Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch. Das Blut.
bei dem Salzwasser mit befindet (y). Der Nuzzen, den
dieses Oel leistet, ist an sich vielfach; der vornemste be-
stehet aber wohl, so viel ich einsehe, darinnen, daß es
sich mit dem Wasser verbindet, und mit Hülfe desselben
den thierischen Leim machet, welcher weder ohne Wasser
flüßig genung, noch ohne Oel zähe genung seyn wür-
de (y*), noch die erdigen Grundstoffe zusammen zu leimen,
Stärke genung besizzen würde. Es teilet eben dieses Oel
den Fasern, welche die blosse Erde zerreibbar machen wür-
de, eine biegsame Natur mit. Endlich so befindet sich
in den meresten Säften eines thierischen Körpers einiger
Vorrat von diesem Oele, welches ihnen die allgemeine
Blutmasse darreicht; einige bestehen hingegen fast einzig
und allein, oder doch gröstenteils aus Oele, wie das Fett,
der Mark, die Galle, das Ohrenschmalz, und das unter
der Haut gelagerte Fett.

§. 10.
Der Nuzzen des Salzwassers, oder des gelbli-
chen Theiles.

Es ist der eiweisartige Theil im Salzwasser die be-
trächtlichste Materie von allen, welche zur Erzeugung
der Fasern, und folglich zur Zusammensezzung eines be-
lebten Körpers, den Hauptstoff hergibt. Daß selbiger
die Verwundungen der Gefässe verschlisse, habe ich mit
dem Zeugnisse der Erfarung bestätigt (z). An seinem
Orte werden wir auch zeigen, daß die Frucht in den Vö-
geleiern von einem Eiweisse, das ist, von Salzwasser
ernärt werde (a); daß die jungen Fische und vierfüßigen
eierlegenden, in den ersten Tagen, einzig und allein von
einem änlichen Gallerte genärt werden: und daß dem
Wasser, welches sich zwischen dem Schaafhäutchen befin-

det,
(y) [Spaltenumbruch] 5 Buch. 3 Abschn. §. 7.
(y*) robinson Essay on animal
economy T. II.
S. 416.
(z) Second Mem. u. s. f. S. 189.
(a) [Spaltenumbruch] Nach den Versuchen des be-
rümten Beguelin, die ohnlängst in
dem 19 Bande des hamb. Magaz.
wieder aufgelegt worden.

Fuͤnftes Buch. Das Blut.
bei dem Salzwaſſer mit befindet (y). Der Nuzzen, den
dieſes Oel leiſtet, iſt an ſich vielfach; der vornemſte be-
ſtehet aber wohl, ſo viel ich einſehe, darinnen, daß es
ſich mit dem Waſſer verbindet, und mit Huͤlfe deſſelben
den thieriſchen Leim machet, welcher weder ohne Waſſer
fluͤßig genung, noch ohne Oel zaͤhe genung ſeyn wuͤr-
de (y*), noch die erdigen Grundſtoffe zuſammen zu leimen,
Staͤrke genung beſizzen wuͤrde. Es teilet eben dieſes Oel
den Faſern, welche die bloſſe Erde zerreibbar machen wuͤr-
de, eine biegſame Natur mit. Endlich ſo befindet ſich
in den mereſten Saͤften eines thieriſchen Koͤrpers einiger
Vorrat von dieſem Oele, welches ihnen die allgemeine
Blutmaſſe darreicht; einige beſtehen hingegen faſt einzig
und allein, oder doch groͤſtenteils aus Oele, wie das Fett,
der Mark, die Galle, das Ohrenſchmalz, und das unter
der Haut gelagerte Fett.

§. 10.
Der Nuzzen des Salzwaſſers, oder des gelbli-
chen Theiles.

