auch Albin die Kernchen einen Knaul von Gefässen seyn, welche sich nach ihren Beugungen mit den lezten Enden einander ergreifen, wie es die Aestchen in den Rosen von Jericho zu thun pflegen (n). Jch erinnere mich aber nicht, daß jemand den Versuch gemacht hätte, zusammengesezzte Drüsen zu entwikkeln.
§. 11. Hierinnen beantwortet man das Argument, welches von Drüsen in ihrem kranken Zu- stande hergenommen wird.
Da sich Malpigh, und der berümte Schuzzredner dieses Mannes, Boerhaave, hin und wieder auf eine kränkliche Beschaffenheit der Drüsen beriefen, so ant- wortete Ruysch verschiednes auf dieses Argument, und erstlich, daß auch ohne einen ursprünglichen und von der Natur erschaffnen Drüsenbau, Bläschen voll allerlei Materie erzeugt würden. So ist der Hagel an den Augenliedern (o) ein rundes Gewächse, in einer fort- gesezzten Membrane eingeschlossen, welche eine Materie, wie Eiter enthält; es entstehet aber dieser Hagel offen- bar in den Zellfächerchen unter der Haut, und davon rührt auch der Verdacht der Drüsen her. Jn eben die- sen Hölchen trift man auch die Spekkbeulen (steatomata) und wäßrigen Geschwulste (p) am öftersten an, so oft, gewis nicht in einer Drüse, sondern in den Zwischenräu- men des Zellgewebes (q) eine Materie stekken bleibt, und sich anhäuft. Jm Nezze, welches zugleich unter das fette Zellgewebe gehört, hat man ebenfalls sehr kleine
Drüs-
(n)[Spaltenumbruch]franken de hepate S. 18. Er hat sonst uns, und ohnlängst noch seine Schüler gelehrt, Kern- chen wären wirkliche Blutadern, welche der Weingeist zusammen- gezogen. leisler de secret. S. 10.
(o)[Spaltenumbruch]Salomon alberti de gran- dinibus. S. 42.
(p) Dergleichen Boerhaave selbst beschrieben, de fabric. glan- dul. S. 19.
(q)ruysch de fabric. glandul. S. 59. 77.
R r 4
Die Durchſeiher.
auch Albin die Kernchen einen Knaul von Gefaͤſſen ſeyn, welche ſich nach ihren Beugungen mit den lezten Enden einander ergreifen, wie es die Aeſtchen in den Roſen von Jericho zu thun pflegen (n). Jch erinnere mich aber nicht, daß jemand den Verſuch gemacht haͤtte, zuſammengeſezzte Druͤſen zu entwikkeln.
§. 11. Hierinnen beantwortet man das Argument, welches von Druͤſen in ihrem kranken Zu- ſtande hergenommen wird.
Da ſich Malpigh, und der beruͤmte Schuzzredner dieſes Mannes, Boerhaave, hin und wieder auf eine kraͤnkliche Beſchaffenheit der Druͤſen beriefen, ſo ant- wortete Ruyſch verſchiednes auf dieſes Argument, und erſtlich, daß auch ohne einen urſpruͤnglichen und von der Natur erſchaffnen Druͤſenbau, Blaͤschen voll allerlei Materie erzeugt wuͤrden. So iſt der Hagel an den Augenliedern (o) ein rundes Gewaͤchſe, in einer fort- geſezzten Membrane eingeſchloſſen, welche eine Materie, wie Eiter enthaͤlt; es entſtehet aber dieſer Hagel offen- bar in den Zellfaͤcherchen unter der Haut, und davon ruͤhrt auch der Verdacht der Druͤſen her. Jn eben die- ſen Hoͤlchen trift man auch die Spekkbeulen (ſteatomata) und waͤßrigen Geſchwulſte (p) am oͤfterſten an, ſo oft, gewis nicht in einer Druͤſe, ſondern in den Zwiſchenraͤu- men des Zellgewebes (q) eine Materie ſtekken bleibt, und ſich anhaͤuft. Jm Nezze, welches zugleich unter das fette Zellgewebe gehoͤrt, hat man ebenfalls ſehr kleine
Druͤs-
(n)[Spaltenumbruch]franken de hepate S. 18. Er hat ſonſt uns, und ohnlaͤngſt noch ſeine Schuͤler gelehrt, Kern- chen waͤren wirkliche Blutadern, welche der Weingeiſt zuſammen- gezogen. leiſler de ſecret. S. 10.
(o)[Spaltenumbruch]Salomon alberti de gran- dinibus. S. 42.
(p) Dergleichen Boerhaave ſelbſt beſchrieben, de fabric. glan- dul. S. 19.
(q)ruyſch de fabric. glandul. S. 59. 77.
