Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch. Das Blut.
bet, so gehört auch diese Rinde mehr unter die Folgen
einer Verdichtung, als einer Auflösung. Jn Personen,
die am Seitenstechen krank liegen, ist das gesammte Blut
eben so wohl geronnen, indem die Gesichtsfarbe eine än-
liche Blässe, als die Blutrinde, an sich nimmt (d*).

Selbst in lebenden Menschen verwächst das Salz-
wasser unterweilen in Plättchen zusammen (e), und es
verstopft das Flieswasser gemeiniglich die Lunge inwen-
dig (f), die davon dicht und feste wird, und wenn dieses
Flieswasser durch die Oberfläche eines Eingeweides hin-
durchschwizzt, so wird dieses Eingeweide mit seiner so sehr
bekanten Rinde überzogen (g), welche sich sonst in der
Wassersucht von freien Stükken in Häute verwandelt.
Von eben dieser Rinde scheinet auch diejenige falsche
Membrane, die sich an die Schlagader, in den Schlag-
adersäkken anlegt, und mit der dergleichen erweiterte
Behältnisse überkleidet werden, herzurühren (h).

Vielleicht ist auch eben dieses die Materie, welche
das Salzwasser zum Gewebe der Blutgewächse (polypus)
liefert (h*).

Eben so entstehet aus dem Salzwasser, und nicht aus
dem roten Theile des Blutes, die merretsche Membra-
ne; es sahe nämlich Merret den auf dem Blute oben
auf schwimmenden Theil, und was ist das anders, als
Salzwasser, wenn solches von der Kälte zu Eis gefro-

ren,
(d*) [Spaltenumbruch] Schwenke S. 164. Man
sehe von den Gerinnungen des
Flieswassers in hizzigen Krankhei-
ten senac T. II. S. 94.
(e) binninger. Centur. V. obs. 4.
(f) Was die Schwindsüchtigen
betrift, stimmt damit der vortref-
liche Senak überein T. II. S. 467.
Jn der Lungenentzündung. Opusc.
patholog. obs.
14.
(g) senac T. II. S. 97. 424. 425.
valcarenghi medic. rat. S. 100.
101. klavnig Obs. 12. Galer. di
[Spaltenumbruch] minerv. T. VII.
S. 19. De haen
Rat. medic. P. II.
S. 17. 18. 43. u. f.
(h) Opusc. patholog. obs. 19.
petit Memoir. de l'Academ. des
scienc. 1736. T. 10. f. 6. riva
Ephem. Nat. Curios. Dec. I. Ann. I.
Obs.
18.
(h*) De haen P. II. S. 17 u. f.
welcher auf eine gelerte Art zeigt,
daß auch von dieser Materie der
Eiter erzeugt werde: wiewol mir
bisher, sowol der Ort, als auch
die verbrennliche Eigenschaft des
Eiters, zuwider zu sein scheinen.

Fuͤnftes Buch. Das Blut.
bet, ſo gehoͤrt auch dieſe Rinde mehr unter die Folgen
einer Verdichtung, als einer Aufloͤſung. Jn Perſonen,
die am Seitenſtechen krank liegen, iſt das geſammte Blut
eben ſo wohl geronnen, indem die Geſichtsfarbe eine aͤn-
liche Blaͤſſe, als die Blutrinde, an ſich nimmt (d*).

Selbſt in lebenden Menſchen verwaͤchſt das Salz-
waſſer unterweilen in Plaͤttchen zuſammen (e), und es
verſtopft das Flieswaſſer gemeiniglich die Lunge inwen-
dig (f), die davon dicht und feſte wird, und wenn dieſes
Flieswaſſer durch die Oberflaͤche eines Eingeweides hin-
durchſchwizzt, ſo wird dieſes Eingeweide mit ſeiner ſo ſehr
bekanten Rinde uͤberzogen (g), welche ſich ſonſt in der
Waſſerſucht von freien Stuͤkken in Haͤute verwandelt.
Von eben dieſer Rinde ſcheinet auch diejenige falſche
Membrane, die ſich an die Schlagader, in den Schlag-
aderſaͤkken anlegt, und mit der dergleichen erweiterte
Behaͤltniſſe uͤberkleidet werden, herzuruͤhren (h).

Vielleicht iſt auch eben dieſes die Materie, welche
das Salzwaſſer zum Gewebe der Blutgewaͤchſe (polypus)
liefert (h*).