Es iſt der eiweisartige Theil im Salzwaſſer die be-
traͤchtlichſte Materie von allen, welche zur Erzeugung
der Faſern, und folglich zur Zuſammenſezzung eines be-
lebten Koͤrpers, den Hauptſtoff hergibt. Daß ſelbiger
die Verwundungen der Gefaͤſſe verſchliſſe, habe ich mit
dem Zeugniſſe der Erfarung beſtaͤtigt (z). An ſeinem
Orte werden wir auch zeigen, daß die Frucht in den Voͤ-
geleiern von einem Eiweiſſe, das iſt, von Salzwaſſer
ernaͤrt werde (a); daß die jungen Fiſche und vierfuͤßigen
eierlegenden, in den erſten Tagen, einzig und allein von
einem aͤnlichen Gallerte genaͤrt werden: und daß dem
Waſſer, welches ſich zwiſchen dem Schaafhaͤutchen befin-

det,
(y) [Spaltenumbruch] 5 Buch. 3 Abſchn. §. 7.
(y*) robinſon Eſſay on animal
economy T. II.
S. 416.
(z) Second Mem. u. ſ. f. S. 189.
(a) [Spaltenumbruch] Nach den Verſuchen des be-
ruͤmten Beguelin, die ohnlaͤngſt in
dem 19 Bande des hamb. Magaz.
wieder aufgelegt worden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0260" n="240"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch. Das Blut.</hi></fw><lb/>
bei dem Salzwa&#x017F;&#x017F;er mit befindet <note place="foot" n="(y)"><cb/>
5 Buch. 3 Ab&#x017F;chn. §. 7.</note>. Der Nuzzen, den<lb/>
die&#x017F;es Oel lei&#x017F;tet, i&#x017F;t an &#x017F;ich vielfach; der vornem&#x017F;te be-<lb/>
&#x017F;tehet aber wohl, &#x017F;o viel ich ein&#x017F;ehe, darinnen, daß es<lb/>
&#x017F;ich mit dem Wa&#x017F;&#x017F;er verbindet, und mit Hu&#x0364;lfe de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
den thieri&#x017F;chen Leim machet, welcher weder ohne Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
flu&#x0364;ßig genung, noch ohne Oel za&#x0364;he genung &#x017F;eyn wu&#x0364;r-<lb/>
de <note place="foot" n="(y*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">robin&#x017F;on</hi> E&#x017F;&#x017F;ay on animal<lb/>
economy T. II.</hi> S. 416.</note>, noch die erdigen Grund&#x017F;toffe zu&#x017F;ammen zu leimen,<lb/>
Sta&#x0364;rke genung be&#x017F;izzen wu&#x0364;rde. Es teilet eben die&#x017F;es Oel<lb/>
den Fa&#x017F;ern, welche die blo&#x017F;&#x017F;e Erde zerreibbar machen wu&#x0364;r-<lb/>
de, eine bieg&#x017F;ame Natur mit. Endlich &#x017F;o befindet &#x017F;ich<lb/>
in den mere&#x017F;ten Sa&#x0364;ften eines thieri&#x017F;chen Ko&#x0364;rpers einiger<lb/>
Vorrat von die&#x017F;em Oele, welches ihnen die allgemeine<lb/>
Blutma&#x017F;&#x017F;e darreicht; einige be&#x017F;tehen hingegen fa&#x017F;t einzig<lb/>
und allein, oder doch gro&#x0364;&#x017F;tenteils aus Oele, wie das Fett,<lb/>
der Mark, die Galle, das Ohren&#x017F;chmalz, und das unter<lb/>
der Haut gelagerte Fett.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 10.<lb/>
Der Nuzzen des Salzwa&#x017F;&#x017F;ers, oder des gelbli-<lb/>
chen Theiles.</head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t der eiweisartige Theil im Salzwa&#x017F;&#x017F;er die be-<lb/>
tra&#x0364;chtlich&#x017F;te Materie von allen, welche zur Erzeugung<lb/>
der Fa&#x017F;ern, und folglich zur Zu&#x017F;ammen&#x017F;ezzung eines be-<lb/>
lebten Ko&#x0364;rpers, den Haupt&#x017F;toff hergibt. Daß &#x017F;elbiger<lb/>