R r 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0651"n="631"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Durchſeiher.</hi></fw><lb/>
auch <hirendition="#fr">Albin</hi> die Kernchen einen Knaul von Gefaͤſſen<lb/>ſeyn, welche ſich nach ihren Beugungen mit den lezten<lb/>
Enden einander ergreifen, wie es die Aeſtchen in den<lb/>
Roſen von Jericho zu thun pflegen <noteplace="foot"n="(n)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">franken</hi> de hepate</hi> S. 18.<lb/>
Er hat ſonſt uns, und ohnlaͤngſt<lb/>
noch ſeine Schuͤler gelehrt, Kern-<lb/>
chen waͤren wirkliche Blutadern,<lb/>
welche der Weingeiſt zuſammen-<lb/>
gezogen. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">leiſler</hi></hi> de ſecret.</hi><lb/>
S. 10.</note>. Jch erinnere<lb/>
mich aber nicht, daß jemand den Verſuch gemacht haͤtte,<lb/>
zuſammengeſezzte Druͤſen zu entwikkeln.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 11.<lb/>
Hierinnen beantwortet man das Argument,<lb/>
welches von Druͤſen in ihrem kranken Zu-<lb/>ſtande hergenommen wird.</head><lb/><p>Da ſich <hirendition="#fr">Malpigh,</hi> und der beruͤmte Schuzzredner<lb/>
dieſes Mannes, <hirendition="#fr">Boerhaave,</hi> hin und wieder auf eine<lb/>
kraͤnkliche Beſchaffenheit der Druͤſen beriefen, ſo ant-<lb/>
wortete <hirendition="#fr">Ruyſch</hi> verſchiednes auf dieſes Argument,<lb/>
und erſtlich, daß auch ohne einen urſpruͤnglichen und<lb/>
von der Natur erſchaffnen Druͤſenbau, Blaͤschen voll<lb/>
allerlei Materie erzeugt wuͤrden. So iſt der Hagel an<lb/>
den Augenliedern <noteplace="foot"n="(o)"><cb/><hirendition="#aq">Salomon <hirendition="#k">alberti</hi> de gran-<lb/>
dinibus.</hi> S. 42.</note> ein rundes Gewaͤchſe, in einer fort-<lb/>
geſezzten Membrane eingeſchloſſen, welche eine Materie,<lb/>
wie Eiter enthaͤlt; es entſtehet aber dieſer Hagel offen-<lb/>
bar in den Zellfaͤcherchen unter der Haut, und davon<lb/>
ruͤhrt auch der Verdacht der Druͤſen her. Jn eben die-<lb/>ſen Hoͤlchen trift man auch die Spekkbeulen (<hirendition="#aq">ſteatomata</hi>)<lb/>
und waͤßrigen Geſchwulſte <noteplace="foot"n="(p)">Dergleichen <hirendition="#fr">Boerhaave</hi><lb/>ſelbſt beſchrieben, <hirendition="#aq">de fabric. glan-<lb/>
dul.</hi> S. 19.</note> am oͤfterſten an, ſo oft,<lb/>
gewis nicht in einer Druͤſe, ſondern in den Zwiſchenraͤu-<lb/>
men des Zellgewebes <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">ruyſch</hi> de fabric. glandul.</hi><lb/>
S. 59. 77.</note> eine Materie ſtekken bleibt, und<lb/>ſich anhaͤuft. Jm Nezze, welches zugleich unter das<lb/>
fette Zellgewebe gehoͤrt, hat man ebenfalls ſehr kleine<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R r 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Druͤs-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[631/0651]
Die Durchſeiher.
auch Albin die Kernchen einen Knaul von Gefaͤſſen
ſeyn, welche ſich nach ihren Beugungen mit den lezten
Enden einander ergreifen, wie es die Aeſtchen in den
Roſen von Jericho zu thun pflegen (n). Jch erinnere
mich aber nicht, daß jemand den Verſuch gemacht haͤtte,
zuſammengeſezzte Druͤſen zu entwikkeln.
§. 11.
Hierinnen beantwortet man das Argument,
welches von Druͤſen in ihrem kranken Zu-
ſtande hergenommen wird.
Da ſich Malpigh, und der beruͤmte Schuzzredner
dieſes Mannes, Boerhaave, hin und wieder auf eine
kraͤnkliche Beſchaffenheit der Druͤſen beriefen, ſo ant-
wortete Ruyſch verſchiednes auf dieſes Argument,
und erſtlich, daß auch ohne einen urſpruͤnglichen und
von der Natur erſchaffnen Druͤſenbau, Blaͤschen voll
allerlei Materie erzeugt wuͤrden. So iſt der Hagel an
den Augenliedern (o) ein rundes Gewaͤchſe, in einer fort-
geſezzten Membrane eingeſchloſſen, welche eine Materie,
wie Eiter enthaͤlt; es entſtehet aber dieſer Hagel offen-
bar in den Zellfaͤcherchen unter der Haut, und davon
ruͤhrt auch der Verdacht der Druͤſen her. Jn eben die-
ſen Hoͤlchen trift man auch die Spekkbeulen (ſteatomata)
und waͤßrigen Geſchwulſte (p) am oͤfterſten an, ſo oft,
gewis nicht in einer Druͤſe, ſondern in den Zwiſchenraͤu-
men des Zellgewebes (q) eine Materie ſtekken bleibt, und
ſich anhaͤuft. Jm Nezze, welches zugleich unter das
fette Zellgewebe gehoͤrt, hat man ebenfalls ſehr kleine
Druͤs-
(n)
franken de hepate S. 18.
Er hat ſonſt uns, und ohnlaͤngſt
noch ſeine Schuͤler gelehrt, Kern-
chen waͤren wirkliche Blutadern,
welche der Weingeiſt zuſammen-
gezogen. leiſler de ſecret.
S. 10.
(o)
Salomon alberti de gran-
dinibus. S. 42.
(p) Dergleichen Boerhaave
ſelbſt beſchrieben, de fabric. glan-
dul. S. 19.
(q) ruyſch de fabric. glandul.
S. 59. 77.
R r 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/651>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.