ren, und nach dem zweiten Gefrieren von neuem der Kälte ausgesezzt war, zu einer Membrane werden (i): denn die Kälte verwandelt das Salzwasser des Blutes, und zwar zeitiger, als gemeines Wasser, später aber als das Rote des Blutes, in Eis (k). Eben dieses Salz- wasser wird von der Kälte wenig verdünnt, aber doch noch etwas mehr, als das Rote, flüßig gemacht.
Wenn Salzwasser etwas später, als das Rote gelie- fert, so geliefert es auch zu einem desto festern Wesen, es mag nun von den Lebenskräften, oder von einer Krank- heit, oder von einer stärkern Hizze, vom sauern Geiste, oder von dem geistigen Theile im Weine, zum Gerinnen gebracht werden. Diese Erinnerung schreibt sich vor- nämlich von den neuern Franzosen her (l).
Eine stärkere Gewalt des Feuers verwandelt das Salzwasser in einen zerbrechlichen und zerreibbaren Gum- mi (m), welcher sich nicht weiter auflösen läst, und mit der Zeit die äusserste Härte erlangt (n). Aber auch die pleuritische Rinde läst sich von abgezognem Weingeiste in ein ungemein hartes Leder verkehren (o), und es wird das Salzwasser, wenn mans gelinde verrauchen läst, allmälich zu einem äusserst zähen Leime, der dem Tischer- leime nicht unänlich ist (p). Endlich verdichtet sich das Eiweis, wenn mans trokknet, zu einem geschmaklosen und zerreibbaren Gummi (q).
§. 3.
(i)[Spaltenumbruch]birch T. I. S. 354. im Jare 1663.
(k)diebold de aere in liquid. human.
(l)helvetivs Eclaircissemens S. 16. petit Memoir. de l'Aca- demie 1732. S. 392. 393. quesnai de la saignee S. 13. ältere Aus- gabe. senac Tr. du coeur T. II. S. 92.
(m)eller Memoir. de Berlin T. XI. S. 25. T. VII. S. 7.
(n)[Spaltenumbruch]
Mit einem Knochen ver- gleichts Lancis angef. Ort. S. 10.
(o)Schwenke S. 166.
(p)Rhades S. 17. A. de heyde Obs. 67.
(q) Welches ich oft selbst gese- hen; ferner Neumann nach Zim- merm. Ausgabe S. 1297. Vom Eie stvrm. Phys. gener. S. 533. und Ephem. Natur. Curios. Dec. II. Ann. III. Obs. 58.
N 5
Das Salzwaſſer.
ren, und nach dem zweiten Gefrieren von neuem der Kaͤlte ausgeſezzt war, zu einer Membrane werden (i): denn die Kaͤlte verwandelt das Salzwaſſer des Blutes, und zwar zeitiger, als gemeines Waſſer, ſpaͤter aber als das Rote des Blutes, in Eis (k). Eben dieſes Salz- waſſer wird von der Kaͤlte wenig verduͤnnt, aber doch noch etwas mehr, als das Rote, fluͤßig gemacht.
Wenn Salzwaſſer etwas ſpaͤter, als das Rote gelie- fert, ſo geliefert es auch zu einem deſto feſtern Weſen, es mag nun von den Lebenskraͤften, oder von einer Krank- heit, oder von einer ſtaͤrkern Hizze, vom ſauern Geiſte, oder von dem geiſtigen Theile im Weine, zum Gerinnen gebracht werden. Dieſe Erinnerung ſchreibt ſich vor- naͤmlich von den neuern Franzoſen her (l).
Eine ſtaͤrkere Gewalt des Feuers verwandelt das Salzwaſſer in einen zerbrechlichen und zerreibbaren Gum- mi (m), welcher ſich nicht weiter aufloͤſen laͤſt, und mit der Zeit die aͤuſſerſte Haͤrte erlangt (n). Aber auch die pleuritiſche Rinde laͤſt ſich von abgezognem Weingeiſte in ein ungemein hartes Leder verkehren (o), und es wird das Salzwaſſer, wenn mans gelinde verrauchen laͤſt, allmaͤlich zu einem aͤuſſerſt zaͤhen Leime, der dem Tiſcher- leime nicht unaͤnlich iſt (p). Endlich verdichtet ſich das Eiweis, wenn mans trokknet, zu einem geſchmakloſen und zerreibbaren Gummi (q).