die Verwundungen der Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ver&#x017F;chli&#x017F;&#x017F;e, habe ich mit<lb/>
dem Zeugni&#x017F;&#x017F;e der Erfarung be&#x017F;ta&#x0364;tigt <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq">Second Mem.</hi> u. &#x017F;. f. S. 189.</note>. An &#x017F;einem<lb/>
Orte werden wir auch zeigen, daß die Frucht in den Vo&#x0364;-<lb/>
geleiern von einem Eiwei&#x017F;&#x017F;e, das i&#x017F;t, von Salzwa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
erna&#x0364;rt werde <note place="foot" n="(a)"><cb/>
Nach den Ver&#x017F;uchen des be-<lb/>
ru&#x0364;mten <hi rendition="#fr">Beguelin,</hi> die ohnla&#x0364;ng&#x017F;t in<lb/>
dem 19 Bande des hamb. Magaz.<lb/>
wieder aufgelegt worden.</note>; daß die jungen Fi&#x017F;che und vierfu&#x0364;ßigen<lb/>
eierlegenden, in den er&#x017F;ten Tagen, einzig und allein von<lb/>
einem a&#x0364;nlichen Gallerte gena&#x0364;rt werden: und daß dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er, welches &#x017F;ich zwi&#x017F;chen dem Schaafha&#x0364;utchen befin-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">det,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0260] Fuͤnftes Buch. Das Blut. bei dem Salzwaſſer mit befindet (y). Der Nuzzen, den dieſes Oel leiſtet, iſt an ſich vielfach; der vornemſte be- ſtehet aber wohl, ſo viel ich einſehe, darinnen, daß es ſich mit dem Waſſer verbindet, und mit Huͤlfe deſſelben den thieriſchen Leim machet, welcher weder ohne Waſſer fluͤßig genung, noch ohne Oel zaͤhe genung ſeyn wuͤr- de (y*), noch die erdigen Grundſtoffe zuſammen zu leimen, Staͤrke genung beſizzen wuͤrde. Es teilet eben dieſes Oel den Faſern, welche die bloſſe Erde zerreibbar machen wuͤr- de, eine biegſame Natur mit. Endlich ſo befindet ſich in den mereſten Saͤften eines thieriſchen Koͤrpers einiger Vorrat von dieſem Oele, welches ihnen die allgemeine Blutmaſſe darreicht; einige beſtehen hingegen faſt einzig und allein, oder doch groͤſtenteils aus Oele, wie das Fett, der Mark, die Galle, das Ohrenſchmalz, und das unter der Haut gelagerte Fett. §. 10. Der Nuzzen des Salzwaſſers, oder des gelbli- chen Theiles. Es iſt der eiweisartige Theil im Salzwaſſer die be- traͤchtlichſte Materie von allen, welche zur Erzeugung der Faſern, und folglich zur Zuſammenſezzung eines be- lebten Koͤrpers, den Hauptſtoff hergibt. Daß ſelbiger die Verwundungen der Gefaͤſſe verſchliſſe, habe ich mit dem Zeugniſſe der Erfarung beſtaͤtigt (z). An ſeinem Orte werden wir auch zeigen, daß die Frucht in den Voͤ- geleiern von einem Eiweiſſe, das iſt, von Salzwaſſer ernaͤrt werde (a); daß die jungen Fiſche und vierfuͤßigen eierlegenden, in den erſten Tagen, einzig und allein von einem aͤnlichen Gallerte genaͤrt werden: und daß dem Waſſer, welches ſich zwiſchen dem Schaafhaͤutchen befin- det, (y) 5 Buch. 3 Abſchn. §. 7. (y*) robinſon Eſſay on animal economy T. II. S. 416. (z) Second Mem. u. ſ. f. S. 189. (a) Nach den Verſuchen des be- ruͤmten Beguelin, die ohnlaͤngſt in dem 19 Bande des hamb. Magaz. wieder aufgelegt worden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/260
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/260>, abgerufen am 24.11.2024.