Eben ſo entſtehet aus dem Salzwaſſer, und nicht aus
dem roten Theile des Blutes, die merretſche Membra-
ne; es ſahe naͤmlich Merret den auf dem Blute oben
auf ſchwimmenden Theil, und was iſt das anders, als
Salzwaſſer, wenn ſolches von der Kaͤlte zu Eis gefro-

ren,
(d*) [Spaltenumbruch] Schwenke S. 164. Man
ſehe von den Gerinnungen des
Flieswaſſers in hizzigen Krankhei-
ten ſenac T. II. S. 94.
(e) binninger. Centur. V. obſ. 4.
(f) Was die Schwindſuͤchtigen
betrift, ſtimmt damit der vortref-
liche Senak uͤberein T. II. S. 467.
Jn der Lungenentzuͤndung. Opuſc.
patholog. obſ.
14.
(g) ſenac T. II. S. 97. 424. 425.
valcarenghi medic. rat. S. 100.
101. klavnig Obſ. 12. Galer. di
[Spaltenumbruch] minerv. T. VII.
S. 19. De haen
Rat. medic. P. II.
S. 17. 18. 43. u. f.
(h) Opuſc. patholog. obſ. 19.
petit Memoir. de l’Academ. des
ſcienc. 1736. T. 10. f. 6. riva
Ephem. Nat. Curioſ. Dec. I. Ann. I.
Obſ.
18.
(h*) De haen P. II. S. 17 u. f.
welcher auf eine gelerte Art zeigt,
daß auch von dieſer Materie der
Eiter erzeugt werde: wiewol mir
bisher, ſowol der Ort, als auch
die verbrennliche Eigenſchaft des
Eiters, zuwider zu ſein ſcheinen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0220" n="200"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch. Das Blut.</hi></fw><lb/>
bet, &#x017F;o geho&#x0364;rt auch die&#x017F;e Rinde mehr unter die Folgen<lb/>
einer Verdichtung, als einer Auflo&#x0364;&#x017F;ung. Jn Per&#x017F;onen,<lb/>
die am Seiten&#x017F;techen krank liegen, i&#x017F;t das ge&#x017F;ammte Blut<lb/>
eben &#x017F;o wohl geronnen, indem die Ge&#x017F;ichtsfarbe eine a&#x0364;n-<lb/>
liche Bla&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, als die Blutrinde, an &#x017F;ich nimmt <note place="foot" n="(d*)"><cb/><hi rendition="#fr">Schwenke</hi> S. 164. Man<lb/>
&#x017F;ehe von den Gerinnungen des<lb/>
Flieswa&#x017F;&#x017F;ers in hizzigen Krankhei-<lb/>
ten <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">&#x017F;enac</hi> T. II.</hi> S. 94.</note>.</p><lb/>
            <p>Selb&#x017F;t in lebenden Men&#x017F;chen verwa&#x0364;ch&#x017F;t das Salz-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er unterweilen in Pla&#x0364;ttchen zu&#x017F;ammen <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">binninger.</hi> Centur. V. ob&#x017F;.</hi> 4.</note>, und es<lb/>
ver&#x017F;topft das Flieswa&#x017F;&#x017F;er gemeiniglich die Lunge inwen-<lb/>
dig <note place="foot" n="(f)">Was die Schwind&#x017F;u&#x0364;chtigen<lb/>
betrift, &#x017F;timmt damit der vortref-<lb/>
liche <hi rendition="#fr">Senak</hi> u&#x0364;berein <hi rendition="#aq">T. II.</hi> S. 467.<lb/>
Jn der Lungenentzu&#x0364;ndung. <hi rendition="#aq">Opu&#x017F;c.<lb/>
patholog. ob&#x017F;.</hi> 14.</note>, die davon dicht und fe&#x017F;te wird, und wenn die&#x017F;es<lb/>
Flieswa&#x017F;&#x017F;er durch die Oberfla&#x0364;che eines Eingeweides hin-<lb/>
durch&#x017F;chwizzt, &#x017F;o wird die&#x017F;es Eingeweide mit &#x017F;einer &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
bekanten Rinde u&#x0364;berzogen <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">&#x017F;enac</hi> T. II.</hi> S. 97. 424. 425.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">valcarenghi</hi> medic. rat.</hi> S. 100.<lb/>
101. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">klavnig</hi> Ob&#x017F;. 12. Galer. di<lb/><cb/>
minerv. T. VII.</hi> S. 19. <hi rendition="#aq">De <hi rendition="#k">haen</hi><lb/>
Rat. medic. P. II.</hi> S. 17. 18. 43. u. f.</note>, welche &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;t in der<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht von freien Stu&#x0364;kken in Ha&#x0364;ute verwandelt.<lb/>
Von eben die&#x017F;er Rinde &#x017F;cheinet auch diejenige fal&#x017F;che<lb/>
Membrane, die &#x017F;ich an die Schlagader, in den Schlag-<lb/>
ader&#x017F;a&#x0364;kken anlegt, und mit der dergleichen erweiterte<lb/>