§. 3.
(i)[Spaltenumbruch]birch T. I. S. 354. im Jare 1663.
(k)diebold de aëre in liquid. human.
(l)helvetivſ Eclairciſſemens S. 16. petit Memoir. de l’Aca- demie 1732. S. 392. 393. queſnai de la ſaignée S. 13. aͤltere Aus- gabe. ſenac Tr. du cœur T. II. S. 92.
(m)eller Memoir. de Berlin T. XI. S. 25. T. VII. S. 7.
(n)[Spaltenumbruch]
Mit einem Knochen ver- gleichts Lancis angef. Ort. S. 10.
(o)Schwenke S. 166.
(p)Rhades S. 17. A. de heyde Obſ. 67.
(q) Welches ich oft ſelbſt geſe- hen; ferner Neumann nach Zim- merm. Ausgabe S. 1297. Vom Eie ſtvrm. Phyſ. gener. S. 533. und Ephem. Natur. Curioſ. Dec. II. Ann. III. Obſ. 58.
N 5
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[201/0221]
Das Salzwaſſer.
ren, und nach dem zweiten Gefrieren von neuem der
Kaͤlte ausgeſezzt war, zu einer Membrane werden (i):
denn die Kaͤlte verwandelt das Salzwaſſer des Blutes,
und zwar zeitiger, als gemeines Waſſer, ſpaͤter aber als
das Rote des Blutes, in Eis (k). Eben dieſes Salz-
waſſer wird von der Kaͤlte wenig verduͤnnt, aber doch
noch etwas mehr, als das Rote, fluͤßig gemacht.
Wenn Salzwaſſer etwas ſpaͤter, als das Rote gelie-
fert, ſo geliefert es auch zu einem deſto feſtern Weſen,
es mag nun von den Lebenskraͤften, oder von einer Krank-
heit, oder von einer ſtaͤrkern Hizze, vom ſauern Geiſte,
oder von dem geiſtigen Theile im Weine, zum Gerinnen
gebracht werden. Dieſe Erinnerung ſchreibt ſich vor-
naͤmlich von den neuern Franzoſen her (l).
Eine ſtaͤrkere Gewalt des Feuers verwandelt das
Salzwaſſer in einen zerbrechlichen und zerreibbaren Gum-
mi (m), welcher ſich nicht weiter aufloͤſen laͤſt, und mit
der Zeit die aͤuſſerſte Haͤrte erlangt (n). Aber auch die
pleuritiſche Rinde laͤſt ſich von abgezognem Weingeiſte
in ein ungemein hartes Leder verkehren (o), und es wird
das Salzwaſſer, wenn mans gelinde verrauchen laͤſt,
allmaͤlich zu einem aͤuſſerſt zaͤhen Leime, der dem Tiſcher-
leime nicht unaͤnlich iſt (p). Endlich verdichtet ſich das
Eiweis, wenn mans trokknet, zu einem geſchmakloſen
und zerreibbaren Gummi (q).
§. 3.
(i)
birch T. I. S. 354. im Jare
1663.
(k) diebold de aëre in liquid.
human.
(l) helvetivſ Eclairciſſemens
S. 16. petit Memoir. de l’Aca-
demie 1732. S. 392. 393. queſnai
de la ſaignée S. 13. aͤltere Aus-
gabe. ſenac Tr. du cœur T. II.
S. 92.
(m) eller Memoir. de Berlin
T. XI. S. 25. T. VII. S. 7.
(n)
Mit einem Knochen ver-
gleichts Lancis angef. Ort. S. 10.
(o) Schwenke S. 166.
(p) Rhades S. 17. A. de
heyde Obſ. 67.
(q) Welches ich oft ſelbſt geſe-
hen; ferner Neumann nach Zim-
merm. Ausgabe S. 1297. Vom
Eie ſtvrm. Phyſ. gener. S. 533.
und Ephem. Natur. Curioſ. Dec. II.
Ann. III. Obſ. 58.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/221>, abgerufen am 16.07.2024.
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