eine aus
weis und ſchwarz geflekkte Leibesfarbe (o).
So lieſet man, daß man in den Stuttereyen iſabell-
farbige Pferde, vermittelſt eben ſo gefaͤrbter Tapeten er-
halte, womit man die Stutte behaͤngt (p).
So haͤtten ſo gar Eidechſe, dieſe kalte Thiere von
kleinem Gehirne, da ſie ihre Eyer in einem Bette mit
koſtbaren und bunten Vorhaͤngen gelegt, Junge her-
ausgebracht (q), welche bunt geweſen.
Jeder-
(i)
Jn der Liebe Theagenes
und charicleae.
(k) Eph. Nat. Cur Dec II. ann.
10. obſ. 4. de SERRE p. 437.
(l) Eph Nat. Cur. Vol. I. obſ.
71. BOURGUET L. III. p. 99.
BLANCHAARD. Jaarreg. c. VII.
n. 5.
(m) D. v. der BECKE p. 285.
SWAMMERDAM prodet. p. 30.
ein Halbmohr MEKERN p. 350.
351. ZYPESTEIN poſt. LICETUM
p. 306.
(n) DYGBY l. c. p. 209.
(o) GUMILLA Hiſtoria natu-
relle de Orinoq. I. p. 150. u. ſ. f.
(p) A. KRAUSE.
(q) ROCHEFORT Antilles p.
149.
H. Phiſiol. 8. B. P
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/277>, abgerufen am 23.11.2024.
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