Beha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;berkleidet werden, herzuru&#x0364;hren <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">Opu&#x017F;c. patholog. ob&#x017F;. 19.<lb/><hi rendition="#k">petit</hi> Memoir. de l&#x2019;Academ. des<lb/>
&#x017F;cienc. 1736. T. 10. f. 6. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">riva</hi></hi><lb/>
Ephem. Nat. Curio&#x017F;. Dec. I. Ann. I.<lb/>
Ob&#x017F;.</hi> 18.</note>.</p><lb/>
            <p>Vielleicht i&#x017F;t auch eben die&#x017F;es die Materie, welche<lb/>
das Salzwa&#x017F;&#x017F;er zum Gewebe der Blutgewa&#x0364;ch&#x017F;e (<hi rendition="#aq">polypus</hi>)<lb/>
liefert <note place="foot" n="(h*)"><hi rendition="#aq">De <hi rendition="#k">haen</hi> P. II.</hi> S. 17 u. f.<lb/>
welcher auf eine gelerte Art zeigt,<lb/>
daß auch von die&#x017F;er Materie der<lb/>
Eiter erzeugt werde: wiewol mir<lb/>
bisher, &#x017F;owol der Ort, als auch<lb/>
die verbrennliche Eigen&#x017F;chaft des<lb/>
Eiters, zuwider zu &#x017F;ein &#x017F;cheinen.</note>.</p><lb/>
            <p>Eben &#x017F;o ent&#x017F;tehet aus dem Salzwa&#x017F;&#x017F;er, und nicht aus<lb/>
dem roten Theile des Blutes, die <hi rendition="#fr">merret&#x017F;che</hi> Membra-<lb/>
ne; es &#x017F;ahe na&#x0364;mlich <hi rendition="#fr">Merret</hi> den auf dem Blute oben<lb/>
auf &#x017F;chwimmenden Theil, und was i&#x017F;t das anders, als<lb/>
Salzwa&#x017F;&#x017F;er, wenn &#x017F;olches von der Ka&#x0364;lte zu Eis gefro-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0220] Fuͤnftes Buch. Das Blut. bet, ſo gehoͤrt auch dieſe Rinde mehr unter die Folgen einer Verdichtung, als einer Aufloͤſung. Jn Perſonen, die am Seitenſtechen krank liegen, iſt das geſammte Blut eben ſo wohl geronnen, indem die Geſichtsfarbe eine aͤn- liche Blaͤſſe, als die Blutrinde, an ſich nimmt (d*). Selbſt in lebenden Menſchen verwaͤchſt das Salz- waſſer unterweilen in Plaͤttchen zuſammen (e), und es verſtopft das Flieswaſſer gemeiniglich die Lunge inwen- dig (f), die davon dicht und feſte wird, und wenn dieſes Flieswaſſer durch die Oberflaͤche eines Eingeweides hin- durchſchwizzt, ſo wird dieſes Eingeweide mit ſeiner ſo ſehr bekanten Rinde uͤberzogen (g), welche ſich ſonſt in der Waſſerſucht von freien Stuͤkken in Haͤute verwandelt. Von eben dieſer Rinde ſcheinet auch diejenige falſche Membrane, die ſich an die Schlagader, in den Schlag- aderſaͤkken anlegt, und mit der dergleichen erweiterte Behaͤltniſſe uͤberkleidet werden, herzuruͤhren (h). Vielleicht iſt auch eben dieſes die Materie, welche das Salzwaſſer zum Gewebe der Blutgewaͤchſe (polypus) liefert (h*). Eben ſo entſtehet aus dem Salzwaſſer, und nicht aus dem roten Theile des Blutes, die merretſche Membra- ne; es ſahe naͤmlich Merret den auf dem Blute oben auf ſchwimmenden Theil, und was iſt das anders, als Salzwaſſer, wenn ſolches von der Kaͤlte zu Eis gefro- ren, (d*) Schwenke S. 164. Man ſehe von den Gerinnungen des Flieswaſſers in hizzigen Krankhei- ten ſenac T. II. S. 94. (e) binninger. Centur. V. obſ. 4. (f) Was die Schwindſuͤchtigen betrift, ſtimmt damit der vortref- liche Senak uͤberein T. II. S. 467. Jn der Lungenentzuͤndung. Opuſc. patholog. obſ. 14. (g) ſenac T. II. S. 97. 424. 425. valcarenghi medic. rat. S. 100. 101. klavnig Obſ. 12. Galer. di minerv. T. VII. S. 19. De haen Rat. medic. P. II. S. 17. 18. 43. u. f. (h) Opuſc. patholog. obſ. 19. petit Memoir. de l’Academ. des ſcienc. 1736. T. 10. f. 6. riva Ephem. Nat. Curioſ. Dec. I. Ann. I. Obſ. 18. (h*) De haen P. II. S. 17 u. f. welcher auf eine gelerte Art zeigt, daß auch von dieſer Materie der Eiter erzeugt werde: wiewol mir bisher, ſowol der Ort, als auch die verbrennliche Eigenſchaft des Eiters, zuwider zu ſein ſcheinen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/220
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/220>, abgerufen am 01.05.2024.